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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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Die Klabunkerstraße

Nun empfahl er ihr vor allen Dingen Schonung und Vorsicht; aber Rosalie
merkte an seinem Gesicht, daß er ihr wenig Hoffnung gab, auf diese Weise das
Augenlicht zu erhalten. Von nun an machte sie sich doch gelegentlich von der
Näharbeit frei, saß im Garten und spielte mit Elisabeths Kindern. Im Sommer
ging das auch; aber wenn der Winter jetzt kam mit seiner Kohlenrechnung, seinem
Petroleumverbrauch, dann mußte Rosalie wieder mehr verdienen.

Mit ihrer Schwester sprach sie nicht über ihre Sorgen; aber als sie einmal
Elisabeth geholfen hatte, die Kinder zu Bett zu bringen, kam es über sie, daß sie
laut ausweinte. Und dann sprach sie sich aus.

Wenn ich nur nicht blind werde, Frau Wolffenradt!

Die junge Frau tröstete sie in ihrer ruhigen Weise, und während sie sprach,
sah Rosalie in das feine, schmal und ernsthaft gewordne Gesicht.

Nehmen Sie meine Trübsal nicht übel. Frau Wolffenradt. Sie haben auch
Ihr Teil zu tragen, und Sie quälen keinen Menschen damit!

Elisabeth mußte ihr Teil tragen. Wolf hatte seit Wochen nur die flüchtigsten
Karten geschrieben, und alle ihre Fragen ließ er unbeantwortet. Jeden Tag bekam
Elisabeth beim Anblick des Briefträgers Herzklopfen, und jeden Tag wurde sie
enttäuscht. Und wenn eine Karte kam, war die Enttäuschung fast noch bitterer.
Niemals ein Wort der Liebe, des Trostes, der Sehnsucht. Ich bin gesund, du
hoffentlich auch! Das war alles.

Manchmal kam eine lähmende Angst über die junge Frau; dann aber warf
sie den Gedanken weit von sich. Nein, Wolf war gut; er konnte sie nicht ver¬
lassen -- er hatte sie doch geliebt; und die Liebe verging nicht.

Wenn Elisabeth zu Herrn Müller ging, lag oft die Klabunkerstraße im Sonnen¬
schein. Die spitzen Giebel ihrer Häuser steckten die Köpfe zusammen, und vom Hafen
her klang das Pfeifen der Schiffe. Bei Herrn Müller stand jetzt oft ein Fenster
offen; er aber saß in der dunkelsten Ecke und empfing seine Vorleserin rin un¬
freundlichem Brummen.

Die junge Frau konnte sich schwer an seine Art gewöhnen; aber die vier Mark
täglich vermochte sie nicht zu entbehren. Besonders jetzt nicht, wo sie wußte, daß
sie bald eine Zeit lang nichts verdienen würde. Sie gab jetzt auch in der Familie
eines Krämers abends Nachhilfestunden; aber die Kinder Waren wild und unartig
und machten sie nervös.

An einem Montagmorgen schalt Herr Müller mit ihr. Er ließ sie jetzt Bücher
aus der Leihbibliothek vorlesen, und sie hatte den zweiten Band eines fesselnden
Kriminalromans nicht erhalten können. Dazu kam am Montag keine Zeitung, und
Herr Müller saß also auf dem Trocknen.

Wenn Sie sich nicht mehr Mühe geben, werde ich mir eine andre Vorleserin
suchen! sagte er zornig.

Der Band war doch nicht vorrätig, entschuldigte sich Elisabeth.

Schweigen Sie! Sie lügen ja doch nur! Alle Frauen lügen!

Herr Müller --

Sie sind entlassen! schrie er sie an. Meinen Sie. daß Sie mir widersprechen
dürfen?

Entlassen. Elisabeth saß am offnen Fenster der dunkeln, hohen Stube, und
die spitzen Giebelhäuser tanzten vor ihren Augen auf und nieder. Entlassen. Keine
vier Mark täglich mehr. -- In der Ferne stieg ein Gespenst vor ihr auf, mit
hungrigen Augen und wimmernden Munde.

Langsam ging Elisabeth die Treppen hinunter. Herr Müller rief hinter ihr
her; sie hörte es nicht. Sie ging über die Straße in ihre Terrasse. Die Kinder
waren nicht da; sie saßen im Gärtchen der Frau Heinemann; sie sollte sie erst um
zwölf Uhr holen.

Mit einer gewissen Neugierde setzte sie sich und sah sich in ihrem Zimmerchen
um. Wie lange noch würde das kleine Sofa an seiner Stelle stehn, die Stühle,


Die Klabunkerstraße

Nun empfahl er ihr vor allen Dingen Schonung und Vorsicht; aber Rosalie
merkte an seinem Gesicht, daß er ihr wenig Hoffnung gab, auf diese Weise das
Augenlicht zu erhalten. Von nun an machte sie sich doch gelegentlich von der
Näharbeit frei, saß im Garten und spielte mit Elisabeths Kindern. Im Sommer
ging das auch; aber wenn der Winter jetzt kam mit seiner Kohlenrechnung, seinem
Petroleumverbrauch, dann mußte Rosalie wieder mehr verdienen.

Mit ihrer Schwester sprach sie nicht über ihre Sorgen; aber als sie einmal
Elisabeth geholfen hatte, die Kinder zu Bett zu bringen, kam es über sie, daß sie
laut ausweinte. Und dann sprach sie sich aus.

Wenn ich nur nicht blind werde, Frau Wolffenradt!

Die junge Frau tröstete sie in ihrer ruhigen Weise, und während sie sprach,
sah Rosalie in das feine, schmal und ernsthaft gewordne Gesicht.

Nehmen Sie meine Trübsal nicht übel. Frau Wolffenradt. Sie haben auch
Ihr Teil zu tragen, und Sie quälen keinen Menschen damit!

Elisabeth mußte ihr Teil tragen. Wolf hatte seit Wochen nur die flüchtigsten
Karten geschrieben, und alle ihre Fragen ließ er unbeantwortet. Jeden Tag bekam
Elisabeth beim Anblick des Briefträgers Herzklopfen, und jeden Tag wurde sie
enttäuscht. Und wenn eine Karte kam, war die Enttäuschung fast noch bitterer.
Niemals ein Wort der Liebe, des Trostes, der Sehnsucht. Ich bin gesund, du
hoffentlich auch! Das war alles.

Manchmal kam eine lähmende Angst über die junge Frau; dann aber warf
sie den Gedanken weit von sich. Nein, Wolf war gut; er konnte sie nicht ver¬
lassen — er hatte sie doch geliebt; und die Liebe verging nicht.

Wenn Elisabeth zu Herrn Müller ging, lag oft die Klabunkerstraße im Sonnen¬
schein. Die spitzen Giebel ihrer Häuser steckten die Köpfe zusammen, und vom Hafen
her klang das Pfeifen der Schiffe. Bei Herrn Müller stand jetzt oft ein Fenster
offen; er aber saß in der dunkelsten Ecke und empfing seine Vorleserin rin un¬
freundlichem Brummen.

Die junge Frau konnte sich schwer an seine Art gewöhnen; aber die vier Mark
täglich vermochte sie nicht zu entbehren. Besonders jetzt nicht, wo sie wußte, daß
sie bald eine Zeit lang nichts verdienen würde. Sie gab jetzt auch in der Familie
eines Krämers abends Nachhilfestunden; aber die Kinder Waren wild und unartig
und machten sie nervös.

An einem Montagmorgen schalt Herr Müller mit ihr. Er ließ sie jetzt Bücher
aus der Leihbibliothek vorlesen, und sie hatte den zweiten Band eines fesselnden
Kriminalromans nicht erhalten können. Dazu kam am Montag keine Zeitung, und
Herr Müller saß also auf dem Trocknen.

Wenn Sie sich nicht mehr Mühe geben, werde ich mir eine andre Vorleserin
suchen! sagte er zornig.

Der Band war doch nicht vorrätig, entschuldigte sich Elisabeth.

Schweigen Sie! Sie lügen ja doch nur! Alle Frauen lügen!

Herr Müller —

Sie sind entlassen! schrie er sie an. Meinen Sie. daß Sie mir widersprechen
dürfen?

Entlassen. Elisabeth saß am offnen Fenster der dunkeln, hohen Stube, und
die spitzen Giebelhäuser tanzten vor ihren Augen auf und nieder. Entlassen. Keine
vier Mark täglich mehr. — In der Ferne stieg ein Gespenst vor ihr auf, mit
hungrigen Augen und wimmernden Munde.

Langsam ging Elisabeth die Treppen hinunter. Herr Müller rief hinter ihr
her; sie hörte es nicht. Sie ging über die Straße in ihre Terrasse. Die Kinder
waren nicht da; sie saßen im Gärtchen der Frau Heinemann; sie sollte sie erst um
zwölf Uhr holen.

Mit einer gewissen Neugierde setzte sie sich und sah sich in ihrem Zimmerchen
um. Wie lange noch würde das kleine Sofa an seiner Stelle stehn, die Stühle,


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[0368] Die Klabunkerstraße Nun empfahl er ihr vor allen Dingen Schonung und Vorsicht; aber Rosalie merkte an seinem Gesicht, daß er ihr wenig Hoffnung gab, auf diese Weise das Augenlicht zu erhalten. Von nun an machte sie sich doch gelegentlich von der Näharbeit frei, saß im Garten und spielte mit Elisabeths Kindern. Im Sommer ging das auch; aber wenn der Winter jetzt kam mit seiner Kohlenrechnung, seinem Petroleumverbrauch, dann mußte Rosalie wieder mehr verdienen. Mit ihrer Schwester sprach sie nicht über ihre Sorgen; aber als sie einmal Elisabeth geholfen hatte, die Kinder zu Bett zu bringen, kam es über sie, daß sie laut ausweinte. Und dann sprach sie sich aus. Wenn ich nur nicht blind werde, Frau Wolffenradt! Die junge Frau tröstete sie in ihrer ruhigen Weise, und während sie sprach, sah Rosalie in das feine, schmal und ernsthaft gewordne Gesicht. Nehmen Sie meine Trübsal nicht übel. Frau Wolffenradt. Sie haben auch Ihr Teil zu tragen, und Sie quälen keinen Menschen damit! Elisabeth mußte ihr Teil tragen. Wolf hatte seit Wochen nur die flüchtigsten Karten geschrieben, und alle ihre Fragen ließ er unbeantwortet. Jeden Tag bekam Elisabeth beim Anblick des Briefträgers Herzklopfen, und jeden Tag wurde sie enttäuscht. Und wenn eine Karte kam, war die Enttäuschung fast noch bitterer. Niemals ein Wort der Liebe, des Trostes, der Sehnsucht. Ich bin gesund, du hoffentlich auch! Das war alles. Manchmal kam eine lähmende Angst über die junge Frau; dann aber warf sie den Gedanken weit von sich. Nein, Wolf war gut; er konnte sie nicht ver¬ lassen — er hatte sie doch geliebt; und die Liebe verging nicht. Wenn Elisabeth zu Herrn Müller ging, lag oft die Klabunkerstraße im Sonnen¬ schein. Die spitzen Giebel ihrer Häuser steckten die Köpfe zusammen, und vom Hafen her klang das Pfeifen der Schiffe. Bei Herrn Müller stand jetzt oft ein Fenster offen; er aber saß in der dunkelsten Ecke und empfing seine Vorleserin rin un¬ freundlichem Brummen. Die junge Frau konnte sich schwer an seine Art gewöhnen; aber die vier Mark täglich vermochte sie nicht zu entbehren. Besonders jetzt nicht, wo sie wußte, daß sie bald eine Zeit lang nichts verdienen würde. Sie gab jetzt auch in der Familie eines Krämers abends Nachhilfestunden; aber die Kinder Waren wild und unartig und machten sie nervös. An einem Montagmorgen schalt Herr Müller mit ihr. Er ließ sie jetzt Bücher aus der Leihbibliothek vorlesen, und sie hatte den zweiten Band eines fesselnden Kriminalromans nicht erhalten können. Dazu kam am Montag keine Zeitung, und Herr Müller saß also auf dem Trocknen. Wenn Sie sich nicht mehr Mühe geben, werde ich mir eine andre Vorleserin suchen! sagte er zornig. Der Band war doch nicht vorrätig, entschuldigte sich Elisabeth. Schweigen Sie! Sie lügen ja doch nur! Alle Frauen lügen! Herr Müller — Sie sind entlassen! schrie er sie an. Meinen Sie. daß Sie mir widersprechen dürfen? Entlassen. Elisabeth saß am offnen Fenster der dunkeln, hohen Stube, und die spitzen Giebelhäuser tanzten vor ihren Augen auf und nieder. Entlassen. Keine vier Mark täglich mehr. — In der Ferne stieg ein Gespenst vor ihr auf, mit hungrigen Augen und wimmernden Munde. Langsam ging Elisabeth die Treppen hinunter. Herr Müller rief hinter ihr her; sie hörte es nicht. Sie ging über die Straße in ihre Terrasse. Die Kinder waren nicht da; sie saßen im Gärtchen der Frau Heinemann; sie sollte sie erst um zwölf Uhr holen. Mit einer gewissen Neugierde setzte sie sich und sah sich in ihrem Zimmerchen um. Wie lange noch würde das kleine Sofa an seiner Stelle stehn, die Stühle,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/368>, abgerufen am 01.07.2024.