Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Von der Spree zur Oder

aber hatte einen Minister, dem alle Schätze Perus und Mexikos nicht genügt
haben würden. Graf Brühl würde Sachsen ruiniert haben, auch wenn August
der Dritte niemals König von Polen gewesen wäre.

Ein König von Polen genießt als solcher mehr als eine Million Taler Ein¬
künfte, eine Summe, die jedenfalls genügt, um den Mehraufwand, den die Krone
einem Kurfürsten von Sachsen verursucht, zu decken. Nicht zu unterschätzen ist
auch der politische Einfluß, den die Krone Polens dem Kurfürsten auf alle Ver¬
hältnisse Europas sichert. Denn wenn auch seine Rechte als Souverän auf sehr
enge Grenzen beschränkt sind, vermag er doch, wenn er es richtig versteht, viel
durchzusetzen. Viele Momente weisen darauf hin, daß dieser Fürst nach der vollen
Souveränität strebte, und daß nnr das Waffenglück Schwedens Polen seine Frei¬
heit erhielt, von der das Volk keinen Gebrauch zu machen versteht. August der
Zweite war jedenfalls ein Mann von viel Talent, allein es läßt sich nicht in Ab¬
rede stellen, daß er selbst viel zu den Erfolgen Karls des Zwölften beigetragen
hat. So leicht es vielleicht August dem Zweiten gewesen sein würde, seinerzeit
sich die Souveränität zu sichern, so schwer würde dies aber jetzt (1769) einem
.Könige von Pole" werden. Rußland war damals noch nicht zur Entwicklung
seiner Kräfte gelangt, Preußen erhielt sein Heer nur durch die Subsidien der See¬
mächte. Einen Beweis der Befähigung Augusts des Zweiten bietet der Umstand, daß
bei seinem Tode trotz der ungeheuern Kosten, welche die Kriege und seine Feste
erfordert hatten, doch die Finanzen des Landes nicht in Unordnung und ver¬
hältnismäßig wenig Schulden vorhanden waren. Wenn man die Kassenbestände,
welche am Todestage des Königs, am 1. Februar 1733, vorhanden waren, in Abzug
bringt, betrugen die Schulden Sachsens nur 4131347 Taler." Zum Vergleiche
füge ich hinzu, daß die Staatsschuld beim Tode Augusts des Dritten (1763) das
Elffache, nämlich fünfundvierzig Millionen Taler betrug.

Zwei Ziele mußten natürlich dem neuen Polenkönig vorschweben: erstens die
Herstellung einer stärker" Autorität der Krone in Polen, und zweitens die Be¬
schaffung einer zollfreien Landverbindung zwischen Polen und Sachsen. An beiden
Aufgaben hat August der Starke, freilich in seiner Weise, lebenslang gearbeitet.
Dabei erlangte der Name Schiedlo gar bald bei ihm Interesse und Bedeutung.
Denn von welchen! Punkte aus konnte die Laudverbindung mit Polen besser ge¬
sucht werden als von dem einzigen Gebietsstreifen ans, den man als Ausgangs¬
punkt weiter nach Osten zielender Wünsche auf dem rechten Odernfer besaß?

Besonders im Nordischen Kriege erschien Schiedlo als der Brückenkopf zu der
kürzesten Straße nach Polen, die durch das preußische Krossen und Züllichau ein
die Grenze des weißen Adlers führte. Mehrere Aktenstücke des Königlichen Haupt¬
staatsarchivs in Dresden, auf die mich Herr Hauptmnnu Freiherr von Weint
freundlichst aufmerksam gemacht hat, und die Kirchenbücher des Schiedlo benach¬
barten Dorfes Wellmitz erzählen davon. In diesen heißt es: "Anno 1704 ist
auf unserm kleinen Felde vom Vorwerk bis zum alten Hofe ein Königlich Polnisches
und Churfürstlich sächsisches Lager forniiert worden, woselbst über acht Regimenter
Reiterei gestanden . . ., die Infanterie aber stund bei Gilden, und weilen eine
Brücke über die Oder gebauet worden und auch Schanzen gemacht, daß eine
starke Wache dabei hat gehalten werden können, sind sie endlich alle über die
Brücke, sowohl die Kaffallerie als Infanterie . . . über 26 bis 30 Regimenter . . .
gegangen, und nachdem ein sehr trockner Sommer gewesen, sind täglich und wöchent¬
lich hin und wieder zu Fuß, Wagen und Pferden die Straße gezogen." Im
folgenden Jahre 1705 zog August der Zweite sei" Heer in Guben zusmumc",
wieder w"rde bei Schiedlo eine Brücke geschlagen und diese durch Erdwerke ge¬
deckt. Dann kamen die Jahre der schwedische" Invasion in Sachsen und der
demütigende Friede von Altranstädt. Als aber im Jahre 1709 von den gegen
Schweden verbündeten Mächten der, Beschluß gefaßt worden war, daß sich August
der Starke die polnische Krone zurückerobern sollte, erschien dieser von neuem mit


Von der Spree zur Oder

aber hatte einen Minister, dem alle Schätze Perus und Mexikos nicht genügt
haben würden. Graf Brühl würde Sachsen ruiniert haben, auch wenn August
der Dritte niemals König von Polen gewesen wäre.

Ein König von Polen genießt als solcher mehr als eine Million Taler Ein¬
künfte, eine Summe, die jedenfalls genügt, um den Mehraufwand, den die Krone
einem Kurfürsten von Sachsen verursucht, zu decken. Nicht zu unterschätzen ist
auch der politische Einfluß, den die Krone Polens dem Kurfürsten auf alle Ver¬
hältnisse Europas sichert. Denn wenn auch seine Rechte als Souverän auf sehr
enge Grenzen beschränkt sind, vermag er doch, wenn er es richtig versteht, viel
durchzusetzen. Viele Momente weisen darauf hin, daß dieser Fürst nach der vollen
Souveränität strebte, und daß nnr das Waffenglück Schwedens Polen seine Frei¬
heit erhielt, von der das Volk keinen Gebrauch zu machen versteht. August der
Zweite war jedenfalls ein Mann von viel Talent, allein es läßt sich nicht in Ab¬
rede stellen, daß er selbst viel zu den Erfolgen Karls des Zwölften beigetragen
hat. So leicht es vielleicht August dem Zweiten gewesen sein würde, seinerzeit
sich die Souveränität zu sichern, so schwer würde dies aber jetzt (1769) einem
.Könige von Pole» werden. Rußland war damals noch nicht zur Entwicklung
seiner Kräfte gelangt, Preußen erhielt sein Heer nur durch die Subsidien der See¬
mächte. Einen Beweis der Befähigung Augusts des Zweiten bietet der Umstand, daß
bei seinem Tode trotz der ungeheuern Kosten, welche die Kriege und seine Feste
erfordert hatten, doch die Finanzen des Landes nicht in Unordnung und ver¬
hältnismäßig wenig Schulden vorhanden waren. Wenn man die Kassenbestände,
welche am Todestage des Königs, am 1. Februar 1733, vorhanden waren, in Abzug
bringt, betrugen die Schulden Sachsens nur 4131347 Taler." Zum Vergleiche
füge ich hinzu, daß die Staatsschuld beim Tode Augusts des Dritten (1763) das
Elffache, nämlich fünfundvierzig Millionen Taler betrug.

Zwei Ziele mußten natürlich dem neuen Polenkönig vorschweben: erstens die
Herstellung einer stärker» Autorität der Krone in Polen, und zweitens die Be¬
schaffung einer zollfreien Landverbindung zwischen Polen und Sachsen. An beiden
Aufgaben hat August der Starke, freilich in seiner Weise, lebenslang gearbeitet.
Dabei erlangte der Name Schiedlo gar bald bei ihm Interesse und Bedeutung.
Denn von welchen! Punkte aus konnte die Laudverbindung mit Polen besser ge¬
sucht werden als von dem einzigen Gebietsstreifen ans, den man als Ausgangs¬
punkt weiter nach Osten zielender Wünsche auf dem rechten Odernfer besaß?

Besonders im Nordischen Kriege erschien Schiedlo als der Brückenkopf zu der
kürzesten Straße nach Polen, die durch das preußische Krossen und Züllichau ein
die Grenze des weißen Adlers führte. Mehrere Aktenstücke des Königlichen Haupt¬
staatsarchivs in Dresden, auf die mich Herr Hauptmnnu Freiherr von Weint
freundlichst aufmerksam gemacht hat, und die Kirchenbücher des Schiedlo benach¬
barten Dorfes Wellmitz erzählen davon. In diesen heißt es: „Anno 1704 ist
auf unserm kleinen Felde vom Vorwerk bis zum alten Hofe ein Königlich Polnisches
und Churfürstlich sächsisches Lager forniiert worden, woselbst über acht Regimenter
Reiterei gestanden . . ., die Infanterie aber stund bei Gilden, und weilen eine
Brücke über die Oder gebauet worden und auch Schanzen gemacht, daß eine
starke Wache dabei hat gehalten werden können, sind sie endlich alle über die
Brücke, sowohl die Kaffallerie als Infanterie . . . über 26 bis 30 Regimenter . . .
gegangen, und nachdem ein sehr trockner Sommer gewesen, sind täglich und wöchent¬
lich hin und wieder zu Fuß, Wagen und Pferden die Straße gezogen." Im
folgenden Jahre 1705 zog August der Zweite sei» Heer in Guben zusmumc»,
wieder w»rde bei Schiedlo eine Brücke geschlagen und diese durch Erdwerke ge¬
deckt. Dann kamen die Jahre der schwedische» Invasion in Sachsen und der
demütigende Friede von Altranstädt. Als aber im Jahre 1709 von den gegen
Schweden verbündeten Mächten der, Beschluß gefaßt worden war, daß sich August
der Starke die polnische Krone zurückerobern sollte, erschien dieser von neuem mit


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0422" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/293219"/>
          <fw type="header" place="top"> Von der Spree zur Oder</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_2284" prev="#ID_2283"> aber hatte einen Minister, dem alle Schätze Perus und Mexikos nicht genügt<lb/>
haben würden. Graf Brühl würde Sachsen ruiniert haben, auch wenn August<lb/>
der Dritte niemals König von Polen gewesen wäre.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2285"> Ein König von Polen genießt als solcher mehr als eine Million Taler Ein¬<lb/>
künfte, eine Summe, die jedenfalls genügt, um den Mehraufwand, den die Krone<lb/>
einem Kurfürsten von Sachsen verursucht, zu decken. Nicht zu unterschätzen ist<lb/>
auch der politische Einfluß, den die Krone Polens dem Kurfürsten auf alle Ver¬<lb/>
hältnisse Europas sichert. Denn wenn auch seine Rechte als Souverän auf sehr<lb/>
enge Grenzen beschränkt sind, vermag er doch, wenn er es richtig versteht, viel<lb/>
durchzusetzen. Viele Momente weisen darauf hin, daß dieser Fürst nach der vollen<lb/>
Souveränität strebte, und daß nnr das Waffenglück Schwedens Polen seine Frei¬<lb/>
heit erhielt, von der das Volk keinen Gebrauch zu machen versteht. August der<lb/>
Zweite war jedenfalls ein Mann von viel Talent, allein es läßt sich nicht in Ab¬<lb/>
rede stellen, daß er selbst viel zu den Erfolgen Karls des Zwölften beigetragen<lb/>
hat. So leicht es vielleicht August dem Zweiten gewesen sein würde, seinerzeit<lb/>
sich die Souveränität zu sichern, so schwer würde dies aber jetzt (1769) einem<lb/>
.Könige von Pole» werden. Rußland war damals noch nicht zur Entwicklung<lb/>
seiner Kräfte gelangt, Preußen erhielt sein Heer nur durch die Subsidien der See¬<lb/>
mächte. Einen Beweis der Befähigung Augusts des Zweiten bietet der Umstand, daß<lb/>
bei seinem Tode trotz der ungeheuern Kosten, welche die Kriege und seine Feste<lb/>
erfordert hatten, doch die Finanzen des Landes nicht in Unordnung und ver¬<lb/>
hältnismäßig wenig Schulden vorhanden waren. Wenn man die Kassenbestände,<lb/>
welche am Todestage des Königs, am 1. Februar 1733, vorhanden waren, in Abzug<lb/>
bringt, betrugen die Schulden Sachsens nur 4131347 Taler." Zum Vergleiche<lb/>
füge ich hinzu, daß die Staatsschuld beim Tode Augusts des Dritten (1763) das<lb/>
Elffache, nämlich fünfundvierzig Millionen Taler betrug.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2286"> Zwei Ziele mußten natürlich dem neuen Polenkönig vorschweben: erstens die<lb/>
Herstellung einer stärker» Autorität der Krone in Polen, und zweitens die Be¬<lb/>
schaffung einer zollfreien Landverbindung zwischen Polen und Sachsen. An beiden<lb/>
Aufgaben hat August der Starke, freilich in seiner Weise, lebenslang gearbeitet.<lb/>
Dabei erlangte der Name Schiedlo gar bald bei ihm Interesse und Bedeutung.<lb/>
Denn von welchen! Punkte aus konnte die Laudverbindung mit Polen besser ge¬<lb/>
sucht werden als von dem einzigen Gebietsstreifen ans, den man als Ausgangs¬<lb/>
punkt weiter nach Osten zielender Wünsche auf dem rechten Odernfer besaß?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2287" next="#ID_2288"> Besonders im Nordischen Kriege erschien Schiedlo als der Brückenkopf zu der<lb/>
kürzesten Straße nach Polen, die durch das preußische Krossen und Züllichau ein<lb/>
die Grenze des weißen Adlers führte. Mehrere Aktenstücke des Königlichen Haupt¬<lb/>
staatsarchivs in Dresden, auf die mich Herr Hauptmnnu Freiherr von Weint<lb/>
freundlichst aufmerksam gemacht hat, und die Kirchenbücher des Schiedlo benach¬<lb/>
barten Dorfes Wellmitz erzählen davon. In diesen heißt es: &#x201E;Anno 1704 ist<lb/>
auf unserm kleinen Felde vom Vorwerk bis zum alten Hofe ein Königlich Polnisches<lb/>
und Churfürstlich sächsisches Lager forniiert worden, woselbst über acht Regimenter<lb/>
Reiterei gestanden . . ., die Infanterie aber stund bei Gilden, und weilen eine<lb/>
Brücke über die Oder gebauet worden und auch Schanzen gemacht, daß eine<lb/>
starke Wache dabei hat gehalten werden können, sind sie endlich alle über die<lb/>
Brücke, sowohl die Kaffallerie als Infanterie . . . über 26 bis 30 Regimenter . . .<lb/>
gegangen, und nachdem ein sehr trockner Sommer gewesen, sind täglich und wöchent¬<lb/>
lich hin und wieder zu Fuß, Wagen und Pferden die Straße gezogen." Im<lb/>
folgenden Jahre 1705 zog August der Zweite sei» Heer in Guben zusmumc»,<lb/>
wieder w»rde bei Schiedlo eine Brücke geschlagen und diese durch Erdwerke ge¬<lb/>
deckt. Dann kamen die Jahre der schwedische» Invasion in Sachsen und der<lb/>
demütigende Friede von Altranstädt. Als aber im Jahre 1709 von den gegen<lb/>
Schweden verbündeten Mächten der, Beschluß gefaßt worden war, daß sich August<lb/>
der Starke die polnische Krone zurückerobern sollte, erschien dieser von neuem mit</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0422] Von der Spree zur Oder aber hatte einen Minister, dem alle Schätze Perus und Mexikos nicht genügt haben würden. Graf Brühl würde Sachsen ruiniert haben, auch wenn August der Dritte niemals König von Polen gewesen wäre. Ein König von Polen genießt als solcher mehr als eine Million Taler Ein¬ künfte, eine Summe, die jedenfalls genügt, um den Mehraufwand, den die Krone einem Kurfürsten von Sachsen verursucht, zu decken. Nicht zu unterschätzen ist auch der politische Einfluß, den die Krone Polens dem Kurfürsten auf alle Ver¬ hältnisse Europas sichert. Denn wenn auch seine Rechte als Souverän auf sehr enge Grenzen beschränkt sind, vermag er doch, wenn er es richtig versteht, viel durchzusetzen. Viele Momente weisen darauf hin, daß dieser Fürst nach der vollen Souveränität strebte, und daß nnr das Waffenglück Schwedens Polen seine Frei¬ heit erhielt, von der das Volk keinen Gebrauch zu machen versteht. August der Zweite war jedenfalls ein Mann von viel Talent, allein es läßt sich nicht in Ab¬ rede stellen, daß er selbst viel zu den Erfolgen Karls des Zwölften beigetragen hat. So leicht es vielleicht August dem Zweiten gewesen sein würde, seinerzeit sich die Souveränität zu sichern, so schwer würde dies aber jetzt (1769) einem .Könige von Pole» werden. Rußland war damals noch nicht zur Entwicklung seiner Kräfte gelangt, Preußen erhielt sein Heer nur durch die Subsidien der See¬ mächte. Einen Beweis der Befähigung Augusts des Zweiten bietet der Umstand, daß bei seinem Tode trotz der ungeheuern Kosten, welche die Kriege und seine Feste erfordert hatten, doch die Finanzen des Landes nicht in Unordnung und ver¬ hältnismäßig wenig Schulden vorhanden waren. Wenn man die Kassenbestände, welche am Todestage des Königs, am 1. Februar 1733, vorhanden waren, in Abzug bringt, betrugen die Schulden Sachsens nur 4131347 Taler." Zum Vergleiche füge ich hinzu, daß die Staatsschuld beim Tode Augusts des Dritten (1763) das Elffache, nämlich fünfundvierzig Millionen Taler betrug. Zwei Ziele mußten natürlich dem neuen Polenkönig vorschweben: erstens die Herstellung einer stärker» Autorität der Krone in Polen, und zweitens die Be¬ schaffung einer zollfreien Landverbindung zwischen Polen und Sachsen. An beiden Aufgaben hat August der Starke, freilich in seiner Weise, lebenslang gearbeitet. Dabei erlangte der Name Schiedlo gar bald bei ihm Interesse und Bedeutung. Denn von welchen! Punkte aus konnte die Laudverbindung mit Polen besser ge¬ sucht werden als von dem einzigen Gebietsstreifen ans, den man als Ausgangs¬ punkt weiter nach Osten zielender Wünsche auf dem rechten Odernfer besaß? Besonders im Nordischen Kriege erschien Schiedlo als der Brückenkopf zu der kürzesten Straße nach Polen, die durch das preußische Krossen und Züllichau ein die Grenze des weißen Adlers führte. Mehrere Aktenstücke des Königlichen Haupt¬ staatsarchivs in Dresden, auf die mich Herr Hauptmnnu Freiherr von Weint freundlichst aufmerksam gemacht hat, und die Kirchenbücher des Schiedlo benach¬ barten Dorfes Wellmitz erzählen davon. In diesen heißt es: „Anno 1704 ist auf unserm kleinen Felde vom Vorwerk bis zum alten Hofe ein Königlich Polnisches und Churfürstlich sächsisches Lager forniiert worden, woselbst über acht Regimenter Reiterei gestanden . . ., die Infanterie aber stund bei Gilden, und weilen eine Brücke über die Oder gebauet worden und auch Schanzen gemacht, daß eine starke Wache dabei hat gehalten werden können, sind sie endlich alle über die Brücke, sowohl die Kaffallerie als Infanterie . . . über 26 bis 30 Regimenter . . . gegangen, und nachdem ein sehr trockner Sommer gewesen, sind täglich und wöchent¬ lich hin und wieder zu Fuß, Wagen und Pferden die Straße gezogen." Im folgenden Jahre 1705 zog August der Zweite sei» Heer in Guben zusmumc», wieder w»rde bei Schiedlo eine Brücke geschlagen und diese durch Erdwerke ge¬ deckt. Dann kamen die Jahre der schwedische» Invasion in Sachsen und der demütigende Friede von Altranstädt. Als aber im Jahre 1709 von den gegen Schweden verbündeten Mächten der, Beschluß gefaßt worden war, daß sich August der Starke die polnische Krone zurückerobern sollte, erschien dieser von neuem mit

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/422
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/422>, abgerufen am 22.07.2024.