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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Erinnerungen

Droschke durch die Straßen gefahren. Furchtbares Gedränge, wenig Vergnügen.
Das Vergnügen lag einzig und allein darin, mit Weib und Kindern in patriotischer
Stimmung friedlich zusammenznsitzen.

13. Juni. Vormittags die von Klindworth vorgeschlagnen Änderungen an
dem "Wirtschaftsbuche für deutsche Beamte" und an meiner Einleitung dazu ge¬
arbeitet. Daß mein Name auf dem Buche stehn soll, hat etwas Beunruhigendes
für mich insofern, als das ganze Buch ohne größere Bedeutung ist. Aber ein
Unrecht ist es sicherlich nicht, auch auf diesem Gebiete dem Nächsten Handreichung
zu tun, wenn sie auch nur gering ist. Darum mag das Buch immerhin mit meinem
Namen in die Welt gehn.

Beim Vortrage habe ich heute dem Grafen Otto Stolberg zum Großkreuz
des Roten Adlerordens gratuliere, das er zur goldnen Hochzeit des Kaisers be¬
kommen hat. Wir sprachen über politische Dinge. Er ist auch gespannt, wie die
Zoll- und Steuerfragen im Reichstage laufen werden. Er betonte, daß dem
Zentrum auf dem Gebiete des Kulturkampfes keine Versprechungen gemacht seien
und gemacht sein könnten. Die Basis, und zwar die allein mögliche, bleibe immer,
daß die anzustellenden Geistlichen dem Oberpräsidenten genannt würden. Damit
allein sei ein faktischer mocws vivonäi herzustellen. Mehr sei überhaupt nicht er¬
reichbar. Damit würden dann den Maigesetzen die eigentlichen Spitzen von selbst
abgebrochen, man könne dann, aber auch erst dann vielleicht einige der verurteilten
Bischöfe und Priester begnadigen. Das sei das Höchste, was zu erreichen sei, der
angegebne Weg aber mich der einzige. Die Katholiken, z. B. der Fürst von Jsen-
burg-Birstein, seien allerdings in einer völlig veränderten, zum Frieden und zur
Versöhnung geneigten Stimmung, aber von da bis zum wirklichen Nachgeben in
Rom sei noch ein weiter Weg.

Ich erbat mir zehn Tage Urlaub vom 20. bis 30. dieses Monats, um nach
Quedlinburg zu reisen. In Halberstadt soll ich am 21. einen Vortrag über die
Organisation der Lokalkomitees für den Preußischen Beamtenverein halten. Bis
jetzt habe ich noch keine Gedanken darüber, die sich der Mühe verkohltem.

Nachmittags das Schumcmnsche Buch über die Prinzessin Sophie Dorothea
von Ahlden gelesen. Interessant; aber nicht geschickt geschrieben.

4. Juli. Schöne Reise nach Halberstadt, Quedlinburg und in den grünen
Harz, die alte, liebe, schone Heimat. Alles prächtig verlaufen.

Als ich mich zurückmeldete, teilte Graf Stolberg mir mit. daß die Minister
Friedenthal, Hobrecht und Falk wirklich ihre Entlassung erbeten haben, Falk ohne
Zusammenhang mit der Wirtschaftsreform und den Reichstagsfragen. Er geht,
Weil der König Stöcker in das Konsistorium berufen will, außerdem aber wegen
der zum Teil gegen die Vorschläge des Oberkirchenrath erfolgten Ernennungen
zur Generalsynode. Unter den vom Könige ernannten findet sich Graf Hagen
aus Möckern, der an der Spitze der gegen die Falksche Schul- und Kirchenpolitik
gerichteten Petitionen steht. Seine Ernennung erklärt man sich nur aus dem
persönlichen Einflüsse Kogels. Dein Minister Falk ist es schließlich nicht zu ver-
denken, daß er geht, ohne es erst wieder zum förmlichen Konflikt, der doch
immer wieder ein persönlicher Konflikt mit dem Kaiser sein würde, kommen zu
lassen. Er ist ein Mann, der es mit seiner Überzeugung ernst meint. So gewiß
seine konfessionslose oder simultane Schule ein grundsätzlicher Mißgriff war, muß
man die ehrenhafte Persönlichkeit Falls doch respektieren. Friedcnthal gilt für
gescheit und geschäftlich tüchtig, hat aber eine Menge persönlicher Gegner.

5. Juli. An Hobrechts Stelle wird der bisherige Unterstaatssekretär mi
Ministerium des Innern, Bitter, Finanzminister.

Kultusminister wird der Oberpräsident von Puttkamer aus Breslau, tüchtig,
liebenswürdig, kirchlich, wie man sagt, ein ernster Mann. Da Sydow sicherlich
mit Full gehn wird, so fragt es sich, wen Puttkamer zum Unterstaatssekretär
machen wird. Der gewiesene Mann wäre de la Croix; nur dem Abgeordneten-


Grmzboten II 1904 7V
Erinnerungen

Droschke durch die Straßen gefahren. Furchtbares Gedränge, wenig Vergnügen.
Das Vergnügen lag einzig und allein darin, mit Weib und Kindern in patriotischer
Stimmung friedlich zusammenznsitzen.

13. Juni. Vormittags die von Klindworth vorgeschlagnen Änderungen an
dem „Wirtschaftsbuche für deutsche Beamte" und an meiner Einleitung dazu ge¬
arbeitet. Daß mein Name auf dem Buche stehn soll, hat etwas Beunruhigendes
für mich insofern, als das ganze Buch ohne größere Bedeutung ist. Aber ein
Unrecht ist es sicherlich nicht, auch auf diesem Gebiete dem Nächsten Handreichung
zu tun, wenn sie auch nur gering ist. Darum mag das Buch immerhin mit meinem
Namen in die Welt gehn.

Beim Vortrage habe ich heute dem Grafen Otto Stolberg zum Großkreuz
des Roten Adlerordens gratuliere, das er zur goldnen Hochzeit des Kaisers be¬
kommen hat. Wir sprachen über politische Dinge. Er ist auch gespannt, wie die
Zoll- und Steuerfragen im Reichstage laufen werden. Er betonte, daß dem
Zentrum auf dem Gebiete des Kulturkampfes keine Versprechungen gemacht seien
und gemacht sein könnten. Die Basis, und zwar die allein mögliche, bleibe immer,
daß die anzustellenden Geistlichen dem Oberpräsidenten genannt würden. Damit
allein sei ein faktischer mocws vivonäi herzustellen. Mehr sei überhaupt nicht er¬
reichbar. Damit würden dann den Maigesetzen die eigentlichen Spitzen von selbst
abgebrochen, man könne dann, aber auch erst dann vielleicht einige der verurteilten
Bischöfe und Priester begnadigen. Das sei das Höchste, was zu erreichen sei, der
angegebne Weg aber mich der einzige. Die Katholiken, z. B. der Fürst von Jsen-
burg-Birstein, seien allerdings in einer völlig veränderten, zum Frieden und zur
Versöhnung geneigten Stimmung, aber von da bis zum wirklichen Nachgeben in
Rom sei noch ein weiter Weg.

Ich erbat mir zehn Tage Urlaub vom 20. bis 30. dieses Monats, um nach
Quedlinburg zu reisen. In Halberstadt soll ich am 21. einen Vortrag über die
Organisation der Lokalkomitees für den Preußischen Beamtenverein halten. Bis
jetzt habe ich noch keine Gedanken darüber, die sich der Mühe verkohltem.

Nachmittags das Schumcmnsche Buch über die Prinzessin Sophie Dorothea
von Ahlden gelesen. Interessant; aber nicht geschickt geschrieben.

4. Juli. Schöne Reise nach Halberstadt, Quedlinburg und in den grünen
Harz, die alte, liebe, schone Heimat. Alles prächtig verlaufen.

Als ich mich zurückmeldete, teilte Graf Stolberg mir mit. daß die Minister
Friedenthal, Hobrecht und Falk wirklich ihre Entlassung erbeten haben, Falk ohne
Zusammenhang mit der Wirtschaftsreform und den Reichstagsfragen. Er geht,
Weil der König Stöcker in das Konsistorium berufen will, außerdem aber wegen
der zum Teil gegen die Vorschläge des Oberkirchenrath erfolgten Ernennungen
zur Generalsynode. Unter den vom Könige ernannten findet sich Graf Hagen
aus Möckern, der an der Spitze der gegen die Falksche Schul- und Kirchenpolitik
gerichteten Petitionen steht. Seine Ernennung erklärt man sich nur aus dem
persönlichen Einflüsse Kogels. Dein Minister Falk ist es schließlich nicht zu ver-
denken, daß er geht, ohne es erst wieder zum förmlichen Konflikt, der doch
immer wieder ein persönlicher Konflikt mit dem Kaiser sein würde, kommen zu
lassen. Er ist ein Mann, der es mit seiner Überzeugung ernst meint. So gewiß
seine konfessionslose oder simultane Schule ein grundsätzlicher Mißgriff war, muß
man die ehrenhafte Persönlichkeit Falls doch respektieren. Friedcnthal gilt für
gescheit und geschäftlich tüchtig, hat aber eine Menge persönlicher Gegner.

5. Juli. An Hobrechts Stelle wird der bisherige Unterstaatssekretär mi
Ministerium des Innern, Bitter, Finanzminister.

Kultusminister wird der Oberpräsident von Puttkamer aus Breslau, tüchtig,
liebenswürdig, kirchlich, wie man sagt, ein ernster Mann. Da Sydow sicherlich
mit Full gehn wird, so fragt es sich, wen Puttkamer zum Unterstaatssekretär
machen wird. Der gewiesene Mann wäre de la Croix; nur dem Abgeordneten-


Grmzboten II 1904 7V
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[0533] Erinnerungen Droschke durch die Straßen gefahren. Furchtbares Gedränge, wenig Vergnügen. Das Vergnügen lag einzig und allein darin, mit Weib und Kindern in patriotischer Stimmung friedlich zusammenznsitzen. 13. Juni. Vormittags die von Klindworth vorgeschlagnen Änderungen an dem „Wirtschaftsbuche für deutsche Beamte" und an meiner Einleitung dazu ge¬ arbeitet. Daß mein Name auf dem Buche stehn soll, hat etwas Beunruhigendes für mich insofern, als das ganze Buch ohne größere Bedeutung ist. Aber ein Unrecht ist es sicherlich nicht, auch auf diesem Gebiete dem Nächsten Handreichung zu tun, wenn sie auch nur gering ist. Darum mag das Buch immerhin mit meinem Namen in die Welt gehn. Beim Vortrage habe ich heute dem Grafen Otto Stolberg zum Großkreuz des Roten Adlerordens gratuliere, das er zur goldnen Hochzeit des Kaisers be¬ kommen hat. Wir sprachen über politische Dinge. Er ist auch gespannt, wie die Zoll- und Steuerfragen im Reichstage laufen werden. Er betonte, daß dem Zentrum auf dem Gebiete des Kulturkampfes keine Versprechungen gemacht seien und gemacht sein könnten. Die Basis, und zwar die allein mögliche, bleibe immer, daß die anzustellenden Geistlichen dem Oberpräsidenten genannt würden. Damit allein sei ein faktischer mocws vivonäi herzustellen. Mehr sei überhaupt nicht er¬ reichbar. Damit würden dann den Maigesetzen die eigentlichen Spitzen von selbst abgebrochen, man könne dann, aber auch erst dann vielleicht einige der verurteilten Bischöfe und Priester begnadigen. Das sei das Höchste, was zu erreichen sei, der angegebne Weg aber mich der einzige. Die Katholiken, z. B. der Fürst von Jsen- burg-Birstein, seien allerdings in einer völlig veränderten, zum Frieden und zur Versöhnung geneigten Stimmung, aber von da bis zum wirklichen Nachgeben in Rom sei noch ein weiter Weg. Ich erbat mir zehn Tage Urlaub vom 20. bis 30. dieses Monats, um nach Quedlinburg zu reisen. In Halberstadt soll ich am 21. einen Vortrag über die Organisation der Lokalkomitees für den Preußischen Beamtenverein halten. Bis jetzt habe ich noch keine Gedanken darüber, die sich der Mühe verkohltem. Nachmittags das Schumcmnsche Buch über die Prinzessin Sophie Dorothea von Ahlden gelesen. Interessant; aber nicht geschickt geschrieben. 4. Juli. Schöne Reise nach Halberstadt, Quedlinburg und in den grünen Harz, die alte, liebe, schone Heimat. Alles prächtig verlaufen. Als ich mich zurückmeldete, teilte Graf Stolberg mir mit. daß die Minister Friedenthal, Hobrecht und Falk wirklich ihre Entlassung erbeten haben, Falk ohne Zusammenhang mit der Wirtschaftsreform und den Reichstagsfragen. Er geht, Weil der König Stöcker in das Konsistorium berufen will, außerdem aber wegen der zum Teil gegen die Vorschläge des Oberkirchenrath erfolgten Ernennungen zur Generalsynode. Unter den vom Könige ernannten findet sich Graf Hagen aus Möckern, der an der Spitze der gegen die Falksche Schul- und Kirchenpolitik gerichteten Petitionen steht. Seine Ernennung erklärt man sich nur aus dem persönlichen Einflüsse Kogels. Dein Minister Falk ist es schließlich nicht zu ver- denken, daß er geht, ohne es erst wieder zum förmlichen Konflikt, der doch immer wieder ein persönlicher Konflikt mit dem Kaiser sein würde, kommen zu lassen. Er ist ein Mann, der es mit seiner Überzeugung ernst meint. So gewiß seine konfessionslose oder simultane Schule ein grundsätzlicher Mißgriff war, muß man die ehrenhafte Persönlichkeit Falls doch respektieren. Friedcnthal gilt für gescheit und geschäftlich tüchtig, hat aber eine Menge persönlicher Gegner. 5. Juli. An Hobrechts Stelle wird der bisherige Unterstaatssekretär mi Ministerium des Innern, Bitter, Finanzminister. Kultusminister wird der Oberpräsident von Puttkamer aus Breslau, tüchtig, liebenswürdig, kirchlich, wie man sagt, ein ernster Mann. Da Sydow sicherlich mit Full gehn wird, so fragt es sich, wen Puttkamer zum Unterstaatssekretär machen wird. Der gewiesene Mann wäre de la Croix; nur dem Abgeordneten- Grmzboten II 1904 7V

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/533>, abgerufen am 02.07.2024.