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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Der Mönch von tveinfelden

Hölle fürchte, so ists deshalb, weil ich gewiß bin, dir dort wieder zu begegnen.
Das wäre ärger denn alle Flammenglut. Und darum hoffe ich auch auf die
himmlische Gnade und Barmherzigkeit. Ich weiß es Wohl: ich bin in Sünden be¬
fangen mehr denn andre Menschen. Ich habe mein Gelübde gebrochen, bin aus
dem Kloster entwichen, und meine Demut hat sich in Hoffart verkehrt. Aber Gott
Will mich darum nicht der ewigen Verdammnis überantworten, sondern schickt mir
zeitliche Strafen, und deren ärgste bist du.

Seid Ihr mit Euerm Sermon zu Ende? fragte die Dirne, indem sie das
Moos, das sie aus den Fugen der Mauer losgerissen hatte, in den Hof hinab-
schlenderte.

Und ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr sie fort: Nun weiß ich doch, woran
ich mit Euch bin, Mönch. Seid bedankt für den Bescheid! Aber Euers Mitleids
bedarf ich weniger als Ihr des meinen. Und ob ich auch nichts bin denn eine
armselige Dirne, so bin ich doch frei und keinem hörig als dem, dem ich mich
nach freiem Willen zu eigen gebe. Ihr aber seid unfrei, denn Eure Freiheit ist
gestohlen Gut, und das gedeihet nie und nimmer. Und ob Ihr auch im Burg-
Hause sitzet als ein Herr, so seid Ihr doch elender denn ein Knecht, sintemalen
einem Knechte niemand nach seiner Habe trachtet, viel weniger nach dem Leben.
Ihr aber könnt Euch der Leute nicht erwehren, die Euch das Eurige nehmen, und
müsset froh sein, wenn sie Euers Lebens schonen. Und müsset Euch, so Ihr Euch
wider ihre Nachstellungen sichern wollt, des höllischen Beistands bedienen, ob Ihr
gleich ein Geweihter seid. Weil Ihr aber unbeständigen Sinnes seid, so könnt Ihr
Euch der Hölle nicht ganz ergeben, wie Ihr Euch vordem auch dem Himmel nicht
gänzlich habt zu eigen geben können, und so mögt Ihr zuschaun, ob der Teufel,
wenn Ihr seiner einmal in der höchsten Not bedürfet, Euch zu Willen sein wird.
Wisset, Herr: ist nichts erbärmlicher in der Welt, als so einer glaubet, er habe
die Macht und hat sie nicht. Daß Ihr mich aber verachten zu müsse" vermeint
und für nichts Besseres zu halten denn einen ekeln Wurm, das nehmt für ein
Zeichen, daß der Teufel Eure Augen verblendet und Euern Sinn gänzlich verstockt
hat, Euch desto sicherer zu verderben. Denn ob ich schon nichts bin als ein arm¬
seliges Hirtenmägdlein, so vermag ich doch mehr als Ihr. Das hab ich Euch
zeigen wollen durch meine Liebe. Weil Ihr deren aber nicht bedürfet, vielmehr
Euch vor mir ekelt, gleichwie vor einem unsaubern Tier, so will ichs Euch durch
meinen Haß beweisen, wenn die Zeit gekommen sein wird. Euer Haus ist durch
den Tritt meiner Füße besudelt worden; es ist darum billig, daß ich seine Unrein¬
heit in Reinheit Verkehre, und daß ich die Steine wieder abwasche, die ich berühret
habe. Wie aber Gott, da ihm die Welt zur Abscheu geworden war, viel Wassers
brauchte, die Flecken der Sünde zu tilgen und abzuwaschen, so wird auch viel
Wassers Vonnöten sein, Euer Haus zu säubern. Mönch, Mönch! Das Feuer hat Euch
nichts anhaben können -- sehet Euch vor, daß Euch das Wasser nicht verderbe!

Sie hatte den Arm drohend gegen das Burghaus erhoben. Jetzt ließ sie ihn
langsam sinken, lachte noch einmal höhnisch auf und glitt von ihrem Sitz in den
Teich hinab, dessen Fluten über ihr zusammenschlugen, als ob sie das seltsame
Geschöpf für immer verschlingen wollten. Aber eine leicht gekräuselte Wetterhahn,
die den Spiegel des Weihers in der Richtung nach den Erlenbüschen hin durch¬
furchte, verriet, daß die Schwimmerin, wie ein Fisch unter dem Wasser dahinschießend,
dem jenseitigen, im tiefsten Schatten liegenden Ufer zustrebte.

Herr Gyllis stand eine Weile betroffen da. Dann bekreuzte er sich, schloß das
Fenster und suchte sein Lager auf. Den Schlaf erwartete er jedoch in dieser Nacht
ve^dens. (Fortsetzung folgt)




Der Mönch von tveinfelden

Hölle fürchte, so ists deshalb, weil ich gewiß bin, dir dort wieder zu begegnen.
Das wäre ärger denn alle Flammenglut. Und darum hoffe ich auch auf die
himmlische Gnade und Barmherzigkeit. Ich weiß es Wohl: ich bin in Sünden be¬
fangen mehr denn andre Menschen. Ich habe mein Gelübde gebrochen, bin aus
dem Kloster entwichen, und meine Demut hat sich in Hoffart verkehrt. Aber Gott
Will mich darum nicht der ewigen Verdammnis überantworten, sondern schickt mir
zeitliche Strafen, und deren ärgste bist du.

Seid Ihr mit Euerm Sermon zu Ende? fragte die Dirne, indem sie das
Moos, das sie aus den Fugen der Mauer losgerissen hatte, in den Hof hinab-
schlenderte.

Und ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr sie fort: Nun weiß ich doch, woran
ich mit Euch bin, Mönch. Seid bedankt für den Bescheid! Aber Euers Mitleids
bedarf ich weniger als Ihr des meinen. Und ob ich auch nichts bin denn eine
armselige Dirne, so bin ich doch frei und keinem hörig als dem, dem ich mich
nach freiem Willen zu eigen gebe. Ihr aber seid unfrei, denn Eure Freiheit ist
gestohlen Gut, und das gedeihet nie und nimmer. Und ob Ihr auch im Burg-
Hause sitzet als ein Herr, so seid Ihr doch elender denn ein Knecht, sintemalen
einem Knechte niemand nach seiner Habe trachtet, viel weniger nach dem Leben.
Ihr aber könnt Euch der Leute nicht erwehren, die Euch das Eurige nehmen, und
müsset froh sein, wenn sie Euers Lebens schonen. Und müsset Euch, so Ihr Euch
wider ihre Nachstellungen sichern wollt, des höllischen Beistands bedienen, ob Ihr
gleich ein Geweihter seid. Weil Ihr aber unbeständigen Sinnes seid, so könnt Ihr
Euch der Hölle nicht ganz ergeben, wie Ihr Euch vordem auch dem Himmel nicht
gänzlich habt zu eigen geben können, und so mögt Ihr zuschaun, ob der Teufel,
wenn Ihr seiner einmal in der höchsten Not bedürfet, Euch zu Willen sein wird.
Wisset, Herr: ist nichts erbärmlicher in der Welt, als so einer glaubet, er habe
die Macht und hat sie nicht. Daß Ihr mich aber verachten zu müsse« vermeint
und für nichts Besseres zu halten denn einen ekeln Wurm, das nehmt für ein
Zeichen, daß der Teufel Eure Augen verblendet und Euern Sinn gänzlich verstockt
hat, Euch desto sicherer zu verderben. Denn ob ich schon nichts bin als ein arm¬
seliges Hirtenmägdlein, so vermag ich doch mehr als Ihr. Das hab ich Euch
zeigen wollen durch meine Liebe. Weil Ihr deren aber nicht bedürfet, vielmehr
Euch vor mir ekelt, gleichwie vor einem unsaubern Tier, so will ichs Euch durch
meinen Haß beweisen, wenn die Zeit gekommen sein wird. Euer Haus ist durch
den Tritt meiner Füße besudelt worden; es ist darum billig, daß ich seine Unrein¬
heit in Reinheit Verkehre, und daß ich die Steine wieder abwasche, die ich berühret
habe. Wie aber Gott, da ihm die Welt zur Abscheu geworden war, viel Wassers
brauchte, die Flecken der Sünde zu tilgen und abzuwaschen, so wird auch viel
Wassers Vonnöten sein, Euer Haus zu säubern. Mönch, Mönch! Das Feuer hat Euch
nichts anhaben können — sehet Euch vor, daß Euch das Wasser nicht verderbe!

Sie hatte den Arm drohend gegen das Burghaus erhoben. Jetzt ließ sie ihn
langsam sinken, lachte noch einmal höhnisch auf und glitt von ihrem Sitz in den
Teich hinab, dessen Fluten über ihr zusammenschlugen, als ob sie das seltsame
Geschöpf für immer verschlingen wollten. Aber eine leicht gekräuselte Wetterhahn,
die den Spiegel des Weihers in der Richtung nach den Erlenbüschen hin durch¬
furchte, verriet, daß die Schwimmerin, wie ein Fisch unter dem Wasser dahinschießend,
dem jenseitigen, im tiefsten Schatten liegenden Ufer zustrebte.

Herr Gyllis stand eine Weile betroffen da. Dann bekreuzte er sich, schloß das
Fenster und suchte sein Lager auf. Den Schlaf erwartete er jedoch in dieser Nacht
ve^dens. (Fortsetzung folgt)




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[0484] Der Mönch von tveinfelden Hölle fürchte, so ists deshalb, weil ich gewiß bin, dir dort wieder zu begegnen. Das wäre ärger denn alle Flammenglut. Und darum hoffe ich auch auf die himmlische Gnade und Barmherzigkeit. Ich weiß es Wohl: ich bin in Sünden be¬ fangen mehr denn andre Menschen. Ich habe mein Gelübde gebrochen, bin aus dem Kloster entwichen, und meine Demut hat sich in Hoffart verkehrt. Aber Gott Will mich darum nicht der ewigen Verdammnis überantworten, sondern schickt mir zeitliche Strafen, und deren ärgste bist du. Seid Ihr mit Euerm Sermon zu Ende? fragte die Dirne, indem sie das Moos, das sie aus den Fugen der Mauer losgerissen hatte, in den Hof hinab- schlenderte. Und ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr sie fort: Nun weiß ich doch, woran ich mit Euch bin, Mönch. Seid bedankt für den Bescheid! Aber Euers Mitleids bedarf ich weniger als Ihr des meinen. Und ob ich auch nichts bin denn eine armselige Dirne, so bin ich doch frei und keinem hörig als dem, dem ich mich nach freiem Willen zu eigen gebe. Ihr aber seid unfrei, denn Eure Freiheit ist gestohlen Gut, und das gedeihet nie und nimmer. Und ob Ihr auch im Burg- Hause sitzet als ein Herr, so seid Ihr doch elender denn ein Knecht, sintemalen einem Knechte niemand nach seiner Habe trachtet, viel weniger nach dem Leben. Ihr aber könnt Euch der Leute nicht erwehren, die Euch das Eurige nehmen, und müsset froh sein, wenn sie Euers Lebens schonen. Und müsset Euch, so Ihr Euch wider ihre Nachstellungen sichern wollt, des höllischen Beistands bedienen, ob Ihr gleich ein Geweihter seid. Weil Ihr aber unbeständigen Sinnes seid, so könnt Ihr Euch der Hölle nicht ganz ergeben, wie Ihr Euch vordem auch dem Himmel nicht gänzlich habt zu eigen geben können, und so mögt Ihr zuschaun, ob der Teufel, wenn Ihr seiner einmal in der höchsten Not bedürfet, Euch zu Willen sein wird. Wisset, Herr: ist nichts erbärmlicher in der Welt, als so einer glaubet, er habe die Macht und hat sie nicht. Daß Ihr mich aber verachten zu müsse« vermeint und für nichts Besseres zu halten denn einen ekeln Wurm, das nehmt für ein Zeichen, daß der Teufel Eure Augen verblendet und Euern Sinn gänzlich verstockt hat, Euch desto sicherer zu verderben. Denn ob ich schon nichts bin als ein arm¬ seliges Hirtenmägdlein, so vermag ich doch mehr als Ihr. Das hab ich Euch zeigen wollen durch meine Liebe. Weil Ihr deren aber nicht bedürfet, vielmehr Euch vor mir ekelt, gleichwie vor einem unsaubern Tier, so will ichs Euch durch meinen Haß beweisen, wenn die Zeit gekommen sein wird. Euer Haus ist durch den Tritt meiner Füße besudelt worden; es ist darum billig, daß ich seine Unrein¬ heit in Reinheit Verkehre, und daß ich die Steine wieder abwasche, die ich berühret habe. Wie aber Gott, da ihm die Welt zur Abscheu geworden war, viel Wassers brauchte, die Flecken der Sünde zu tilgen und abzuwaschen, so wird auch viel Wassers Vonnöten sein, Euer Haus zu säubern. Mönch, Mönch! Das Feuer hat Euch nichts anhaben können — sehet Euch vor, daß Euch das Wasser nicht verderbe! Sie hatte den Arm drohend gegen das Burghaus erhoben. Jetzt ließ sie ihn langsam sinken, lachte noch einmal höhnisch auf und glitt von ihrem Sitz in den Teich hinab, dessen Fluten über ihr zusammenschlugen, als ob sie das seltsame Geschöpf für immer verschlingen wollten. Aber eine leicht gekräuselte Wetterhahn, die den Spiegel des Weihers in der Richtung nach den Erlenbüschen hin durch¬ furchte, verriet, daß die Schwimmerin, wie ein Fisch unter dem Wasser dahinschießend, dem jenseitigen, im tiefsten Schatten liegenden Ufer zustrebte. Herr Gyllis stand eine Weile betroffen da. Dann bekreuzte er sich, schloß das Fenster und suchte sein Lager auf. Den Schlaf erwartete er jedoch in dieser Nacht ve^dens. (Fortsetzung folgt)

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/484>, abgerufen am 30.06.2024.