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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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Straßburger Bilder

geistlichen Güter verbürgte, bedang er den Katholiken, deren es damals nach
den Angaben des AM- Grandtdier genau zwei Familien gab, das ausschließliche
Benutzungsrecht des Münsters aus (I<z oorxs alö I'^Aufs av I>sotrs Dame sorg. ronÄu (!)
Aux o-Moliguss). Hundert Jahre später ließ die französische Revolution ihren
bilderstürmerischen Unfug an der überreichen Fülle von Bildwerken ans. die den
ehrwürdigen Bau schmückte"! 235 Statuen wurden zerstört, meldet der amtliche
Bericht, und nur die Lebensgefahr, in die sich die Bilderstürmer bei Fortsetzung
ihres Werks hätten begeben müssen, rettete eine größere Anzahl von Kunstwerken
in unsre Zeiten herüber. Doch zunächst drohte uoch größeres Unheil. Als im
November 1793 der Gottesdienst in den Kirchen Strcißburgs abgeschafft wurde,
erwies man dem Münster die Ehre, es zum rsmxlo alö la Raison umzugestalten,
wo am 20. November 1793 das "Fest der Vernunft" gefeiert wurde. Im Dezember
desselben Jahres beantragte der vor kurzem eingewanderte französische Sprachlehrer
Teterel die Niederreißung des Turmes bis zur Plattform: "xg,r la, raison aus Iss
Lwasdonrg'sois rsAÄräLnt t>,v<ze üsrtö estts Mi'iuuiäo öiovvo xg,r la, snxvrstition."
Bald darauf erging ein Befehl der Departementsverwaltung, daß alle Kirchtürme
als Beleidigungen der republikanischen Gleichheit niedergelegt werden sollten, mit
Ausnahme der im Rheintnl stehenden, die zu militärischen Zwecken nützlich seien.
Das galt auch vom Münster, und so rettete die Möglichkeit, militärischen Zwecken
dienstbar gemacht zu werden, dieses dem Gott der Liebe und des Friedens ge¬
weihte Haus vor dem Untergang. Aber das ehrwürdige Bauwerk mochte doch
Wohl gar zu höhnisch auf die gleichmacherischen Vernunfthelden hinabschauen, und
so verlangte Teterel von neuem seinen Sturz. Der stolze Dom mißfiel dem
Gleichheitsfanatismus der Revolutiousmcinuer in solchem Grade, daß seine Nteder-
legung ernstlich erwogen wurde; zum Glück siegte endlich der Vorschlag, dem Turm¬
knauf eine riesige blecherne Jakobinermütze aufzustülpen, was auch geschah.

Und wieder kamen andre Tage. Als das französische Volk am 17. Mai 1794
die Gnade gehabt hatte, die Existenz des höchsten Wesens und die Unsterblichkeit
der Seele anzuerkennen, fand am 8. Juni das Fest des höchsten Wesens im Münster
statt. Aber erst längere Zeit nach dem Sturz Robespierres, gegen Ende des tollen
Jahres 1791 wurde es seiner Bestimmung wiedergegeben.

Noch einmal drohten dem Münster schwere Gefahren im Jahre 1870. Am
18. August begann die Beschießung von Straßburg, in deren Verlauf eine große
Anzahl von Kugeln und Granaten das Münster traf und vieles Steinwerk zer¬
splitterte. Die größte Gefahr hatte es am 25. August zu bestehen, als die Dächer
der Hochschiffe in Flammen aufgingen. Doch auch diese Gefahr wurde beschworen,
und das Münster, das inzwischen zum Lazarett eingerichtet worden war, erlebte,
zwar vielfach verletzt und mit Trümmern bedeckt, doch in seinen Grundfesten uner-
schüttert, den Zeitpunkt, wo es wieder deutsch wurde, und verkündete diesen neuen
Wandel der Dinge selbst in alle Lande: am 27. September 1870, Nachmittags um
5 Uhr, ließ der Kommandant von Straßburg, Geueral Adrias, die weiße Fahne
auf dem Münsterturm bisher, und neun Stunden später, in der Nacht zum 28. Sep¬
tember, wurde die Übergabe von Straßburg in einem Packwagen, der auf den
Eisenbahngeleisen bei dem Vorort Königshöfen stand, unterzeichnet. Lange hat es
gedauert, bis die durch das Bombardement angerichteten Beschädigungen wieder
beseitigt worden waren; das Gedächtnis an sie wird aber festgehalten durch eine
Reihe von photographischen Aufnahmen, die noch heute viel gekauft werdeu, namentlich
von Besuchern "von drüben."

Übrigens sind andauernd Ausbesserungsarbeiten am Münster nötig, und fast
zu keiner Zeit des Jahres fehlt an irgend einer Stelle des ehrwürdigen Bauwerks
das Baugerüst. Dem Fremden mag das bisweilen recht störend sein; dem ver-


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geistlichen Güter verbürgte, bedang er den Katholiken, deren es damals nach
den Angaben des AM- Grandtdier genau zwei Familien gab, das ausschließliche
Benutzungsrecht des Münsters aus (I<z oorxs alö I'^Aufs av I>sotrs Dame sorg. ronÄu (!)
Aux o-Moliguss). Hundert Jahre später ließ die französische Revolution ihren
bilderstürmerischen Unfug an der überreichen Fülle von Bildwerken ans. die den
ehrwürdigen Bau schmückte»! 235 Statuen wurden zerstört, meldet der amtliche
Bericht, und nur die Lebensgefahr, in die sich die Bilderstürmer bei Fortsetzung
ihres Werks hätten begeben müssen, rettete eine größere Anzahl von Kunstwerken
in unsre Zeiten herüber. Doch zunächst drohte uoch größeres Unheil. Als im
November 1793 der Gottesdienst in den Kirchen Strcißburgs abgeschafft wurde,
erwies man dem Münster die Ehre, es zum rsmxlo alö la Raison umzugestalten,
wo am 20. November 1793 das „Fest der Vernunft" gefeiert wurde. Im Dezember
desselben Jahres beantragte der vor kurzem eingewanderte französische Sprachlehrer
Teterel die Niederreißung des Turmes bis zur Plattform: „xg,r la, raison aus Iss
Lwasdonrg'sois rsAÄräLnt t>,v<ze üsrtö estts Mi'iuuiäo öiovvo xg,r la, snxvrstition."
Bald darauf erging ein Befehl der Departementsverwaltung, daß alle Kirchtürme
als Beleidigungen der republikanischen Gleichheit niedergelegt werden sollten, mit
Ausnahme der im Rheintnl stehenden, die zu militärischen Zwecken nützlich seien.
Das galt auch vom Münster, und so rettete die Möglichkeit, militärischen Zwecken
dienstbar gemacht zu werden, dieses dem Gott der Liebe und des Friedens ge¬
weihte Haus vor dem Untergang. Aber das ehrwürdige Bauwerk mochte doch
Wohl gar zu höhnisch auf die gleichmacherischen Vernunfthelden hinabschauen, und
so verlangte Teterel von neuem seinen Sturz. Der stolze Dom mißfiel dem
Gleichheitsfanatismus der Revolutiousmcinuer in solchem Grade, daß seine Nteder-
legung ernstlich erwogen wurde; zum Glück siegte endlich der Vorschlag, dem Turm¬
knauf eine riesige blecherne Jakobinermütze aufzustülpen, was auch geschah.

Und wieder kamen andre Tage. Als das französische Volk am 17. Mai 1794
die Gnade gehabt hatte, die Existenz des höchsten Wesens und die Unsterblichkeit
der Seele anzuerkennen, fand am 8. Juni das Fest des höchsten Wesens im Münster
statt. Aber erst längere Zeit nach dem Sturz Robespierres, gegen Ende des tollen
Jahres 1791 wurde es seiner Bestimmung wiedergegeben.

Noch einmal drohten dem Münster schwere Gefahren im Jahre 1870. Am
18. August begann die Beschießung von Straßburg, in deren Verlauf eine große
Anzahl von Kugeln und Granaten das Münster traf und vieles Steinwerk zer¬
splitterte. Die größte Gefahr hatte es am 25. August zu bestehen, als die Dächer
der Hochschiffe in Flammen aufgingen. Doch auch diese Gefahr wurde beschworen,
und das Münster, das inzwischen zum Lazarett eingerichtet worden war, erlebte,
zwar vielfach verletzt und mit Trümmern bedeckt, doch in seinen Grundfesten uner-
schüttert, den Zeitpunkt, wo es wieder deutsch wurde, und verkündete diesen neuen
Wandel der Dinge selbst in alle Lande: am 27. September 1870, Nachmittags um
5 Uhr, ließ der Kommandant von Straßburg, Geueral Adrias, die weiße Fahne
auf dem Münsterturm bisher, und neun Stunden später, in der Nacht zum 28. Sep¬
tember, wurde die Übergabe von Straßburg in einem Packwagen, der auf den
Eisenbahngeleisen bei dem Vorort Königshöfen stand, unterzeichnet. Lange hat es
gedauert, bis die durch das Bombardement angerichteten Beschädigungen wieder
beseitigt worden waren; das Gedächtnis an sie wird aber festgehalten durch eine
Reihe von photographischen Aufnahmen, die noch heute viel gekauft werdeu, namentlich
von Besuchern „von drüben."

Übrigens sind andauernd Ausbesserungsarbeiten am Münster nötig, und fast
zu keiner Zeit des Jahres fehlt an irgend einer Stelle des ehrwürdigen Bauwerks
das Baugerüst. Dem Fremden mag das bisweilen recht störend sein; dem ver-


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[0047] Straßburger Bilder geistlichen Güter verbürgte, bedang er den Katholiken, deren es damals nach den Angaben des AM- Grandtdier genau zwei Familien gab, das ausschließliche Benutzungsrecht des Münsters aus (I<z oorxs alö I'^Aufs av I>sotrs Dame sorg. ronÄu (!) Aux o-Moliguss). Hundert Jahre später ließ die französische Revolution ihren bilderstürmerischen Unfug an der überreichen Fülle von Bildwerken ans. die den ehrwürdigen Bau schmückte»! 235 Statuen wurden zerstört, meldet der amtliche Bericht, und nur die Lebensgefahr, in die sich die Bilderstürmer bei Fortsetzung ihres Werks hätten begeben müssen, rettete eine größere Anzahl von Kunstwerken in unsre Zeiten herüber. Doch zunächst drohte uoch größeres Unheil. Als im November 1793 der Gottesdienst in den Kirchen Strcißburgs abgeschafft wurde, erwies man dem Münster die Ehre, es zum rsmxlo alö la Raison umzugestalten, wo am 20. November 1793 das „Fest der Vernunft" gefeiert wurde. Im Dezember desselben Jahres beantragte der vor kurzem eingewanderte französische Sprachlehrer Teterel die Niederreißung des Turmes bis zur Plattform: „xg,r la, raison aus Iss Lwasdonrg'sois rsAÄräLnt t>,v<ze üsrtö estts Mi'iuuiäo öiovvo xg,r la, snxvrstition." Bald darauf erging ein Befehl der Departementsverwaltung, daß alle Kirchtürme als Beleidigungen der republikanischen Gleichheit niedergelegt werden sollten, mit Ausnahme der im Rheintnl stehenden, die zu militärischen Zwecken nützlich seien. Das galt auch vom Münster, und so rettete die Möglichkeit, militärischen Zwecken dienstbar gemacht zu werden, dieses dem Gott der Liebe und des Friedens ge¬ weihte Haus vor dem Untergang. Aber das ehrwürdige Bauwerk mochte doch Wohl gar zu höhnisch auf die gleichmacherischen Vernunfthelden hinabschauen, und so verlangte Teterel von neuem seinen Sturz. Der stolze Dom mißfiel dem Gleichheitsfanatismus der Revolutiousmcinuer in solchem Grade, daß seine Nteder- legung ernstlich erwogen wurde; zum Glück siegte endlich der Vorschlag, dem Turm¬ knauf eine riesige blecherne Jakobinermütze aufzustülpen, was auch geschah. Und wieder kamen andre Tage. Als das französische Volk am 17. Mai 1794 die Gnade gehabt hatte, die Existenz des höchsten Wesens und die Unsterblichkeit der Seele anzuerkennen, fand am 8. Juni das Fest des höchsten Wesens im Münster statt. Aber erst längere Zeit nach dem Sturz Robespierres, gegen Ende des tollen Jahres 1791 wurde es seiner Bestimmung wiedergegeben. Noch einmal drohten dem Münster schwere Gefahren im Jahre 1870. Am 18. August begann die Beschießung von Straßburg, in deren Verlauf eine große Anzahl von Kugeln und Granaten das Münster traf und vieles Steinwerk zer¬ splitterte. Die größte Gefahr hatte es am 25. August zu bestehen, als die Dächer der Hochschiffe in Flammen aufgingen. Doch auch diese Gefahr wurde beschworen, und das Münster, das inzwischen zum Lazarett eingerichtet worden war, erlebte, zwar vielfach verletzt und mit Trümmern bedeckt, doch in seinen Grundfesten uner- schüttert, den Zeitpunkt, wo es wieder deutsch wurde, und verkündete diesen neuen Wandel der Dinge selbst in alle Lande: am 27. September 1870, Nachmittags um 5 Uhr, ließ der Kommandant von Straßburg, Geueral Adrias, die weiße Fahne auf dem Münsterturm bisher, und neun Stunden später, in der Nacht zum 28. Sep¬ tember, wurde die Übergabe von Straßburg in einem Packwagen, der auf den Eisenbahngeleisen bei dem Vorort Königshöfen stand, unterzeichnet. Lange hat es gedauert, bis die durch das Bombardement angerichteten Beschädigungen wieder beseitigt worden waren; das Gedächtnis an sie wird aber festgehalten durch eine Reihe von photographischen Aufnahmen, die noch heute viel gekauft werdeu, namentlich von Besuchern „von drüben." Übrigens sind andauernd Ausbesserungsarbeiten am Münster nötig, und fast zu keiner Zeit des Jahres fehlt an irgend einer Stelle des ehrwürdigen Bauwerks das Baugerüst. Dem Fremden mag das bisweilen recht störend sein; dem ver-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/47>, abgerufen am 22.07.2024.