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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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Die Klabnnkerstraße

Äbtissin, noch lebte und bis zum September eigentlich auch noch regieren wollte.
Im neunten Monat des Jahres wollte sie den Krummstab niederlegen, sich endgiltig
zur Ruhe setzen und nur noch bei der Äbtissinnenwahl den Vorsitz führen; vorher
aber sollte es doch wenigstens den Anschein haben, als könnte sie befehlen.

Gräfin Eberstein ließ ihr nichts mehr. Heute morgen hatte sie erfahren, daß
der Hilfslehrer Klaus Fuchsius seine Entlassung erhalten und schon das Kloster
verlassen hatte. Ohne ihre Erlaubnis, ohne daß sie ein Wort davon vorher ge¬
wußt hatte. Der Hauptlehrer war eben bei ihr gewesen und hatte sich für die
schnelle Entscheidung bedankt; er hatte mit dem jungen, sonderbare,! Meuschen
nichts mehr anfangen können und war froh, daß die hochwürdige Äbtissin ein
Machtwort gesprochen hatte.

Frau von Borkenhagen beantwortete den Dank mit einigen kühlen Redens¬
arten; jetzt, da sie allein war, ärgerte sie sich. Über Klaus Fuchsius hatte sie
Klagen gehört, aber doch noch die Hand über ihn gehalten. Er sollte etwas ver¬
rückt sein; aber wer war denn heutzutage noch geistig gesund? Und war sie des¬
wegen so gut gegen Gräfin Eberstein gewesen, daß diese sie nur als Popanz
betrachtete und sie nicht einmal mehr fragte, wenn sie einen der Angestellten des
Klosters entließ?

Der alte Klosterdiener trat ein und brachte einen Brief.

Will Hochwürden Gnaden das Schreiben hier behalten, oder soll ich es an
Gräfin Eberstein bringen? fragte er.

Die Äbtissin riß ihm das umfangreiche Schreiben aus der Hand.

Meinen Sie, daß ich nicht mehr lesen kann? rief sie gereizt, und der alte
Mann entfernte sich eilig.

Mit der Frau Äbtissin war in dieser Zeit nicht ganz gut zu Verkehren, und
Gräfin Eberstein verlangte ebenfalls Gehorsam. Da war es vorsichtiger, beiden
Damen fern zu bleiben.

Frau von Borkenhagen blieb allein, betrachtete den Brief, dessen Handschrift
sie nicht kannte, und öffnete ihn mit einem schmalen Pnpiermesser.

Es war friedlich in dem Arbeitszimmer der Äbtissin, das auf dem Kloster
das Äbtissinnengemach hieß. Wohl deswegen, weil die Bilder von frühern Äb¬
tissinnen in Öl gemalt und in dunkeln Holzrahmen an der Wand hingen und mit
ernsten Augen auf den Platz am Schreibtisch zu blicken schienen, wo ihre Nach¬
folgerin über das Wohl und Wehe des Klosters nachdachte. Heute glitten
funkelnde Sonnenstrahlen von einem gemalten Antlitz zum andern, warfen hier
einen Kreis, dort einen goldigen Funken und eilten dann weiter. Wie sie schon
viele Jahrtausende weiter geeilt waren, von der Wiege des Neugebornen bis zu
seinem Grabe. Von schillernder Pracht und Lebensfreude bis zum tränenreichen
Elend und der Verzweiflung des Verlassenen.

Ernsthaft blickte Frau von Borkenhagen in den funkelnden Sonnenschein. Wie
lange noch würde er ihr scheinen?

Es klopfte, und Gräfin Eberstein trat ein. Eifrig, mit dem Ausdruck des
Beschäftigtseius, der den guten Willen in sich birgt, früh das Tagewerk zu be¬
ginnen und es nicht eher aus den Händen zu legen, bis alles beendet ist.

Guten Morgen, liebe Hochwürden! Wie haben Sie geruht? Wie? Sie
sind schon bei der Arbeit? Darf ich Ihnen nicht den Brief abnehmen?

Und sie griff nach dem Umschlag, den die Äbtissin noch immer in den
Händen hielt.

Danke vielmals! Die Stimme der alten Dame klang trocken. Weshalb haben
Sie den jungen Fuchsius weggeschickt? fragte sie gleich hinterher.

Gräfin Eberstein setzte sich mit Gemütsruhe.

Es ging nicht anders, Frau Äbtissin. Der junge Mensch wußte nicht, was
Pflichterfüllung heißt. Er blieb aus dem Unterrichte weg, wann es ihm beliebte,
deklamierte den Mädchen auf dem Pachthof Gedichte vor, hörte nicht auf die Er-


Die Klabnnkerstraße

Äbtissin, noch lebte und bis zum September eigentlich auch noch regieren wollte.
Im neunten Monat des Jahres wollte sie den Krummstab niederlegen, sich endgiltig
zur Ruhe setzen und nur noch bei der Äbtissinnenwahl den Vorsitz führen; vorher
aber sollte es doch wenigstens den Anschein haben, als könnte sie befehlen.

Gräfin Eberstein ließ ihr nichts mehr. Heute morgen hatte sie erfahren, daß
der Hilfslehrer Klaus Fuchsius seine Entlassung erhalten und schon das Kloster
verlassen hatte. Ohne ihre Erlaubnis, ohne daß sie ein Wort davon vorher ge¬
wußt hatte. Der Hauptlehrer war eben bei ihr gewesen und hatte sich für die
schnelle Entscheidung bedankt; er hatte mit dem jungen, sonderbare,! Meuschen
nichts mehr anfangen können und war froh, daß die hochwürdige Äbtissin ein
Machtwort gesprochen hatte.

Frau von Borkenhagen beantwortete den Dank mit einigen kühlen Redens¬
arten; jetzt, da sie allein war, ärgerte sie sich. Über Klaus Fuchsius hatte sie
Klagen gehört, aber doch noch die Hand über ihn gehalten. Er sollte etwas ver¬
rückt sein; aber wer war denn heutzutage noch geistig gesund? Und war sie des¬
wegen so gut gegen Gräfin Eberstein gewesen, daß diese sie nur als Popanz
betrachtete und sie nicht einmal mehr fragte, wenn sie einen der Angestellten des
Klosters entließ?

Der alte Klosterdiener trat ein und brachte einen Brief.

Will Hochwürden Gnaden das Schreiben hier behalten, oder soll ich es an
Gräfin Eberstein bringen? fragte er.

Die Äbtissin riß ihm das umfangreiche Schreiben aus der Hand.

Meinen Sie, daß ich nicht mehr lesen kann? rief sie gereizt, und der alte
Mann entfernte sich eilig.

Mit der Frau Äbtissin war in dieser Zeit nicht ganz gut zu Verkehren, und
Gräfin Eberstein verlangte ebenfalls Gehorsam. Da war es vorsichtiger, beiden
Damen fern zu bleiben.

Frau von Borkenhagen blieb allein, betrachtete den Brief, dessen Handschrift
sie nicht kannte, und öffnete ihn mit einem schmalen Pnpiermesser.

Es war friedlich in dem Arbeitszimmer der Äbtissin, das auf dem Kloster
das Äbtissinnengemach hieß. Wohl deswegen, weil die Bilder von frühern Äb¬
tissinnen in Öl gemalt und in dunkeln Holzrahmen an der Wand hingen und mit
ernsten Augen auf den Platz am Schreibtisch zu blicken schienen, wo ihre Nach¬
folgerin über das Wohl und Wehe des Klosters nachdachte. Heute glitten
funkelnde Sonnenstrahlen von einem gemalten Antlitz zum andern, warfen hier
einen Kreis, dort einen goldigen Funken und eilten dann weiter. Wie sie schon
viele Jahrtausende weiter geeilt waren, von der Wiege des Neugebornen bis zu
seinem Grabe. Von schillernder Pracht und Lebensfreude bis zum tränenreichen
Elend und der Verzweiflung des Verlassenen.

Ernsthaft blickte Frau von Borkenhagen in den funkelnden Sonnenschein. Wie
lange noch würde er ihr scheinen?

Es klopfte, und Gräfin Eberstein trat ein. Eifrig, mit dem Ausdruck des
Beschäftigtseius, der den guten Willen in sich birgt, früh das Tagewerk zu be¬
ginnen und es nicht eher aus den Händen zu legen, bis alles beendet ist.

Guten Morgen, liebe Hochwürden! Wie haben Sie geruht? Wie? Sie
sind schon bei der Arbeit? Darf ich Ihnen nicht den Brief abnehmen?

Und sie griff nach dem Umschlag, den die Äbtissin noch immer in den
Händen hielt.

Danke vielmals! Die Stimme der alten Dame klang trocken. Weshalb haben
Sie den jungen Fuchsius weggeschickt? fragte sie gleich hinterher.

Gräfin Eberstein setzte sich mit Gemütsruhe.

Es ging nicht anders, Frau Äbtissin. Der junge Mensch wußte nicht, was
Pflichterfüllung heißt. Er blieb aus dem Unterrichte weg, wann es ihm beliebte,
deklamierte den Mädchen auf dem Pachthof Gedichte vor, hörte nicht auf die Er-


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[0550] Die Klabnnkerstraße Äbtissin, noch lebte und bis zum September eigentlich auch noch regieren wollte. Im neunten Monat des Jahres wollte sie den Krummstab niederlegen, sich endgiltig zur Ruhe setzen und nur noch bei der Äbtissinnenwahl den Vorsitz führen; vorher aber sollte es doch wenigstens den Anschein haben, als könnte sie befehlen. Gräfin Eberstein ließ ihr nichts mehr. Heute morgen hatte sie erfahren, daß der Hilfslehrer Klaus Fuchsius seine Entlassung erhalten und schon das Kloster verlassen hatte. Ohne ihre Erlaubnis, ohne daß sie ein Wort davon vorher ge¬ wußt hatte. Der Hauptlehrer war eben bei ihr gewesen und hatte sich für die schnelle Entscheidung bedankt; er hatte mit dem jungen, sonderbare,! Meuschen nichts mehr anfangen können und war froh, daß die hochwürdige Äbtissin ein Machtwort gesprochen hatte. Frau von Borkenhagen beantwortete den Dank mit einigen kühlen Redens¬ arten; jetzt, da sie allein war, ärgerte sie sich. Über Klaus Fuchsius hatte sie Klagen gehört, aber doch noch die Hand über ihn gehalten. Er sollte etwas ver¬ rückt sein; aber wer war denn heutzutage noch geistig gesund? Und war sie des¬ wegen so gut gegen Gräfin Eberstein gewesen, daß diese sie nur als Popanz betrachtete und sie nicht einmal mehr fragte, wenn sie einen der Angestellten des Klosters entließ? Der alte Klosterdiener trat ein und brachte einen Brief. Will Hochwürden Gnaden das Schreiben hier behalten, oder soll ich es an Gräfin Eberstein bringen? fragte er. Die Äbtissin riß ihm das umfangreiche Schreiben aus der Hand. Meinen Sie, daß ich nicht mehr lesen kann? rief sie gereizt, und der alte Mann entfernte sich eilig. Mit der Frau Äbtissin war in dieser Zeit nicht ganz gut zu Verkehren, und Gräfin Eberstein verlangte ebenfalls Gehorsam. Da war es vorsichtiger, beiden Damen fern zu bleiben. Frau von Borkenhagen blieb allein, betrachtete den Brief, dessen Handschrift sie nicht kannte, und öffnete ihn mit einem schmalen Pnpiermesser. Es war friedlich in dem Arbeitszimmer der Äbtissin, das auf dem Kloster das Äbtissinnengemach hieß. Wohl deswegen, weil die Bilder von frühern Äb¬ tissinnen in Öl gemalt und in dunkeln Holzrahmen an der Wand hingen und mit ernsten Augen auf den Platz am Schreibtisch zu blicken schienen, wo ihre Nach¬ folgerin über das Wohl und Wehe des Klosters nachdachte. Heute glitten funkelnde Sonnenstrahlen von einem gemalten Antlitz zum andern, warfen hier einen Kreis, dort einen goldigen Funken und eilten dann weiter. Wie sie schon viele Jahrtausende weiter geeilt waren, von der Wiege des Neugebornen bis zu seinem Grabe. Von schillernder Pracht und Lebensfreude bis zum tränenreichen Elend und der Verzweiflung des Verlassenen. Ernsthaft blickte Frau von Borkenhagen in den funkelnden Sonnenschein. Wie lange noch würde er ihr scheinen? Es klopfte, und Gräfin Eberstein trat ein. Eifrig, mit dem Ausdruck des Beschäftigtseius, der den guten Willen in sich birgt, früh das Tagewerk zu be¬ ginnen und es nicht eher aus den Händen zu legen, bis alles beendet ist. Guten Morgen, liebe Hochwürden! Wie haben Sie geruht? Wie? Sie sind schon bei der Arbeit? Darf ich Ihnen nicht den Brief abnehmen? Und sie griff nach dem Umschlag, den die Äbtissin noch immer in den Händen hielt. Danke vielmals! Die Stimme der alten Dame klang trocken. Weshalb haben Sie den jungen Fuchsius weggeschickt? fragte sie gleich hinterher. Gräfin Eberstein setzte sich mit Gemütsruhe. Es ging nicht anders, Frau Äbtissin. Der junge Mensch wußte nicht, was Pflichterfüllung heißt. Er blieb aus dem Unterrichte weg, wann es ihm beliebte, deklamierte den Mädchen auf dem Pachthof Gedichte vor, hörte nicht auf die Er-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/550>, abgerufen am 23.07.2024.