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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Der Mönch von Weinfelder

Herr, deshalb hab ich Euer geschont, und jetzt sind wir quitt: Ihr habt mich vor
dem heißen Feuer bewahrt, und ich Euch vor dem kalten Eisen. Und nun laßt
mich gehn, den Toten beizuschaffen.

Sie hatte schon den Riegel zurückgeschoben und die Hand auf die Klinke gelegt.
Da wandte sie sich noch einmal um.

Herr, begann sie, und ihre Stimme klang weich und kindlich, habt Jhrs Euch
durch den Sinn gehn lassen, was ich Euch damals sagte? Braucht Ihr keine
Magd im Burghaus?

Du weißt doch, ich habe keine Arbeit für dich.

So sagtet Ihr damals, Herr. Aber seitdem ist manches anders geworden hier
im Hause. Ihr habt den Niklas nicht mehr und müßt allein wirtschaften. Und
ein Haus, darinnen kein Weibsbild schafft, verkommt und verfällt. Seht nur dort
oben in der Ecke das Spinnweb! Und erst der Garten! Da steht das Unkraut
besser denn Kohl und Rüben.

Nein, nett, entgegnete Herr Gyllis streng, ich mag mit dir nichts zu schaffen
haben. Nicht im Guten und nicht im Bösen. Geh, du hast im Burghause nichts
zu suchen.

Das Mädchen lächelte geheimnisvoll.

Sagt, Herr, habt Ihr es für gewiß, daß sie mich bei den Römersteinen ge¬
funden haben?

Was kümmert minds! sagte der Burgherr ärgerlich. Bin nicht dabei gewesen.
Sie Sägers zu Weinfelder.

Glaubs schon, Herr. Ihr wart damals zu Prüm auf der Klosterschule. Ihr
könnts nicht wissen. Aber ich weiß es besser und wußts schon lange, eh mir die
alte Zeih die Geschichte erzählt hat. Und es mag gut sein, daß Jhrs hört. Sie
haben mich hier im Bongert gefunden, hart am Rand vom Weiher. Da hab ich
auf einem Bettlein von Schilf und Binsen gelegen, wie das Moseskindlein droben
auf dem Thakeneisen an Eltern Kammerofen. Euer Vater aber, der hat mich nicht
sehen mögen, hat vermeint, es hätte mich eine Wasscrfrau hingelegt, und da hat
mich die Zeih heimlich in den Wald bringen müssen, hat auch sonst keiner darum
gewußt. Mir aber wird immer ganz absonderlich zu Sinn, wenn ich truü denke,
es möchte wahr sein, was Euer Vater gesagt hat, muß auch immer ans Wasser
gehn und hineinschauen, ob ich wohl doch einmal meine Mutter sehen könnte. Weil
sie mich aber hier auf des Burghauses Grund und Boden gefunden haben, so
mein ich, Ihr solltet mich nicht fortweisen, denn ich gehöre hierher so gut wie
Ihr selbst.

nett, erwiderte Herr Gyllis, du verstehst dich trefflich darauf, Märlein zu er¬
sinnen. Mußt sie aber andern erzählen, die dran glauben. Mich wirst du damit
nicht so leichtlich berücken. Geh!

Er öffnete die Tür und schob sie hinaus. Als seine Hand aber durch das
dünne Gewand das feste warme Fleisch ihrer Schulter fühlte, fuhr sie zurück, als
hätte sie eine glühende Kohle berührt. Und als die Dirne dann draußen war und
mit ihrer hellen Stimme auslachte, da regte sich in ihm der mönchische Haß gegen
"lief, was schön war und Leben atmete, dieser Haß, den er ebensowenig abzulegen
vermocht hatte wie das schwarze Kleid seines Ordens. Er stieg zum Wohugemach
Humus, ließ sich auf den Sessel in der Fensternische nieder und stützte das Haupt
^ die Hand. Da überkam ihn zum erstenmal etwas wie Reue über seiue Flucht
"us dem Frieden der Klosterzelle. Als ein Fremder war er in die Welt getreten,
und fremd war er darin geblieben. Keine seiner Hoffnungen hatte sich erfüllt. Er
h"ete geglaubt, seinen Bauern einen Lichtstrahl in die Nacht ihres mühseligen Daseins
bringen zu können, und hatte statt der Liebe und des Vertrauens, die er erhofft hatte,
nichts als Argwohn und Feindschaft geerntet. Sein ganzes Leben schien ihm von
unsichtbaren Mächten untergraben, wie das alte Haus, worin er es freudlos und
°hre Zweck zu fristen verdammt war. Und nun fühlte er auch noch die Ruhe


Grenzboi.n II 1904 55
Der Mönch von Weinfelder

Herr, deshalb hab ich Euer geschont, und jetzt sind wir quitt: Ihr habt mich vor
dem heißen Feuer bewahrt, und ich Euch vor dem kalten Eisen. Und nun laßt
mich gehn, den Toten beizuschaffen.

Sie hatte schon den Riegel zurückgeschoben und die Hand auf die Klinke gelegt.
Da wandte sie sich noch einmal um.

Herr, begann sie, und ihre Stimme klang weich und kindlich, habt Jhrs Euch
durch den Sinn gehn lassen, was ich Euch damals sagte? Braucht Ihr keine
Magd im Burghaus?

Du weißt doch, ich habe keine Arbeit für dich.

So sagtet Ihr damals, Herr. Aber seitdem ist manches anders geworden hier
im Hause. Ihr habt den Niklas nicht mehr und müßt allein wirtschaften. Und
ein Haus, darinnen kein Weibsbild schafft, verkommt und verfällt. Seht nur dort
oben in der Ecke das Spinnweb! Und erst der Garten! Da steht das Unkraut
besser denn Kohl und Rüben.

Nein, nett, entgegnete Herr Gyllis streng, ich mag mit dir nichts zu schaffen
haben. Nicht im Guten und nicht im Bösen. Geh, du hast im Burghause nichts
zu suchen.

Das Mädchen lächelte geheimnisvoll.

Sagt, Herr, habt Ihr es für gewiß, daß sie mich bei den Römersteinen ge¬
funden haben?

Was kümmert minds! sagte der Burgherr ärgerlich. Bin nicht dabei gewesen.
Sie Sägers zu Weinfelder.

Glaubs schon, Herr. Ihr wart damals zu Prüm auf der Klosterschule. Ihr
könnts nicht wissen. Aber ich weiß es besser und wußts schon lange, eh mir die
alte Zeih die Geschichte erzählt hat. Und es mag gut sein, daß Jhrs hört. Sie
haben mich hier im Bongert gefunden, hart am Rand vom Weiher. Da hab ich
auf einem Bettlein von Schilf und Binsen gelegen, wie das Moseskindlein droben
auf dem Thakeneisen an Eltern Kammerofen. Euer Vater aber, der hat mich nicht
sehen mögen, hat vermeint, es hätte mich eine Wasscrfrau hingelegt, und da hat
mich die Zeih heimlich in den Wald bringen müssen, hat auch sonst keiner darum
gewußt. Mir aber wird immer ganz absonderlich zu Sinn, wenn ich truü denke,
es möchte wahr sein, was Euer Vater gesagt hat, muß auch immer ans Wasser
gehn und hineinschauen, ob ich wohl doch einmal meine Mutter sehen könnte. Weil
sie mich aber hier auf des Burghauses Grund und Boden gefunden haben, so
mein ich, Ihr solltet mich nicht fortweisen, denn ich gehöre hierher so gut wie
Ihr selbst.

nett, erwiderte Herr Gyllis, du verstehst dich trefflich darauf, Märlein zu er¬
sinnen. Mußt sie aber andern erzählen, die dran glauben. Mich wirst du damit
nicht so leichtlich berücken. Geh!

Er öffnete die Tür und schob sie hinaus. Als seine Hand aber durch das
dünne Gewand das feste warme Fleisch ihrer Schulter fühlte, fuhr sie zurück, als
hätte sie eine glühende Kohle berührt. Und als die Dirne dann draußen war und
mit ihrer hellen Stimme auslachte, da regte sich in ihm der mönchische Haß gegen
"lief, was schön war und Leben atmete, dieser Haß, den er ebensowenig abzulegen
vermocht hatte wie das schwarze Kleid seines Ordens. Er stieg zum Wohugemach
Humus, ließ sich auf den Sessel in der Fensternische nieder und stützte das Haupt
^ die Hand. Da überkam ihn zum erstenmal etwas wie Reue über seiue Flucht
"us dem Frieden der Klosterzelle. Als ein Fremder war er in die Welt getreten,
und fremd war er darin geblieben. Keine seiner Hoffnungen hatte sich erfüllt. Er
h"ete geglaubt, seinen Bauern einen Lichtstrahl in die Nacht ihres mühseligen Daseins
bringen zu können, und hatte statt der Liebe und des Vertrauens, die er erhofft hatte,
nichts als Argwohn und Feindschaft geerntet. Sein ganzes Leben schien ihm von
unsichtbaren Mächten untergraben, wie das alte Haus, worin er es freudlos und
°hre Zweck zu fristen verdammt war. Und nun fühlte er auch noch die Ruhe


Grenzboi.n II 1904 55
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[0421] Der Mönch von Weinfelder Herr, deshalb hab ich Euer geschont, und jetzt sind wir quitt: Ihr habt mich vor dem heißen Feuer bewahrt, und ich Euch vor dem kalten Eisen. Und nun laßt mich gehn, den Toten beizuschaffen. Sie hatte schon den Riegel zurückgeschoben und die Hand auf die Klinke gelegt. Da wandte sie sich noch einmal um. Herr, begann sie, und ihre Stimme klang weich und kindlich, habt Jhrs Euch durch den Sinn gehn lassen, was ich Euch damals sagte? Braucht Ihr keine Magd im Burghaus? Du weißt doch, ich habe keine Arbeit für dich. So sagtet Ihr damals, Herr. Aber seitdem ist manches anders geworden hier im Hause. Ihr habt den Niklas nicht mehr und müßt allein wirtschaften. Und ein Haus, darinnen kein Weibsbild schafft, verkommt und verfällt. Seht nur dort oben in der Ecke das Spinnweb! Und erst der Garten! Da steht das Unkraut besser denn Kohl und Rüben. Nein, nett, entgegnete Herr Gyllis streng, ich mag mit dir nichts zu schaffen haben. Nicht im Guten und nicht im Bösen. Geh, du hast im Burghause nichts zu suchen. Das Mädchen lächelte geheimnisvoll. Sagt, Herr, habt Ihr es für gewiß, daß sie mich bei den Römersteinen ge¬ funden haben? Was kümmert minds! sagte der Burgherr ärgerlich. Bin nicht dabei gewesen. Sie Sägers zu Weinfelder. Glaubs schon, Herr. Ihr wart damals zu Prüm auf der Klosterschule. Ihr könnts nicht wissen. Aber ich weiß es besser und wußts schon lange, eh mir die alte Zeih die Geschichte erzählt hat. Und es mag gut sein, daß Jhrs hört. Sie haben mich hier im Bongert gefunden, hart am Rand vom Weiher. Da hab ich auf einem Bettlein von Schilf und Binsen gelegen, wie das Moseskindlein droben auf dem Thakeneisen an Eltern Kammerofen. Euer Vater aber, der hat mich nicht sehen mögen, hat vermeint, es hätte mich eine Wasscrfrau hingelegt, und da hat mich die Zeih heimlich in den Wald bringen müssen, hat auch sonst keiner darum gewußt. Mir aber wird immer ganz absonderlich zu Sinn, wenn ich truü denke, es möchte wahr sein, was Euer Vater gesagt hat, muß auch immer ans Wasser gehn und hineinschauen, ob ich wohl doch einmal meine Mutter sehen könnte. Weil sie mich aber hier auf des Burghauses Grund und Boden gefunden haben, so mein ich, Ihr solltet mich nicht fortweisen, denn ich gehöre hierher so gut wie Ihr selbst. nett, erwiderte Herr Gyllis, du verstehst dich trefflich darauf, Märlein zu er¬ sinnen. Mußt sie aber andern erzählen, die dran glauben. Mich wirst du damit nicht so leichtlich berücken. Geh! Er öffnete die Tür und schob sie hinaus. Als seine Hand aber durch das dünne Gewand das feste warme Fleisch ihrer Schulter fühlte, fuhr sie zurück, als hätte sie eine glühende Kohle berührt. Und als die Dirne dann draußen war und mit ihrer hellen Stimme auslachte, da regte sich in ihm der mönchische Haß gegen "lief, was schön war und Leben atmete, dieser Haß, den er ebensowenig abzulegen vermocht hatte wie das schwarze Kleid seines Ordens. Er stieg zum Wohugemach Humus, ließ sich auf den Sessel in der Fensternische nieder und stützte das Haupt ^ die Hand. Da überkam ihn zum erstenmal etwas wie Reue über seiue Flucht "us dem Frieden der Klosterzelle. Als ein Fremder war er in die Welt getreten, und fremd war er darin geblieben. Keine seiner Hoffnungen hatte sich erfüllt. Er h"ete geglaubt, seinen Bauern einen Lichtstrahl in die Nacht ihres mühseligen Daseins bringen zu können, und hatte statt der Liebe und des Vertrauens, die er erhofft hatte, nichts als Argwohn und Feindschaft geerntet. Sein ganzes Leben schien ihm von unsichtbaren Mächten untergraben, wie das alte Haus, worin er es freudlos und °hre Zweck zu fristen verdammt war. Und nun fühlte er auch noch die Ruhe Grenzboi.n II 1904 55

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/421>, abgerufen am 26.07.2024.