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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Der Mönch von Weinfelder

Ihr werdet mich schon anhören müssen, Dauner, ob es Euch auch unlieb ist --

- Müssen? rief Herr Gyllis, bebend vor Zorn, indem er dicht an Störzner heran¬
trat, der keinen Schritt zurückwich und ihm mit frechem Lächeln fest ins Auge sah.

Packt Euch vom Hof!

^ Der Fremde rührte sich nicht und stand mit verschränkten Armen so gelassen
da, als sei er der Herr, der in Weinfelder zu befehlen habe. Da riß dem andern
die Geduld, er faßte mit der Linken die Scheide und mit der Rechten den Griff
seines Schwertes.

Geht Ihr, oder geht Ihr nicht? schrie er, bleich vor Wut.

Mitten im Haufen der Bauern entstand eine Bewegung. Ein junges Weib
schob mit kräftigen Armen die Männer beiseite und trat zwischen die Streitenden.
Es war die rote nett.

Geh, Hans, geh! sagte sie, ich gebiet es dir! Ich will nicht, daß er dich
niedersticht. Wär mir leid, wenn um der Tiere willen Menschenblut fließen sollte!
Und sie packte den Widerstrebenden bet den Schultern und zog ihn mit sich zurück,
dem Tore zu. Dort wandte sich Störzner noch einmal um und rief mit höhnischem
Lachen: Ich gehe, Dauner, aber nicht auf Euer Geheiß. Seht Euch vor, daß es
Euch nicht wie dem Helfensteiner ergehn möge!

Die Bauern hatten dem Borgang mit gleichmütiger Miene und ohne eine
Hand zu rühren zugeschaut.

Jetzt fuhr Theis, gelassen, als sei nichts geschehen, fort: Da es also offenbar
geworden ist, daß Ihr uns die Freiheiten, darum wir in aller Demut und Be¬
scheidenheit gebeten haben, nicht gutwillig und aus freien Stücken geben möget,
so wollen wir Euch eine Bedenkzeit von drei Tagen gewähren, alsdann aber
wiederkommen und unsre Supplik ein andermal vorbringen. Hoffen auch, es möchte
sich bis dahin Euer Sinn wenden, sintemalen wir nichts Unziemliches lind Un¬
billiges von Euch fordern. -

Seit wann ist es zu Weinfelder die Mode, daß die Hofesleute dem Burg¬
mann, ihrem Herrn, Bedenkzeit stellen? entgegnete Herr Gyllis. Und ob ich euch
schon eurer Hoffart und Anmaßung halber in Strafe nehmen sollte, so will ichs
für diesesmal noch hingehn lassen, denn ich weiß, daß ihr von dem Landfahrenden
zu eurer Aufsässigkeit verführt worden seid. Tut ihn gänzlich ab und laßt ihn
von euch, denn er ist der Propheten einer, von denen geschrieben stehet: sie kommen
in Schafskleidern, innen aber sind sie reißende Wölfe. Mit euerm Begehr, Wild¬
bann, kleine Jagd und Fischerei anlangend, mögt ihr mich fürder verschonen, könnt
euch dessenthalben auch jeden Schritt sparen. De : Vieren aber, so nach meinem
festen Willen am Stollen froren sollen, lege ich auf und ermahne sie, binnen heut
und Se. Urban das Werk zu vollbringen. Nun mögt ihr gehn.

i Er wandte sich, ohne die Bauern weiter zu beachten, um und trat mit Niklas in
das Haus. Die Weinfelder blieben noch eine Weile stehn, als erwarteten sie, der
Burgherr werde noch einmal zurückkommen, dann verließen sie langsam den Hof.

Als Herr Gyllis in seinem Gemach allein war, wanderte er mit raschen
Schritten auf und nieder. Wahrlich, sagte er zu sich selbst, Doktor Martinus von
Wittenberg hat Recht: Der gemeine Mann muß mit Bürden beladen sein, sonst
wird er mutwillig! Und er beschloß, von nun an ein strenger Herr zu werden.
Zunächst gab er sich noch der Hoffnung hin, die Bauern würden zur Einsicht
kommen und von ihrer Forderung freiwillig abstehn. Blieben sie jedoch dabei, so
stand ihm ein Kampf bevor, den er -- darüber gab er sich keiner Selbsttäuschung
hin -- nur mit fremder Hilfe ausfechten konnte. Er wußte, daß ihm sein Vetter
auf Burg Denn auf sein Begehr etliche bewaffnete Knechte zur Verfügung stellen
würde, aber von diesem Auskunftmittel wollte er nur im äußersten Notfalle Ge¬
brauch machen.

Die Bauern zeigten sich in einem Punkte gehorsam: sie wiederholten ihre
Forderung nicht. Aber dafür taten sie etwas, was Herrn Gyllis noch weniger
gefiel: sie nahmen sich, was er ihnen vorenthielt. Eines Mittags kam der Vogt


Der Mönch von Weinfelder

Ihr werdet mich schon anhören müssen, Dauner, ob es Euch auch unlieb ist —

- Müssen? rief Herr Gyllis, bebend vor Zorn, indem er dicht an Störzner heran¬
trat, der keinen Schritt zurückwich und ihm mit frechem Lächeln fest ins Auge sah.

Packt Euch vom Hof!

^ Der Fremde rührte sich nicht und stand mit verschränkten Armen so gelassen
da, als sei er der Herr, der in Weinfelder zu befehlen habe. Da riß dem andern
die Geduld, er faßte mit der Linken die Scheide und mit der Rechten den Griff
seines Schwertes.

Geht Ihr, oder geht Ihr nicht? schrie er, bleich vor Wut.

Mitten im Haufen der Bauern entstand eine Bewegung. Ein junges Weib
schob mit kräftigen Armen die Männer beiseite und trat zwischen die Streitenden.
Es war die rote nett.

Geh, Hans, geh! sagte sie, ich gebiet es dir! Ich will nicht, daß er dich
niedersticht. Wär mir leid, wenn um der Tiere willen Menschenblut fließen sollte!
Und sie packte den Widerstrebenden bet den Schultern und zog ihn mit sich zurück,
dem Tore zu. Dort wandte sich Störzner noch einmal um und rief mit höhnischem
Lachen: Ich gehe, Dauner, aber nicht auf Euer Geheiß. Seht Euch vor, daß es
Euch nicht wie dem Helfensteiner ergehn möge!

Die Bauern hatten dem Borgang mit gleichmütiger Miene und ohne eine
Hand zu rühren zugeschaut.

Jetzt fuhr Theis, gelassen, als sei nichts geschehen, fort: Da es also offenbar
geworden ist, daß Ihr uns die Freiheiten, darum wir in aller Demut und Be¬
scheidenheit gebeten haben, nicht gutwillig und aus freien Stücken geben möget,
so wollen wir Euch eine Bedenkzeit von drei Tagen gewähren, alsdann aber
wiederkommen und unsre Supplik ein andermal vorbringen. Hoffen auch, es möchte
sich bis dahin Euer Sinn wenden, sintemalen wir nichts Unziemliches lind Un¬
billiges von Euch fordern. -

Seit wann ist es zu Weinfelder die Mode, daß die Hofesleute dem Burg¬
mann, ihrem Herrn, Bedenkzeit stellen? entgegnete Herr Gyllis. Und ob ich euch
schon eurer Hoffart und Anmaßung halber in Strafe nehmen sollte, so will ichs
für diesesmal noch hingehn lassen, denn ich weiß, daß ihr von dem Landfahrenden
zu eurer Aufsässigkeit verführt worden seid. Tut ihn gänzlich ab und laßt ihn
von euch, denn er ist der Propheten einer, von denen geschrieben stehet: sie kommen
in Schafskleidern, innen aber sind sie reißende Wölfe. Mit euerm Begehr, Wild¬
bann, kleine Jagd und Fischerei anlangend, mögt ihr mich fürder verschonen, könnt
euch dessenthalben auch jeden Schritt sparen. De : Vieren aber, so nach meinem
festen Willen am Stollen froren sollen, lege ich auf und ermahne sie, binnen heut
und Se. Urban das Werk zu vollbringen. Nun mögt ihr gehn.

i Er wandte sich, ohne die Bauern weiter zu beachten, um und trat mit Niklas in
das Haus. Die Weinfelder blieben noch eine Weile stehn, als erwarteten sie, der
Burgherr werde noch einmal zurückkommen, dann verließen sie langsam den Hof.

Als Herr Gyllis in seinem Gemach allein war, wanderte er mit raschen
Schritten auf und nieder. Wahrlich, sagte er zu sich selbst, Doktor Martinus von
Wittenberg hat Recht: Der gemeine Mann muß mit Bürden beladen sein, sonst
wird er mutwillig! Und er beschloß, von nun an ein strenger Herr zu werden.
Zunächst gab er sich noch der Hoffnung hin, die Bauern würden zur Einsicht
kommen und von ihrer Forderung freiwillig abstehn. Blieben sie jedoch dabei, so
stand ihm ein Kampf bevor, den er — darüber gab er sich keiner Selbsttäuschung
hin — nur mit fremder Hilfe ausfechten konnte. Er wußte, daß ihm sein Vetter
auf Burg Denn auf sein Begehr etliche bewaffnete Knechte zur Verfügung stellen
würde, aber von diesem Auskunftmittel wollte er nur im äußersten Notfalle Ge¬
brauch machen.

Die Bauern zeigten sich in einem Punkte gehorsam: sie wiederholten ihre
Forderung nicht. Aber dafür taten sie etwas, was Herrn Gyllis noch weniger
gefiel: sie nahmen sich, was er ihnen vorenthielt. Eines Mittags kam der Vogt


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[0364] Der Mönch von Weinfelder Ihr werdet mich schon anhören müssen, Dauner, ob es Euch auch unlieb ist — - Müssen? rief Herr Gyllis, bebend vor Zorn, indem er dicht an Störzner heran¬ trat, der keinen Schritt zurückwich und ihm mit frechem Lächeln fest ins Auge sah. Packt Euch vom Hof! ^ Der Fremde rührte sich nicht und stand mit verschränkten Armen so gelassen da, als sei er der Herr, der in Weinfelder zu befehlen habe. Da riß dem andern die Geduld, er faßte mit der Linken die Scheide und mit der Rechten den Griff seines Schwertes. Geht Ihr, oder geht Ihr nicht? schrie er, bleich vor Wut. Mitten im Haufen der Bauern entstand eine Bewegung. Ein junges Weib schob mit kräftigen Armen die Männer beiseite und trat zwischen die Streitenden. Es war die rote nett. Geh, Hans, geh! sagte sie, ich gebiet es dir! Ich will nicht, daß er dich niedersticht. Wär mir leid, wenn um der Tiere willen Menschenblut fließen sollte! Und sie packte den Widerstrebenden bet den Schultern und zog ihn mit sich zurück, dem Tore zu. Dort wandte sich Störzner noch einmal um und rief mit höhnischem Lachen: Ich gehe, Dauner, aber nicht auf Euer Geheiß. Seht Euch vor, daß es Euch nicht wie dem Helfensteiner ergehn möge! Die Bauern hatten dem Borgang mit gleichmütiger Miene und ohne eine Hand zu rühren zugeschaut. Jetzt fuhr Theis, gelassen, als sei nichts geschehen, fort: Da es also offenbar geworden ist, daß Ihr uns die Freiheiten, darum wir in aller Demut und Be¬ scheidenheit gebeten haben, nicht gutwillig und aus freien Stücken geben möget, so wollen wir Euch eine Bedenkzeit von drei Tagen gewähren, alsdann aber wiederkommen und unsre Supplik ein andermal vorbringen. Hoffen auch, es möchte sich bis dahin Euer Sinn wenden, sintemalen wir nichts Unziemliches lind Un¬ billiges von Euch fordern. - Seit wann ist es zu Weinfelder die Mode, daß die Hofesleute dem Burg¬ mann, ihrem Herrn, Bedenkzeit stellen? entgegnete Herr Gyllis. Und ob ich euch schon eurer Hoffart und Anmaßung halber in Strafe nehmen sollte, so will ichs für diesesmal noch hingehn lassen, denn ich weiß, daß ihr von dem Landfahrenden zu eurer Aufsässigkeit verführt worden seid. Tut ihn gänzlich ab und laßt ihn von euch, denn er ist der Propheten einer, von denen geschrieben stehet: sie kommen in Schafskleidern, innen aber sind sie reißende Wölfe. Mit euerm Begehr, Wild¬ bann, kleine Jagd und Fischerei anlangend, mögt ihr mich fürder verschonen, könnt euch dessenthalben auch jeden Schritt sparen. De : Vieren aber, so nach meinem festen Willen am Stollen froren sollen, lege ich auf und ermahne sie, binnen heut und Se. Urban das Werk zu vollbringen. Nun mögt ihr gehn. i Er wandte sich, ohne die Bauern weiter zu beachten, um und trat mit Niklas in das Haus. Die Weinfelder blieben noch eine Weile stehn, als erwarteten sie, der Burgherr werde noch einmal zurückkommen, dann verließen sie langsam den Hof. Als Herr Gyllis in seinem Gemach allein war, wanderte er mit raschen Schritten auf und nieder. Wahrlich, sagte er zu sich selbst, Doktor Martinus von Wittenberg hat Recht: Der gemeine Mann muß mit Bürden beladen sein, sonst wird er mutwillig! Und er beschloß, von nun an ein strenger Herr zu werden. Zunächst gab er sich noch der Hoffnung hin, die Bauern würden zur Einsicht kommen und von ihrer Forderung freiwillig abstehn. Blieben sie jedoch dabei, so stand ihm ein Kampf bevor, den er — darüber gab er sich keiner Selbsttäuschung hin — nur mit fremder Hilfe ausfechten konnte. Er wußte, daß ihm sein Vetter auf Burg Denn auf sein Begehr etliche bewaffnete Knechte zur Verfügung stellen würde, aber von diesem Auskunftmittel wollte er nur im äußersten Notfalle Ge¬ brauch machen. Die Bauern zeigten sich in einem Punkte gehorsam: sie wiederholten ihre Forderung nicht. Aber dafür taten sie etwas, was Herrn Gyllis noch weniger gefiel: sie nahmen sich, was er ihnen vorenthielt. Eines Mittags kam der Vogt

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/364>, abgerufen am 26.07.2024.