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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Elsaß im achtzehnten Jahrhundert halten ließ, darf als Zeichen von Interesse für
die Geschichte der Heimat angesehen werden. Aber im allgemeinen ist die Un¬
wissenheit des Durchschnittselscissers auf allen Gebieten der Geschichte, soweit sie vor
der französischen Revolution liegt, groß, und man geht wohl nicht fehl, wenn man
seine politische Rückständigkeit, auf die wir früher einmal in einem kurzen Aufsatz
über die Reichstagswahlen in Elsaß-Lothringen hingewiesen haben, damit in einen
gewissen Zusammenhang bringt.

Noch beklagenswerter ist das zwischen zwei Stühlen sitzen des Elsässers der
Kunst gegenüber, namentlich der Literatur. Wohl gibt es manchen hier, der nicht
zwischen, sondern tatsächlich auf beiden Stühlen sitzt, die Klassiker beider Sprachen
nicht bloß in seinen Bücherschränken sondern auch in Kopf und Herz hat, die
Revue as ü's.i'is und die Rsvus ä'^Isaes ebensogut wie die Grenzboten oder die
Deutsche Rundschau liest und neben dem neusten Maeterlinck auch den neusten
Hauptmann auf dem Tische liegen hat. Aber der Kreis dieser Beneidenswerter
ist sehr klein, viel größer schon ist die Zahl derer, die mühsam bestrebt sind, auf
lückenhafte Schülererinnerungen, in denen die deutsche Literatur natürlich einen
größern Platz einnimmt, noch eine oberflächliche Kenntnis der modernen französischen
Romane und der neuen deutschen Dramatik -- durch Vermittlung des Theaters --
aufzupfropfen. Aber bei den meisten Elsässern und auch in Kreisen, von denen
man das im übrigen Deutschland doch nicht gewöhnt ist, fehlt auch dieser dürftige
Bildungsfirnis, und dieser Mangel ist zweifellos die bittere Kehrseite der "Zwei¬
sprachigkeit." Die schmerzliche Erkenntnis dieses Mangels hat Wohl Pate ge¬
standen bei dem immer greifbarere Formen annehmenden Bestreben der Elsässer,
sich -- wenigstens auf einigen Gebieten -- eine eigne Kultur zu schaffen. Es
wäre ein schwerer Irrtum, wollte man aus dem oben Gesagten ableiten, daß es
im Elsaß an geistigem Leben fehle. Mag der Elsässer auch recht hohen Wert
auf manche materiellen Genüsse, besonders auf gut Essen und Trinken legen, und
mag es namentlich den untern Volksschichten an geistiger Regsamkeit fehlen, wobei
noch der Einfluß des Katholizismus in Rechnung zu ziehn ist, so ist doch
-- wenigstens in Straßbnrg selbst -- eine Fülle geistigen Lebens vorhanden, das
sich keineswegs nur um die Hochschule gruppiert oder von ihr abhängig ist,
sondern zu einem guten Teil auch noch bestehn würde, wenn die Universität nicht
vorhanden wäre. Jeder Winter bringt eine große Reihe von Vorträgen aus den
Gebieten der Philosophie und der Geschichte, der Literatur und der Kunstgeschichte.
Mögen sie deutsch oder französisch gehalten werden, sie sind immer gut besucht.
Das schou in einem frühern Bilde erwähnte Theater ist gut, soweit die Oper,
mäßig, soweit das Schauspiel in Betracht kommt. Die Straßburger Malerschule,
aus der Namen wie Hornecker, Koerttgü, Seebach, Krafft und andre über die engern
Grenzen ihrer Heimat hinaus einen guten Klang haben, findet in den stimmungs¬
vollen Landschaften des Rheinwaldes, in den teils lieblichen, teils romantischen
Tälern und Höhen der Vogesen und des Schwarzwaldes, in den reizvollen Schätzen
alter Architektur, an denen die großen und die kleinen Städte, die Dörfer und die
Burgen des Elsaß so reich sind, sowie in den eigentümlichen Trachten der ein¬
heimischen Bevölkerung eine Fülle malerischer Motive. Das Straßburger Kunst¬
gewerbe ist bemüht, die hohen Traditionen der Vergangenheit würdig fortzusetzen,
ohne sich dem modernen Geiste und den Anforderungen einer bequemern und an¬
spruchsvollern Zeit zu verschließen. Namentlich auf dem Gebiete der Kunst¬
schreinerei Marketeriearbeiten!) und Kunstschlosserei steht es in hoher Blüte. Eine
überaus verdienstvolle Zeitschrift: "Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen" *) sorgt
dafür, den Zusammenhang zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart auf¬
recht zu erhalten und den Blick der Künstler wie des Publikums zu bilden und
auf bedeutende Erscheinungen hinzuweisen. Die Zahl der Zeitungen und der Zeit-



Verlag von Ludolf Beust, Straßburg.
Straßburger Bilder

Elsaß im achtzehnten Jahrhundert halten ließ, darf als Zeichen von Interesse für
die Geschichte der Heimat angesehen werden. Aber im allgemeinen ist die Un¬
wissenheit des Durchschnittselscissers auf allen Gebieten der Geschichte, soweit sie vor
der französischen Revolution liegt, groß, und man geht wohl nicht fehl, wenn man
seine politische Rückständigkeit, auf die wir früher einmal in einem kurzen Aufsatz
über die Reichstagswahlen in Elsaß-Lothringen hingewiesen haben, damit in einen
gewissen Zusammenhang bringt.

Noch beklagenswerter ist das zwischen zwei Stühlen sitzen des Elsässers der
Kunst gegenüber, namentlich der Literatur. Wohl gibt es manchen hier, der nicht
zwischen, sondern tatsächlich auf beiden Stühlen sitzt, die Klassiker beider Sprachen
nicht bloß in seinen Bücherschränken sondern auch in Kopf und Herz hat, die
Revue as ü's.i'is und die Rsvus ä'^Isaes ebensogut wie die Grenzboten oder die
Deutsche Rundschau liest und neben dem neusten Maeterlinck auch den neusten
Hauptmann auf dem Tische liegen hat. Aber der Kreis dieser Beneidenswerter
ist sehr klein, viel größer schon ist die Zahl derer, die mühsam bestrebt sind, auf
lückenhafte Schülererinnerungen, in denen die deutsche Literatur natürlich einen
größern Platz einnimmt, noch eine oberflächliche Kenntnis der modernen französischen
Romane und der neuen deutschen Dramatik — durch Vermittlung des Theaters —
aufzupfropfen. Aber bei den meisten Elsässern und auch in Kreisen, von denen
man das im übrigen Deutschland doch nicht gewöhnt ist, fehlt auch dieser dürftige
Bildungsfirnis, und dieser Mangel ist zweifellos die bittere Kehrseite der „Zwei¬
sprachigkeit." Die schmerzliche Erkenntnis dieses Mangels hat Wohl Pate ge¬
standen bei dem immer greifbarere Formen annehmenden Bestreben der Elsässer,
sich — wenigstens auf einigen Gebieten — eine eigne Kultur zu schaffen. Es
wäre ein schwerer Irrtum, wollte man aus dem oben Gesagten ableiten, daß es
im Elsaß an geistigem Leben fehle. Mag der Elsässer auch recht hohen Wert
auf manche materiellen Genüsse, besonders auf gut Essen und Trinken legen, und
mag es namentlich den untern Volksschichten an geistiger Regsamkeit fehlen, wobei
noch der Einfluß des Katholizismus in Rechnung zu ziehn ist, so ist doch
— wenigstens in Straßbnrg selbst — eine Fülle geistigen Lebens vorhanden, das
sich keineswegs nur um die Hochschule gruppiert oder von ihr abhängig ist,
sondern zu einem guten Teil auch noch bestehn würde, wenn die Universität nicht
vorhanden wäre. Jeder Winter bringt eine große Reihe von Vorträgen aus den
Gebieten der Philosophie und der Geschichte, der Literatur und der Kunstgeschichte.
Mögen sie deutsch oder französisch gehalten werden, sie sind immer gut besucht.
Das schou in einem frühern Bilde erwähnte Theater ist gut, soweit die Oper,
mäßig, soweit das Schauspiel in Betracht kommt. Die Straßburger Malerschule,
aus der Namen wie Hornecker, Koerttgü, Seebach, Krafft und andre über die engern
Grenzen ihrer Heimat hinaus einen guten Klang haben, findet in den stimmungs¬
vollen Landschaften des Rheinwaldes, in den teils lieblichen, teils romantischen
Tälern und Höhen der Vogesen und des Schwarzwaldes, in den reizvollen Schätzen
alter Architektur, an denen die großen und die kleinen Städte, die Dörfer und die
Burgen des Elsaß so reich sind, sowie in den eigentümlichen Trachten der ein¬
heimischen Bevölkerung eine Fülle malerischer Motive. Das Straßburger Kunst¬
gewerbe ist bemüht, die hohen Traditionen der Vergangenheit würdig fortzusetzen,
ohne sich dem modernen Geiste und den Anforderungen einer bequemern und an¬
spruchsvollern Zeit zu verschließen. Namentlich auf dem Gebiete der Kunst¬
schreinerei Marketeriearbeiten!) und Kunstschlosserei steht es in hoher Blüte. Eine
überaus verdienstvolle Zeitschrift: „Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen" *) sorgt
dafür, den Zusammenhang zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart auf¬
recht zu erhalten und den Blick der Künstler wie des Publikums zu bilden und
auf bedeutende Erscheinungen hinzuweisen. Die Zahl der Zeitungen und der Zeit-



Verlag von Ludolf Beust, Straßburg.
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[0530] Straßburger Bilder Elsaß im achtzehnten Jahrhundert halten ließ, darf als Zeichen von Interesse für die Geschichte der Heimat angesehen werden. Aber im allgemeinen ist die Un¬ wissenheit des Durchschnittselscissers auf allen Gebieten der Geschichte, soweit sie vor der französischen Revolution liegt, groß, und man geht wohl nicht fehl, wenn man seine politische Rückständigkeit, auf die wir früher einmal in einem kurzen Aufsatz über die Reichstagswahlen in Elsaß-Lothringen hingewiesen haben, damit in einen gewissen Zusammenhang bringt. Noch beklagenswerter ist das zwischen zwei Stühlen sitzen des Elsässers der Kunst gegenüber, namentlich der Literatur. Wohl gibt es manchen hier, der nicht zwischen, sondern tatsächlich auf beiden Stühlen sitzt, die Klassiker beider Sprachen nicht bloß in seinen Bücherschränken sondern auch in Kopf und Herz hat, die Revue as ü's.i'is und die Rsvus ä'^Isaes ebensogut wie die Grenzboten oder die Deutsche Rundschau liest und neben dem neusten Maeterlinck auch den neusten Hauptmann auf dem Tische liegen hat. Aber der Kreis dieser Beneidenswerter ist sehr klein, viel größer schon ist die Zahl derer, die mühsam bestrebt sind, auf lückenhafte Schülererinnerungen, in denen die deutsche Literatur natürlich einen größern Platz einnimmt, noch eine oberflächliche Kenntnis der modernen französischen Romane und der neuen deutschen Dramatik — durch Vermittlung des Theaters — aufzupfropfen. Aber bei den meisten Elsässern und auch in Kreisen, von denen man das im übrigen Deutschland doch nicht gewöhnt ist, fehlt auch dieser dürftige Bildungsfirnis, und dieser Mangel ist zweifellos die bittere Kehrseite der „Zwei¬ sprachigkeit." Die schmerzliche Erkenntnis dieses Mangels hat Wohl Pate ge¬ standen bei dem immer greifbarere Formen annehmenden Bestreben der Elsässer, sich — wenigstens auf einigen Gebieten — eine eigne Kultur zu schaffen. Es wäre ein schwerer Irrtum, wollte man aus dem oben Gesagten ableiten, daß es im Elsaß an geistigem Leben fehle. Mag der Elsässer auch recht hohen Wert auf manche materiellen Genüsse, besonders auf gut Essen und Trinken legen, und mag es namentlich den untern Volksschichten an geistiger Regsamkeit fehlen, wobei noch der Einfluß des Katholizismus in Rechnung zu ziehn ist, so ist doch — wenigstens in Straßbnrg selbst — eine Fülle geistigen Lebens vorhanden, das sich keineswegs nur um die Hochschule gruppiert oder von ihr abhängig ist, sondern zu einem guten Teil auch noch bestehn würde, wenn die Universität nicht vorhanden wäre. Jeder Winter bringt eine große Reihe von Vorträgen aus den Gebieten der Philosophie und der Geschichte, der Literatur und der Kunstgeschichte. Mögen sie deutsch oder französisch gehalten werden, sie sind immer gut besucht. Das schou in einem frühern Bilde erwähnte Theater ist gut, soweit die Oper, mäßig, soweit das Schauspiel in Betracht kommt. Die Straßburger Malerschule, aus der Namen wie Hornecker, Koerttgü, Seebach, Krafft und andre über die engern Grenzen ihrer Heimat hinaus einen guten Klang haben, findet in den stimmungs¬ vollen Landschaften des Rheinwaldes, in den teils lieblichen, teils romantischen Tälern und Höhen der Vogesen und des Schwarzwaldes, in den reizvollen Schätzen alter Architektur, an denen die großen und die kleinen Städte, die Dörfer und die Burgen des Elsaß so reich sind, sowie in den eigentümlichen Trachten der ein¬ heimischen Bevölkerung eine Fülle malerischer Motive. Das Straßburger Kunst¬ gewerbe ist bemüht, die hohen Traditionen der Vergangenheit würdig fortzusetzen, ohne sich dem modernen Geiste und den Anforderungen einer bequemern und an¬ spruchsvollern Zeit zu verschließen. Namentlich auf dem Gebiete der Kunst¬ schreinerei Marketeriearbeiten!) und Kunstschlosserei steht es in hoher Blüte. Eine überaus verdienstvolle Zeitschrift: „Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen" *) sorgt dafür, den Zusammenhang zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart auf¬ recht zu erhalten und den Blick der Künstler wie des Publikums zu bilden und auf bedeutende Erscheinungen hinzuweisen. Die Zahl der Zeitungen und der Zeit- Verlag von Ludolf Beust, Straßburg.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/530>, abgerufen am 30.06.2024.