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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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Die Ulalmnkerstraße

in ihrem Leiden, daß die Fingerhüte und die kleinen Badepuppen darin vor Schreck
in die Höhe fuhren. Kennt ich man einen von die Machthabers! Zahl ich darum
meine Steuerns, daß sie mich vor mein Hintertür ein Kasten setzen mit sechsund¬
dreißig Wohnungen ein? Wenn ich nu in mein Garten die Wäsche aufhäng, denn
sweineriereu mich all die Schornsteine das ein!

Hedwig, dn mußt nicht so aufgeregt sein, sagte Jungfer Rosalie Drümpel-
meier. Es schadet dir und kann auch mir Unheil bringen. Denn ich habe die
Nähkundschaft bei Frau Senator Herzlich, und wenn ihr Herr Gemahl auch ver¬
storben ist, so weißt du doch, daß Frau Senator noch immer etwas zu sagen hat.
Ihre Kundschaft könnte ich nicht entbehren. Sie aber liebt es nicht, wenn man
etwas auf den hohen Senat sagt.

Madame Heinemann schüttelte brummend den Kopf; aber sie schwieg, und
Rosalie Drümpelmeier ging aufgerichtet und mit vorsichtigen Schritten die Beischlag¬
treppe hinunter, um sich zu ihrer Nähkundschaft zu begeben, um in irgend einem
Hinterstübchen von neun bis sieben Uhr zu sitze", um Wäsche und Kleider zu
flicken und um bei einer ihrer Mahlzeiten mit einer freundlichen Herrschaft oder
mit dem Dienstmädchen über die Neuigkeiten des Lebens zu sprechen.

Madame Heinemann und Rosalie Drümpelmeier waren Schwestern, und sie
wohnten zusammen, seit Herr Heinemann nach langer Krankheit gestorben war. In
ihrer Jugend hatten sich die Schwestern nicht besonders vertragen, was wohl
daher kam, daß die eine fein geartet war, und die andre gröber. Nachdem aber
der lustige Herr Heinemann seine Fran mit einer großen Schuldenlast und einem
einzigen Sohn zurückgelassen hatte, seit der Zeit hatten sich die Schwestern inein¬
ander gefunden, und das Feine und das Grobe schliffen sich leise aneinander glatt.
Madame Heinemann hatte einen kleinen Laden mit holländischen Waren, und
Rosalie half ihr, so viel sie konnte.

Sie war es auch, die den sechsunddreißig Wohnungen in der Pcmlinen-
terrasse eine angenehme Seite abzugewinnen wußte. Hedwig, du mußt nicht
schelten, sagte sie. Hier werden Menschen wohnen, die Knöpfe und Band und
Nähgarn gebrauchen, und deine Kundschaft wird größer werden.

So war es wirklich gekommen, und jetzt, wo die Paulinenterrasse schon längst
ihren neuen Anstrich verloren hatte, verrußt und schmuddlig aussah, wo unendliche
Kinderscharen auf dem Hofe spielten, auf dem einst Bäume gestanden und Blumen
geblüht hatten, jetzt dachte weder die Klabunkerstraße noch Madame Heinemann
daran, daß es jemals anders hätte sein können, und der Milchmann, Herr Schlüter,
lenkte tagtäglich seinen Karren durch den Torweg nach der Paulinenterrasse und
verkaufte seine Ware an sechsunddreißig Familien und allen Anhang, der noch
drum und dran war.

Heute war es heiß und staubig. Die Sonne hatte länger als eine Woche
ununterbrochen geschienen, und in den hohen Häusern der Stadt brütete die dicke,
unbewegliche Luft. Eine Luft, die uach Kaffee roch, gebratnen Zwiebeln und alten
Fischen. Tiras, der jetzt im Schatten des Beischlags lag, schnupperte in der
Luft und winselte. Dann aber wedelte er plötzlich mit dem Schwanz. Denn
die kleine Jetta stand vor ihm, legte ihm das Händchen auf das rauhe Fell und
tröstete ihn.

Ja, mein Tiras; ich brachte Mulli längs. Und dann fiel ich, und meine
Schürze wurde schmutzig. Und da weinte ich, und deshalb bin ich später ge¬
kommen. ...

Auf den schmalen Bäckchen des kleinen etwa vierjährigen Mädchens hing noch
eine vergossene Träne. Ihre großen blauen Augen wußten aber nichts mehr von
Tränen und wurden voll Sonnenschein, als Madame Heinemann ihr eine Blech¬
schale in die Hand gab.

So, klein Deern, nu gib ihn man was, und wenn du fertig bist, komm ein
und hilf mich ein büschen in den Laden.

Ihre Stimme hatte einen warmen, behaglichen Klang. Die Kleine nickte


Die Ulalmnkerstraße

in ihrem Leiden, daß die Fingerhüte und die kleinen Badepuppen darin vor Schreck
in die Höhe fuhren. Kennt ich man einen von die Machthabers! Zahl ich darum
meine Steuerns, daß sie mich vor mein Hintertür ein Kasten setzen mit sechsund¬
dreißig Wohnungen ein? Wenn ich nu in mein Garten die Wäsche aufhäng, denn
sweineriereu mich all die Schornsteine das ein!

Hedwig, dn mußt nicht so aufgeregt sein, sagte Jungfer Rosalie Drümpel-
meier. Es schadet dir und kann auch mir Unheil bringen. Denn ich habe die
Nähkundschaft bei Frau Senator Herzlich, und wenn ihr Herr Gemahl auch ver¬
storben ist, so weißt du doch, daß Frau Senator noch immer etwas zu sagen hat.
Ihre Kundschaft könnte ich nicht entbehren. Sie aber liebt es nicht, wenn man
etwas auf den hohen Senat sagt.

Madame Heinemann schüttelte brummend den Kopf; aber sie schwieg, und
Rosalie Drümpelmeier ging aufgerichtet und mit vorsichtigen Schritten die Beischlag¬
treppe hinunter, um sich zu ihrer Nähkundschaft zu begeben, um in irgend einem
Hinterstübchen von neun bis sieben Uhr zu sitze», um Wäsche und Kleider zu
flicken und um bei einer ihrer Mahlzeiten mit einer freundlichen Herrschaft oder
mit dem Dienstmädchen über die Neuigkeiten des Lebens zu sprechen.

Madame Heinemann und Rosalie Drümpelmeier waren Schwestern, und sie
wohnten zusammen, seit Herr Heinemann nach langer Krankheit gestorben war. In
ihrer Jugend hatten sich die Schwestern nicht besonders vertragen, was wohl
daher kam, daß die eine fein geartet war, und die andre gröber. Nachdem aber
der lustige Herr Heinemann seine Fran mit einer großen Schuldenlast und einem
einzigen Sohn zurückgelassen hatte, seit der Zeit hatten sich die Schwestern inein¬
ander gefunden, und das Feine und das Grobe schliffen sich leise aneinander glatt.
Madame Heinemann hatte einen kleinen Laden mit holländischen Waren, und
Rosalie half ihr, so viel sie konnte.

Sie war es auch, die den sechsunddreißig Wohnungen in der Pcmlinen-
terrasse eine angenehme Seite abzugewinnen wußte. Hedwig, du mußt nicht
schelten, sagte sie. Hier werden Menschen wohnen, die Knöpfe und Band und
Nähgarn gebrauchen, und deine Kundschaft wird größer werden.

So war es wirklich gekommen, und jetzt, wo die Paulinenterrasse schon längst
ihren neuen Anstrich verloren hatte, verrußt und schmuddlig aussah, wo unendliche
Kinderscharen auf dem Hofe spielten, auf dem einst Bäume gestanden und Blumen
geblüht hatten, jetzt dachte weder die Klabunkerstraße noch Madame Heinemann
daran, daß es jemals anders hätte sein können, und der Milchmann, Herr Schlüter,
lenkte tagtäglich seinen Karren durch den Torweg nach der Paulinenterrasse und
verkaufte seine Ware an sechsunddreißig Familien und allen Anhang, der noch
drum und dran war.

Heute war es heiß und staubig. Die Sonne hatte länger als eine Woche
ununterbrochen geschienen, und in den hohen Häusern der Stadt brütete die dicke,
unbewegliche Luft. Eine Luft, die uach Kaffee roch, gebratnen Zwiebeln und alten
Fischen. Tiras, der jetzt im Schatten des Beischlags lag, schnupperte in der
Luft und winselte. Dann aber wedelte er plötzlich mit dem Schwanz. Denn
die kleine Jetta stand vor ihm, legte ihm das Händchen auf das rauhe Fell und
tröstete ihn.

Ja, mein Tiras; ich brachte Mulli längs. Und dann fiel ich, und meine
Schürze wurde schmutzig. Und da weinte ich, und deshalb bin ich später ge¬
kommen. ...

Auf den schmalen Bäckchen des kleinen etwa vierjährigen Mädchens hing noch
eine vergossene Träne. Ihre großen blauen Augen wußten aber nichts mehr von
Tränen und wurden voll Sonnenschein, als Madame Heinemann ihr eine Blech¬
schale in die Hand gab.

So, klein Deern, nu gib ihn man was, und wenn du fertig bist, komm ein
und hilf mich ein büschen in den Laden.

Ihre Stimme hatte einen warmen, behaglichen Klang. Die Kleine nickte


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[0050] Die Ulalmnkerstraße in ihrem Leiden, daß die Fingerhüte und die kleinen Badepuppen darin vor Schreck in die Höhe fuhren. Kennt ich man einen von die Machthabers! Zahl ich darum meine Steuerns, daß sie mich vor mein Hintertür ein Kasten setzen mit sechsund¬ dreißig Wohnungen ein? Wenn ich nu in mein Garten die Wäsche aufhäng, denn sweineriereu mich all die Schornsteine das ein! Hedwig, dn mußt nicht so aufgeregt sein, sagte Jungfer Rosalie Drümpel- meier. Es schadet dir und kann auch mir Unheil bringen. Denn ich habe die Nähkundschaft bei Frau Senator Herzlich, und wenn ihr Herr Gemahl auch ver¬ storben ist, so weißt du doch, daß Frau Senator noch immer etwas zu sagen hat. Ihre Kundschaft könnte ich nicht entbehren. Sie aber liebt es nicht, wenn man etwas auf den hohen Senat sagt. Madame Heinemann schüttelte brummend den Kopf; aber sie schwieg, und Rosalie Drümpelmeier ging aufgerichtet und mit vorsichtigen Schritten die Beischlag¬ treppe hinunter, um sich zu ihrer Nähkundschaft zu begeben, um in irgend einem Hinterstübchen von neun bis sieben Uhr zu sitze», um Wäsche und Kleider zu flicken und um bei einer ihrer Mahlzeiten mit einer freundlichen Herrschaft oder mit dem Dienstmädchen über die Neuigkeiten des Lebens zu sprechen. Madame Heinemann und Rosalie Drümpelmeier waren Schwestern, und sie wohnten zusammen, seit Herr Heinemann nach langer Krankheit gestorben war. In ihrer Jugend hatten sich die Schwestern nicht besonders vertragen, was wohl daher kam, daß die eine fein geartet war, und die andre gröber. Nachdem aber der lustige Herr Heinemann seine Fran mit einer großen Schuldenlast und einem einzigen Sohn zurückgelassen hatte, seit der Zeit hatten sich die Schwestern inein¬ ander gefunden, und das Feine und das Grobe schliffen sich leise aneinander glatt. Madame Heinemann hatte einen kleinen Laden mit holländischen Waren, und Rosalie half ihr, so viel sie konnte. Sie war es auch, die den sechsunddreißig Wohnungen in der Pcmlinen- terrasse eine angenehme Seite abzugewinnen wußte. Hedwig, du mußt nicht schelten, sagte sie. Hier werden Menschen wohnen, die Knöpfe und Band und Nähgarn gebrauchen, und deine Kundschaft wird größer werden. So war es wirklich gekommen, und jetzt, wo die Paulinenterrasse schon längst ihren neuen Anstrich verloren hatte, verrußt und schmuddlig aussah, wo unendliche Kinderscharen auf dem Hofe spielten, auf dem einst Bäume gestanden und Blumen geblüht hatten, jetzt dachte weder die Klabunkerstraße noch Madame Heinemann daran, daß es jemals anders hätte sein können, und der Milchmann, Herr Schlüter, lenkte tagtäglich seinen Karren durch den Torweg nach der Paulinenterrasse und verkaufte seine Ware an sechsunddreißig Familien und allen Anhang, der noch drum und dran war. Heute war es heiß und staubig. Die Sonne hatte länger als eine Woche ununterbrochen geschienen, und in den hohen Häusern der Stadt brütete die dicke, unbewegliche Luft. Eine Luft, die uach Kaffee roch, gebratnen Zwiebeln und alten Fischen. Tiras, der jetzt im Schatten des Beischlags lag, schnupperte in der Luft und winselte. Dann aber wedelte er plötzlich mit dem Schwanz. Denn die kleine Jetta stand vor ihm, legte ihm das Händchen auf das rauhe Fell und tröstete ihn. Ja, mein Tiras; ich brachte Mulli längs. Und dann fiel ich, und meine Schürze wurde schmutzig. Und da weinte ich, und deshalb bin ich später ge¬ kommen. ... Auf den schmalen Bäckchen des kleinen etwa vierjährigen Mädchens hing noch eine vergossene Träne. Ihre großen blauen Augen wußten aber nichts mehr von Tränen und wurden voll Sonnenschein, als Madame Heinemann ihr eine Blech¬ schale in die Hand gab. So, klein Deern, nu gib ihn man was, und wenn du fertig bist, komm ein und hilf mich ein büschen in den Laden. Ihre Stimme hatte einen warmen, behaglichen Klang. Die Kleine nickte

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/50>, abgerufen am 22.07.2024.