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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Beschreibung beschränkenden Naturwissenschaft aber nicht gerechtfertigt ist, und daß
der Naturphilosoph seine Zuständigkeit überschreitet, wenn er seine hypothetischen
Erklärungsversuche als Dogmen verkündigt, die in Zukunft statt der Dogmen des
Christentums gelten sollen. Noch dazu tut Haeckel das oft in beleidigender Form,
so im Vorwort zur fünften Auflage. Er schreibt da von seinem Buche über die
Welträtsel: "Wenn diese "Gemeinverständlichen Studien über die monistische Philo¬
sophie" sich eines ungewöhnlichen Erfolgs erfreuten, so schreibe ich denselben keines¬
wegs einem besondern Vorzuge meines Buchs zu, sondern vielmehr dem lebhaften
Wunsche weiter Bildungskreise, mit den Ergebnissen der fortgeschrittnen Natur¬
philosophie bekannt und von dem Aberglauben der herrschenden Theologie und Meta¬
physik befreit zu werden." Wenn der Zoolog vom Aberglauben der Theologie und
der Metaphysik spricht, dann haben auch der Theolog und der Metaphysiker das
Recht, den Glauben der Darwinianer an Darwins und Haeckels Hypothesen Aber¬
glauben zu schelten.


Anmerkung z

um Aufsatze: "Der Held von Graudenz" (Grenzboten, Heft 5,
7 und 8). Infolge eines Versehens, an dem ich allein die Schuld trage, ist der
Hinweis auf die Benutzung von Frölich: De Courbiere, Graudenz 1890, verab¬
säumt worden. Frölich hat zuerst die Legende zerstört, wonach Courbiere die Worte
gesprochen haben soll: "Dann bin ich König von Graudenz." Auch hat er den
Nachweis erbracht, daß dem alten Helden mit Unrecht der Vorwurf der Grau¬
samkeit und Härte gemacht worden ist. Das soll hierdurch richtig gestellt werden.


Walter Berg




Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Will), Grunow in Leipzig -- Druck von Karl Marquart in Leipzig



Maßgebliches und Unmaßgebliches

Beschreibung beschränkenden Naturwissenschaft aber nicht gerechtfertigt ist, und daß
der Naturphilosoph seine Zuständigkeit überschreitet, wenn er seine hypothetischen
Erklärungsversuche als Dogmen verkündigt, die in Zukunft statt der Dogmen des
Christentums gelten sollen. Noch dazu tut Haeckel das oft in beleidigender Form,
so im Vorwort zur fünften Auflage. Er schreibt da von seinem Buche über die
Welträtsel: „Wenn diese »Gemeinverständlichen Studien über die monistische Philo¬
sophie« sich eines ungewöhnlichen Erfolgs erfreuten, so schreibe ich denselben keines¬
wegs einem besondern Vorzuge meines Buchs zu, sondern vielmehr dem lebhaften
Wunsche weiter Bildungskreise, mit den Ergebnissen der fortgeschrittnen Natur¬
philosophie bekannt und von dem Aberglauben der herrschenden Theologie und Meta¬
physik befreit zu werden." Wenn der Zoolog vom Aberglauben der Theologie und
der Metaphysik spricht, dann haben auch der Theolog und der Metaphysiker das
Recht, den Glauben der Darwinianer an Darwins und Haeckels Hypothesen Aber¬
glauben zu schelten.


Anmerkung z

um Aufsatze: „Der Held von Graudenz" (Grenzboten, Heft 5,
7 und 8). Infolge eines Versehens, an dem ich allein die Schuld trage, ist der
Hinweis auf die Benutzung von Frölich: De Courbiere, Graudenz 1890, verab¬
säumt worden. Frölich hat zuerst die Legende zerstört, wonach Courbiere die Worte
gesprochen haben soll: „Dann bin ich König von Graudenz." Auch hat er den
Nachweis erbracht, daß dem alten Helden mit Unrecht der Vorwurf der Grau¬
samkeit und Härte gemacht worden ist. Das soll hierdurch richtig gestellt werden.


Walter Berg




Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Will), Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig



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[0626] Maßgebliches und Unmaßgebliches Beschreibung beschränkenden Naturwissenschaft aber nicht gerechtfertigt ist, und daß der Naturphilosoph seine Zuständigkeit überschreitet, wenn er seine hypothetischen Erklärungsversuche als Dogmen verkündigt, die in Zukunft statt der Dogmen des Christentums gelten sollen. Noch dazu tut Haeckel das oft in beleidigender Form, so im Vorwort zur fünften Auflage. Er schreibt da von seinem Buche über die Welträtsel: „Wenn diese »Gemeinverständlichen Studien über die monistische Philo¬ sophie« sich eines ungewöhnlichen Erfolgs erfreuten, so schreibe ich denselben keines¬ wegs einem besondern Vorzuge meines Buchs zu, sondern vielmehr dem lebhaften Wunsche weiter Bildungskreise, mit den Ergebnissen der fortgeschrittnen Natur¬ philosophie bekannt und von dem Aberglauben der herrschenden Theologie und Meta¬ physik befreit zu werden." Wenn der Zoolog vom Aberglauben der Theologie und der Metaphysik spricht, dann haben auch der Theolog und der Metaphysiker das Recht, den Glauben der Darwinianer an Darwins und Haeckels Hypothesen Aber¬ glauben zu schelten. Anmerkung z um Aufsatze: „Der Held von Graudenz" (Grenzboten, Heft 5, 7 und 8). Infolge eines Versehens, an dem ich allein die Schuld trage, ist der Hinweis auf die Benutzung von Frölich: De Courbiere, Graudenz 1890, verab¬ säumt worden. Frölich hat zuerst die Legende zerstört, wonach Courbiere die Worte gesprochen haben soll: „Dann bin ich König von Graudenz." Auch hat er den Nachweis erbracht, daß dem alten Helden mit Unrecht der Vorwurf der Grau¬ samkeit und Härte gemacht worden ist. Das soll hierdurch richtig gestellt werden. Walter Berg Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Will), Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/626>, abgerufen am 24.08.2024.