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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Erinnerungen

ewig mit Geld- und Personenverlegenheiten kämpfende christliche Vereinsleben macht
mir innerlich viel Nöte.

25. Mai. Mit dem Buchhändler und Hofdruckereibesitzer Klindworth in
Hannover habe ich auf dessen Andringen verabredet, ein Haushalts- oder Wirt¬
schaftsbuch für deutsche Beamte zu entwerfen und eine Vorrede dazu zu schreiben.
Mit dem EntWurfe bin ich heute fertig geworden.

3. Juni. Graf Stolberg schickte mich mit einer Geschäftssache zum Ge¬
heimen Rat Tiedemann. Dieser erzählte mir, er rechne auf den Abfall von
Bennigsens mit etwa zwanzig Mitgliedern von der nationalliberalen Fraktion.
Dann könne Bennigsen Finanzminister und Falk Justizminister werden. Diese
Kombination kommt mir unwahrscheinlich vor.

Ich mußte ein Votum über die neuen Galauniformen machen. Für die
Landräte schlägt Graf Stolberg den Waffenrock vor. Rechte Nichtigkeiten, die der
Mühe, die sie machen, nicht wert sind. Aber erledigt müssen ja auch solche Dinge
werden.

4. Juni. Ein Schreiben an den Minister der Auswärtigen Angelegenheiten
gemacht wegen der Dotation der Königin Marie von Hannover und der beiden
hannoverschen Prinzessinnen aus dem Welfenfonds. Es ist gut, daß man in dieser
Sache nicht kleinlich, sondern entgegenkommend gewesen ist.

7. Juni. Ich habe einen Artikel über die bei dem Reichstage eingegangnen
Petitionen gegen die obligatorische Zivilehe geschrieben. Die fortschrittlichen Blätter
tun so, als ob man ans diese Petitionen eingehn und damit die Ultramontanen
kaufen wollte. Niemand in der Regierung denkt daran. Direktor Rosatzin nahm
den Artikel mit und quält mich, ihm mehr zu schreiben. Ich tue es aber nicht.

10. Juni. Im Vorzimmer des Grafen Stolberg traf ich den Landrat Elvers
aus Wernigerode, der heute Vormittag in der Pastoralkonferenz einen Vortrag
über den gerichtlichen Eid gehalten hat.

11. Juni. Goldne Hochzeitsfeier des Kaisers und der Kaiserin. Ganz
Berlin festlich beflaggt und die Menschen, namentlich alle Kinder, mit Kornblumen
geschmückt. Mittags große Auffahrt zum Schloß und Aufzug der Studenten. Es
steckt doch, Gott sei Dank, noch ein gewaltiges Kapital monarchischer Gesinnung in
unserm Volke.

Landrat Elvers war bei mir auf dem Ministerium. Er klagte über die un¬
gemeine Seichtigkeit der Diskussion, die sich in der Pastoralkonferenz an seinen
Vortrag über den Eid angeschlossen hätte. Das ist glaublich bei der allgemeinen
Oberflächlichkeit, die auch die Pastoren ergriffen haben mag, aber es ist sehr traurig.
Auch sein Urteil über unsern gemeinsamen Chef, dem er mit gleicher Wärme zuge¬
tan ist, wie ich, war bemerkenswert. Er sagte von ihm: "Zu wenig Phantasie,
um ein parlamentarischer Redner werden zu können; viel zu wenig Initiative und
originale Gedanken, um Bismarcks Nachfolger werden zu können. Dagegen ein
sehr tüchtiger, fleißiger, innerlich und äußerlich vornehmer Herr, der dem Vater¬
lande unendlich viel nützen kann, wenn es sich darum handelt, in ruhigen Zeiten
nach gegebnen Prinzipien weiter zu regieren. Mehr aber nicht." Darum sei es
vielleicht gut, meinte er, daß er jetzt noch zu Bismarcks Lebzeiten etwas verbraucht
werde; das könne ihn vor einer spätern Aufgabe bewahren, der er schließlich
vielleicht nicht gewachsen sein würde. Darin mag manches Wahre liegen. Ob
Elvers aber den Grafen nicht doch unterschätzt? Der bisherige Verlauf scheint ja
für jene Auffassung zu sprechen, aber nnter Bismarck ist denn doch auch ein
ander Ding, als ohne Bismarck. -- Über die entsetzliche Vagabundennot hat
Elvers klare, praktische, ans der Erfahrung geschöpfte Anschauungen. Hier in
Berlin wird diese sich immerfort steigernde Gefahr noch immer unterschätzt. Elvers
regte an, statistisch feststellen zu lassen, wieviel "Heimatlose" sich in den Korrektions¬
anstalten finden.

Abends war ganz Berlin illuminiert. Wir sind mit den Kindern in einer


Erinnerungen

ewig mit Geld- und Personenverlegenheiten kämpfende christliche Vereinsleben macht
mir innerlich viel Nöte.

25. Mai. Mit dem Buchhändler und Hofdruckereibesitzer Klindworth in
Hannover habe ich auf dessen Andringen verabredet, ein Haushalts- oder Wirt¬
schaftsbuch für deutsche Beamte zu entwerfen und eine Vorrede dazu zu schreiben.
Mit dem EntWurfe bin ich heute fertig geworden.

3. Juni. Graf Stolberg schickte mich mit einer Geschäftssache zum Ge¬
heimen Rat Tiedemann. Dieser erzählte mir, er rechne auf den Abfall von
Bennigsens mit etwa zwanzig Mitgliedern von der nationalliberalen Fraktion.
Dann könne Bennigsen Finanzminister und Falk Justizminister werden. Diese
Kombination kommt mir unwahrscheinlich vor.

Ich mußte ein Votum über die neuen Galauniformen machen. Für die
Landräte schlägt Graf Stolberg den Waffenrock vor. Rechte Nichtigkeiten, die der
Mühe, die sie machen, nicht wert sind. Aber erledigt müssen ja auch solche Dinge
werden.

4. Juni. Ein Schreiben an den Minister der Auswärtigen Angelegenheiten
gemacht wegen der Dotation der Königin Marie von Hannover und der beiden
hannoverschen Prinzessinnen aus dem Welfenfonds. Es ist gut, daß man in dieser
Sache nicht kleinlich, sondern entgegenkommend gewesen ist.

7. Juni. Ich habe einen Artikel über die bei dem Reichstage eingegangnen
Petitionen gegen die obligatorische Zivilehe geschrieben. Die fortschrittlichen Blätter
tun so, als ob man ans diese Petitionen eingehn und damit die Ultramontanen
kaufen wollte. Niemand in der Regierung denkt daran. Direktor Rosatzin nahm
den Artikel mit und quält mich, ihm mehr zu schreiben. Ich tue es aber nicht.

10. Juni. Im Vorzimmer des Grafen Stolberg traf ich den Landrat Elvers
aus Wernigerode, der heute Vormittag in der Pastoralkonferenz einen Vortrag
über den gerichtlichen Eid gehalten hat.

11. Juni. Goldne Hochzeitsfeier des Kaisers und der Kaiserin. Ganz
Berlin festlich beflaggt und die Menschen, namentlich alle Kinder, mit Kornblumen
geschmückt. Mittags große Auffahrt zum Schloß und Aufzug der Studenten. Es
steckt doch, Gott sei Dank, noch ein gewaltiges Kapital monarchischer Gesinnung in
unserm Volke.

Landrat Elvers war bei mir auf dem Ministerium. Er klagte über die un¬
gemeine Seichtigkeit der Diskussion, die sich in der Pastoralkonferenz an seinen
Vortrag über den Eid angeschlossen hätte. Das ist glaublich bei der allgemeinen
Oberflächlichkeit, die auch die Pastoren ergriffen haben mag, aber es ist sehr traurig.
Auch sein Urteil über unsern gemeinsamen Chef, dem er mit gleicher Wärme zuge¬
tan ist, wie ich, war bemerkenswert. Er sagte von ihm: „Zu wenig Phantasie,
um ein parlamentarischer Redner werden zu können; viel zu wenig Initiative und
originale Gedanken, um Bismarcks Nachfolger werden zu können. Dagegen ein
sehr tüchtiger, fleißiger, innerlich und äußerlich vornehmer Herr, der dem Vater¬
lande unendlich viel nützen kann, wenn es sich darum handelt, in ruhigen Zeiten
nach gegebnen Prinzipien weiter zu regieren. Mehr aber nicht." Darum sei es
vielleicht gut, meinte er, daß er jetzt noch zu Bismarcks Lebzeiten etwas verbraucht
werde; das könne ihn vor einer spätern Aufgabe bewahren, der er schließlich
vielleicht nicht gewachsen sein würde. Darin mag manches Wahre liegen. Ob
Elvers aber den Grafen nicht doch unterschätzt? Der bisherige Verlauf scheint ja
für jene Auffassung zu sprechen, aber nnter Bismarck ist denn doch auch ein
ander Ding, als ohne Bismarck. — Über die entsetzliche Vagabundennot hat
Elvers klare, praktische, ans der Erfahrung geschöpfte Anschauungen. Hier in
Berlin wird diese sich immerfort steigernde Gefahr noch immer unterschätzt. Elvers
regte an, statistisch feststellen zu lassen, wieviel „Heimatlose" sich in den Korrektions¬
anstalten finden.

Abends war ganz Berlin illuminiert. Wir sind mit den Kindern in einer


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[0532] Erinnerungen ewig mit Geld- und Personenverlegenheiten kämpfende christliche Vereinsleben macht mir innerlich viel Nöte. 25. Mai. Mit dem Buchhändler und Hofdruckereibesitzer Klindworth in Hannover habe ich auf dessen Andringen verabredet, ein Haushalts- oder Wirt¬ schaftsbuch für deutsche Beamte zu entwerfen und eine Vorrede dazu zu schreiben. Mit dem EntWurfe bin ich heute fertig geworden. 3. Juni. Graf Stolberg schickte mich mit einer Geschäftssache zum Ge¬ heimen Rat Tiedemann. Dieser erzählte mir, er rechne auf den Abfall von Bennigsens mit etwa zwanzig Mitgliedern von der nationalliberalen Fraktion. Dann könne Bennigsen Finanzminister und Falk Justizminister werden. Diese Kombination kommt mir unwahrscheinlich vor. Ich mußte ein Votum über die neuen Galauniformen machen. Für die Landräte schlägt Graf Stolberg den Waffenrock vor. Rechte Nichtigkeiten, die der Mühe, die sie machen, nicht wert sind. Aber erledigt müssen ja auch solche Dinge werden. 4. Juni. Ein Schreiben an den Minister der Auswärtigen Angelegenheiten gemacht wegen der Dotation der Königin Marie von Hannover und der beiden hannoverschen Prinzessinnen aus dem Welfenfonds. Es ist gut, daß man in dieser Sache nicht kleinlich, sondern entgegenkommend gewesen ist. 7. Juni. Ich habe einen Artikel über die bei dem Reichstage eingegangnen Petitionen gegen die obligatorische Zivilehe geschrieben. Die fortschrittlichen Blätter tun so, als ob man ans diese Petitionen eingehn und damit die Ultramontanen kaufen wollte. Niemand in der Regierung denkt daran. Direktor Rosatzin nahm den Artikel mit und quält mich, ihm mehr zu schreiben. Ich tue es aber nicht. 10. Juni. Im Vorzimmer des Grafen Stolberg traf ich den Landrat Elvers aus Wernigerode, der heute Vormittag in der Pastoralkonferenz einen Vortrag über den gerichtlichen Eid gehalten hat. 11. Juni. Goldne Hochzeitsfeier des Kaisers und der Kaiserin. Ganz Berlin festlich beflaggt und die Menschen, namentlich alle Kinder, mit Kornblumen geschmückt. Mittags große Auffahrt zum Schloß und Aufzug der Studenten. Es steckt doch, Gott sei Dank, noch ein gewaltiges Kapital monarchischer Gesinnung in unserm Volke. Landrat Elvers war bei mir auf dem Ministerium. Er klagte über die un¬ gemeine Seichtigkeit der Diskussion, die sich in der Pastoralkonferenz an seinen Vortrag über den Eid angeschlossen hätte. Das ist glaublich bei der allgemeinen Oberflächlichkeit, die auch die Pastoren ergriffen haben mag, aber es ist sehr traurig. Auch sein Urteil über unsern gemeinsamen Chef, dem er mit gleicher Wärme zuge¬ tan ist, wie ich, war bemerkenswert. Er sagte von ihm: „Zu wenig Phantasie, um ein parlamentarischer Redner werden zu können; viel zu wenig Initiative und originale Gedanken, um Bismarcks Nachfolger werden zu können. Dagegen ein sehr tüchtiger, fleißiger, innerlich und äußerlich vornehmer Herr, der dem Vater¬ lande unendlich viel nützen kann, wenn es sich darum handelt, in ruhigen Zeiten nach gegebnen Prinzipien weiter zu regieren. Mehr aber nicht." Darum sei es vielleicht gut, meinte er, daß er jetzt noch zu Bismarcks Lebzeiten etwas verbraucht werde; das könne ihn vor einer spätern Aufgabe bewahren, der er schließlich vielleicht nicht gewachsen sein würde. Darin mag manches Wahre liegen. Ob Elvers aber den Grafen nicht doch unterschätzt? Der bisherige Verlauf scheint ja für jene Auffassung zu sprechen, aber nnter Bismarck ist denn doch auch ein ander Ding, als ohne Bismarck. — Über die entsetzliche Vagabundennot hat Elvers klare, praktische, ans der Erfahrung geschöpfte Anschauungen. Hier in Berlin wird diese sich immerfort steigernde Gefahr noch immer unterschätzt. Elvers regte an, statistisch feststellen zu lassen, wieviel „Heimatlose" sich in den Korrektions¬ anstalten finden. Abends war ganz Berlin illuminiert. Wir sind mit den Kindern in einer

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/532>, abgerufen am 30.06.2024.