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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Wanderungen in der Niederlausitz

uns die Verhältnisse der vom Kloster abhängigen Dörfer. Für die Beurteilung der
Nationalität der Bauern kann der Name des Dorfes nicht allein maßgebend sein;
dagegen hat man in der Ackerverteilung und in der Rechtsordnung kräftige Beweis¬
mittel. Gibt es im Dorfe einen Richter und überwiegen die Hufen, als deren
Inhaber wir uns nur deutsche Bauern denken dürfen, so ist der Charakter des
Dorfes im wesentlichen deutsch; überwiegen die Kossäten, Gärtner und Büdner, so
ist der Charakter des Dorfes in der Hauptsache slawisch. Die Reste des Erb¬
buches ergeben nun, daß in diese dem Schutze des Krummstabs anvertrauten
Gegenden eine sehr starke Einwanderung deutscher Bauern erfolgt sein muß, denn
die deutschen Hufendörfer überwiegen gewaltig. So erklärt es sich, daß heute in
diesen von dem alten Deutschland entferntem Gegenden seit langer Zeit jede Spur
slawischen Wesens verschwunden ist, während sich in nähern Gebieten, z. B. um
Kottbus und in der sächsischen Oberlausitz, slawische Sprachinseln bis auf diesen
Tag erhalten haben. Das größte und bedeutendste Dorf des ganzen Klosterbesitzes
^se Wellmitz mit sechzig Hufen und siebenundzwanzig Gärtnern. Der Pfarrer des
Dorfes hat zwei Hufen, der Richter drei, der "Lenian" zwei. Der Pfarrer ist völlig
steuerfrei, der Richter gibt dem Kloster außer einigen kleinern Abgaben 53 Groschen
8 Heller und hält ein Lehnspferd. Außerdem gibt er für eine Wiese und sein
Brennholz 20 Groschen, der "Lemar" hat die Wahl, ob er ein Lehnspferd halten
oder 36 Groschen zahlen will. Von jeder der übrigen 53 Hufen zahlt der Be¬
sitzer Groschen und zwei Scheffel von "Nuwendorff" (einer Neurodung), ferner
drei Scheffel Hafer für die Waldnutzung, 10 Groschen für Wiesennutzung und
^0 Eier "von epine luge" (sumpfige Wiese). Die Bauern haben ihre Almende
tur sich, auch die Kossäten -- Gärtner haben ihr besondres Holz, wo die Bauern
^übt schlagen dürfen. Das zweite Dorf der Größe nach ist Möbiskruge, eine
deutsche Gründung mit fünfzig Hufen, aber es hat auch "8 gartin, dy zinsen dem
Achter unde den geburn (Bauern), abir dy Herrin (von Neuzelle) haben daruff daz
Firste unde den dynst." Auch in Fünfeichen mit vierzig Hufen und neun Gärten
überwiegt die deutsche Bevölkerung.

Wenn wir aber in einem andern Dorfe nur von zwölf Zinshufen, aber achtund-
^rzig Gärtnern hören, so wird es Wohl eine vorwiegend slawische Bevölkerung
gehabt haben. Im höchsten Grade ist das der Fall in dem dicht am Kloster ge-
legnen Dorfe schlahen. Das Erbbuch sagt: "Slawin Hot nicht dusin. Do seyn
i-l gartin; iczlich (jeglicher) gertener gibet von seyner hofereiten von der ruten
7- gr. Sy haben keinen richter; dorfin (bedürfen) sy gerichtez, daz muessen sy
neben zu des elosters foyte (Vogte)." Das stimmt ganz mit dem überein, was
'vir über den Ursprung dieses Dorfes vermutet haben. schlahen zeigt auch heute
"°es seine besondre Art, seine auffällige Abhängigkeit vom Stifte: es ist die einzige
"thvlische Gemeinde inmitten einer evangelischen Umgebung.

Eine ganz interessante Erscheinung im NenzellerWirtschaftsleben sind die Starosteien
er Zeidlergenossenschaften von Ziltcndorf, Krebsjauche, Lahnio und Fürstenberg, deren
Stuten uns das Erbbuch teilweise erhalten hat. In dem grundlegenden Aufsatze
Hermann Knothes "Die verschiednen Klassen slawischer Höriger usw." (N. Archiv f.
^achs, G^l), lo, 1 f.) habe ich nichts Entsprechendes finden können. Die Starosteien
> "d Genossenschaften zur Ausbeutung von Wiesen, die nicht in einer Dorfflur liegen,
^° der Wald- und der Brnchwiescn, des Waldes selbst, entlegner Fischereien,
r allein aber der in Waldbcinmen untergebrachten Bienenstöcke, der sogenannten
<oder. ein Ausdruck, der schon in der Stiftungsurkunde des Klosters von 1268 vor-
vlumt. Diese Nutzungen waren wohl ursprünglich den unterjochten Slawen, den
Löcher, überlassen worden. Die Inhaber dieser Nutzungen heißen "zideler" ^
"eioler. Wir verstehn uuter diesem Ausdrucke die Bienenzüchter; im Mittelalter hatte
Ausdruck eine andre und weitere, soziale Bedeutung. Zeidler wurde in der
^lederlausitz eine dritte Klasse der Bauernbevölkerung genannt, die, slawischen Ur-
'prungs, weder eine Hilfe noch eine Gartennahrung (Büdnerei, Kossätenhof) be-


Wanderungen in der Niederlausitz

uns die Verhältnisse der vom Kloster abhängigen Dörfer. Für die Beurteilung der
Nationalität der Bauern kann der Name des Dorfes nicht allein maßgebend sein;
dagegen hat man in der Ackerverteilung und in der Rechtsordnung kräftige Beweis¬
mittel. Gibt es im Dorfe einen Richter und überwiegen die Hufen, als deren
Inhaber wir uns nur deutsche Bauern denken dürfen, so ist der Charakter des
Dorfes im wesentlichen deutsch; überwiegen die Kossäten, Gärtner und Büdner, so
ist der Charakter des Dorfes in der Hauptsache slawisch. Die Reste des Erb¬
buches ergeben nun, daß in diese dem Schutze des Krummstabs anvertrauten
Gegenden eine sehr starke Einwanderung deutscher Bauern erfolgt sein muß, denn
die deutschen Hufendörfer überwiegen gewaltig. So erklärt es sich, daß heute in
diesen von dem alten Deutschland entferntem Gegenden seit langer Zeit jede Spur
slawischen Wesens verschwunden ist, während sich in nähern Gebieten, z. B. um
Kottbus und in der sächsischen Oberlausitz, slawische Sprachinseln bis auf diesen
Tag erhalten haben. Das größte und bedeutendste Dorf des ganzen Klosterbesitzes
^se Wellmitz mit sechzig Hufen und siebenundzwanzig Gärtnern. Der Pfarrer des
Dorfes hat zwei Hufen, der Richter drei, der „Lenian" zwei. Der Pfarrer ist völlig
steuerfrei, der Richter gibt dem Kloster außer einigen kleinern Abgaben 53 Groschen
8 Heller und hält ein Lehnspferd. Außerdem gibt er für eine Wiese und sein
Brennholz 20 Groschen, der „Lemar" hat die Wahl, ob er ein Lehnspferd halten
oder 36 Groschen zahlen will. Von jeder der übrigen 53 Hufen zahlt der Be¬
sitzer Groschen und zwei Scheffel von „Nuwendorff" (einer Neurodung), ferner
drei Scheffel Hafer für die Waldnutzung, 10 Groschen für Wiesennutzung und
^0 Eier „von epine luge" (sumpfige Wiese). Die Bauern haben ihre Almende
tur sich, auch die Kossäten — Gärtner haben ihr besondres Holz, wo die Bauern
^übt schlagen dürfen. Das zweite Dorf der Größe nach ist Möbiskruge, eine
deutsche Gründung mit fünfzig Hufen, aber es hat auch „8 gartin, dy zinsen dem
Achter unde den geburn (Bauern), abir dy Herrin (von Neuzelle) haben daruff daz
Firste unde den dynst." Auch in Fünfeichen mit vierzig Hufen und neun Gärten
überwiegt die deutsche Bevölkerung.

Wenn wir aber in einem andern Dorfe nur von zwölf Zinshufen, aber achtund-
^rzig Gärtnern hören, so wird es Wohl eine vorwiegend slawische Bevölkerung
gehabt haben. Im höchsten Grade ist das der Fall in dem dicht am Kloster ge-
legnen Dorfe schlahen. Das Erbbuch sagt: „Slawin Hot nicht dusin. Do seyn
i-l gartin; iczlich (jeglicher) gertener gibet von seyner hofereiten von der ruten
7- gr. Sy haben keinen richter; dorfin (bedürfen) sy gerichtez, daz muessen sy
neben zu des elosters foyte (Vogte)." Das stimmt ganz mit dem überein, was
'vir über den Ursprung dieses Dorfes vermutet haben. schlahen zeigt auch heute
"°es seine besondre Art, seine auffällige Abhängigkeit vom Stifte: es ist die einzige
"thvlische Gemeinde inmitten einer evangelischen Umgebung.

Eine ganz interessante Erscheinung im NenzellerWirtschaftsleben sind die Starosteien
er Zeidlergenossenschaften von Ziltcndorf, Krebsjauche, Lahnio und Fürstenberg, deren
Stuten uns das Erbbuch teilweise erhalten hat. In dem grundlegenden Aufsatze
Hermann Knothes „Die verschiednen Klassen slawischer Höriger usw." (N. Archiv f.
^achs, G^l), lo, 1 f.) habe ich nichts Entsprechendes finden können. Die Starosteien
> "d Genossenschaften zur Ausbeutung von Wiesen, die nicht in einer Dorfflur liegen,
^° der Wald- und der Brnchwiescn, des Waldes selbst, entlegner Fischereien,
r allein aber der in Waldbcinmen untergebrachten Bienenstöcke, der sogenannten
<oder. ein Ausdruck, der schon in der Stiftungsurkunde des Klosters von 1268 vor-
vlumt. Diese Nutzungen waren wohl ursprünglich den unterjochten Slawen, den
Löcher, überlassen worden. Die Inhaber dieser Nutzungen heißen „zideler" ^
«eioler. Wir verstehn uuter diesem Ausdrucke die Bienenzüchter; im Mittelalter hatte
Ausdruck eine andre und weitere, soziale Bedeutung. Zeidler wurde in der
^lederlausitz eine dritte Klasse der Bauernbevölkerung genannt, die, slawischen Ur-
'prungs, weder eine Hilfe noch eine Gartennahrung (Büdnerei, Kossätenhof) be-


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[0469] Wanderungen in der Niederlausitz uns die Verhältnisse der vom Kloster abhängigen Dörfer. Für die Beurteilung der Nationalität der Bauern kann der Name des Dorfes nicht allein maßgebend sein; dagegen hat man in der Ackerverteilung und in der Rechtsordnung kräftige Beweis¬ mittel. Gibt es im Dorfe einen Richter und überwiegen die Hufen, als deren Inhaber wir uns nur deutsche Bauern denken dürfen, so ist der Charakter des Dorfes im wesentlichen deutsch; überwiegen die Kossäten, Gärtner und Büdner, so ist der Charakter des Dorfes in der Hauptsache slawisch. Die Reste des Erb¬ buches ergeben nun, daß in diese dem Schutze des Krummstabs anvertrauten Gegenden eine sehr starke Einwanderung deutscher Bauern erfolgt sein muß, denn die deutschen Hufendörfer überwiegen gewaltig. So erklärt es sich, daß heute in diesen von dem alten Deutschland entferntem Gegenden seit langer Zeit jede Spur slawischen Wesens verschwunden ist, während sich in nähern Gebieten, z. B. um Kottbus und in der sächsischen Oberlausitz, slawische Sprachinseln bis auf diesen Tag erhalten haben. Das größte und bedeutendste Dorf des ganzen Klosterbesitzes ^se Wellmitz mit sechzig Hufen und siebenundzwanzig Gärtnern. Der Pfarrer des Dorfes hat zwei Hufen, der Richter drei, der „Lenian" zwei. Der Pfarrer ist völlig steuerfrei, der Richter gibt dem Kloster außer einigen kleinern Abgaben 53 Groschen 8 Heller und hält ein Lehnspferd. Außerdem gibt er für eine Wiese und sein Brennholz 20 Groschen, der „Lemar" hat die Wahl, ob er ein Lehnspferd halten oder 36 Groschen zahlen will. Von jeder der übrigen 53 Hufen zahlt der Be¬ sitzer Groschen und zwei Scheffel von „Nuwendorff" (einer Neurodung), ferner drei Scheffel Hafer für die Waldnutzung, 10 Groschen für Wiesennutzung und ^0 Eier „von epine luge" (sumpfige Wiese). Die Bauern haben ihre Almende tur sich, auch die Kossäten — Gärtner haben ihr besondres Holz, wo die Bauern ^übt schlagen dürfen. Das zweite Dorf der Größe nach ist Möbiskruge, eine deutsche Gründung mit fünfzig Hufen, aber es hat auch „8 gartin, dy zinsen dem Achter unde den geburn (Bauern), abir dy Herrin (von Neuzelle) haben daruff daz Firste unde den dynst." Auch in Fünfeichen mit vierzig Hufen und neun Gärten überwiegt die deutsche Bevölkerung. Wenn wir aber in einem andern Dorfe nur von zwölf Zinshufen, aber achtund- ^rzig Gärtnern hören, so wird es Wohl eine vorwiegend slawische Bevölkerung gehabt haben. Im höchsten Grade ist das der Fall in dem dicht am Kloster ge- legnen Dorfe schlahen. Das Erbbuch sagt: „Slawin Hot nicht dusin. Do seyn i-l gartin; iczlich (jeglicher) gertener gibet von seyner hofereiten von der ruten 7- gr. Sy haben keinen richter; dorfin (bedürfen) sy gerichtez, daz muessen sy neben zu des elosters foyte (Vogte)." Das stimmt ganz mit dem überein, was 'vir über den Ursprung dieses Dorfes vermutet haben. schlahen zeigt auch heute "°es seine besondre Art, seine auffällige Abhängigkeit vom Stifte: es ist die einzige "thvlische Gemeinde inmitten einer evangelischen Umgebung. Eine ganz interessante Erscheinung im NenzellerWirtschaftsleben sind die Starosteien er Zeidlergenossenschaften von Ziltcndorf, Krebsjauche, Lahnio und Fürstenberg, deren Stuten uns das Erbbuch teilweise erhalten hat. In dem grundlegenden Aufsatze Hermann Knothes „Die verschiednen Klassen slawischer Höriger usw." (N. Archiv f. ^achs, G^l), lo, 1 f.) habe ich nichts Entsprechendes finden können. Die Starosteien > "d Genossenschaften zur Ausbeutung von Wiesen, die nicht in einer Dorfflur liegen, ^° der Wald- und der Brnchwiescn, des Waldes selbst, entlegner Fischereien, r allein aber der in Waldbcinmen untergebrachten Bienenstöcke, der sogenannten <oder. ein Ausdruck, der schon in der Stiftungsurkunde des Klosters von 1268 vor- vlumt. Diese Nutzungen waren wohl ursprünglich den unterjochten Slawen, den Löcher, überlassen worden. Die Inhaber dieser Nutzungen heißen „zideler" ^ «eioler. Wir verstehn uuter diesem Ausdrucke die Bienenzüchter; im Mittelalter hatte Ausdruck eine andre und weitere, soziale Bedeutung. Zeidler wurde in der ^lederlausitz eine dritte Klasse der Bauernbevölkerung genannt, die, slawischen Ur- 'prungs, weder eine Hilfe noch eine Gartennahrung (Büdnerei, Kossätenhof) be-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/469>, abgerufen am 25.07.2024.