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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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fassen. Er weist alle bei den Philosophen vorkommenden Begriffe von der
Seele als unhaltbar zurück und führt aus. wie die chemischen Elemente auf
Atome, so ließen sich die psychischen Erscheinungen auf nuits, aus Nerven-
erschütterungen zurückführen (nervous suoeks). Gemeine ist natürlich d:e Em¬
pfindung eines solchen Nervenstoßes; jede wahrnehmbare Empfindung ist aus
den Empfindungen zusammengesetzt, die von einer großen Anzahl Meyer
Nervenstöße oder Nervenschwingungen verursacht werden. Der Ausdruck 8o.ook
scheint übrigens schon eine Abweichung vom strengen psychologischen Agnostizis¬
mus und ein Zugeständnis an die Annahme von Seelenmonaden zu enthalten,
denn wenn die Schwingung eines Nerventeilchens als Stoß bezeichnet wird
s° wird das gestoßne somMiwZ Spencers, das wir andern Seele nennen, a s
etwas von den stoßenden materiellen Teilchen verschiednes. nicht bloß als
seine Inneneite oder Innenansicht, gedacht.

Die Auflösung des Geistes oder der Seelensubstanz in Nervenstöße, fahrt
^ dann fort, widerspreche durchaus nicht ihrer Unerkennbarkeit denn sie
bringe uns der Beantwortung der Frage nach dem Wesen des Psychischen
ebensowenig nahe, als uns die hypothetische Auflösung der chemischen Element
in Atome über das Wesen der Materie Aufschluß gibt. Die angenommene
einfachste Daseinsform ist in dem einen wie dem andern Falle weiter aq s
°is ein Hilfsbegriff (wren) für unser Denken. Nachdem ;ete der b de
Daseinsformen auf ihre angenommenen einfachsten Bestandteile zurückgeführt
Worden ist. müßten nun. um der philosophischen Forderung der Vereinheit¬
lichung zu genügen, die einfachsten Bestandteile der einen Art auf die d
°"dern zurückgeführt werden. Das wird aber vom ersten Anfang an durch
die Unterscheidung von Subjekt und Objekt unmöglich gemacht, denn dies
Unterscheidung ist das Bewußtsein von einem schlechterdings nicht aufzuhebenden
Unterschiede. Jede Analyse, weit entfernt davon, den Gegensatz auszugleichen,
macht nur die Unmöglichkeit, sie unter einen gemeinsamen Begriff zu bringen,
immer deutlicher. Nehmen wir als bewiesen an. daß alles objektive Dasein
aus Einheiten der einen Art besteht, daß alles objektive Geschehen durch
rhythmische Bewegungen dieser Einheiten verursacht wird, und daß ^ diefen
Geschehnissen auch die durch Nerven und Nervenzentren fortgepflanzte ^tote-
kularbewegung gehört. Nehmen wir ferner als bewiesen an. daß sich aues
subjektive Dasein in solche Bewußtseinseinheiten auflösen lasse, die wir als
Nervenstöße (Empfindung von solchen!) kennen, und von denen jeder das
Korrelat einer rhythmischen Bewegung einer materiellen Einheit oder einer
Gruppe von solchen ist. Können wir uns dann das objektive und das
subjektive Geschehnis als ein und dasselbe denken? Können wir uns die
Schwingung einer Molekel als Empfindung oder die Empfindung ^ ^
bewegung eines Massenteilchens vorstellen? Wir mögen uns "och 1 ° ^
Mühe geben, wir können es nicht. Je näher wir die beiden Geschehn sie
einander bringen, desto deutlicher wird uns ihre Verschiedenheit. V^r 'leyn
wir an der Schranke, die für beide gleich unübersteiglich ist für Male v e
geistige Erscheinungen materialistisch zu erklären versuchen, und für Mcye. o e
der Gedanke ängstigt, es könne eine solche Erklärung gefunden werden. 6le,e


fassen. Er weist alle bei den Philosophen vorkommenden Begriffe von der
Seele als unhaltbar zurück und führt aus. wie die chemischen Elemente auf
Atome, so ließen sich die psychischen Erscheinungen auf nuits, aus Nerven-
erschütterungen zurückführen (nervous suoeks). Gemeine ist natürlich d:e Em¬
pfindung eines solchen Nervenstoßes; jede wahrnehmbare Empfindung ist aus
den Empfindungen zusammengesetzt, die von einer großen Anzahl Meyer
Nervenstöße oder Nervenschwingungen verursacht werden. Der Ausdruck 8o.ook
scheint übrigens schon eine Abweichung vom strengen psychologischen Agnostizis¬
mus und ein Zugeständnis an die Annahme von Seelenmonaden zu enthalten,
denn wenn die Schwingung eines Nerventeilchens als Stoß bezeichnet wird
s° wird das gestoßne somMiwZ Spencers, das wir andern Seele nennen, a s
etwas von den stoßenden materiellen Teilchen verschiednes. nicht bloß als
seine Inneneite oder Innenansicht, gedacht.

Die Auflösung des Geistes oder der Seelensubstanz in Nervenstöße, fahrt
^ dann fort, widerspreche durchaus nicht ihrer Unerkennbarkeit denn sie
bringe uns der Beantwortung der Frage nach dem Wesen des Psychischen
ebensowenig nahe, als uns die hypothetische Auflösung der chemischen Element
in Atome über das Wesen der Materie Aufschluß gibt. Die angenommene
einfachste Daseinsform ist in dem einen wie dem andern Falle weiter aq s
°is ein Hilfsbegriff (wren) für unser Denken. Nachdem ;ete der b de
Daseinsformen auf ihre angenommenen einfachsten Bestandteile zurückgeführt
Worden ist. müßten nun. um der philosophischen Forderung der Vereinheit¬
lichung zu genügen, die einfachsten Bestandteile der einen Art auf die d
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die Unterscheidung von Subjekt und Objekt unmöglich gemacht, denn dies
Unterscheidung ist das Bewußtsein von einem schlechterdings nicht aufzuhebenden
Unterschiede. Jede Analyse, weit entfernt davon, den Gegensatz auszugleichen,
macht nur die Unmöglichkeit, sie unter einen gemeinsamen Begriff zu bringen,
immer deutlicher. Nehmen wir als bewiesen an. daß alles objektive Dasein
aus Einheiten der einen Art besteht, daß alles objektive Geschehen durch
rhythmische Bewegungen dieser Einheiten verursacht wird, und daß ^ diefen
Geschehnissen auch die durch Nerven und Nervenzentren fortgepflanzte ^tote-
kularbewegung gehört. Nehmen wir ferner als bewiesen an. daß sich aues
subjektive Dasein in solche Bewußtseinseinheiten auflösen lasse, die wir als
Nervenstöße (Empfindung von solchen!) kennen, und von denen jeder das
Korrelat einer rhythmischen Bewegung einer materiellen Einheit oder einer
Gruppe von solchen ist. Können wir uns dann das objektive und das
subjektive Geschehnis als ein und dasselbe denken? Können wir uns die
Schwingung einer Molekel als Empfindung oder die Empfindung ^ ^
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Mühe geben, wir können es nicht. Je näher wir die beiden Geschehn sie
einander bringen, desto deutlicher wird uns ihre Verschiedenheit. V^r 'leyn
wir an der Schranke, die für beide gleich unübersteiglich ist für Male v e
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[0649] fassen. Er weist alle bei den Philosophen vorkommenden Begriffe von der Seele als unhaltbar zurück und führt aus. wie die chemischen Elemente auf Atome, so ließen sich die psychischen Erscheinungen auf nuits, aus Nerven- erschütterungen zurückführen (nervous suoeks). Gemeine ist natürlich d:e Em¬ pfindung eines solchen Nervenstoßes; jede wahrnehmbare Empfindung ist aus den Empfindungen zusammengesetzt, die von einer großen Anzahl Meyer Nervenstöße oder Nervenschwingungen verursacht werden. Der Ausdruck 8o.ook scheint übrigens schon eine Abweichung vom strengen psychologischen Agnostizis¬ mus und ein Zugeständnis an die Annahme von Seelenmonaden zu enthalten, denn wenn die Schwingung eines Nerventeilchens als Stoß bezeichnet wird s° wird das gestoßne somMiwZ Spencers, das wir andern Seele nennen, a s etwas von den stoßenden materiellen Teilchen verschiednes. nicht bloß als seine Inneneite oder Innenansicht, gedacht. Die Auflösung des Geistes oder der Seelensubstanz in Nervenstöße, fahrt ^ dann fort, widerspreche durchaus nicht ihrer Unerkennbarkeit denn sie bringe uns der Beantwortung der Frage nach dem Wesen des Psychischen ebensowenig nahe, als uns die hypothetische Auflösung der chemischen Element in Atome über das Wesen der Materie Aufschluß gibt. Die angenommene einfachste Daseinsform ist in dem einen wie dem andern Falle weiter aq s °is ein Hilfsbegriff (wren) für unser Denken. Nachdem ;ete der b de Daseinsformen auf ihre angenommenen einfachsten Bestandteile zurückgeführt Worden ist. müßten nun. um der philosophischen Forderung der Vereinheit¬ lichung zu genügen, die einfachsten Bestandteile der einen Art auf die d °"dern zurückgeführt werden. Das wird aber vom ersten Anfang an durch die Unterscheidung von Subjekt und Objekt unmöglich gemacht, denn dies Unterscheidung ist das Bewußtsein von einem schlechterdings nicht aufzuhebenden Unterschiede. Jede Analyse, weit entfernt davon, den Gegensatz auszugleichen, macht nur die Unmöglichkeit, sie unter einen gemeinsamen Begriff zu bringen, immer deutlicher. Nehmen wir als bewiesen an. daß alles objektive Dasein aus Einheiten der einen Art besteht, daß alles objektive Geschehen durch rhythmische Bewegungen dieser Einheiten verursacht wird, und daß ^ diefen Geschehnissen auch die durch Nerven und Nervenzentren fortgepflanzte ^tote- kularbewegung gehört. Nehmen wir ferner als bewiesen an. daß sich aues subjektive Dasein in solche Bewußtseinseinheiten auflösen lasse, die wir als Nervenstöße (Empfindung von solchen!) kennen, und von denen jeder das Korrelat einer rhythmischen Bewegung einer materiellen Einheit oder einer Gruppe von solchen ist. Können wir uns dann das objektive und das subjektive Geschehnis als ein und dasselbe denken? Können wir uns die Schwingung einer Molekel als Empfindung oder die Empfindung ^ ^ bewegung eines Massenteilchens vorstellen? Wir mögen uns «och 1 ° ^ Mühe geben, wir können es nicht. Je näher wir die beiden Geschehn sie einander bringen, desto deutlicher wird uns ihre Verschiedenheit. V^r 'leyn wir an der Schranke, die für beide gleich unübersteiglich ist für Male v e geistige Erscheinungen materialistisch zu erklären versuchen, und für Mcye. o e der Gedanke ängstigt, es könne eine solche Erklärung gefunden werden. 6le,e

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/649>, abgerufen am 22.07.2024.