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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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Die Alalmnkerstraße

geschlagen hatte, und er war glücklich gewesen, sein Malgerät hierher bringen zu
dürfen. Es war so vergnüglich gewesen, eine Weile auf diesem stillen Gut, um¬
geben von fröhlichen Kindern, in der Nähe feiner guten Tante leben zu können.
Allerlei Pläne von hübschen Postkarte", vielleicht auch von Bildern waren durch
seine Seele geflattert, manchmal war es über ihn gekommen wie eine Sehnsucht
nach eifrigem Schaffen; dann wieder hatte er sich gefreut, für sich allein sitzen und
tatenlos auf das Locken der Vögel, die Menschenstimmen in der Ferne zu horchen.
Und nun war die Welt ganz anders geworden. Gab es so viel Seligkeit, so viel
Freude, so viel heiße Glut? Am Tage ihrer Ankunft hatte er Melitta verstohlen
aus der Ferne betrachtet. Sie hatte ein so schönes Gesicht -- er hätte es wohl
"uf die Leinwand bringen mögen. Dann sah er plötzlich nur ihre Augen, den
feinen Ansatz ihres Kopfes, dos wellige Haar. Und sie war gut gegen ihn. Gar
nicht stolz. Unbefangen plauderte sie mit ihm und erzählte ihm, wie arm sie selbst
sei, wie sie sich ihr Brot verdienen und heimatlos von einer Fremde in die andre
wandern mußte. Dann kam die Zeit, wo sich die beiden jungen Menschen Abends
sahen. Am Abend, wenn Elsie, die zart war, im Hause bleiben oder zu Bett gehn
mußte. Gerade der Abend im Garten war verschwiegen und geheimnisvoll, so
recht geschaffen, sich kennen und verstehn zu lernen. Dann kam die Liebe, die
große Liebe, die den Menschen verändert, das Leben verklärt.

Alois Heinemann legte die Feder hin, hente konnte er nicht schreiben; er
mußte aufspringen, einen Wouneschrei ausstoßen und in den Garten hinaus, um
Melitta zu suchen -- sie war sein, und er gehörte ihr. Morgen konnte er vielleicht
Worte für seine Mutter finden.

Es war gut, daß Taute Rosalie schüchtern zu ihm eintrat. Da er von An¬
fang an mit den Herrschaften an einem Tische gegessen hatte, waren Tante und
Neffe nicht viel miteinander zusammen gekommen; und wenn sie ihm auch einmal
seine Mahlzeit bringen dürfte, war er doch für sie ein vornehmerer Herr geworden.
Jetzt mischte sich in ihre Rührung über seine Verlobung die Ehrfurcht vor der
adlichen Braut.

Ach, mein Alois, was wird deine Mutter sagen!

Seit sie Melitta im Arm ihres Neffen hatte sitzen sehen, war das das A und O
ihrer Gedanken; und nun sagte sie dieselben Worte.

Willst du uicht an Mutter schreiben? rief Alois mit einem Gefühl der Er¬
leichterung. , .

Sie sah ihn erstaunt an, nickte aber gleich bejahend.

Gewiß, mein Junge, natürlich. Du hast wohl selbst keine Zeit.

Einen Tag später lief bei Madame Heinemann ein Brief ein, dessen Inhalt
sie in eine so große Aufregung versetzte, daß sie statt weißem Strickgarn Sicher¬
heitsnadeln verkaufte, und daß sie nachher so weinte, daß die Kunden glaubten,
sie wäre krank geworden, oder Torte Rvsnlie wäre gestorben. Dann aber erholte
sie sich bald, und nach wenig Stunden schon wußte die ganze Klabuukerstraße, daß
Alois Heiuemann eine Braut hätte. Und sie war sogar von Adel.

Von Adel? Was ist das? fragte der Krämer Lorenz, der an der Ecke wohnte,
n'ne'^i^" ^^'"ßvater hamburgischer Senator gewesen war. Adel gibt es hier
tur"? -z^ ^ hinzu- Aber der ehemalige Milchmann Schlüter, der seit
der M s lebte," sich dabei schrecklich langweilte und jeden Tag in
"^"''^^raße zu finden war, belehrte den Krämer eines andern,

^vel ,s doch gut! sagte er. Wo ich doch auch ne warraftige Baronin kennen
ni, uno sie is auch hier gewesen, und kein ein hat ihr was angemerkt. Aberstcn
wenn ne meh gewesen wär, dann hätt ich mein Geld aus Moorheide nich gekriegt.
Adel is gut, Herr Lorenz!

Aber Herr Lorenz sagte, Hamburger Bürger sein wäre besser, und die beiden
Männer zankten sich, bis der Krämer an sei" Petroleumfaß gerufen wurde und
uicht mehr wußte, weshalb er sich eigentlich gestritten hatte.


Die Alalmnkerstraße

geschlagen hatte, und er war glücklich gewesen, sein Malgerät hierher bringen zu
dürfen. Es war so vergnüglich gewesen, eine Weile auf diesem stillen Gut, um¬
geben von fröhlichen Kindern, in der Nähe feiner guten Tante leben zu können.
Allerlei Pläne von hübschen Postkarte», vielleicht auch von Bildern waren durch
seine Seele geflattert, manchmal war es über ihn gekommen wie eine Sehnsucht
nach eifrigem Schaffen; dann wieder hatte er sich gefreut, für sich allein sitzen und
tatenlos auf das Locken der Vögel, die Menschenstimmen in der Ferne zu horchen.
Und nun war die Welt ganz anders geworden. Gab es so viel Seligkeit, so viel
Freude, so viel heiße Glut? Am Tage ihrer Ankunft hatte er Melitta verstohlen
aus der Ferne betrachtet. Sie hatte ein so schönes Gesicht — er hätte es wohl
"uf die Leinwand bringen mögen. Dann sah er plötzlich nur ihre Augen, den
feinen Ansatz ihres Kopfes, dos wellige Haar. Und sie war gut gegen ihn. Gar
nicht stolz. Unbefangen plauderte sie mit ihm und erzählte ihm, wie arm sie selbst
sei, wie sie sich ihr Brot verdienen und heimatlos von einer Fremde in die andre
wandern mußte. Dann kam die Zeit, wo sich die beiden jungen Menschen Abends
sahen. Am Abend, wenn Elsie, die zart war, im Hause bleiben oder zu Bett gehn
mußte. Gerade der Abend im Garten war verschwiegen und geheimnisvoll, so
recht geschaffen, sich kennen und verstehn zu lernen. Dann kam die Liebe, die
große Liebe, die den Menschen verändert, das Leben verklärt.

Alois Heinemann legte die Feder hin, hente konnte er nicht schreiben; er
mußte aufspringen, einen Wouneschrei ausstoßen und in den Garten hinaus, um
Melitta zu suchen — sie war sein, und er gehörte ihr. Morgen konnte er vielleicht
Worte für seine Mutter finden.

Es war gut, daß Taute Rosalie schüchtern zu ihm eintrat. Da er von An¬
fang an mit den Herrschaften an einem Tische gegessen hatte, waren Tante und
Neffe nicht viel miteinander zusammen gekommen; und wenn sie ihm auch einmal
seine Mahlzeit bringen dürfte, war er doch für sie ein vornehmerer Herr geworden.
Jetzt mischte sich in ihre Rührung über seine Verlobung die Ehrfurcht vor der
adlichen Braut.

Ach, mein Alois, was wird deine Mutter sagen!

Seit sie Melitta im Arm ihres Neffen hatte sitzen sehen, war das das A und O
ihrer Gedanken; und nun sagte sie dieselben Worte.

Willst du uicht an Mutter schreiben? rief Alois mit einem Gefühl der Er¬
leichterung. , .

Sie sah ihn erstaunt an, nickte aber gleich bejahend.

Gewiß, mein Junge, natürlich. Du hast wohl selbst keine Zeit.

Einen Tag später lief bei Madame Heinemann ein Brief ein, dessen Inhalt
sie in eine so große Aufregung versetzte, daß sie statt weißem Strickgarn Sicher¬
heitsnadeln verkaufte, und daß sie nachher so weinte, daß die Kunden glaubten,
sie wäre krank geworden, oder Torte Rvsnlie wäre gestorben. Dann aber erholte
sie sich bald, und nach wenig Stunden schon wußte die ganze Klabuukerstraße, daß
Alois Heiuemann eine Braut hätte. Und sie war sogar von Adel.

Von Adel? Was ist das? fragte der Krämer Lorenz, der an der Ecke wohnte,
n'ne'^i^" ^^'"ßvater hamburgischer Senator gewesen war. Adel gibt es hier
tur»? -z^ ^ hinzu- Aber der ehemalige Milchmann Schlüter, der seit
der M s lebte," sich dabei schrecklich langweilte und jeden Tag in
"^"''^^raße zu finden war, belehrte den Krämer eines andern,

^vel ,s doch gut! sagte er. Wo ich doch auch ne warraftige Baronin kennen
ni, uno sie is auch hier gewesen, und kein ein hat ihr was angemerkt. Aberstcn
wenn ne meh gewesen wär, dann hätt ich mein Geld aus Moorheide nich gekriegt.
Adel is gut, Herr Lorenz!

Aber Herr Lorenz sagte, Hamburger Bürger sein wäre besser, und die beiden
Männer zankten sich, bis der Krämer an sei» Petroleumfaß gerufen wurde und
uicht mehr wußte, weshalb er sich eigentlich gestritten hatte.


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[0491] Die Alalmnkerstraße geschlagen hatte, und er war glücklich gewesen, sein Malgerät hierher bringen zu dürfen. Es war so vergnüglich gewesen, eine Weile auf diesem stillen Gut, um¬ geben von fröhlichen Kindern, in der Nähe feiner guten Tante leben zu können. Allerlei Pläne von hübschen Postkarte», vielleicht auch von Bildern waren durch seine Seele geflattert, manchmal war es über ihn gekommen wie eine Sehnsucht nach eifrigem Schaffen; dann wieder hatte er sich gefreut, für sich allein sitzen und tatenlos auf das Locken der Vögel, die Menschenstimmen in der Ferne zu horchen. Und nun war die Welt ganz anders geworden. Gab es so viel Seligkeit, so viel Freude, so viel heiße Glut? Am Tage ihrer Ankunft hatte er Melitta verstohlen aus der Ferne betrachtet. Sie hatte ein so schönes Gesicht — er hätte es wohl "uf die Leinwand bringen mögen. Dann sah er plötzlich nur ihre Augen, den feinen Ansatz ihres Kopfes, dos wellige Haar. Und sie war gut gegen ihn. Gar nicht stolz. Unbefangen plauderte sie mit ihm und erzählte ihm, wie arm sie selbst sei, wie sie sich ihr Brot verdienen und heimatlos von einer Fremde in die andre wandern mußte. Dann kam die Zeit, wo sich die beiden jungen Menschen Abends sahen. Am Abend, wenn Elsie, die zart war, im Hause bleiben oder zu Bett gehn mußte. Gerade der Abend im Garten war verschwiegen und geheimnisvoll, so recht geschaffen, sich kennen und verstehn zu lernen. Dann kam die Liebe, die große Liebe, die den Menschen verändert, das Leben verklärt. Alois Heinemann legte die Feder hin, hente konnte er nicht schreiben; er mußte aufspringen, einen Wouneschrei ausstoßen und in den Garten hinaus, um Melitta zu suchen — sie war sein, und er gehörte ihr. Morgen konnte er vielleicht Worte für seine Mutter finden. Es war gut, daß Taute Rosalie schüchtern zu ihm eintrat. Da er von An¬ fang an mit den Herrschaften an einem Tische gegessen hatte, waren Tante und Neffe nicht viel miteinander zusammen gekommen; und wenn sie ihm auch einmal seine Mahlzeit bringen dürfte, war er doch für sie ein vornehmerer Herr geworden. Jetzt mischte sich in ihre Rührung über seine Verlobung die Ehrfurcht vor der adlichen Braut. Ach, mein Alois, was wird deine Mutter sagen! Seit sie Melitta im Arm ihres Neffen hatte sitzen sehen, war das das A und O ihrer Gedanken; und nun sagte sie dieselben Worte. Willst du uicht an Mutter schreiben? rief Alois mit einem Gefühl der Er¬ leichterung. , . Sie sah ihn erstaunt an, nickte aber gleich bejahend. Gewiß, mein Junge, natürlich. Du hast wohl selbst keine Zeit. Einen Tag später lief bei Madame Heinemann ein Brief ein, dessen Inhalt sie in eine so große Aufregung versetzte, daß sie statt weißem Strickgarn Sicher¬ heitsnadeln verkaufte, und daß sie nachher so weinte, daß die Kunden glaubten, sie wäre krank geworden, oder Torte Rvsnlie wäre gestorben. Dann aber erholte sie sich bald, und nach wenig Stunden schon wußte die ganze Klabuukerstraße, daß Alois Heiuemann eine Braut hätte. Und sie war sogar von Adel. Von Adel? Was ist das? fragte der Krämer Lorenz, der an der Ecke wohnte, n'ne'^i^" ^^'"ßvater hamburgischer Senator gewesen war. Adel gibt es hier tur»? -z^ ^ hinzu- Aber der ehemalige Milchmann Schlüter, der seit der M s lebte," sich dabei schrecklich langweilte und jeden Tag in "^"''^^raße zu finden war, belehrte den Krämer eines andern, ^vel ,s doch gut! sagte er. Wo ich doch auch ne warraftige Baronin kennen ni, uno sie is auch hier gewesen, und kein ein hat ihr was angemerkt. Aberstcn wenn ne meh gewesen wär, dann hätt ich mein Geld aus Moorheide nich gekriegt. Adel is gut, Herr Lorenz! Aber Herr Lorenz sagte, Hamburger Bürger sein wäre besser, und die beiden Männer zankten sich, bis der Krämer an sei» Petroleumfaß gerufen wurde und uicht mehr wußte, weshalb er sich eigentlich gestritten hatte.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/491>, abgerufen am 03.07.2024.