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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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So ist vor allein ein sehr strenges Gesetz gegen das Tragen von Waffen not¬
wendig. Wenn dieses aber wahrhaft wirksam gemacht werden soll, so muß darauf
hingearbeitet werden, die Naturtriebe und die Vorurteile dieser unerzognen leiden¬
schaftlichen Menschen zu mildern. Das Gesetz müßte jeden Mörder, auch bei so¬
genannten mildernden Umständen, als gemeinen Verbrecher brandmarken, der mit
dem Verlust jedes öffentlichen Rechtes bestraft wird. Nur so kann der Mord als
ein unter keinen Umständen zu entschuldigendes Verbrechen hingestellt werden. Wie
oft hört das Volk, das sich zu den Gratisvorstellungen der Gerichtsverhandlungen
drängt, eine förmliche Apologie des Verbrechers, den sein Advokat in glänzender
Verteidigung reinwäscht. Auch erfahren und lernen die Zuhörer dort oft Dinge,
die besser bei Ausschluß der Öffentlichkeit verhandelt würden. Sogar das Theater,
wo in den sogenannten ^.rons xopolA.ro die häßlichsten Leidenschaften in das günstigste
Licht gestellt werden, trägt zur Verrohung des Gefühls bei, denn in krassester Weise
spielen Dolch und Gift und alle möglichen Schandtaten eine Hauptrolle. Dieselbe
Schuld hat die Presse, die den Verbrecher aus Leidenschaft genau so wie eiuen
gemeinen Verbrecher behandeln sollte. Doch in den meisten Fällen wird eine
Tragödie oder ein Roman daraus gemacht, und eine förmliche Apotheose des
Mörders läßt ihn schuldlos erscheinen. Alles das, besonders aber die Lektüre der
Zeitungen ruft leicht das Verbrechen aus Nachahmungssucht hervor. Es schmeichelt
einem unbekanten Menschen, als Held irgend eines sensationellen Ereignisses in der
Presse besprochen und dadurch bekannt zu werden.

Doch die größte Schuld an den sich häufenden Verbrechen trägt sicher, wie
schon erwähnt worden ist, die im ganzen recht mangelhafte Erziehung des Volkes.
Eine Reform des Gefühls, eine Milderung der brutalen Instinkte, das ist das
große Problem, dessen Lösung die Aufgabe der Schulen sein muß. Die Lehrer
sollten dem heranwachsenden Geschlecht den Grundsatz einpräge", daß der Mensch
unter keinen Umständen ein Recht auf das Leben seines Nächsten hat, und nur ans
diese Weise kann mit der Zeit die mittelalterliche Barbarei der Blutrache ver¬
schwinde". Auch müßte den Schülern beigebracht werden, daß sie Grausamkeit,
Diebstahl, Lüge, überhaupt das Laster als solches, verabscheuen lernen, aber für
das Gute, Edle und Schöne empfänglich werden. Vor allem soll die Jugend an
Arbeit, Ordnung und Disziplin gewöhnt werden, drei Dinge, die bei der jetzigen
Erziehungsart sehr zu wünschen übrig lassen. Die Erziehung in der Schule muß
bei den ärmern Klassen die häusliche ersetzen, die namentlich in den frühesten Jahren
so wertvoll ist, wo eine gebildete, liebevolle und doch strenge Mutter im Kinde für
sein ganzes Leben die Abneigung für Gewaltsamkeit und Schlechtigkeit befestigen
und seine guten Neigungen entwickeln kann.

Gut wäre es, zu diesem Zweck mit dem antireligiösen Vorurteil zu brechen,
denn ohne Christentum kann es keine christliche Moral geben. Der Staat sollte
die Mühe nicht schenen, die brauchbaren unter den Seelsorgern, Predigern und
Lehrern herauszufinden, damit namentlich auf dem Lande ein religiöser Unterricht
erteilt werden kann, dessen Folge eine moralische, die Seele des Kindes bessernde
Erziehung sein soll.

Leider macht sich in der letzten Zeit in Italien die Anhäufung von Verbrechen
auch in den gebildeten Kreisen bemerkbar. Ein Sensationsprozeß drängt den andern.
Da sind Sohn und Tochter eines Universitätsprofessors des Mordes von Schwager
und Gatten fast schon überwiesen: der Fall Bonmartini. Ein Offizier Modugno
ist dringend verdächtig, seine Frau ermordet zu haben. Die sogenannte Gräfin
Ubaldelli, die in der guten Gesellschaft verkehrte, ist schon wegen unglaublicher Be¬
trügereien und Mischungen verurteilt worden. Ein Advokat Nosada ist wegen
dringenden Verdachtes des Muttermordes gefcinglich eingezogen worden. Ein ebenfalls
in der Gesellschaft, namentlich in Sportkreisen, viel gesehener Cavaliere De Medici
machte einen Erpressungsversuch mit einem darauffolgenden, glücklicherweise mi߬
glückter Mordversuch um einem ihm befreundeten jungen Millionär. Durch Selbst-


So ist vor allein ein sehr strenges Gesetz gegen das Tragen von Waffen not¬
wendig. Wenn dieses aber wahrhaft wirksam gemacht werden soll, so muß darauf
hingearbeitet werden, die Naturtriebe und die Vorurteile dieser unerzognen leiden¬
schaftlichen Menschen zu mildern. Das Gesetz müßte jeden Mörder, auch bei so¬
genannten mildernden Umständen, als gemeinen Verbrecher brandmarken, der mit
dem Verlust jedes öffentlichen Rechtes bestraft wird. Nur so kann der Mord als
ein unter keinen Umständen zu entschuldigendes Verbrechen hingestellt werden. Wie
oft hört das Volk, das sich zu den Gratisvorstellungen der Gerichtsverhandlungen
drängt, eine förmliche Apologie des Verbrechers, den sein Advokat in glänzender
Verteidigung reinwäscht. Auch erfahren und lernen die Zuhörer dort oft Dinge,
die besser bei Ausschluß der Öffentlichkeit verhandelt würden. Sogar das Theater,
wo in den sogenannten ^.rons xopolA.ro die häßlichsten Leidenschaften in das günstigste
Licht gestellt werden, trägt zur Verrohung des Gefühls bei, denn in krassester Weise
spielen Dolch und Gift und alle möglichen Schandtaten eine Hauptrolle. Dieselbe
Schuld hat die Presse, die den Verbrecher aus Leidenschaft genau so wie eiuen
gemeinen Verbrecher behandeln sollte. Doch in den meisten Fällen wird eine
Tragödie oder ein Roman daraus gemacht, und eine förmliche Apotheose des
Mörders läßt ihn schuldlos erscheinen. Alles das, besonders aber die Lektüre der
Zeitungen ruft leicht das Verbrechen aus Nachahmungssucht hervor. Es schmeichelt
einem unbekanten Menschen, als Held irgend eines sensationellen Ereignisses in der
Presse besprochen und dadurch bekannt zu werden.

Doch die größte Schuld an den sich häufenden Verbrechen trägt sicher, wie
schon erwähnt worden ist, die im ganzen recht mangelhafte Erziehung des Volkes.
Eine Reform des Gefühls, eine Milderung der brutalen Instinkte, das ist das
große Problem, dessen Lösung die Aufgabe der Schulen sein muß. Die Lehrer
sollten dem heranwachsenden Geschlecht den Grundsatz einpräge«, daß der Mensch
unter keinen Umständen ein Recht auf das Leben seines Nächsten hat, und nur ans
diese Weise kann mit der Zeit die mittelalterliche Barbarei der Blutrache ver¬
schwinde». Auch müßte den Schülern beigebracht werden, daß sie Grausamkeit,
Diebstahl, Lüge, überhaupt das Laster als solches, verabscheuen lernen, aber für
das Gute, Edle und Schöne empfänglich werden. Vor allem soll die Jugend an
Arbeit, Ordnung und Disziplin gewöhnt werden, drei Dinge, die bei der jetzigen
Erziehungsart sehr zu wünschen übrig lassen. Die Erziehung in der Schule muß
bei den ärmern Klassen die häusliche ersetzen, die namentlich in den frühesten Jahren
so wertvoll ist, wo eine gebildete, liebevolle und doch strenge Mutter im Kinde für
sein ganzes Leben die Abneigung für Gewaltsamkeit und Schlechtigkeit befestigen
und seine guten Neigungen entwickeln kann.

Gut wäre es, zu diesem Zweck mit dem antireligiösen Vorurteil zu brechen,
denn ohne Christentum kann es keine christliche Moral geben. Der Staat sollte
die Mühe nicht schenen, die brauchbaren unter den Seelsorgern, Predigern und
Lehrern herauszufinden, damit namentlich auf dem Lande ein religiöser Unterricht
erteilt werden kann, dessen Folge eine moralische, die Seele des Kindes bessernde
Erziehung sein soll.

Leider macht sich in der letzten Zeit in Italien die Anhäufung von Verbrechen
auch in den gebildeten Kreisen bemerkbar. Ein Sensationsprozeß drängt den andern.
Da sind Sohn und Tochter eines Universitätsprofessors des Mordes von Schwager
und Gatten fast schon überwiesen: der Fall Bonmartini. Ein Offizier Modugno
ist dringend verdächtig, seine Frau ermordet zu haben. Die sogenannte Gräfin
Ubaldelli, die in der guten Gesellschaft verkehrte, ist schon wegen unglaublicher Be¬
trügereien und Mischungen verurteilt worden. Ein Advokat Nosada ist wegen
dringenden Verdachtes des Muttermordes gefcinglich eingezogen worden. Ein ebenfalls
in der Gesellschaft, namentlich in Sportkreisen, viel gesehener Cavaliere De Medici
machte einen Erpressungsversuch mit einem darauffolgenden, glücklicherweise mi߬
glückter Mordversuch um einem ihm befreundeten jungen Millionär. Durch Selbst-


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[0064] So ist vor allein ein sehr strenges Gesetz gegen das Tragen von Waffen not¬ wendig. Wenn dieses aber wahrhaft wirksam gemacht werden soll, so muß darauf hingearbeitet werden, die Naturtriebe und die Vorurteile dieser unerzognen leiden¬ schaftlichen Menschen zu mildern. Das Gesetz müßte jeden Mörder, auch bei so¬ genannten mildernden Umständen, als gemeinen Verbrecher brandmarken, der mit dem Verlust jedes öffentlichen Rechtes bestraft wird. Nur so kann der Mord als ein unter keinen Umständen zu entschuldigendes Verbrechen hingestellt werden. Wie oft hört das Volk, das sich zu den Gratisvorstellungen der Gerichtsverhandlungen drängt, eine förmliche Apologie des Verbrechers, den sein Advokat in glänzender Verteidigung reinwäscht. Auch erfahren und lernen die Zuhörer dort oft Dinge, die besser bei Ausschluß der Öffentlichkeit verhandelt würden. Sogar das Theater, wo in den sogenannten ^.rons xopolA.ro die häßlichsten Leidenschaften in das günstigste Licht gestellt werden, trägt zur Verrohung des Gefühls bei, denn in krassester Weise spielen Dolch und Gift und alle möglichen Schandtaten eine Hauptrolle. Dieselbe Schuld hat die Presse, die den Verbrecher aus Leidenschaft genau so wie eiuen gemeinen Verbrecher behandeln sollte. Doch in den meisten Fällen wird eine Tragödie oder ein Roman daraus gemacht, und eine förmliche Apotheose des Mörders läßt ihn schuldlos erscheinen. Alles das, besonders aber die Lektüre der Zeitungen ruft leicht das Verbrechen aus Nachahmungssucht hervor. Es schmeichelt einem unbekanten Menschen, als Held irgend eines sensationellen Ereignisses in der Presse besprochen und dadurch bekannt zu werden. Doch die größte Schuld an den sich häufenden Verbrechen trägt sicher, wie schon erwähnt worden ist, die im ganzen recht mangelhafte Erziehung des Volkes. Eine Reform des Gefühls, eine Milderung der brutalen Instinkte, das ist das große Problem, dessen Lösung die Aufgabe der Schulen sein muß. Die Lehrer sollten dem heranwachsenden Geschlecht den Grundsatz einpräge«, daß der Mensch unter keinen Umständen ein Recht auf das Leben seines Nächsten hat, und nur ans diese Weise kann mit der Zeit die mittelalterliche Barbarei der Blutrache ver¬ schwinde». Auch müßte den Schülern beigebracht werden, daß sie Grausamkeit, Diebstahl, Lüge, überhaupt das Laster als solches, verabscheuen lernen, aber für das Gute, Edle und Schöne empfänglich werden. Vor allem soll die Jugend an Arbeit, Ordnung und Disziplin gewöhnt werden, drei Dinge, die bei der jetzigen Erziehungsart sehr zu wünschen übrig lassen. Die Erziehung in der Schule muß bei den ärmern Klassen die häusliche ersetzen, die namentlich in den frühesten Jahren so wertvoll ist, wo eine gebildete, liebevolle und doch strenge Mutter im Kinde für sein ganzes Leben die Abneigung für Gewaltsamkeit und Schlechtigkeit befestigen und seine guten Neigungen entwickeln kann. Gut wäre es, zu diesem Zweck mit dem antireligiösen Vorurteil zu brechen, denn ohne Christentum kann es keine christliche Moral geben. Der Staat sollte die Mühe nicht schenen, die brauchbaren unter den Seelsorgern, Predigern und Lehrern herauszufinden, damit namentlich auf dem Lande ein religiöser Unterricht erteilt werden kann, dessen Folge eine moralische, die Seele des Kindes bessernde Erziehung sein soll. Leider macht sich in der letzten Zeit in Italien die Anhäufung von Verbrechen auch in den gebildeten Kreisen bemerkbar. Ein Sensationsprozeß drängt den andern. Da sind Sohn und Tochter eines Universitätsprofessors des Mordes von Schwager und Gatten fast schon überwiesen: der Fall Bonmartini. Ein Offizier Modugno ist dringend verdächtig, seine Frau ermordet zu haben. Die sogenannte Gräfin Ubaldelli, die in der guten Gesellschaft verkehrte, ist schon wegen unglaublicher Be¬ trügereien und Mischungen verurteilt worden. Ein Advokat Nosada ist wegen dringenden Verdachtes des Muttermordes gefcinglich eingezogen worden. Ein ebenfalls in der Gesellschaft, namentlich in Sportkreisen, viel gesehener Cavaliere De Medici machte einen Erpressungsversuch mit einem darauffolgenden, glücklicherweise mi߬ glückter Mordversuch um einem ihm befreundeten jungen Millionär. Durch Selbst-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/64>, abgerufen am 04.07.2024.