Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Wanderungen in der Niederlausitz

Berlin marschierenden Armee hineinwagten. Sie waren vielleicht ein Teil des
Tschernitschefschen Streifkorps, mit dem dieser kühne Heerführer um 20. August eine
sächsische Kriegskasse von 142000 Talern in Münchhausen bei Sonnewalde er¬
beutete. Sie mußten sich, nachdem sie bis zur Elsterbrücke in Herzberg vorgerückt
waren, eiligst auf das größere Korps zurückziehn; die Krankenwagen fuhren ihnen
zu laugsam; andrerseits wollte der führende Offizier auch seine Beute nicht fahren
lassen. So reifte in der Nacht vom 19. zum 20. August in ihm der furchtbare
Entschluß, die Gefangnen zu ermorden. Die den Fuhrleuten gegenüber getane
Äußerung läßt darauf schließen, daß er von jenem tödlichen Hasse gegen den Franz¬
mann und seineu Anhang erfüllt war, der zum Beispiel aus Heinrich von Kleists
Versen spricht:

Die Bluttat von Jagsall wurde bei der Fülle des Aufregenden und des Grä߬
lichen, das in den folgenden Tagen und Monden auf deutschen Schlachtfeldern
geschah, entweder gar nicht in weitern Kreisen bekannt oder bald wieder vergessen.
Nur der Pfarrer Mößler im benachbarten Malizschkendorf erwähnte sie in seiner
am 18. Januar 1816 gehaltnen, später gedruckten Friedenspredigt. Diese Predigt
kam zufällig dem in Weimar lebenden bekannten russischen Legationsrat von
Kotzebue unter die Augen; er fühlte die Ehre des russischen Namens verletzt und
versuchte die ganze Erzählung des Pfarrers in seinem "OpPvsitions - Blatt oder
Weimarische Zeitung" genannten Journal als eine "auffallende Unwahrheit" zu
brandmarken. Er schloß seine Verdächtigung mit der höhnischen Frage: "Wie
kommt es denn, daß ein solches Faktum dem ganzen deutschen Publikum so lauge
unbekannt geblieben ist, bis es Herrn Mößler beliebte, seine Kanzel damit zu
schmücken?" Die nötige Zurechtweisung des dreisten Literaten ist, wie unser Akten¬
stück beweist, sowohl durch den mit Unrecht angegriffnen Pfarrer wie durch das
Schliebener Justizamt erfolgt. Die Grabstätte der unglücklichen Opfer des Mordes
ist heute noch in Jagsall und in der Umgegend wohlbekannt; noch immer kommen
dort einzelne Uniformknöpfe und vermoderte Uniformfetzen zum Vorschein.

Von diesen düstern Erinnerungen aus napoleonischer Zeit schweifte die Unter¬
haltung zu den ältern geschichtlichen Denkmälern der Unigegend von Schlieben,
namentlich zu den zahlreichen Rnndwällen. Es wurde die vielumstrittne Frage erörtert,
ob sie von den germanischen Semnonen oder von den später eingewanderten Slawen
herrührten. Eine dritte Möglichkeit ist die, daß die eine oder die andre dieser
Befestigungen auch auf Schanzanlagen Karls des Großen und seiner Nachfolger
zurückgehn kann, dessen liinss Loradieus auch einige rechts von der Elbe liegende
Landstriche umfaßt zu haben scheint. Die Typen seiner Burgcmlngen sind erst
neuerdings durch Carl Schuchhardts Forschungen genauer erkannt worden; sie
gleichen den im ehemals sächsischen Kurkreis vorkommenden Höhenburgen und Rund-
Wällen in vielen Stücken, ja sogar der Name Hohbuoki, womit Einhard und andre
Geschichtschreiber jener Zeit ein in der Nähe von Magdeburg angelegtes karo-
lingisches Kastell bezeichnen, findet sich als Hohenbuko zehn Kilometer nordöstlich
von Schlieben wieder. Hier eröffnet sich noch ein weites Feld für eine besonnene,
sich auf wirklich wissenschaftliche Ausgrabungen stützende Geschichtsforschung. An¬
geregt durch die Unterhaltung darüber beschlossen wir, am nächsten Morgen alle
wieder zusammenzukommen und zunächst den berühmten Schliebener Nundwall
gemeinsam zu besichtigen. Wir waren auch alle zur Stelle, außerdem aber auch
ein so andauernder und gleichmäßig starker Landregen, daß unsre geschichtliche
Expedition buchstäblich zu Wasser wurde. Wir fuhren also nach Herzberg, von
wo uns die Eisenbahn in das heimische Sachsen zurückführen sollte. Herzberg
(Hertisberg), dicht neben dem Slawendorfe Altherzberg, ist eine deutsche Grün¬
dung der wettinischeu Grafen von Brehnci, deren heraldisches Zeichen, der schreitende
Hirsch, das Wappentier der Stadt geworden ist, ohne daß doch ihr Name etwas


Wanderungen in der Niederlausitz

Berlin marschierenden Armee hineinwagten. Sie waren vielleicht ein Teil des
Tschernitschefschen Streifkorps, mit dem dieser kühne Heerführer um 20. August eine
sächsische Kriegskasse von 142000 Talern in Münchhausen bei Sonnewalde er¬
beutete. Sie mußten sich, nachdem sie bis zur Elsterbrücke in Herzberg vorgerückt
waren, eiligst auf das größere Korps zurückziehn; die Krankenwagen fuhren ihnen
zu laugsam; andrerseits wollte der führende Offizier auch seine Beute nicht fahren
lassen. So reifte in der Nacht vom 19. zum 20. August in ihm der furchtbare
Entschluß, die Gefangnen zu ermorden. Die den Fuhrleuten gegenüber getane
Äußerung läßt darauf schließen, daß er von jenem tödlichen Hasse gegen den Franz¬
mann und seineu Anhang erfüllt war, der zum Beispiel aus Heinrich von Kleists
Versen spricht:

Die Bluttat von Jagsall wurde bei der Fülle des Aufregenden und des Grä߬
lichen, das in den folgenden Tagen und Monden auf deutschen Schlachtfeldern
geschah, entweder gar nicht in weitern Kreisen bekannt oder bald wieder vergessen.
Nur der Pfarrer Mößler im benachbarten Malizschkendorf erwähnte sie in seiner
am 18. Januar 1816 gehaltnen, später gedruckten Friedenspredigt. Diese Predigt
kam zufällig dem in Weimar lebenden bekannten russischen Legationsrat von
Kotzebue unter die Augen; er fühlte die Ehre des russischen Namens verletzt und
versuchte die ganze Erzählung des Pfarrers in seinem „OpPvsitions - Blatt oder
Weimarische Zeitung" genannten Journal als eine „auffallende Unwahrheit" zu
brandmarken. Er schloß seine Verdächtigung mit der höhnischen Frage: „Wie
kommt es denn, daß ein solches Faktum dem ganzen deutschen Publikum so lauge
unbekannt geblieben ist, bis es Herrn Mößler beliebte, seine Kanzel damit zu
schmücken?" Die nötige Zurechtweisung des dreisten Literaten ist, wie unser Akten¬
stück beweist, sowohl durch den mit Unrecht angegriffnen Pfarrer wie durch das
Schliebener Justizamt erfolgt. Die Grabstätte der unglücklichen Opfer des Mordes
ist heute noch in Jagsall und in der Umgegend wohlbekannt; noch immer kommen
dort einzelne Uniformknöpfe und vermoderte Uniformfetzen zum Vorschein.

Von diesen düstern Erinnerungen aus napoleonischer Zeit schweifte die Unter¬
haltung zu den ältern geschichtlichen Denkmälern der Unigegend von Schlieben,
namentlich zu den zahlreichen Rnndwällen. Es wurde die vielumstrittne Frage erörtert,
ob sie von den germanischen Semnonen oder von den später eingewanderten Slawen
herrührten. Eine dritte Möglichkeit ist die, daß die eine oder die andre dieser
Befestigungen auch auf Schanzanlagen Karls des Großen und seiner Nachfolger
zurückgehn kann, dessen liinss Loradieus auch einige rechts von der Elbe liegende
Landstriche umfaßt zu haben scheint. Die Typen seiner Burgcmlngen sind erst
neuerdings durch Carl Schuchhardts Forschungen genauer erkannt worden; sie
gleichen den im ehemals sächsischen Kurkreis vorkommenden Höhenburgen und Rund-
Wällen in vielen Stücken, ja sogar der Name Hohbuoki, womit Einhard und andre
Geschichtschreiber jener Zeit ein in der Nähe von Magdeburg angelegtes karo-
lingisches Kastell bezeichnen, findet sich als Hohenbuko zehn Kilometer nordöstlich
von Schlieben wieder. Hier eröffnet sich noch ein weites Feld für eine besonnene,
sich auf wirklich wissenschaftliche Ausgrabungen stützende Geschichtsforschung. An¬
geregt durch die Unterhaltung darüber beschlossen wir, am nächsten Morgen alle
wieder zusammenzukommen und zunächst den berühmten Schliebener Nundwall
gemeinsam zu besichtigen. Wir waren auch alle zur Stelle, außerdem aber auch
ein so andauernder und gleichmäßig starker Landregen, daß unsre geschichtliche
Expedition buchstäblich zu Wasser wurde. Wir fuhren also nach Herzberg, von
wo uns die Eisenbahn in das heimische Sachsen zurückführen sollte. Herzberg
(Hertisberg), dicht neben dem Slawendorfe Altherzberg, ist eine deutsche Grün¬
dung der wettinischeu Grafen von Brehnci, deren heraldisches Zeichen, der schreitende
Hirsch, das Wappentier der Stadt geworden ist, ohne daß doch ihr Name etwas


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0774" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/294393"/>
          <fw type="header" place="top"> Wanderungen in der Niederlausitz</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_3444" prev="#ID_3443"> Berlin marschierenden Armee hineinwagten. Sie waren vielleicht ein Teil des<lb/>
Tschernitschefschen Streifkorps, mit dem dieser kühne Heerführer um 20. August eine<lb/>
sächsische Kriegskasse von 142000 Talern in Münchhausen bei Sonnewalde er¬<lb/>
beutete. Sie mußten sich, nachdem sie bis zur Elsterbrücke in Herzberg vorgerückt<lb/>
waren, eiligst auf das größere Korps zurückziehn; die Krankenwagen fuhren ihnen<lb/>
zu laugsam; andrerseits wollte der führende Offizier auch seine Beute nicht fahren<lb/>
lassen. So reifte in der Nacht vom 19. zum 20. August in ihm der furchtbare<lb/>
Entschluß, die Gefangnen zu ermorden. Die den Fuhrleuten gegenüber getane<lb/>
Äußerung läßt darauf schließen, daß er von jenem tödlichen Hasse gegen den Franz¬<lb/>
mann und seineu Anhang erfüllt war, der zum Beispiel aus Heinrich von Kleists<lb/>
Versen spricht: <lg xml:id="POEMID_23" type="poem"><l/></lg></p><lb/>
          <p xml:id="ID_3445"> Die Bluttat von Jagsall wurde bei der Fülle des Aufregenden und des Grä߬<lb/>
lichen, das in den folgenden Tagen und Monden auf deutschen Schlachtfeldern<lb/>
geschah, entweder gar nicht in weitern Kreisen bekannt oder bald wieder vergessen.<lb/>
Nur der Pfarrer Mößler im benachbarten Malizschkendorf erwähnte sie in seiner<lb/>
am 18. Januar 1816 gehaltnen, später gedruckten Friedenspredigt. Diese Predigt<lb/>
kam zufällig dem in Weimar lebenden bekannten russischen Legationsrat von<lb/>
Kotzebue unter die Augen; er fühlte die Ehre des russischen Namens verletzt und<lb/>
versuchte die ganze Erzählung des Pfarrers in seinem &#x201E;OpPvsitions - Blatt oder<lb/>
Weimarische Zeitung" genannten Journal als eine &#x201E;auffallende Unwahrheit" zu<lb/>
brandmarken. Er schloß seine Verdächtigung mit der höhnischen Frage: &#x201E;Wie<lb/>
kommt es denn, daß ein solches Faktum dem ganzen deutschen Publikum so lauge<lb/>
unbekannt geblieben ist, bis es Herrn Mößler beliebte, seine Kanzel damit zu<lb/>
schmücken?" Die nötige Zurechtweisung des dreisten Literaten ist, wie unser Akten¬<lb/>
stück beweist, sowohl durch den mit Unrecht angegriffnen Pfarrer wie durch das<lb/>
Schliebener Justizamt erfolgt. Die Grabstätte der unglücklichen Opfer des Mordes<lb/>
ist heute noch in Jagsall und in der Umgegend wohlbekannt; noch immer kommen<lb/>
dort einzelne Uniformknöpfe und vermoderte Uniformfetzen zum Vorschein.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3446" next="#ID_3447"> Von diesen düstern Erinnerungen aus napoleonischer Zeit schweifte die Unter¬<lb/>
haltung zu den ältern geschichtlichen Denkmälern der Unigegend von Schlieben,<lb/>
namentlich zu den zahlreichen Rnndwällen. Es wurde die vielumstrittne Frage erörtert,<lb/>
ob sie von den germanischen Semnonen oder von den später eingewanderten Slawen<lb/>
herrührten. Eine dritte Möglichkeit ist die, daß die eine oder die andre dieser<lb/>
Befestigungen auch auf Schanzanlagen Karls des Großen und seiner Nachfolger<lb/>
zurückgehn kann, dessen liinss Loradieus auch einige rechts von der Elbe liegende<lb/>
Landstriche umfaßt zu haben scheint. Die Typen seiner Burgcmlngen sind erst<lb/>
neuerdings durch Carl Schuchhardts Forschungen genauer erkannt worden; sie<lb/>
gleichen den im ehemals sächsischen Kurkreis vorkommenden Höhenburgen und Rund-<lb/>
Wällen in vielen Stücken, ja sogar der Name Hohbuoki, womit Einhard und andre<lb/>
Geschichtschreiber jener Zeit ein in der Nähe von Magdeburg angelegtes karo-<lb/>
lingisches Kastell bezeichnen, findet sich als Hohenbuko zehn Kilometer nordöstlich<lb/>
von Schlieben wieder. Hier eröffnet sich noch ein weites Feld für eine besonnene,<lb/>
sich auf wirklich wissenschaftliche Ausgrabungen stützende Geschichtsforschung. An¬<lb/>
geregt durch die Unterhaltung darüber beschlossen wir, am nächsten Morgen alle<lb/>
wieder zusammenzukommen und zunächst den berühmten Schliebener Nundwall<lb/>
gemeinsam zu besichtigen. Wir waren auch alle zur Stelle, außerdem aber auch<lb/>
ein so andauernder und gleichmäßig starker Landregen, daß unsre geschichtliche<lb/>
Expedition buchstäblich zu Wasser wurde. Wir fuhren also nach Herzberg, von<lb/>
wo uns die Eisenbahn in das heimische Sachsen zurückführen sollte. Herzberg<lb/>
(Hertisberg), dicht neben dem Slawendorfe Altherzberg, ist eine deutsche Grün¬<lb/>
dung der wettinischeu Grafen von Brehnci, deren heraldisches Zeichen, der schreitende<lb/>
Hirsch, das Wappentier der Stadt geworden ist, ohne daß doch ihr Name etwas</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0774] Wanderungen in der Niederlausitz Berlin marschierenden Armee hineinwagten. Sie waren vielleicht ein Teil des Tschernitschefschen Streifkorps, mit dem dieser kühne Heerführer um 20. August eine sächsische Kriegskasse von 142000 Talern in Münchhausen bei Sonnewalde er¬ beutete. Sie mußten sich, nachdem sie bis zur Elsterbrücke in Herzberg vorgerückt waren, eiligst auf das größere Korps zurückziehn; die Krankenwagen fuhren ihnen zu laugsam; andrerseits wollte der führende Offizier auch seine Beute nicht fahren lassen. So reifte in der Nacht vom 19. zum 20. August in ihm der furchtbare Entschluß, die Gefangnen zu ermorden. Die den Fuhrleuten gegenüber getane Äußerung läßt darauf schließen, daß er von jenem tödlichen Hasse gegen den Franz¬ mann und seineu Anhang erfüllt war, der zum Beispiel aus Heinrich von Kleists Versen spricht: Die Bluttat von Jagsall wurde bei der Fülle des Aufregenden und des Grä߬ lichen, das in den folgenden Tagen und Monden auf deutschen Schlachtfeldern geschah, entweder gar nicht in weitern Kreisen bekannt oder bald wieder vergessen. Nur der Pfarrer Mößler im benachbarten Malizschkendorf erwähnte sie in seiner am 18. Januar 1816 gehaltnen, später gedruckten Friedenspredigt. Diese Predigt kam zufällig dem in Weimar lebenden bekannten russischen Legationsrat von Kotzebue unter die Augen; er fühlte die Ehre des russischen Namens verletzt und versuchte die ganze Erzählung des Pfarrers in seinem „OpPvsitions - Blatt oder Weimarische Zeitung" genannten Journal als eine „auffallende Unwahrheit" zu brandmarken. Er schloß seine Verdächtigung mit der höhnischen Frage: „Wie kommt es denn, daß ein solches Faktum dem ganzen deutschen Publikum so lauge unbekannt geblieben ist, bis es Herrn Mößler beliebte, seine Kanzel damit zu schmücken?" Die nötige Zurechtweisung des dreisten Literaten ist, wie unser Akten¬ stück beweist, sowohl durch den mit Unrecht angegriffnen Pfarrer wie durch das Schliebener Justizamt erfolgt. Die Grabstätte der unglücklichen Opfer des Mordes ist heute noch in Jagsall und in der Umgegend wohlbekannt; noch immer kommen dort einzelne Uniformknöpfe und vermoderte Uniformfetzen zum Vorschein. Von diesen düstern Erinnerungen aus napoleonischer Zeit schweifte die Unter¬ haltung zu den ältern geschichtlichen Denkmälern der Unigegend von Schlieben, namentlich zu den zahlreichen Rnndwällen. Es wurde die vielumstrittne Frage erörtert, ob sie von den germanischen Semnonen oder von den später eingewanderten Slawen herrührten. Eine dritte Möglichkeit ist die, daß die eine oder die andre dieser Befestigungen auch auf Schanzanlagen Karls des Großen und seiner Nachfolger zurückgehn kann, dessen liinss Loradieus auch einige rechts von der Elbe liegende Landstriche umfaßt zu haben scheint. Die Typen seiner Burgcmlngen sind erst neuerdings durch Carl Schuchhardts Forschungen genauer erkannt worden; sie gleichen den im ehemals sächsischen Kurkreis vorkommenden Höhenburgen und Rund- Wällen in vielen Stücken, ja sogar der Name Hohbuoki, womit Einhard und andre Geschichtschreiber jener Zeit ein in der Nähe von Magdeburg angelegtes karo- lingisches Kastell bezeichnen, findet sich als Hohenbuko zehn Kilometer nordöstlich von Schlieben wieder. Hier eröffnet sich noch ein weites Feld für eine besonnene, sich auf wirklich wissenschaftliche Ausgrabungen stützende Geschichtsforschung. An¬ geregt durch die Unterhaltung darüber beschlossen wir, am nächsten Morgen alle wieder zusammenzukommen und zunächst den berühmten Schliebener Nundwall gemeinsam zu besichtigen. Wir waren auch alle zur Stelle, außerdem aber auch ein so andauernder und gleichmäßig starker Landregen, daß unsre geschichtliche Expedition buchstäblich zu Wasser wurde. Wir fuhren also nach Herzberg, von wo uns die Eisenbahn in das heimische Sachsen zurückführen sollte. Herzberg (Hertisberg), dicht neben dem Slawendorfe Altherzberg, ist eine deutsche Grün¬ dung der wettinischeu Grafen von Brehnci, deren heraldisches Zeichen, der schreitende Hirsch, das Wappentier der Stadt geworden ist, ohne daß doch ihr Name etwas

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/774
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/774>, abgerufen am 04.07.2024.