Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches die indirekte Erwähnung der Kasematten. Und vor allem vergesse man nicht, daß Man könnte noch eine Menge andrer Dinge ans Hamlet anführen, die mit Ich habe aber gar nicht einen historischen Roman schreiben wollen, sondern Herausgegeben von Johannes Gruncnv in Leipzig Verlag von Fr. Will), Grunoiv in Leipzig -- Druck von Karl Warenart in Leipzig "Kupfervera. Gold" ist trocken Maßgebliches und Unmaßgebliches die indirekte Erwähnung der Kasematten. Und vor allem vergesse man nicht, daß Man könnte noch eine Menge andrer Dinge ans Hamlet anführen, die mit Ich habe aber gar nicht einen historischen Roman schreiben wollen, sondern Herausgegeben von Johannes Gruncnv in Leipzig Verlag von Fr. Will), Grunoiv in Leipzig — Druck von Karl Warenart in Leipzig „Kupfervera. Gold" ist trocken <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0069" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/292866"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_314" prev="#ID_313"> die indirekte Erwähnung der Kasematten. Und vor allem vergesse man nicht, daß<lb/> der natürlichste Hintergrund für die Szene, wo Hamlet der Mutter gegenüber ans<lb/> das Bild seines Vaters weist, gerade der Rittersaal ans Kronborg ist, wo Hans<lb/> Kniepers berühmte Bilder von den 111 dänischen Königen, darunter Hamlet und<lb/> seinem Vater, hingen. Eine Stelle, die besonders dagegen zu sprechen scheint, daß<lb/> Shakespeare aus eigner Anschauung Kronborg gekannt habe, ist die, wo davon ge¬<lb/> sprochen wird, daß das Schloß auf einem Felsen geruht habe. Aber auch sie<lb/> findet ihre ganz natürliche Erklärung, wenn man nämlich daran denkt, daß der be¬<lb/> rühmte „Lappcnstein," der so groß wie ein Haus war, und den Friedrich der<lb/> Zweite mit ungeheurer Mühe von Gronnehaven dorthin hatte schaffen lassen, 1586<lb/> das Fundament für die südöstliche Bastion von Kronborg bildete. Wer in Kron¬<lb/> borg gewesen war, hatte nicht vermeiden können, den „Lappcnstein" als eine der<lb/> Merkwürdigkeiten des Schlosses und der Stadt zu sehen, und es war keine große<lb/> dichterische Übertreibung, zu sagen, das Schloß ruhe uns einem Felsen.</p><lb/> <p xml:id="ID_315"> Man könnte noch eine Menge andrer Dinge ans Hamlet anführen, die mit<lb/> Bestimmtheit auf einen Aufenthalt Shakespeares in Helsingör deuten, und für mich<lb/> liegt absolut kein entscheidender Beweis darin, daß sich sein Name nicht in dem<lb/> Verzeichnis der englischen Komödianten, die 1586 dort spielten, findet. Denn wer<lb/> kann beweisen, dnß Shakespeare nicht aus irgend einem Grund im Ausland unter<lb/> einem andern Ruinen aufgetreten ist, oder daß er nicht — wie ich es ihn in<lb/> meiner Erzählung tun lasse — mit den Komödianten gekommen ist, aber nus<lb/> irgend einem Grunde nicht zum Auftreten gekommen ist?</p><lb/> <p xml:id="ID_316"> Ich habe aber gar nicht einen historischen Roman schreiben wollen, sondern<lb/> habe ans Grund meines eignen bestimmten Glaubens eine frei erfundne Novelle<lb/> geschrieben, die natürlich für deu am meisten Interesse haben wird, der Hamlet<lb/> kennt und etwas von Shakespeare weiß, die aber auch von dem gelesen werden<lb/> kann, der Hamlet nie gelesen hat.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Herausgegeben von Johannes Gruncnv in Leipzig<lb/> Verlag von Fr. Will), Grunoiv in Leipzig — Druck von Karl Warenart in Leipzig</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div> <floatingText> <body> <div type="advertisement"> <p> „Kupfervera. Gold" ist trocken<lb/> und leicht, daher außerordent¬<lb/> lich bekömmlich.</p> </div> </body> </floatingText> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0069]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
die indirekte Erwähnung der Kasematten. Und vor allem vergesse man nicht, daß
der natürlichste Hintergrund für die Szene, wo Hamlet der Mutter gegenüber ans
das Bild seines Vaters weist, gerade der Rittersaal ans Kronborg ist, wo Hans
Kniepers berühmte Bilder von den 111 dänischen Königen, darunter Hamlet und
seinem Vater, hingen. Eine Stelle, die besonders dagegen zu sprechen scheint, daß
Shakespeare aus eigner Anschauung Kronborg gekannt habe, ist die, wo davon ge¬
sprochen wird, daß das Schloß auf einem Felsen geruht habe. Aber auch sie
findet ihre ganz natürliche Erklärung, wenn man nämlich daran denkt, daß der be¬
rühmte „Lappcnstein," der so groß wie ein Haus war, und den Friedrich der
Zweite mit ungeheurer Mühe von Gronnehaven dorthin hatte schaffen lassen, 1586
das Fundament für die südöstliche Bastion von Kronborg bildete. Wer in Kron¬
borg gewesen war, hatte nicht vermeiden können, den „Lappcnstein" als eine der
Merkwürdigkeiten des Schlosses und der Stadt zu sehen, und es war keine große
dichterische Übertreibung, zu sagen, das Schloß ruhe uns einem Felsen.
Man könnte noch eine Menge andrer Dinge ans Hamlet anführen, die mit
Bestimmtheit auf einen Aufenthalt Shakespeares in Helsingör deuten, und für mich
liegt absolut kein entscheidender Beweis darin, daß sich sein Name nicht in dem
Verzeichnis der englischen Komödianten, die 1586 dort spielten, findet. Denn wer
kann beweisen, dnß Shakespeare nicht aus irgend einem Grund im Ausland unter
einem andern Ruinen aufgetreten ist, oder daß er nicht — wie ich es ihn in
meiner Erzählung tun lasse — mit den Komödianten gekommen ist, aber nus
irgend einem Grunde nicht zum Auftreten gekommen ist?
Ich habe aber gar nicht einen historischen Roman schreiben wollen, sondern
habe ans Grund meines eignen bestimmten Glaubens eine frei erfundne Novelle
geschrieben, die natürlich für deu am meisten Interesse haben wird, der Hamlet
kennt und etwas von Shakespeare weiß, die aber auch von dem gelesen werden
kann, der Hamlet nie gelesen hat.
Herausgegeben von Johannes Gruncnv in Leipzig
Verlag von Fr. Will), Grunoiv in Leipzig — Druck von Karl Warenart in Leipzig
„Kupfervera. Gold" ist trocken
und leicht, daher außerordent¬
lich bekömmlich.
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