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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Westfälische Geschichten

An den Fenstern der Vorderfront des Hauses, die auf den Kirchplatz gingen,
Waren die Rollläden niedergelassen. Die Empfangs- und Gesellschaftszimmer, die
hier hinaus lagen, waren dunkel. Auf der Rückseite standen alle Fenster offen.
Hier lag das Arbeitszimmer des Präsidenten, hier lagen die Wohnräume, hier
hatte die alte Frau gewohnt. Heller Sonnenschein flutete herein und übergoß
die Zimmer mit goldnem Glänze. Auf dem Fensterbrett des Schlafzimmers der
alten Frau liefen Tauben hin und her, Pfauenschwänzchen, schneeweiß, und rucksten
und suchten nach den Körnchen, die sonst immer dort ausgestreut waren für sie
und nun heute zum erstenmal vergessen waren.

Der Duft von großen Bohnen drang aus dem Garten herauf: sie standen
in Blüte. Die alte Frau hatte sie gepflanzt, ebenso die Fitzebohnen, die, schon
hübsch herangewachsen, die braunen Stangen mit frischem Grün umrankten. Die
Kartoffeln waren aus der Erde heraus.

Bald können wir frische Kartoffeln essen, hatte die alte Frau zu ihrem Sohne
gesagt, als sie gestern Abend mit ihm durch den Garten gegangen war, der, ein
richtiger Bauerngarten, alles hervorbrachte, was das Herz der Meersch Pieper
erfreuen konnte. Solchen Salat, wie wir haben, den kannst du uicht beim
Gärtner kaufen. Die Köpfe so dick und fest und so gelb! Sollst mal sehen, was
für Gurken wir kriegen, und die Erdbeeren! Da kannst du dich satt essen, Junge.
Daß du den Garten so angelegt hast, wie wir ihn draußen auf dem Piepers Hof
gehabt haben, und die Stuben hast Herrichten lassen, daß ich immer denken muß:
Ganz wie aufm Hofe; daß ich wirtschaften kaun in der Küche, so wie ichs nun
einmal gewohnt bin, das hast du gut gemacht.

Dann hatten sie miteinander zu Abend gegessen in der Wohnstube, an dem
gescheuerten Tannentisch, der mit dem Leinenzeug gedeckt war, das die alte Frau
selbst gesponnen hatte. Die Mutter hatte gelacht und allerlei aus der Kinderzeit
des Präsidenten erzählt. Ganz wohlauf war sie gewesen. Dann war sie zu
Bett gegangen zur gewohnten Zeit. Aber aufgestanden war sie nicht wieder.
Als der Präsident am folgenden Morgen in die Wohnstube trat, wo sie ihn
immer hinter dem gedeckten Kaffeetisch zu erwarten Pflegte, da war sie nicht zur
Stelle, zum erstenmal, so lange sie bei ihm wohnte.

In ihrer Schlafkammer lag sie auf dem Bett, als ob sie schliefe. Der Schlag
hatte sie gerührt, sie war tot.

Ganz ohne Todeskampf ist sie hinübergegangen, sagte der Arzt, den sie ge¬
holt hatten. Ein Ende, um das sie zu beneiden ist.

Der Präsident ordnete an, wie man die Tote kleiden, wie sie betten sollte;
er schickte die Todesanzeige in die Expedition der Zeitung. Dann ließ er an¬
spannen und fuhr hinaus in die Gemeinde, wo der Piepershof lag. Beim
Schreiner im Kirchdorf, der den Holzbedarf aus dem Walde des Piepershofs
bezog, bestellte er den Etchensarg. Der Diener mußte Eichenzweige pflücken im
Piepersbusch, und mußte sie in den Wagen tragen.

Dann fuhr der Präsident auf den Piepershof.

Der Bauer, des Präsidenten ältester Bruder, der Anerbe des Hofes, saß
mit der Bäuerin beim Nachmittagskaffee, als der Präsident die Stube betrat.
Guten Tag, sagte der; die Mutter ist tot. Letzte Nacht ist sie gestorben. Sie
soll in der Stadt begraben werden. Ihr könnt zum Begräbnis kommen, ihr
beiden, wenn ihr wollt.

Der Präsident war nicht mehr auf deu Piepershof gekommen, seitdem die
Mutter weggezogen war von dort. Er nahm nicht den Stuhl, nicht die Tasse
Kaffee, die man ihm bot: Übermorgen Nachmittag um fünf Uhr wird sie begraben.
Dann stieg er wieder in seinen Wagen und fuhr in die Stadt zurück. Die
Hauptzimmer seines Hauses waren dunkel, der Staub lag auf den Möbeln: dort
hatte immer seine Mutter geputzt. Der Präsident duldete nicht, daß eine fremde
Hand dort schaffte, so lange sie noch im Hause war. Ju der Küche, wo seine


Westfälische Geschichten

An den Fenstern der Vorderfront des Hauses, die auf den Kirchplatz gingen,
Waren die Rollläden niedergelassen. Die Empfangs- und Gesellschaftszimmer, die
hier hinaus lagen, waren dunkel. Auf der Rückseite standen alle Fenster offen.
Hier lag das Arbeitszimmer des Präsidenten, hier lagen die Wohnräume, hier
hatte die alte Frau gewohnt. Heller Sonnenschein flutete herein und übergoß
die Zimmer mit goldnem Glänze. Auf dem Fensterbrett des Schlafzimmers der
alten Frau liefen Tauben hin und her, Pfauenschwänzchen, schneeweiß, und rucksten
und suchten nach den Körnchen, die sonst immer dort ausgestreut waren für sie
und nun heute zum erstenmal vergessen waren.

Der Duft von großen Bohnen drang aus dem Garten herauf: sie standen
in Blüte. Die alte Frau hatte sie gepflanzt, ebenso die Fitzebohnen, die, schon
hübsch herangewachsen, die braunen Stangen mit frischem Grün umrankten. Die
Kartoffeln waren aus der Erde heraus.

Bald können wir frische Kartoffeln essen, hatte die alte Frau zu ihrem Sohne
gesagt, als sie gestern Abend mit ihm durch den Garten gegangen war, der, ein
richtiger Bauerngarten, alles hervorbrachte, was das Herz der Meersch Pieper
erfreuen konnte. Solchen Salat, wie wir haben, den kannst du uicht beim
Gärtner kaufen. Die Köpfe so dick und fest und so gelb! Sollst mal sehen, was
für Gurken wir kriegen, und die Erdbeeren! Da kannst du dich satt essen, Junge.
Daß du den Garten so angelegt hast, wie wir ihn draußen auf dem Piepers Hof
gehabt haben, und die Stuben hast Herrichten lassen, daß ich immer denken muß:
Ganz wie aufm Hofe; daß ich wirtschaften kaun in der Küche, so wie ichs nun
einmal gewohnt bin, das hast du gut gemacht.

Dann hatten sie miteinander zu Abend gegessen in der Wohnstube, an dem
gescheuerten Tannentisch, der mit dem Leinenzeug gedeckt war, das die alte Frau
selbst gesponnen hatte. Die Mutter hatte gelacht und allerlei aus der Kinderzeit
des Präsidenten erzählt. Ganz wohlauf war sie gewesen. Dann war sie zu
Bett gegangen zur gewohnten Zeit. Aber aufgestanden war sie nicht wieder.
Als der Präsident am folgenden Morgen in die Wohnstube trat, wo sie ihn
immer hinter dem gedeckten Kaffeetisch zu erwarten Pflegte, da war sie nicht zur
Stelle, zum erstenmal, so lange sie bei ihm wohnte.

In ihrer Schlafkammer lag sie auf dem Bett, als ob sie schliefe. Der Schlag
hatte sie gerührt, sie war tot.

Ganz ohne Todeskampf ist sie hinübergegangen, sagte der Arzt, den sie ge¬
holt hatten. Ein Ende, um das sie zu beneiden ist.

Der Präsident ordnete an, wie man die Tote kleiden, wie sie betten sollte;
er schickte die Todesanzeige in die Expedition der Zeitung. Dann ließ er an¬
spannen und fuhr hinaus in die Gemeinde, wo der Piepershof lag. Beim
Schreiner im Kirchdorf, der den Holzbedarf aus dem Walde des Piepershofs
bezog, bestellte er den Etchensarg. Der Diener mußte Eichenzweige pflücken im
Piepersbusch, und mußte sie in den Wagen tragen.

Dann fuhr der Präsident auf den Piepershof.

Der Bauer, des Präsidenten ältester Bruder, der Anerbe des Hofes, saß
mit der Bäuerin beim Nachmittagskaffee, als der Präsident die Stube betrat.
Guten Tag, sagte der; die Mutter ist tot. Letzte Nacht ist sie gestorben. Sie
soll in der Stadt begraben werden. Ihr könnt zum Begräbnis kommen, ihr
beiden, wenn ihr wollt.

Der Präsident war nicht mehr auf deu Piepershof gekommen, seitdem die
Mutter weggezogen war von dort. Er nahm nicht den Stuhl, nicht die Tasse
Kaffee, die man ihm bot: Übermorgen Nachmittag um fünf Uhr wird sie begraben.
Dann stieg er wieder in seinen Wagen und fuhr in die Stadt zurück. Die
Hauptzimmer seines Hauses waren dunkel, der Staub lag auf den Möbeln: dort
hatte immer seine Mutter geputzt. Der Präsident duldete nicht, daß eine fremde
Hand dort schaffte, so lange sie noch im Hause war. Ju der Küche, wo seine


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[0776] Westfälische Geschichten An den Fenstern der Vorderfront des Hauses, die auf den Kirchplatz gingen, Waren die Rollläden niedergelassen. Die Empfangs- und Gesellschaftszimmer, die hier hinaus lagen, waren dunkel. Auf der Rückseite standen alle Fenster offen. Hier lag das Arbeitszimmer des Präsidenten, hier lagen die Wohnräume, hier hatte die alte Frau gewohnt. Heller Sonnenschein flutete herein und übergoß die Zimmer mit goldnem Glänze. Auf dem Fensterbrett des Schlafzimmers der alten Frau liefen Tauben hin und her, Pfauenschwänzchen, schneeweiß, und rucksten und suchten nach den Körnchen, die sonst immer dort ausgestreut waren für sie und nun heute zum erstenmal vergessen waren. Der Duft von großen Bohnen drang aus dem Garten herauf: sie standen in Blüte. Die alte Frau hatte sie gepflanzt, ebenso die Fitzebohnen, die, schon hübsch herangewachsen, die braunen Stangen mit frischem Grün umrankten. Die Kartoffeln waren aus der Erde heraus. Bald können wir frische Kartoffeln essen, hatte die alte Frau zu ihrem Sohne gesagt, als sie gestern Abend mit ihm durch den Garten gegangen war, der, ein richtiger Bauerngarten, alles hervorbrachte, was das Herz der Meersch Pieper erfreuen konnte. Solchen Salat, wie wir haben, den kannst du uicht beim Gärtner kaufen. Die Köpfe so dick und fest und so gelb! Sollst mal sehen, was für Gurken wir kriegen, und die Erdbeeren! Da kannst du dich satt essen, Junge. Daß du den Garten so angelegt hast, wie wir ihn draußen auf dem Piepers Hof gehabt haben, und die Stuben hast Herrichten lassen, daß ich immer denken muß: Ganz wie aufm Hofe; daß ich wirtschaften kaun in der Küche, so wie ichs nun einmal gewohnt bin, das hast du gut gemacht. Dann hatten sie miteinander zu Abend gegessen in der Wohnstube, an dem gescheuerten Tannentisch, der mit dem Leinenzeug gedeckt war, das die alte Frau selbst gesponnen hatte. Die Mutter hatte gelacht und allerlei aus der Kinderzeit des Präsidenten erzählt. Ganz wohlauf war sie gewesen. Dann war sie zu Bett gegangen zur gewohnten Zeit. Aber aufgestanden war sie nicht wieder. Als der Präsident am folgenden Morgen in die Wohnstube trat, wo sie ihn immer hinter dem gedeckten Kaffeetisch zu erwarten Pflegte, da war sie nicht zur Stelle, zum erstenmal, so lange sie bei ihm wohnte. In ihrer Schlafkammer lag sie auf dem Bett, als ob sie schliefe. Der Schlag hatte sie gerührt, sie war tot. Ganz ohne Todeskampf ist sie hinübergegangen, sagte der Arzt, den sie ge¬ holt hatten. Ein Ende, um das sie zu beneiden ist. Der Präsident ordnete an, wie man die Tote kleiden, wie sie betten sollte; er schickte die Todesanzeige in die Expedition der Zeitung. Dann ließ er an¬ spannen und fuhr hinaus in die Gemeinde, wo der Piepershof lag. Beim Schreiner im Kirchdorf, der den Holzbedarf aus dem Walde des Piepershofs bezog, bestellte er den Etchensarg. Der Diener mußte Eichenzweige pflücken im Piepersbusch, und mußte sie in den Wagen tragen. Dann fuhr der Präsident auf den Piepershof. Der Bauer, des Präsidenten ältester Bruder, der Anerbe des Hofes, saß mit der Bäuerin beim Nachmittagskaffee, als der Präsident die Stube betrat. Guten Tag, sagte der; die Mutter ist tot. Letzte Nacht ist sie gestorben. Sie soll in der Stadt begraben werden. Ihr könnt zum Begräbnis kommen, ihr beiden, wenn ihr wollt. Der Präsident war nicht mehr auf deu Piepershof gekommen, seitdem die Mutter weggezogen war von dort. Er nahm nicht den Stuhl, nicht die Tasse Kaffee, die man ihm bot: Übermorgen Nachmittag um fünf Uhr wird sie begraben. Dann stieg er wieder in seinen Wagen und fuhr in die Stadt zurück. Die Hauptzimmer seines Hauses waren dunkel, der Staub lag auf den Möbeln: dort hatte immer seine Mutter geputzt. Der Präsident duldete nicht, daß eine fremde Hand dort schaffte, so lange sie noch im Hause war. Ju der Küche, wo seine

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/776>, abgerufen am 04.07.2024.