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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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Die Ulabunkerstraße

sich später an dem glücklichen Gesicht von Tante Rosnlie. Wolf konnte es nicht
begreifen, daß man Heimweh nach der Klabunkerstraße haben könnte; aber Rosalie
mußte es doch empfunden haben. Jetzt zeigte sie ihren: Neffen das ganze Hans
und führte ihn feierlich in ein kleines Giebelzimmer nach Norden, wo er die alten
verstaubten Bilder nachsehen und womöglich aufbessern sollte.

Sie haben hoffentlich Freude an der Beschäftigung! sagte Elisabeth zu dem
Maler. Sie hatte ihn herzlich begrüßt und ging mit ihm durch den Garten.

Er sah sich mit seinen scharfen Augen um und zeigte plötzlich auf ein Dach,
das aus hohen alten Rosen und Fliederbüschen heraussah.

Dort hinten steht eine alte Kapelle! erklärte sie, ich dachte mir schon, daß
Sie sie gleich sehen würden. Vielleicht malen Sie sie von irgend einem hübschen
Standpunkt aus.

Alois schüttelte den Kopf.

Ich werde es wohl nicht können, Frau Baronin. Bin zu dumm -- er seufzte.

Der Professor ist unzufrieden, daß es mit mir nicht so recht vorwärts geht.
Ich bleibe in den Ansichtskarten und im Handwerk stecken!

Wo bleibt Ihre unglückliche Liebe? erkundigte sich Elisabeth scherzend.

Er sah sie überrascht an, dann lachte er.

Daran denken Sie noch, Frau Baronin? Fritz Feddersen hat oft so verrückte
Gedanken, aber sie verwirklichen sich Gott sei Dank nicht.

Damit war diese Unterhaltung beendet, und Elisabeth kam nicht mehr viel
dazu, mit ihrem Gast zu sprechen. Es war auch nicht nötig, er war wohl aus¬
gehoben bei Rosalie und den Kindern, und Elisabeth konnte sich einem andern
Besuch widmen, der eines Tages unangemeldet bei ihr vorfuhr.

Es war Baronin Lolo, die ihre Schwägerin so unbefangen begrüßte, als hätte
sie sie seit Jahren gekannt.

Ich mußte doch scheu, wie ihr auf dem Dovenhof wohnt! sagte sie. Für
dieses alte Gut schwärme ich, so lange ich mit Felix verheiratet bin. Ganz platonisch
allerdings. Denn ich habe es nie gesehen, und Felix behauptete immer, es koste
ihn ein Heidengeld!

Dann ließ sie sich durch Haus und Garten führen, sprach über Feldwirtschaft und
Viehfütterung, scherzte mit den Kindern und betrachtete die alten, ans dem Boden
gefundnen Bilder mit nachdenklichen Blicken.

Ähnliche Sachen haben wir auch noch auf der Wolffenburg. Wenn Herr
Heinemann hier fertig ist, muß er zu uns kommen!

Sie war so harmlos liebenswürdig, das; Elisabeth ihr gut sein mußte. In
frühern Zeiten hatte sie vielleicht mit einiger Bitterkeit der stolzen Verwandtschaft
ihres Mannes gedacht, die von seiner Ehe keine Notiz nahmen, sie erinnerte sich
auch wohl noch der Unterredung der beiden Damen in Blankenese, doch dnrch ihre
schwere Krankheit war mancherlei in ihr abgeschwächt. Vielleicht war sie innerlich
noch nicht stark genug, um nachtragen zu können, und was Lolo damals gesagt hatte,
war ihr eigentlich unverständlich gewesen. Und die Schwägerin war wirklich anziehend
und liebenswürdig, dabei eine vollendete Weltdame, die mit Leichtigkeit über das
hinwegging, was andern Menschen als unüberwindlich erschien. Elisabeth war
"'mais mit g eichalterigen Mädchen befreundet gewesen: die Liebe zur Mutter,
ihre frühe Verlobung hatten sie daran gehindert. Jetzt fühlte sie sich oft noch
schwach und anlehnungsbedürftig, da war es ein schönes Gefühl, in Lolo ein Wesen
zu finden, das ihr mit unbefangner Herzlichkeit entgegenkam, ihr von der Wolffenburg,
ihren Kindern berichtete und ihr die Empfindung gab. daß sie jetzt wirklich zur
Familie gehöre, und daß sie von allen mit Achtung behandelt werde. -- Diese
Umwandlung kam von der Erbschaft: darüber war sich Elisabeth ganz klar. Aber
wir sind alle Menschen und alle Sklaven der äußern Umstände.

Lolo blieb leider nur eine Woche dn. Der Doktor schickte sie in ein Stahl¬
bad, und dann wollte sie ins Engadin.


Die Ulabunkerstraße

sich später an dem glücklichen Gesicht von Tante Rosnlie. Wolf konnte es nicht
begreifen, daß man Heimweh nach der Klabunkerstraße haben könnte; aber Rosalie
mußte es doch empfunden haben. Jetzt zeigte sie ihren: Neffen das ganze Hans
und führte ihn feierlich in ein kleines Giebelzimmer nach Norden, wo er die alten
verstaubten Bilder nachsehen und womöglich aufbessern sollte.

Sie haben hoffentlich Freude an der Beschäftigung! sagte Elisabeth zu dem
Maler. Sie hatte ihn herzlich begrüßt und ging mit ihm durch den Garten.

Er sah sich mit seinen scharfen Augen um und zeigte plötzlich auf ein Dach,
das aus hohen alten Rosen und Fliederbüschen heraussah.

Dort hinten steht eine alte Kapelle! erklärte sie, ich dachte mir schon, daß
Sie sie gleich sehen würden. Vielleicht malen Sie sie von irgend einem hübschen
Standpunkt aus.

Alois schüttelte den Kopf.

Ich werde es wohl nicht können, Frau Baronin. Bin zu dumm — er seufzte.

Der Professor ist unzufrieden, daß es mit mir nicht so recht vorwärts geht.
Ich bleibe in den Ansichtskarten und im Handwerk stecken!

Wo bleibt Ihre unglückliche Liebe? erkundigte sich Elisabeth scherzend.

Er sah sie überrascht an, dann lachte er.

Daran denken Sie noch, Frau Baronin? Fritz Feddersen hat oft so verrückte
Gedanken, aber sie verwirklichen sich Gott sei Dank nicht.

Damit war diese Unterhaltung beendet, und Elisabeth kam nicht mehr viel
dazu, mit ihrem Gast zu sprechen. Es war auch nicht nötig, er war wohl aus¬
gehoben bei Rosalie und den Kindern, und Elisabeth konnte sich einem andern
Besuch widmen, der eines Tages unangemeldet bei ihr vorfuhr.

Es war Baronin Lolo, die ihre Schwägerin so unbefangen begrüßte, als hätte
sie sie seit Jahren gekannt.

Ich mußte doch scheu, wie ihr auf dem Dovenhof wohnt! sagte sie. Für
dieses alte Gut schwärme ich, so lange ich mit Felix verheiratet bin. Ganz platonisch
allerdings. Denn ich habe es nie gesehen, und Felix behauptete immer, es koste
ihn ein Heidengeld!

Dann ließ sie sich durch Haus und Garten führen, sprach über Feldwirtschaft und
Viehfütterung, scherzte mit den Kindern und betrachtete die alten, ans dem Boden
gefundnen Bilder mit nachdenklichen Blicken.

Ähnliche Sachen haben wir auch noch auf der Wolffenburg. Wenn Herr
Heinemann hier fertig ist, muß er zu uns kommen!

Sie war so harmlos liebenswürdig, das; Elisabeth ihr gut sein mußte. In
frühern Zeiten hatte sie vielleicht mit einiger Bitterkeit der stolzen Verwandtschaft
ihres Mannes gedacht, die von seiner Ehe keine Notiz nahmen, sie erinnerte sich
auch wohl noch der Unterredung der beiden Damen in Blankenese, doch dnrch ihre
schwere Krankheit war mancherlei in ihr abgeschwächt. Vielleicht war sie innerlich
noch nicht stark genug, um nachtragen zu können, und was Lolo damals gesagt hatte,
war ihr eigentlich unverständlich gewesen. Und die Schwägerin war wirklich anziehend
und liebenswürdig, dabei eine vollendete Weltdame, die mit Leichtigkeit über das
hinwegging, was andern Menschen als unüberwindlich erschien. Elisabeth war
"'mais mit g eichalterigen Mädchen befreundet gewesen: die Liebe zur Mutter,
ihre frühe Verlobung hatten sie daran gehindert. Jetzt fühlte sie sich oft noch
schwach und anlehnungsbedürftig, da war es ein schönes Gefühl, in Lolo ein Wesen
zu finden, das ihr mit unbefangner Herzlichkeit entgegenkam, ihr von der Wolffenburg,
ihren Kindern berichtete und ihr die Empfindung gab. daß sie jetzt wirklich zur
Familie gehöre, und daß sie von allen mit Achtung behandelt werde. — Diese
Umwandlung kam von der Erbschaft: darüber war sich Elisabeth ganz klar. Aber
wir sind alle Menschen und alle Sklaven der äußern Umstände.

Lolo blieb leider nur eine Woche dn. Der Doktor schickte sie in ein Stahl¬
bad, und dann wollte sie ins Engadin.


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[0433] Die Ulabunkerstraße sich später an dem glücklichen Gesicht von Tante Rosnlie. Wolf konnte es nicht begreifen, daß man Heimweh nach der Klabunkerstraße haben könnte; aber Rosalie mußte es doch empfunden haben. Jetzt zeigte sie ihren: Neffen das ganze Hans und führte ihn feierlich in ein kleines Giebelzimmer nach Norden, wo er die alten verstaubten Bilder nachsehen und womöglich aufbessern sollte. Sie haben hoffentlich Freude an der Beschäftigung! sagte Elisabeth zu dem Maler. Sie hatte ihn herzlich begrüßt und ging mit ihm durch den Garten. Er sah sich mit seinen scharfen Augen um und zeigte plötzlich auf ein Dach, das aus hohen alten Rosen und Fliederbüschen heraussah. Dort hinten steht eine alte Kapelle! erklärte sie, ich dachte mir schon, daß Sie sie gleich sehen würden. Vielleicht malen Sie sie von irgend einem hübschen Standpunkt aus. Alois schüttelte den Kopf. Ich werde es wohl nicht können, Frau Baronin. Bin zu dumm — er seufzte. Der Professor ist unzufrieden, daß es mit mir nicht so recht vorwärts geht. Ich bleibe in den Ansichtskarten und im Handwerk stecken! Wo bleibt Ihre unglückliche Liebe? erkundigte sich Elisabeth scherzend. Er sah sie überrascht an, dann lachte er. Daran denken Sie noch, Frau Baronin? Fritz Feddersen hat oft so verrückte Gedanken, aber sie verwirklichen sich Gott sei Dank nicht. Damit war diese Unterhaltung beendet, und Elisabeth kam nicht mehr viel dazu, mit ihrem Gast zu sprechen. Es war auch nicht nötig, er war wohl aus¬ gehoben bei Rosalie und den Kindern, und Elisabeth konnte sich einem andern Besuch widmen, der eines Tages unangemeldet bei ihr vorfuhr. Es war Baronin Lolo, die ihre Schwägerin so unbefangen begrüßte, als hätte sie sie seit Jahren gekannt. Ich mußte doch scheu, wie ihr auf dem Dovenhof wohnt! sagte sie. Für dieses alte Gut schwärme ich, so lange ich mit Felix verheiratet bin. Ganz platonisch allerdings. Denn ich habe es nie gesehen, und Felix behauptete immer, es koste ihn ein Heidengeld! Dann ließ sie sich durch Haus und Garten führen, sprach über Feldwirtschaft und Viehfütterung, scherzte mit den Kindern und betrachtete die alten, ans dem Boden gefundnen Bilder mit nachdenklichen Blicken. Ähnliche Sachen haben wir auch noch auf der Wolffenburg. Wenn Herr Heinemann hier fertig ist, muß er zu uns kommen! Sie war so harmlos liebenswürdig, das; Elisabeth ihr gut sein mußte. In frühern Zeiten hatte sie vielleicht mit einiger Bitterkeit der stolzen Verwandtschaft ihres Mannes gedacht, die von seiner Ehe keine Notiz nahmen, sie erinnerte sich auch wohl noch der Unterredung der beiden Damen in Blankenese, doch dnrch ihre schwere Krankheit war mancherlei in ihr abgeschwächt. Vielleicht war sie innerlich noch nicht stark genug, um nachtragen zu können, und was Lolo damals gesagt hatte, war ihr eigentlich unverständlich gewesen. Und die Schwägerin war wirklich anziehend und liebenswürdig, dabei eine vollendete Weltdame, die mit Leichtigkeit über das hinwegging, was andern Menschen als unüberwindlich erschien. Elisabeth war "'mais mit g eichalterigen Mädchen befreundet gewesen: die Liebe zur Mutter, ihre frühe Verlobung hatten sie daran gehindert. Jetzt fühlte sie sich oft noch schwach und anlehnungsbedürftig, da war es ein schönes Gefühl, in Lolo ein Wesen zu finden, das ihr mit unbefangner Herzlichkeit entgegenkam, ihr von der Wolffenburg, ihren Kindern berichtete und ihr die Empfindung gab. daß sie jetzt wirklich zur Familie gehöre, und daß sie von allen mit Achtung behandelt werde. — Diese Umwandlung kam von der Erbschaft: darüber war sich Elisabeth ganz klar. Aber wir sind alle Menschen und alle Sklaven der äußern Umstände. Lolo blieb leider nur eine Woche dn. Der Doktor schickte sie in ein Stahl¬ bad, und dann wollte sie ins Engadin.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/433>, abgerufen am 22.07.2024.