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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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von der Spree zur Gder

binnen versammeln, so sehen wir, beiß die slawische Sprachinsel des Kottbuser
Kreises doch noch nicht ganz verschwunden ist.

Der Lieblingsspaziergang der Kottbuser führt durch die schönen Anlagen der
Spreeaue südwärts in den Park des Gräflich Pücklerschen Gutes Brauitz. Dieser
Park ist eins der interessantesten Vermächtnisse des 1871 hier verstorbnen Fürsten
Heinrich von Pückler-Muskau und zeigt, trotz einiger Spuren des Verfalls, noch
heute seine eigentümliche Geistesrichtung, Fürst Pückler-Muskau (geb. 1785), der
Sproß eines alten schlesischen Geschlechts, ist bekanntlich der Meister einer besonders
an englische Muster sich anschließenden Gartenkunst gewesen, der in Deutschland den
sogenannten natürlichen Stil eingebürgert hat, d. h. einen Geschmack, der die ver-
schnittnem Hecken, die Wasserkünste und die Marmvrleiber der französischen Gartenkunst
ebenso vermeidet wie die Grotten, Felsen und Freundschaftshütten der phantastisch¬
englisch-chinesischen Richtung, dafür aber die von der Natur selbst gebotnen Vor¬
teile des Wassers und des Geländes auszunutzen bemüht ist, oder wo solche fehlen,
mit aller Kunst doch nichts andres schaffen will, als ein idealisiertes Stück Natur.
Die berühmten Parkanlagen von Babelsberg, Ettersburg bei Weimar, Wilhelmstal
bei Eisenach u. n. sind unter seinem Einflüsse entstanden. Seine ersten Schöpfungen
waren die Gcirteu und Anlagen auf seinem väterlichen Gute Muskau; als er aber
diese Herrschaft 1845 verkauft hatte, wandte er allen Geschmack und Fleiß auf die
Verschönerung von Branitz, wo er seineu Wohnsitz aufschlug. Die Natur hatte ihm
hier so wenig wie möglich geliefert, nämlich nur eine flache, mit Triebsand erfüllte
Ebene. Aber der Fürst schaffte mit ungeheuern Kosten ganze Schichten guter Erde
herbei und schuf so eine durch Spreekanäle wohlbewässerte Hügellandschaft mit
lauschigen Wasserspiegeln und so herrlichen Baumgruppen ans grünem Grasgrunde,
daß Branitz noch jetzt als ein unübertroffnes Muster des freien, unabhängigen
Garteustils gilt. Aber Fürst Pückler - Muskau war nicht nur ein Gartenkünstler,
sondern auch ein viel- und weitgereister Mann und als solcher auch ein viel¬
gelesener Schriftsteller jungdeutscher Richtung, der mit der scharfen Beobachtungs¬
gabe des weltbefcchrnen Reisenden den oft höhnischen, oft resignierten Ton der Ge¬
sellschaft des imeiön rössime, der letzten Vertreter des Rokoko, sagen wir des Prinzen
Heinrich von Preußen, verband. Ein gewisses Kokettieren mit dem Tode ist dieser
Richtung eigen. Das erste größere Werk des Fürsten Pückler-Muskau trägt den
Titel: "Briefe eines Verstorbnen," das zweite: "Tutti Frutti aus den Papieren
eines Verstorbnen." Seine Gemahlin, eine Tochter des Kanzlers Hardenberg, hat
er auf einer kleinen Insel eines Sees des Brnnitzer Parks unter Trauerbirken be¬
graben und ihrem Gedächtnis eine vom Wasser umspülte, rasenbewachsne Erd¬
pyramide errichtet, zu der viele Stufen emporführen. Unter einer andern Pyramide,
der ersten gegenüber, ruht er selbst; sie ist bekrönt dnrch einen eisernen Umgang
mit der aus dem Metall geschnittuen charakteristischen Inschrift: "Gräber sind
die Bergspitzen einer fernen, neuen Welt." Diese ägyptisierenden Pyramiden und
diese Inschrift riefen mir einen andern geistreichen, bald schwärmenden, bald
spöttelnde" Weltreisenden ins Gedächtnis: den römischen Kaiser Hadrinn, der sich,
nachdem er fast alle Provinzen seines ungeheuern Reichs durchwandert hatte, am
Tiber selbst sein Grabmal empvrtürmcn ließ und die wichtigsten Erinnerungen von
seinen Reisen in der großartigen Villa von Tivoli am Anio nachbildend verkör¬
perte: das Tal Tempe, das Prytaneion von Athen, den Serapistempel von
Canopus u. a. Auch Hadrian war der Vertreter einer untergehenden Zeit, voll
von Weltschmerz, voll von Tvdessehnsucht und Todesfurcht zugleich: er starb mit
der bangen Frage auf den Lippen:


von der Spree zur Gder

binnen versammeln, so sehen wir, beiß die slawische Sprachinsel des Kottbuser
Kreises doch noch nicht ganz verschwunden ist.

Der Lieblingsspaziergang der Kottbuser führt durch die schönen Anlagen der
Spreeaue südwärts in den Park des Gräflich Pücklerschen Gutes Brauitz. Dieser
Park ist eins der interessantesten Vermächtnisse des 1871 hier verstorbnen Fürsten
Heinrich von Pückler-Muskau und zeigt, trotz einiger Spuren des Verfalls, noch
heute seine eigentümliche Geistesrichtung, Fürst Pückler-Muskau (geb. 1785), der
Sproß eines alten schlesischen Geschlechts, ist bekanntlich der Meister einer besonders
an englische Muster sich anschließenden Gartenkunst gewesen, der in Deutschland den
sogenannten natürlichen Stil eingebürgert hat, d. h. einen Geschmack, der die ver-
schnittnem Hecken, die Wasserkünste und die Marmvrleiber der französischen Gartenkunst
ebenso vermeidet wie die Grotten, Felsen und Freundschaftshütten der phantastisch¬
englisch-chinesischen Richtung, dafür aber die von der Natur selbst gebotnen Vor¬
teile des Wassers und des Geländes auszunutzen bemüht ist, oder wo solche fehlen,
mit aller Kunst doch nichts andres schaffen will, als ein idealisiertes Stück Natur.
Die berühmten Parkanlagen von Babelsberg, Ettersburg bei Weimar, Wilhelmstal
bei Eisenach u. n. sind unter seinem Einflüsse entstanden. Seine ersten Schöpfungen
waren die Gcirteu und Anlagen auf seinem väterlichen Gute Muskau; als er aber
diese Herrschaft 1845 verkauft hatte, wandte er allen Geschmack und Fleiß auf die
Verschönerung von Branitz, wo er seineu Wohnsitz aufschlug. Die Natur hatte ihm
hier so wenig wie möglich geliefert, nämlich nur eine flache, mit Triebsand erfüllte
Ebene. Aber der Fürst schaffte mit ungeheuern Kosten ganze Schichten guter Erde
herbei und schuf so eine durch Spreekanäle wohlbewässerte Hügellandschaft mit
lauschigen Wasserspiegeln und so herrlichen Baumgruppen ans grünem Grasgrunde,
daß Branitz noch jetzt als ein unübertroffnes Muster des freien, unabhängigen
Garteustils gilt. Aber Fürst Pückler - Muskau war nicht nur ein Gartenkünstler,
sondern auch ein viel- und weitgereister Mann und als solcher auch ein viel¬
gelesener Schriftsteller jungdeutscher Richtung, der mit der scharfen Beobachtungs¬
gabe des weltbefcchrnen Reisenden den oft höhnischen, oft resignierten Ton der Ge¬
sellschaft des imeiön rössime, der letzten Vertreter des Rokoko, sagen wir des Prinzen
Heinrich von Preußen, verband. Ein gewisses Kokettieren mit dem Tode ist dieser
Richtung eigen. Das erste größere Werk des Fürsten Pückler-Muskau trägt den
Titel: „Briefe eines Verstorbnen," das zweite: „Tutti Frutti aus den Papieren
eines Verstorbnen." Seine Gemahlin, eine Tochter des Kanzlers Hardenberg, hat
er auf einer kleinen Insel eines Sees des Brnnitzer Parks unter Trauerbirken be¬
graben und ihrem Gedächtnis eine vom Wasser umspülte, rasenbewachsne Erd¬
pyramide errichtet, zu der viele Stufen emporführen. Unter einer andern Pyramide,
der ersten gegenüber, ruht er selbst; sie ist bekrönt dnrch einen eisernen Umgang
mit der aus dem Metall geschnittuen charakteristischen Inschrift: „Gräber sind
die Bergspitzen einer fernen, neuen Welt." Diese ägyptisierenden Pyramiden und
diese Inschrift riefen mir einen andern geistreichen, bald schwärmenden, bald
spöttelnde» Weltreisenden ins Gedächtnis: den römischen Kaiser Hadrinn, der sich,
nachdem er fast alle Provinzen seines ungeheuern Reichs durchwandert hatte, am
Tiber selbst sein Grabmal empvrtürmcn ließ und die wichtigsten Erinnerungen von
seinen Reisen in der großartigen Villa von Tivoli am Anio nachbildend verkör¬
perte: das Tal Tempe, das Prytaneion von Athen, den Serapistempel von
Canopus u. a. Auch Hadrian war der Vertreter einer untergehenden Zeit, voll
von Weltschmerz, voll von Tvdessehnsucht und Todesfurcht zugleich: er starb mit
der bangen Frage auf den Lippen:


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[0295] von der Spree zur Gder binnen versammeln, so sehen wir, beiß die slawische Sprachinsel des Kottbuser Kreises doch noch nicht ganz verschwunden ist. Der Lieblingsspaziergang der Kottbuser führt durch die schönen Anlagen der Spreeaue südwärts in den Park des Gräflich Pücklerschen Gutes Brauitz. Dieser Park ist eins der interessantesten Vermächtnisse des 1871 hier verstorbnen Fürsten Heinrich von Pückler-Muskau und zeigt, trotz einiger Spuren des Verfalls, noch heute seine eigentümliche Geistesrichtung, Fürst Pückler-Muskau (geb. 1785), der Sproß eines alten schlesischen Geschlechts, ist bekanntlich der Meister einer besonders an englische Muster sich anschließenden Gartenkunst gewesen, der in Deutschland den sogenannten natürlichen Stil eingebürgert hat, d. h. einen Geschmack, der die ver- schnittnem Hecken, die Wasserkünste und die Marmvrleiber der französischen Gartenkunst ebenso vermeidet wie die Grotten, Felsen und Freundschaftshütten der phantastisch¬ englisch-chinesischen Richtung, dafür aber die von der Natur selbst gebotnen Vor¬ teile des Wassers und des Geländes auszunutzen bemüht ist, oder wo solche fehlen, mit aller Kunst doch nichts andres schaffen will, als ein idealisiertes Stück Natur. Die berühmten Parkanlagen von Babelsberg, Ettersburg bei Weimar, Wilhelmstal bei Eisenach u. n. sind unter seinem Einflüsse entstanden. Seine ersten Schöpfungen waren die Gcirteu und Anlagen auf seinem väterlichen Gute Muskau; als er aber diese Herrschaft 1845 verkauft hatte, wandte er allen Geschmack und Fleiß auf die Verschönerung von Branitz, wo er seineu Wohnsitz aufschlug. Die Natur hatte ihm hier so wenig wie möglich geliefert, nämlich nur eine flache, mit Triebsand erfüllte Ebene. Aber der Fürst schaffte mit ungeheuern Kosten ganze Schichten guter Erde herbei und schuf so eine durch Spreekanäle wohlbewässerte Hügellandschaft mit lauschigen Wasserspiegeln und so herrlichen Baumgruppen ans grünem Grasgrunde, daß Branitz noch jetzt als ein unübertroffnes Muster des freien, unabhängigen Garteustils gilt. Aber Fürst Pückler - Muskau war nicht nur ein Gartenkünstler, sondern auch ein viel- und weitgereister Mann und als solcher auch ein viel¬ gelesener Schriftsteller jungdeutscher Richtung, der mit der scharfen Beobachtungs¬ gabe des weltbefcchrnen Reisenden den oft höhnischen, oft resignierten Ton der Ge¬ sellschaft des imeiön rössime, der letzten Vertreter des Rokoko, sagen wir des Prinzen Heinrich von Preußen, verband. Ein gewisses Kokettieren mit dem Tode ist dieser Richtung eigen. Das erste größere Werk des Fürsten Pückler-Muskau trägt den Titel: „Briefe eines Verstorbnen," das zweite: „Tutti Frutti aus den Papieren eines Verstorbnen." Seine Gemahlin, eine Tochter des Kanzlers Hardenberg, hat er auf einer kleinen Insel eines Sees des Brnnitzer Parks unter Trauerbirken be¬ graben und ihrem Gedächtnis eine vom Wasser umspülte, rasenbewachsne Erd¬ pyramide errichtet, zu der viele Stufen emporführen. Unter einer andern Pyramide, der ersten gegenüber, ruht er selbst; sie ist bekrönt dnrch einen eisernen Umgang mit der aus dem Metall geschnittuen charakteristischen Inschrift: „Gräber sind die Bergspitzen einer fernen, neuen Welt." Diese ägyptisierenden Pyramiden und diese Inschrift riefen mir einen andern geistreichen, bald schwärmenden, bald spöttelnde» Weltreisenden ins Gedächtnis: den römischen Kaiser Hadrinn, der sich, nachdem er fast alle Provinzen seines ungeheuern Reichs durchwandert hatte, am Tiber selbst sein Grabmal empvrtürmcn ließ und die wichtigsten Erinnerungen von seinen Reisen in der großartigen Villa von Tivoli am Anio nachbildend verkör¬ perte: das Tal Tempe, das Prytaneion von Athen, den Serapistempel von Canopus u. a. Auch Hadrian war der Vertreter einer untergehenden Zeit, voll von Weltschmerz, voll von Tvdessehnsucht und Todesfurcht zugleich: er starb mit der bangen Frage auf den Lippen:

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/295>, abgerufen am 22.07.2024.