Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite

eines Straferkeuntnisses zu einer kraft- und wirkungslosen Formel erniedrigen. Mehr
als je zuvor muß sich der Streit entschlösse" zeigen, die Mittel, die ihm geblieben
sind, zu benutzen; bei aller Hochachtung für die Bemühungen der Organe des
Staates um die Anerkennung bei der Menge sollte man nie aus dein Auge lassen,
daß ihm nichts mehr schaden kann, als Schwäche zu zeigen.


Die Kriminalität in Italien.

Italien ist in einer kritischen Periode, in
der sich die Verbrechen, auch in den höhern Ständen, auf eine erschreckende Weise
vermehren. In jedem Jahre gibt es, nach genauen statistischen Berichten, etwa
viertausend Anzeigen von absichtlichen Mord, der versucht oder ausgeführt wurde.
Also viertausend Opfer im Jahre; das sind mehr als zehn Mordaufälle an einem
Tage! Und so wird im schönen Lande Italien ungefähr alle zwei Stunden ein
Mensch ermordet, wenn er nicht zufällig entkommt.

Woher kommt nun diese traurige Überzahl von Verbrechen, die namentlich im
Vergleich mit England auffällt? Wieder nach genauen statistischen Berichten ist seit
1862 die Zahl der Verurteilten in fortwährendem Wachsen, denn das Jahr 1862
gab in den verschiednen Gefängnissen und Strafanstalten Italiens 15037 Ver¬
brecher an, die sich im Jahre 1894- auf 28 336 vermehrt hatten, darunter viele
"jugendliche" Verbrecher, die 1889 die Zahl von 69000 erreicht hatten, also den
fünften Teil der Verurteilten ausmachten. Unter ihnen waren 5500 im Alter von
weniger als vierzehn Jahren.

In England hingegen vermindern sich die Verbrechen, namentlich der jugend¬
lichen Individuen, und in den letzten zwanzig Jahren sind sechs Gefängnisse als
überflüssig geschlossen worden. Gewiß hat die religiöse Erziehung einen großen
Anteil um dieser erfreulichen Tatsache, denn in England glaubt man noch, daß die
Religion für die Erziehung notwendig sei und als die Grundlage für die Moralität
der heranwachsenden Jugend angesehen werden müsse. Der Religionsunterricht steht
in den dortigen Schulen an erster Stelle.

In Italien hingegen, wo der unglückliche Zwiespalt zwischen Staat und Kirche
herrscht, ist der Religionsunterricht in den Schulen nicht obligatorisch; sogar die
Lehre der biblischen Geschichte, auf der die Basis des Christentums beruht, ist gänzlich
abgeschafft worden. Der heranwachsenden Jugend werden nicht die Pflichten des
Menschen, Wohl aber die Rechte des Unterdrückten gelehrt, denn die meisten dieser
Elementarlehrer, namentlich in Piemont, sind Sozialisten, und statt ihre Schüler
Gutes und Edles zu lehren, fachen sie in den jungen Seelen schon frühzeitig Neid
und Mißgunst an. So liegt der Hauptgrund der trostlosen Zustände an der un¬
genügenden Erziehung. Dieses Thema hat Baron R. Garofalo in seiner vorzüg¬
lichen Schrift I^oäueÄiiiono popolaro in rs-xporto "11a OrimiiMitÄ in ItÄÜÄ auf
das eingehendste und erschöpfendste behandelt. Die unglaubliche Häufigkeit der
Bluttateu in vielen Gegenden Italiens, namentlich auch in den großen Städten,
hat eine förmliche Gleichgiltigkeit gegen sie erzeugt, da Mord und Verwundungen
zur täglichen Chronik in den Zeitungen gehören.

Leider beharrt ein großer Teil der Bevölkerung in dem Glauben, bei gewissen
Veranlassungen ein Recht auf das Leben seines Nebenmenschen zu haben -- in höhern
Kreisen trifft man dasselbe: die Beleidigung muß mit Blut gewaschen werden, und jedes
geschehene Unrecht, auch das eingebildete, entschuldigt, ja rechtfertigt deu Mord.

. So hört man im Volk schon von Kindern Ausdrücke von entsetzlicher Grausam-
Jeden Augenblick überschütten sie sich wegen Kleinigkeiten mit Verwünschungen,
d'e sämtlich mit Mord und Totschlag zusammenhängen, und wobei das Wort amo^i-^re,
ermorden, eine Hauptrolle spielt. Diese rohen Drohungen haben die Kiuder natürlich
von den Eltern gelernt -- ein trauriges Zeichen! Diese Kinder tragen auch häufig
schon das Messer bei sich, wie sie es bei den Erwachsnen gesehen, und sind bei
der geringfügigsten Veranlassung bereit, es zu gebrauche". In manchen Gegenden
sind sogar die jungen Bauernmttdchen immer mit einem Dolch versehen.


eines Straferkeuntnisses zu einer kraft- und wirkungslosen Formel erniedrigen. Mehr
als je zuvor muß sich der Streit entschlösse» zeigen, die Mittel, die ihm geblieben
sind, zu benutzen; bei aller Hochachtung für die Bemühungen der Organe des
Staates um die Anerkennung bei der Menge sollte man nie aus dein Auge lassen,
daß ihm nichts mehr schaden kann, als Schwäche zu zeigen.


Die Kriminalität in Italien.

Italien ist in einer kritischen Periode, in
der sich die Verbrechen, auch in den höhern Ständen, auf eine erschreckende Weise
vermehren. In jedem Jahre gibt es, nach genauen statistischen Berichten, etwa
viertausend Anzeigen von absichtlichen Mord, der versucht oder ausgeführt wurde.
Also viertausend Opfer im Jahre; das sind mehr als zehn Mordaufälle an einem
Tage! Und so wird im schönen Lande Italien ungefähr alle zwei Stunden ein
Mensch ermordet, wenn er nicht zufällig entkommt.

Woher kommt nun diese traurige Überzahl von Verbrechen, die namentlich im
Vergleich mit England auffällt? Wieder nach genauen statistischen Berichten ist seit
1862 die Zahl der Verurteilten in fortwährendem Wachsen, denn das Jahr 1862
gab in den verschiednen Gefängnissen und Strafanstalten Italiens 15037 Ver¬
brecher an, die sich im Jahre 1894- auf 28 336 vermehrt hatten, darunter viele
„jugendliche" Verbrecher, die 1889 die Zahl von 69000 erreicht hatten, also den
fünften Teil der Verurteilten ausmachten. Unter ihnen waren 5500 im Alter von
weniger als vierzehn Jahren.

In England hingegen vermindern sich die Verbrechen, namentlich der jugend¬
lichen Individuen, und in den letzten zwanzig Jahren sind sechs Gefängnisse als
überflüssig geschlossen worden. Gewiß hat die religiöse Erziehung einen großen
Anteil um dieser erfreulichen Tatsache, denn in England glaubt man noch, daß die
Religion für die Erziehung notwendig sei und als die Grundlage für die Moralität
der heranwachsenden Jugend angesehen werden müsse. Der Religionsunterricht steht
in den dortigen Schulen an erster Stelle.

In Italien hingegen, wo der unglückliche Zwiespalt zwischen Staat und Kirche
herrscht, ist der Religionsunterricht in den Schulen nicht obligatorisch; sogar die
Lehre der biblischen Geschichte, auf der die Basis des Christentums beruht, ist gänzlich
abgeschafft worden. Der heranwachsenden Jugend werden nicht die Pflichten des
Menschen, Wohl aber die Rechte des Unterdrückten gelehrt, denn die meisten dieser
Elementarlehrer, namentlich in Piemont, sind Sozialisten, und statt ihre Schüler
Gutes und Edles zu lehren, fachen sie in den jungen Seelen schon frühzeitig Neid
und Mißgunst an. So liegt der Hauptgrund der trostlosen Zustände an der un¬
genügenden Erziehung. Dieses Thema hat Baron R. Garofalo in seiner vorzüg¬
lichen Schrift I^oäueÄiiiono popolaro in rs-xporto »11a OrimiiMitÄ in ItÄÜÄ auf
das eingehendste und erschöpfendste behandelt. Die unglaubliche Häufigkeit der
Bluttateu in vielen Gegenden Italiens, namentlich auch in den großen Städten,
hat eine förmliche Gleichgiltigkeit gegen sie erzeugt, da Mord und Verwundungen
zur täglichen Chronik in den Zeitungen gehören.

Leider beharrt ein großer Teil der Bevölkerung in dem Glauben, bei gewissen
Veranlassungen ein Recht auf das Leben seines Nebenmenschen zu haben — in höhern
Kreisen trifft man dasselbe: die Beleidigung muß mit Blut gewaschen werden, und jedes
geschehene Unrecht, auch das eingebildete, entschuldigt, ja rechtfertigt deu Mord.

. So hört man im Volk schon von Kindern Ausdrücke von entsetzlicher Grausam-
Jeden Augenblick überschütten sie sich wegen Kleinigkeiten mit Verwünschungen,
d'e sämtlich mit Mord und Totschlag zusammenhängen, und wobei das Wort amo^i-^re,
ermorden, eine Hauptrolle spielt. Diese rohen Drohungen haben die Kiuder natürlich
von den Eltern gelernt — ein trauriges Zeichen! Diese Kinder tragen auch häufig
schon das Messer bei sich, wie sie es bei den Erwachsnen gesehen, und sind bei
der geringfügigsten Veranlassung bereit, es zu gebrauche». In manchen Gegenden
sind sogar die jungen Bauernmttdchen immer mit einem Dolch versehen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0063" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/293682"/>
            <fw type="header" place="top"/><lb/>
            <p xml:id="ID_201" prev="#ID_200"> eines Straferkeuntnisses zu einer kraft- und wirkungslosen Formel erniedrigen. Mehr<lb/>
als je zuvor muß sich der Streit entschlösse» zeigen, die Mittel, die ihm geblieben<lb/>
sind, zu benutzen; bei aller Hochachtung für die Bemühungen der Organe des<lb/>
Staates um die Anerkennung bei der Menge sollte man nie aus dein Auge lassen,<lb/>
daß ihm nichts mehr schaden kann, als Schwäche zu zeigen.</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Die Kriminalität in Italien. </head>
            <p xml:id="ID_202"> Italien ist in einer kritischen Periode, in<lb/>
der sich die Verbrechen, auch in den höhern Ständen, auf eine erschreckende Weise<lb/>
vermehren. In jedem Jahre gibt es, nach genauen statistischen Berichten, etwa<lb/>
viertausend Anzeigen von absichtlichen Mord, der versucht oder ausgeführt wurde.<lb/>
Also viertausend Opfer im Jahre; das sind mehr als zehn Mordaufälle an einem<lb/>
Tage! Und so wird im schönen Lande Italien ungefähr alle zwei Stunden ein<lb/>
Mensch ermordet, wenn er nicht zufällig entkommt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_203"> Woher kommt nun diese traurige Überzahl von Verbrechen, die namentlich im<lb/>
Vergleich mit England auffällt? Wieder nach genauen statistischen Berichten ist seit<lb/>
1862 die Zahl der Verurteilten in fortwährendem Wachsen, denn das Jahr 1862<lb/>
gab in den verschiednen Gefängnissen und Strafanstalten Italiens 15037 Ver¬<lb/>
brecher an, die sich im Jahre 1894- auf 28 336 vermehrt hatten, darunter viele<lb/>
&#x201E;jugendliche" Verbrecher, die 1889 die Zahl von 69000 erreicht hatten, also den<lb/>
fünften Teil der Verurteilten ausmachten. Unter ihnen waren 5500 im Alter von<lb/>
weniger als vierzehn Jahren.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_204"> In England hingegen vermindern sich die Verbrechen, namentlich der jugend¬<lb/>
lichen Individuen, und in den letzten zwanzig Jahren sind sechs Gefängnisse als<lb/>
überflüssig geschlossen worden. Gewiß hat die religiöse Erziehung einen großen<lb/>
Anteil um dieser erfreulichen Tatsache, denn in England glaubt man noch, daß die<lb/>
Religion für die Erziehung notwendig sei und als die Grundlage für die Moralität<lb/>
der heranwachsenden Jugend angesehen werden müsse. Der Religionsunterricht steht<lb/>
in den dortigen Schulen an erster Stelle.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_205"> In Italien hingegen, wo der unglückliche Zwiespalt zwischen Staat und Kirche<lb/>
herrscht, ist der Religionsunterricht in den Schulen nicht obligatorisch; sogar die<lb/>
Lehre der biblischen Geschichte, auf der die Basis des Christentums beruht, ist gänzlich<lb/>
abgeschafft worden. Der heranwachsenden Jugend werden nicht die Pflichten des<lb/>
Menschen, Wohl aber die Rechte des Unterdrückten gelehrt, denn die meisten dieser<lb/>
Elementarlehrer, namentlich in Piemont, sind Sozialisten, und statt ihre Schüler<lb/>
Gutes und Edles zu lehren, fachen sie in den jungen Seelen schon frühzeitig Neid<lb/>
und Mißgunst an. So liegt der Hauptgrund der trostlosen Zustände an der un¬<lb/>
genügenden Erziehung. Dieses Thema hat Baron R. Garofalo in seiner vorzüg¬<lb/>
lichen Schrift I^oäueÄiiiono popolaro in rs-xporto »11a OrimiiMitÄ in ItÄÜÄ auf<lb/>
das eingehendste und erschöpfendste behandelt. Die unglaubliche Häufigkeit der<lb/>
Bluttateu in vielen Gegenden Italiens, namentlich auch in den großen Städten,<lb/>
hat eine förmliche Gleichgiltigkeit gegen sie erzeugt, da Mord und Verwundungen<lb/>
zur täglichen Chronik in den Zeitungen gehören.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_206"> Leider beharrt ein großer Teil der Bevölkerung in dem Glauben, bei gewissen<lb/>
Veranlassungen ein Recht auf das Leben seines Nebenmenschen zu haben &#x2014; in höhern<lb/>
Kreisen trifft man dasselbe: die Beleidigung muß mit Blut gewaschen werden, und jedes<lb/>
geschehene Unrecht, auch das eingebildete, entschuldigt, ja rechtfertigt deu Mord.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_207"> .  So hört man im Volk schon von Kindern Ausdrücke von entsetzlicher Grausam-<lb/>
Jeden Augenblick überschütten sie sich wegen Kleinigkeiten mit Verwünschungen,<lb/>
d'e sämtlich mit Mord und Totschlag zusammenhängen, und wobei das Wort amo^i-^re,<lb/>
ermorden, eine Hauptrolle spielt. Diese rohen Drohungen haben die Kiuder natürlich<lb/>
von den Eltern gelernt &#x2014; ein trauriges Zeichen! Diese Kinder tragen auch häufig<lb/>
schon das Messer bei sich, wie sie es bei den Erwachsnen gesehen, und sind bei<lb/>
der geringfügigsten Veranlassung bereit, es zu gebrauche». In manchen Gegenden<lb/>
sind sogar die jungen Bauernmttdchen immer mit einem Dolch versehen.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0063] eines Straferkeuntnisses zu einer kraft- und wirkungslosen Formel erniedrigen. Mehr als je zuvor muß sich der Streit entschlösse» zeigen, die Mittel, die ihm geblieben sind, zu benutzen; bei aller Hochachtung für die Bemühungen der Organe des Staates um die Anerkennung bei der Menge sollte man nie aus dein Auge lassen, daß ihm nichts mehr schaden kann, als Schwäche zu zeigen. Die Kriminalität in Italien. Italien ist in einer kritischen Periode, in der sich die Verbrechen, auch in den höhern Ständen, auf eine erschreckende Weise vermehren. In jedem Jahre gibt es, nach genauen statistischen Berichten, etwa viertausend Anzeigen von absichtlichen Mord, der versucht oder ausgeführt wurde. Also viertausend Opfer im Jahre; das sind mehr als zehn Mordaufälle an einem Tage! Und so wird im schönen Lande Italien ungefähr alle zwei Stunden ein Mensch ermordet, wenn er nicht zufällig entkommt. Woher kommt nun diese traurige Überzahl von Verbrechen, die namentlich im Vergleich mit England auffällt? Wieder nach genauen statistischen Berichten ist seit 1862 die Zahl der Verurteilten in fortwährendem Wachsen, denn das Jahr 1862 gab in den verschiednen Gefängnissen und Strafanstalten Italiens 15037 Ver¬ brecher an, die sich im Jahre 1894- auf 28 336 vermehrt hatten, darunter viele „jugendliche" Verbrecher, die 1889 die Zahl von 69000 erreicht hatten, also den fünften Teil der Verurteilten ausmachten. Unter ihnen waren 5500 im Alter von weniger als vierzehn Jahren. In England hingegen vermindern sich die Verbrechen, namentlich der jugend¬ lichen Individuen, und in den letzten zwanzig Jahren sind sechs Gefängnisse als überflüssig geschlossen worden. Gewiß hat die religiöse Erziehung einen großen Anteil um dieser erfreulichen Tatsache, denn in England glaubt man noch, daß die Religion für die Erziehung notwendig sei und als die Grundlage für die Moralität der heranwachsenden Jugend angesehen werden müsse. Der Religionsunterricht steht in den dortigen Schulen an erster Stelle. In Italien hingegen, wo der unglückliche Zwiespalt zwischen Staat und Kirche herrscht, ist der Religionsunterricht in den Schulen nicht obligatorisch; sogar die Lehre der biblischen Geschichte, auf der die Basis des Christentums beruht, ist gänzlich abgeschafft worden. Der heranwachsenden Jugend werden nicht die Pflichten des Menschen, Wohl aber die Rechte des Unterdrückten gelehrt, denn die meisten dieser Elementarlehrer, namentlich in Piemont, sind Sozialisten, und statt ihre Schüler Gutes und Edles zu lehren, fachen sie in den jungen Seelen schon frühzeitig Neid und Mißgunst an. So liegt der Hauptgrund der trostlosen Zustände an der un¬ genügenden Erziehung. Dieses Thema hat Baron R. Garofalo in seiner vorzüg¬ lichen Schrift I^oäueÄiiiono popolaro in rs-xporto »11a OrimiiMitÄ in ItÄÜÄ auf das eingehendste und erschöpfendste behandelt. Die unglaubliche Häufigkeit der Bluttateu in vielen Gegenden Italiens, namentlich auch in den großen Städten, hat eine förmliche Gleichgiltigkeit gegen sie erzeugt, da Mord und Verwundungen zur täglichen Chronik in den Zeitungen gehören. Leider beharrt ein großer Teil der Bevölkerung in dem Glauben, bei gewissen Veranlassungen ein Recht auf das Leben seines Nebenmenschen zu haben — in höhern Kreisen trifft man dasselbe: die Beleidigung muß mit Blut gewaschen werden, und jedes geschehene Unrecht, auch das eingebildete, entschuldigt, ja rechtfertigt deu Mord. . So hört man im Volk schon von Kindern Ausdrücke von entsetzlicher Grausam- Jeden Augenblick überschütten sie sich wegen Kleinigkeiten mit Verwünschungen, d'e sämtlich mit Mord und Totschlag zusammenhängen, und wobei das Wort amo^i-^re, ermorden, eine Hauptrolle spielt. Diese rohen Drohungen haben die Kiuder natürlich von den Eltern gelernt — ein trauriges Zeichen! Diese Kinder tragen auch häufig schon das Messer bei sich, wie sie es bei den Erwachsnen gesehen, und sind bei der geringfügigsten Veranlassung bereit, es zu gebrauche». In manchen Gegenden sind sogar die jungen Bauernmttdchen immer mit einem Dolch versehen.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/63
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/63>, abgerufen am 25.07.2024.