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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

dem Erreichbaren vorzuziehn, und sie werden es der Zukunft überlassen, den
"Torso" zu vollenden, d. h. den Kanal von Hannover bis zur Elbe weiterzuführen;
die Kanalgegner werden es nicht zum zweitenmal auf einen Konflikt mit der Krone
ankommen lassen, dessen Wirkungen sich leider auf dem gesamten Gebiet unsrer
innern Politik fühlbar gemacht haben. Die Prinzipienfrage ist ja genugsam er¬
örtert. Man kann mit schwerwiegenden Gründen Gegner des Kanals sein und den
Standpunkt behaupten, daß Kanäle einer Zeit angehört hätten, in der es noch keine
Eisenbahnen gab; man kann darauf verweisen, daß der Kanal die Erträgnisse der
Bahnen stark beeinträchtigen wird, daß er eine Reihe von Monaten im Jahre
nicht benutzbar sein wird, daß er dem Westen vielleicht nützt, aber dem Osten
schadet, dem man nicht zumuten dürfe, an seiner eignen Benachteiligung mitzuwirken.
Das alles kann theoretisch ganz richtig sein.

In der Politik entscheidet aber der Erfolg, und der scheint in einer neuen
großen Wasserstraße, die weite Landstriche erschließt, dadurch verbürgt, daß sie neue
Werte schafft, sich den Eisenbahnen als ein fleißiger und nützlicher Zubringer er¬
weist und durch Erhöhung der Kaufkraft der Industrie gerade der Landwirtschaft
nützt, die in einer blühenden Industrie mit ihre beste Kundin hat, was gerade
Fürst Bismarck oft genug hervorgehoben hat. Wenn die Bevölkerung des Deutschen
Reichs in zwanzig Jahren von sechzig auf achtzig Millionen Menschen angeschwollen
sein wird, entfällt der Löwenanteil an diesem Zuwachs doch auf Preußen. Macht
aber die Landwirtschaft in Deutschland nicht sehr große Anstrengungen, so wird sie
mit ihrer Leistungsfähigkeit für die Ernährung der Bevölkerung hinter dieser Zahl
sehr weit zurückbleiben; vermag der Osten aber landwirtschaftlich mehr zu leisten,
so kommt ihm wiederum die bequeme und billige Wasserverbindung nach dem
Westen zustatten. Unsre gesamten wirtschaftlichen Verhältnisse sind in diesem Zeit¬
alter des Verkehrs, der Erfindungen usw. fortgesetzten Veränderungen unterworfen,
und bis einmal die geplanten Wasserstraßen vollendet sein, und ihre Wirkungen
sich auf unsre wirtschaftlichen Verhältnisse geltend machen werden, haben sich die
heutigen Unterlagen für deren Berechnung längst verändert. Gab es doch seiner¬
zeit konservative Stimmen, die sich gegen die Dampfersubventtonen richteten, weil
diese Dampfer Getreide als Rückfracht oder Ballast bringen würden! Heute
kommen auf nicht subventionierten Schiffen von Amerika gewaltige Massen Apfel
herüber, weil der deutsche Obstbau den Bedarf nicht einmal bei guten Ernten zu
decken vermag!

Konservative Blätter haben in der Besprechung der Thronrede die entgegen¬
kommende Haltung der Regierung anerkannt und die Erreichung eines Einver¬
ständnisses nicht von der Hand gewiesen. Dieses Einverständnis ist sehr viel
wichtiger als jede problematische Erörterung der Frage, ob und in welchem Um¬
fange sich der Kanal in Zukunft verzinsen werde. Wichtiger als das alles ist, daß
ein Gegensatz aus unserm öffentlichen Leben verschwindet, der auf den verschiedensten
Gebieten lähmend und erschwerend lastet. Und nach Jahren eines zerstörenden
Kampfes könnte sich die konservative Kanalopposition ähnlichen Ergebnissen gegen¬
übersehen wie einstmals die freisinnige Opposition in den Konfliktsjahren.


Die beiden Zukunftskonkurrenten in Ostasien.

Fast schneller, als er¬
wartet werden konnte, hat durch die Unterzeichnung des amerikanisch-chinesischen
Vertrags der amerikanische Wettbewerb in Ostasien eine für Rußland ernste und
unbequeme Gestalt angenommen. Die Unterzeichnung des Vertrags, die von
amerikanischer Seite mit großer Dringlichkeit betrieben wurde, kommt einem Veto
gegen die russische Okkupation der Mandschurei ziemlich nahe. Denn erstlich erkennt
Amerika durch den Vertrag die territorialen Hoheitsrechte Chinas über die
Mandschurei von neuem und ausdrücklich an, zweitens legt es in die wirtschaftliche
Mauer, die Rußland um die Mandschurei zu ziehn gedachte, durch die vertrags¬
mäßige Öffnung der Häfen von Mulden und Artung eine tiefe Bresche, die durch


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dem Erreichbaren vorzuziehn, und sie werden es der Zukunft überlassen, den
„Torso" zu vollenden, d. h. den Kanal von Hannover bis zur Elbe weiterzuführen;
die Kanalgegner werden es nicht zum zweitenmal auf einen Konflikt mit der Krone
ankommen lassen, dessen Wirkungen sich leider auf dem gesamten Gebiet unsrer
innern Politik fühlbar gemacht haben. Die Prinzipienfrage ist ja genugsam er¬
örtert. Man kann mit schwerwiegenden Gründen Gegner des Kanals sein und den
Standpunkt behaupten, daß Kanäle einer Zeit angehört hätten, in der es noch keine
Eisenbahnen gab; man kann darauf verweisen, daß der Kanal die Erträgnisse der
Bahnen stark beeinträchtigen wird, daß er eine Reihe von Monaten im Jahre
nicht benutzbar sein wird, daß er dem Westen vielleicht nützt, aber dem Osten
schadet, dem man nicht zumuten dürfe, an seiner eignen Benachteiligung mitzuwirken.
Das alles kann theoretisch ganz richtig sein.

In der Politik entscheidet aber der Erfolg, und der scheint in einer neuen
großen Wasserstraße, die weite Landstriche erschließt, dadurch verbürgt, daß sie neue
Werte schafft, sich den Eisenbahnen als ein fleißiger und nützlicher Zubringer er¬
weist und durch Erhöhung der Kaufkraft der Industrie gerade der Landwirtschaft
nützt, die in einer blühenden Industrie mit ihre beste Kundin hat, was gerade
Fürst Bismarck oft genug hervorgehoben hat. Wenn die Bevölkerung des Deutschen
Reichs in zwanzig Jahren von sechzig auf achtzig Millionen Menschen angeschwollen
sein wird, entfällt der Löwenanteil an diesem Zuwachs doch auf Preußen. Macht
aber die Landwirtschaft in Deutschland nicht sehr große Anstrengungen, so wird sie
mit ihrer Leistungsfähigkeit für die Ernährung der Bevölkerung hinter dieser Zahl
sehr weit zurückbleiben; vermag der Osten aber landwirtschaftlich mehr zu leisten,
so kommt ihm wiederum die bequeme und billige Wasserverbindung nach dem
Westen zustatten. Unsre gesamten wirtschaftlichen Verhältnisse sind in diesem Zeit¬
alter des Verkehrs, der Erfindungen usw. fortgesetzten Veränderungen unterworfen,
und bis einmal die geplanten Wasserstraßen vollendet sein, und ihre Wirkungen
sich auf unsre wirtschaftlichen Verhältnisse geltend machen werden, haben sich die
heutigen Unterlagen für deren Berechnung längst verändert. Gab es doch seiner¬
zeit konservative Stimmen, die sich gegen die Dampfersubventtonen richteten, weil
diese Dampfer Getreide als Rückfracht oder Ballast bringen würden! Heute
kommen auf nicht subventionierten Schiffen von Amerika gewaltige Massen Apfel
herüber, weil der deutsche Obstbau den Bedarf nicht einmal bei guten Ernten zu
decken vermag!

Konservative Blätter haben in der Besprechung der Thronrede die entgegen¬
kommende Haltung der Regierung anerkannt und die Erreichung eines Einver¬
ständnisses nicht von der Hand gewiesen. Dieses Einverständnis ist sehr viel
wichtiger als jede problematische Erörterung der Frage, ob und in welchem Um¬
fange sich der Kanal in Zukunft verzinsen werde. Wichtiger als das alles ist, daß
ein Gegensatz aus unserm öffentlichen Leben verschwindet, der auf den verschiedensten
Gebieten lähmend und erschwerend lastet. Und nach Jahren eines zerstörenden
Kampfes könnte sich die konservative Kanalopposition ähnlichen Ergebnissen gegen¬
übersehen wie einstmals die freisinnige Opposition in den Konfliktsjahren.


Die beiden Zukunftskonkurrenten in Ostasien.

Fast schneller, als er¬
wartet werden konnte, hat durch die Unterzeichnung des amerikanisch-chinesischen
Vertrags der amerikanische Wettbewerb in Ostasien eine für Rußland ernste und
unbequeme Gestalt angenommen. Die Unterzeichnung des Vertrags, die von
amerikanischer Seite mit großer Dringlichkeit betrieben wurde, kommt einem Veto
gegen die russische Okkupation der Mandschurei ziemlich nahe. Denn erstlich erkennt
Amerika durch den Vertrag die territorialen Hoheitsrechte Chinas über die
Mandschurei von neuem und ausdrücklich an, zweitens legt es in die wirtschaftliche
Mauer, die Rußland um die Mandschurei zu ziehn gedachte, durch die vertrags¬
mäßige Öffnung der Häfen von Mulden und Artung eine tiefe Bresche, die durch


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[0186] Maßgebliches und Unmaßgebliches dem Erreichbaren vorzuziehn, und sie werden es der Zukunft überlassen, den „Torso" zu vollenden, d. h. den Kanal von Hannover bis zur Elbe weiterzuführen; die Kanalgegner werden es nicht zum zweitenmal auf einen Konflikt mit der Krone ankommen lassen, dessen Wirkungen sich leider auf dem gesamten Gebiet unsrer innern Politik fühlbar gemacht haben. Die Prinzipienfrage ist ja genugsam er¬ örtert. Man kann mit schwerwiegenden Gründen Gegner des Kanals sein und den Standpunkt behaupten, daß Kanäle einer Zeit angehört hätten, in der es noch keine Eisenbahnen gab; man kann darauf verweisen, daß der Kanal die Erträgnisse der Bahnen stark beeinträchtigen wird, daß er eine Reihe von Monaten im Jahre nicht benutzbar sein wird, daß er dem Westen vielleicht nützt, aber dem Osten schadet, dem man nicht zumuten dürfe, an seiner eignen Benachteiligung mitzuwirken. Das alles kann theoretisch ganz richtig sein. In der Politik entscheidet aber der Erfolg, und der scheint in einer neuen großen Wasserstraße, die weite Landstriche erschließt, dadurch verbürgt, daß sie neue Werte schafft, sich den Eisenbahnen als ein fleißiger und nützlicher Zubringer er¬ weist und durch Erhöhung der Kaufkraft der Industrie gerade der Landwirtschaft nützt, die in einer blühenden Industrie mit ihre beste Kundin hat, was gerade Fürst Bismarck oft genug hervorgehoben hat. Wenn die Bevölkerung des Deutschen Reichs in zwanzig Jahren von sechzig auf achtzig Millionen Menschen angeschwollen sein wird, entfällt der Löwenanteil an diesem Zuwachs doch auf Preußen. Macht aber die Landwirtschaft in Deutschland nicht sehr große Anstrengungen, so wird sie mit ihrer Leistungsfähigkeit für die Ernährung der Bevölkerung hinter dieser Zahl sehr weit zurückbleiben; vermag der Osten aber landwirtschaftlich mehr zu leisten, so kommt ihm wiederum die bequeme und billige Wasserverbindung nach dem Westen zustatten. Unsre gesamten wirtschaftlichen Verhältnisse sind in diesem Zeit¬ alter des Verkehrs, der Erfindungen usw. fortgesetzten Veränderungen unterworfen, und bis einmal die geplanten Wasserstraßen vollendet sein, und ihre Wirkungen sich auf unsre wirtschaftlichen Verhältnisse geltend machen werden, haben sich die heutigen Unterlagen für deren Berechnung längst verändert. Gab es doch seiner¬ zeit konservative Stimmen, die sich gegen die Dampfersubventtonen richteten, weil diese Dampfer Getreide als Rückfracht oder Ballast bringen würden! Heute kommen auf nicht subventionierten Schiffen von Amerika gewaltige Massen Apfel herüber, weil der deutsche Obstbau den Bedarf nicht einmal bei guten Ernten zu decken vermag! Konservative Blätter haben in der Besprechung der Thronrede die entgegen¬ kommende Haltung der Regierung anerkannt und die Erreichung eines Einver¬ ständnisses nicht von der Hand gewiesen. Dieses Einverständnis ist sehr viel wichtiger als jede problematische Erörterung der Frage, ob und in welchem Um¬ fange sich der Kanal in Zukunft verzinsen werde. Wichtiger als das alles ist, daß ein Gegensatz aus unserm öffentlichen Leben verschwindet, der auf den verschiedensten Gebieten lähmend und erschwerend lastet. Und nach Jahren eines zerstörenden Kampfes könnte sich die konservative Kanalopposition ähnlichen Ergebnissen gegen¬ übersehen wie einstmals die freisinnige Opposition in den Konfliktsjahren. Die beiden Zukunftskonkurrenten in Ostasien. Fast schneller, als er¬ wartet werden konnte, hat durch die Unterzeichnung des amerikanisch-chinesischen Vertrags der amerikanische Wettbewerb in Ostasien eine für Rußland ernste und unbequeme Gestalt angenommen. Die Unterzeichnung des Vertrags, die von amerikanischer Seite mit großer Dringlichkeit betrieben wurde, kommt einem Veto gegen die russische Okkupation der Mandschurei ziemlich nahe. Denn erstlich erkennt Amerika durch den Vertrag die territorialen Hoheitsrechte Chinas über die Mandschurei von neuem und ausdrücklich an, zweitens legt es in die wirtschaftliche Mauer, die Rußland um die Mandschurei zu ziehn gedachte, durch die vertrags¬ mäßige Öffnung der Häfen von Mulden und Artung eine tiefe Bresche, die durch

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/186>, abgerufen am 22.07.2024.