Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.Aus dem Leben des württembergischen Generals Rarl von Mariens Rhein und besonders unserm deutschen Vaterlande, dessen Berge vor unsern da wollte es des donnernden Lebehochs und des Jubelgeschreis gar kein Ende Auch warf Major von Landenberger, einem frühern Versprechen gemäß, das Mariens schildert uns zuletzt noch die Heimkehr und die Musterung der Aus dem Leben des württembergischen Generals Rarl von Mariens Rhein und besonders unserm deutschen Vaterlande, dessen Berge vor unsern da wollte es des donnernden Lebehochs und des Jubelgeschreis gar kein Ende Auch warf Major von Landenberger, einem frühern Versprechen gemäß, das Mariens schildert uns zuletzt noch die Heimkehr und die Musterung der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0527" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/293324"/> <fw type="header" place="top"> Aus dem Leben des württembergischen Generals Rarl von Mariens</fw><lb/> <p xml:id="ID_2882" prev="#ID_2881"> Rhein und besonders unserm deutschen Vaterlande, dessen Berge vor unsern<lb/> entzückten Augen standen, ein herzliches Lebehoch, das von der Brigade mit<lb/> höchstem Jubel noch oft wiederholt wurde, indem gegen achtzig Hörner und Trom¬<lb/> peten dazu schmetterten. Hierauf wurde das von mir während unsers Nück-<lb/> marschs verfertigte oder vielmehr nach dem alten Kaplied umgearbeitete Ab¬<lb/> schiedslied der Württemberger von Frankreich abgesungen, und als es an die<lb/> Strophe kam:ddann</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_27" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_2883"> da wollte es des donnernden Lebehochs und des Jubelgeschreis gar kein Ende<lb/> nehmen. Als ich dann zum Weitermarsch wieder antreten ließ, nahm ich sämt¬<lb/> liche Trompeter der Brigade, führte sie rückwärts gegen die Seite von Frank¬<lb/> reich und ließ nach dorthin das damals bei unsrer Reiterei durch besondre<lb/> Trompetenstöße eingeführte Pereatsignal geben, worauf dann in die Ebene, dem<lb/> Elsaß zu hinabgestiegen wurde. Am 6. Juni marschierten wir an Straßburg<lb/> vorbei, über die Rheinbrücke und Kehl nach Bischofsheim im Großherzogtum<lb/> Baden. Vor der Rheinbrücke wurde noch das Lied angestimmt:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_28" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_2884"> Auch warf Major von Landenberger, einem frühern Versprechen gemäß, das<lb/> einzige, was er von Frankreich besaß, seinen Hut, mitten auf der Brücke in den<lb/> Rhein und setzte dann ohne Kopfbedeckung seinen Marsch weiter fort. Gleich<lb/> nachdem wir durch Kehl defiliert waren, ließ ich auf dem rechten Rheinufer<lb/> auf deutschem Boden Halt machen. Die Brigade formierte sodann ein Kolonnen¬<lb/> karree und trank noch mit französischem Wein auf das Wohl des Vaterlandes,<lb/> unsers Königs und unsers Kronprinzen. Hierauf wurde jenes Abschiedslied von<lb/> den besten Sängern gesungen, und als es an die Worte kam: »Daß Straß-<lb/> burgs Turm erbebt«, nahm mich der Oberst Graf Lippe, der in diesem Augen¬<lb/> blick selbst nicht mehr ganz fest auf dem Boden stand, unter den Arm, zeigte<lb/> mir den vor uns stehenden Münster und rief: »So wahr Gott lebt, Herr<lb/> General, der Kerl wackelt, er wackelt wahrhaftig!« In diesem Augenblick fuhr<lb/> Fürst Schwarzenberg an uns vorbei und erfreute sich herzlich des Jubels der<lb/> Brigade."</p><lb/> <p xml:id="ID_2885"> Mariens schildert uns zuletzt noch die Heimkehr und die Musterung der<lb/> württembergischen Truppen in Vaihingen durch den König, der sich äußerst zu¬<lb/> frieden mit ihnen bezeugte und ihnen Erfrischungen reichen ließ. Am 15. Juni<lb/> kam Wartens wohlbehalten in Stuttgart an und freute sich, alle die Seinigen<lb/> wohlbehalten zu treffen. Er schließt sein Tagebuch mit dem Gedichte:</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0527]
Aus dem Leben des württembergischen Generals Rarl von Mariens
Rhein und besonders unserm deutschen Vaterlande, dessen Berge vor unsern
entzückten Augen standen, ein herzliches Lebehoch, das von der Brigade mit
höchstem Jubel noch oft wiederholt wurde, indem gegen achtzig Hörner und Trom¬
peten dazu schmetterten. Hierauf wurde das von mir während unsers Nück-
marschs verfertigte oder vielmehr nach dem alten Kaplied umgearbeitete Ab¬
schiedslied der Württemberger von Frankreich abgesungen, und als es an die
Strophe kam:ddann
da wollte es des donnernden Lebehochs und des Jubelgeschreis gar kein Ende
nehmen. Als ich dann zum Weitermarsch wieder antreten ließ, nahm ich sämt¬
liche Trompeter der Brigade, führte sie rückwärts gegen die Seite von Frank¬
reich und ließ nach dorthin das damals bei unsrer Reiterei durch besondre
Trompetenstöße eingeführte Pereatsignal geben, worauf dann in die Ebene, dem
Elsaß zu hinabgestiegen wurde. Am 6. Juni marschierten wir an Straßburg
vorbei, über die Rheinbrücke und Kehl nach Bischofsheim im Großherzogtum
Baden. Vor der Rheinbrücke wurde noch das Lied angestimmt:
Auch warf Major von Landenberger, einem frühern Versprechen gemäß, das
einzige, was er von Frankreich besaß, seinen Hut, mitten auf der Brücke in den
Rhein und setzte dann ohne Kopfbedeckung seinen Marsch weiter fort. Gleich
nachdem wir durch Kehl defiliert waren, ließ ich auf dem rechten Rheinufer
auf deutschem Boden Halt machen. Die Brigade formierte sodann ein Kolonnen¬
karree und trank noch mit französischem Wein auf das Wohl des Vaterlandes,
unsers Königs und unsers Kronprinzen. Hierauf wurde jenes Abschiedslied von
den besten Sängern gesungen, und als es an die Worte kam: »Daß Straß-
burgs Turm erbebt«, nahm mich der Oberst Graf Lippe, der in diesem Augen¬
blick selbst nicht mehr ganz fest auf dem Boden stand, unter den Arm, zeigte
mir den vor uns stehenden Münster und rief: »So wahr Gott lebt, Herr
General, der Kerl wackelt, er wackelt wahrhaftig!« In diesem Augenblick fuhr
Fürst Schwarzenberg an uns vorbei und erfreute sich herzlich des Jubels der
Brigade."
Mariens schildert uns zuletzt noch die Heimkehr und die Musterung der
württembergischen Truppen in Vaihingen durch den König, der sich äußerst zu¬
frieden mit ihnen bezeugte und ihnen Erfrischungen reichen ließ. Am 15. Juni
kam Wartens wohlbehalten in Stuttgart an und freute sich, alle die Seinigen
wohlbehalten zu treffen. Er schließt sein Tagebuch mit dem Gedichte:
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