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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

die eilige Bestellung amerikanischer Konsuln an diesen Plätzen sofort praktisch aus¬
genutzt werden soll. Die russischerseits bisher beiseite geschobne chinesische Autorität
in der Mandschurei empfängt durch diese beiden amerikanischen Konsulate im letzten
Augenblick eine wertvolle Unterstützung, deren Tragweite noch gar nicht abzusehen
ist. Denn die amerikanischen Konsuln werden selbstverständlich nicht mit den
russischen Behörden, sondern mit den chinesischen verhandeln, diesen somit einen
starken internationalen Rückhalt verleihen; sie werden deren schon zertrümmerte
Autorität den Russen gegenüber wieder aufrichten und so einen lebendigen wirkungs¬
vollen Protest Amerikas gegen die russische Okkupation darstellen, ein amerikanischer
Pfahl im russischen Fleische. Es läßt sich deshalb auch voraussehen, daß zunächst
jeder Versuch Rußlands, sich die Mandschurei formell von China abtreten zu lassen,
womit die russische Diplomatie zu lange gezögert hat, fortan auf den Widerspruch
Amerikas stoßen wird, das damit eine sehr bedeutsame Schwenkung in seiner früher
russenfreundlichen Politik vollzieht. Zu der Zeit Kaiser Alexanders des Zweiten und
auch noch des Dritten bestand zwischen Nußland und Amerika eine wohlverstandne
und von beiden Mächten England gegenüber gepflegte Intimität. Dieser Sorge ist
England jetzt ledig, der eilige Schachzug der Amerikaner nähert die Republik der
mgusch-japanischen Gruppe. Das in Washington geleistete Stück Arbeit kommt den
Japanern und den Engländern so gelegen, als ob es auf englische oder japanische
al^ ^ r"^^^^^^ worden wäre. Den Japanern konnte gar nichts besseres passieren,
unde^ s!.'"-^" s^nen Konsuln Schildwachen auf dem Boden der Mandschurei
ausst?M ^ ^ ""d tatsächlicher Anerkennung der chinesischen Territorialhoheit
emvoVi r für Dalny, das neue im Entstehn begriffene russische Handels-
fortan I ^ Präsident Roosevelt einen "Reisekonsnl" ernannt. Nußland wird
in ^ Berichten dieser amerikanischen Konsuln und deren Veröffentlichung
an ti? " ^ "ird sich damit einzurichten wissen. Unverkennbar haftet
Kik^i Schachzug der Amerikaner ein starker Beigeschmack von "Revanche für
dacht " ""^ ^ ^ russische Ablehnung der dem Petersburger Kabinett zuge-
Ein^" "'"Iranischen Entrüstungsnote. Der amerikanische Import wird nun seinen
^"Ar Mandschurei halten, und die mandschurische Bahn wird die ameri-
Waren nordwärts führen,

ruck "° wird so lange nicht daran denken können, seine Zollgrenzen vom Amur
um) >Süden vorzuschieben, bis etwa eine neue politische Kombination in naher oder
serner Zukunft Amerika dazu bestimmt, die Einverleibung der Mandschurei in das
Zarenreich gege" anderweite Äquivalente zuzugestehn. Vielleicht ist das der eigene-
"che Kern der amerikanischen Politik, die zunächst mit dem eiligen Abschluß des
chinesischen Vertrags Rußland nicht nur einen wirtschaftlichen, sondern auch einen
diplomatischen Fehdehandschuh hingeworfen hat. An die militärische Räumung der
Mandschurei wird man demgegenüber in Petersburg weniger denn je denken,
^entschwang und Mutter können schon als Verbtndungspunkte zwischen Port Arthur
und Wladiwostok niemals aufgegeben werden. Eine russische Avantgarde steht in
^mitschwang -- dem Knotenpunkt der mandschurischen Bahn zwischen der nach Peking
über Tientsin führenden Linie einerseits, der südwärts führenden Verlängerung
nach Port Arthur andrerseits -- nur noch fünfhundert Kilometer von Peking, eine
Entfernung ungefähr wie von Königsberg nach Berlin, ganz abgesehen von der
Etfenbahnlinie. Es ist begreiflich, daß Nußland, namentlich solange Tientsin von
europäischen Truppen besetzt bleibt, von Niutschwang einen starken Druck auf den
Hof in Peking auszuüben vermag; dennoch scheint weder der diplomatische noch
der militärische Druck für diesesmal ausgereicht zu habe", den Abschluß des
amerikanisch-chinesischen Vertrags zu verhindern. Die letzten Gedanken der ameri¬
kanischen Politik sind freilich nicht ganz leicht zu erraten. Die Amerikaner haben
sich in Korea Interessen geschaffen; bet etwaigen Vorgängen in sont würden sie
militärisch mitsprechen, Amerika würde in Korea jeden Einfluß erreichen, den es
dort haben will. Wer bürgt den Japanern dafür, daß über dem so heiß ersehnten


Maßgebliches und Unmaßgebliches

die eilige Bestellung amerikanischer Konsuln an diesen Plätzen sofort praktisch aus¬
genutzt werden soll. Die russischerseits bisher beiseite geschobne chinesische Autorität
in der Mandschurei empfängt durch diese beiden amerikanischen Konsulate im letzten
Augenblick eine wertvolle Unterstützung, deren Tragweite noch gar nicht abzusehen
ist. Denn die amerikanischen Konsuln werden selbstverständlich nicht mit den
russischen Behörden, sondern mit den chinesischen verhandeln, diesen somit einen
starken internationalen Rückhalt verleihen; sie werden deren schon zertrümmerte
Autorität den Russen gegenüber wieder aufrichten und so einen lebendigen wirkungs¬
vollen Protest Amerikas gegen die russische Okkupation darstellen, ein amerikanischer
Pfahl im russischen Fleische. Es läßt sich deshalb auch voraussehen, daß zunächst
jeder Versuch Rußlands, sich die Mandschurei formell von China abtreten zu lassen,
womit die russische Diplomatie zu lange gezögert hat, fortan auf den Widerspruch
Amerikas stoßen wird, das damit eine sehr bedeutsame Schwenkung in seiner früher
russenfreundlichen Politik vollzieht. Zu der Zeit Kaiser Alexanders des Zweiten und
auch noch des Dritten bestand zwischen Nußland und Amerika eine wohlverstandne
und von beiden Mächten England gegenüber gepflegte Intimität. Dieser Sorge ist
England jetzt ledig, der eilige Schachzug der Amerikaner nähert die Republik der
mgusch-japanischen Gruppe. Das in Washington geleistete Stück Arbeit kommt den
Japanern und den Engländern so gelegen, als ob es auf englische oder japanische
al^ ^ r"^^^^^^ worden wäre. Den Japanern konnte gar nichts besseres passieren,
unde^ s!.'"-^" s^nen Konsuln Schildwachen auf dem Boden der Mandschurei
ausst?M ^ ^ ""d tatsächlicher Anerkennung der chinesischen Territorialhoheit
emvoVi r für Dalny, das neue im Entstehn begriffene russische Handels-
fortan I ^ Präsident Roosevelt einen „Reisekonsnl" ernannt. Nußland wird
in ^ Berichten dieser amerikanischen Konsuln und deren Veröffentlichung
an ti? " ^ "ird sich damit einzurichten wissen. Unverkennbar haftet
Kik^i Schachzug der Amerikaner ein starker Beigeschmack von „Revanche für
dacht " ""^ ^ ^ russische Ablehnung der dem Petersburger Kabinett zuge-
Ein^" "'"Iranischen Entrüstungsnote. Der amerikanische Import wird nun seinen
^„Ar Mandschurei halten, und die mandschurische Bahn wird die ameri-
Waren nordwärts führen,

ruck "° wird so lange nicht daran denken können, seine Zollgrenzen vom Amur
um) >Süden vorzuschieben, bis etwa eine neue politische Kombination in naher oder
serner Zukunft Amerika dazu bestimmt, die Einverleibung der Mandschurei in das
Zarenreich gege» anderweite Äquivalente zuzugestehn. Vielleicht ist das der eigene-
"che Kern der amerikanischen Politik, die zunächst mit dem eiligen Abschluß des
chinesischen Vertrags Rußland nicht nur einen wirtschaftlichen, sondern auch einen
diplomatischen Fehdehandschuh hingeworfen hat. An die militärische Räumung der
Mandschurei wird man demgegenüber in Petersburg weniger denn je denken,
^entschwang und Mutter können schon als Verbtndungspunkte zwischen Port Arthur
und Wladiwostok niemals aufgegeben werden. Eine russische Avantgarde steht in
^mitschwang — dem Knotenpunkt der mandschurischen Bahn zwischen der nach Peking
über Tientsin führenden Linie einerseits, der südwärts führenden Verlängerung
nach Port Arthur andrerseits — nur noch fünfhundert Kilometer von Peking, eine
Entfernung ungefähr wie von Königsberg nach Berlin, ganz abgesehen von der
Etfenbahnlinie. Es ist begreiflich, daß Nußland, namentlich solange Tientsin von
europäischen Truppen besetzt bleibt, von Niutschwang einen starken Druck auf den
Hof in Peking auszuüben vermag; dennoch scheint weder der diplomatische noch
der militärische Druck für diesesmal ausgereicht zu habe», den Abschluß des
amerikanisch-chinesischen Vertrags zu verhindern. Die letzten Gedanken der ameri¬
kanischen Politik sind freilich nicht ganz leicht zu erraten. Die Amerikaner haben
sich in Korea Interessen geschaffen; bet etwaigen Vorgängen in sont würden sie
militärisch mitsprechen, Amerika würde in Korea jeden Einfluß erreichen, den es
dort haben will. Wer bürgt den Japanern dafür, daß über dem so heiß ersehnten


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[0187] Maßgebliches und Unmaßgebliches die eilige Bestellung amerikanischer Konsuln an diesen Plätzen sofort praktisch aus¬ genutzt werden soll. Die russischerseits bisher beiseite geschobne chinesische Autorität in der Mandschurei empfängt durch diese beiden amerikanischen Konsulate im letzten Augenblick eine wertvolle Unterstützung, deren Tragweite noch gar nicht abzusehen ist. Denn die amerikanischen Konsuln werden selbstverständlich nicht mit den russischen Behörden, sondern mit den chinesischen verhandeln, diesen somit einen starken internationalen Rückhalt verleihen; sie werden deren schon zertrümmerte Autorität den Russen gegenüber wieder aufrichten und so einen lebendigen wirkungs¬ vollen Protest Amerikas gegen die russische Okkupation darstellen, ein amerikanischer Pfahl im russischen Fleische. Es läßt sich deshalb auch voraussehen, daß zunächst jeder Versuch Rußlands, sich die Mandschurei formell von China abtreten zu lassen, womit die russische Diplomatie zu lange gezögert hat, fortan auf den Widerspruch Amerikas stoßen wird, das damit eine sehr bedeutsame Schwenkung in seiner früher russenfreundlichen Politik vollzieht. Zu der Zeit Kaiser Alexanders des Zweiten und auch noch des Dritten bestand zwischen Nußland und Amerika eine wohlverstandne und von beiden Mächten England gegenüber gepflegte Intimität. Dieser Sorge ist England jetzt ledig, der eilige Schachzug der Amerikaner nähert die Republik der mgusch-japanischen Gruppe. Das in Washington geleistete Stück Arbeit kommt den Japanern und den Engländern so gelegen, als ob es auf englische oder japanische al^ ^ r"^^^^^^ worden wäre. Den Japanern konnte gar nichts besseres passieren, unde^ s!.'"-^" s^nen Konsuln Schildwachen auf dem Boden der Mandschurei ausst?M ^ ^ ""d tatsächlicher Anerkennung der chinesischen Territorialhoheit emvoVi r für Dalny, das neue im Entstehn begriffene russische Handels- fortan I ^ Präsident Roosevelt einen „Reisekonsnl" ernannt. Nußland wird in ^ Berichten dieser amerikanischen Konsuln und deren Veröffentlichung an ti? " ^ "ird sich damit einzurichten wissen. Unverkennbar haftet Kik^i Schachzug der Amerikaner ein starker Beigeschmack von „Revanche für dacht " ""^ ^ ^ russische Ablehnung der dem Petersburger Kabinett zuge- Ein^" "'"Iranischen Entrüstungsnote. Der amerikanische Import wird nun seinen ^„Ar Mandschurei halten, und die mandschurische Bahn wird die ameri- Waren nordwärts führen, ruck "° wird so lange nicht daran denken können, seine Zollgrenzen vom Amur um) >Süden vorzuschieben, bis etwa eine neue politische Kombination in naher oder serner Zukunft Amerika dazu bestimmt, die Einverleibung der Mandschurei in das Zarenreich gege» anderweite Äquivalente zuzugestehn. Vielleicht ist das der eigene- "che Kern der amerikanischen Politik, die zunächst mit dem eiligen Abschluß des chinesischen Vertrags Rußland nicht nur einen wirtschaftlichen, sondern auch einen diplomatischen Fehdehandschuh hingeworfen hat. An die militärische Räumung der Mandschurei wird man demgegenüber in Petersburg weniger denn je denken, ^entschwang und Mutter können schon als Verbtndungspunkte zwischen Port Arthur und Wladiwostok niemals aufgegeben werden. Eine russische Avantgarde steht in ^mitschwang — dem Knotenpunkt der mandschurischen Bahn zwischen der nach Peking über Tientsin führenden Linie einerseits, der südwärts führenden Verlängerung nach Port Arthur andrerseits — nur noch fünfhundert Kilometer von Peking, eine Entfernung ungefähr wie von Königsberg nach Berlin, ganz abgesehen von der Etfenbahnlinie. Es ist begreiflich, daß Nußland, namentlich solange Tientsin von europäischen Truppen besetzt bleibt, von Niutschwang einen starken Druck auf den Hof in Peking auszuüben vermag; dennoch scheint weder der diplomatische noch der militärische Druck für diesesmal ausgereicht zu habe», den Abschluß des amerikanisch-chinesischen Vertrags zu verhindern. Die letzten Gedanken der ameri¬ kanischen Politik sind freilich nicht ganz leicht zu erraten. Die Amerikaner haben sich in Korea Interessen geschaffen; bet etwaigen Vorgängen in sont würden sie militärisch mitsprechen, Amerika würde in Korea jeden Einfluß erreichen, den es dort haben will. Wer bürgt den Japanern dafür, daß über dem so heiß ersehnten

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/187>, abgerufen am 02.10.2024.