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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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Die Alalmnkerstraße

Sollte? Die Äbtissin wiederholte das Wort mit einigem Erstaunen. ^

Tante Betty mag ihn ja nicht leiden. Hochwürden. Ich bin nämlich gestern
mit Herrn Fuchsins hierher gereist, und ich faud ihn ganz nett. Aber als ich
Tante Betty von ihm erzählte und zufällig sagte, daß er Verse mache wurde sie
sehr böse und sagte, er solle das Kloster wieder verlassen. Er es wohl auch sehr
undankbar gewesen.

Die Äbtissin saß plötzlich sehr gerade. .

Ich wüßte nicht, daß Gräfin Eberstein über diese Angelegenheiten zu be¬
stimmen hätte.

Nein? Melittas Stimme klang unschuldig.

Tante Betty sagte, sie wollte ihn hier nicht dulden. Weil er doch dichtet
und undankbar ist.

Frau von Borkenhagen rückte unruhig aus ihrem Platz hin und her.

Jeder Mensch neigt zur Undankbarkeit; und wenn einer Verse macht, ist er
darum doch noch nicht schlecht. Gellert und Paul Gerhardt haben mich Lieder ge¬
dichtet, nicht zum Schaden der Menschheit, und andre Dichter ebenso. Ich habe
Klaus Fuchsins kommen lassen, weil er eben ein alter Bekannter von uns ist, und
ich für eine Anstellung für ihn sorgen konnte. Seine Mutter ist eine vortreffliche
Frau; Gräfin Eberstein weiß es ebensogut wie ich, und sie wird sich an Klaus
Fuchsins Gegenwart gewöhnen müssen.

Als sich Melitta mit einem ehrerbietigen Handkuß von der Äbtissin verab¬
schiedet hatte und wieder unter den Bäumen des Klostergartens ging, lächelte sie
vor sich hin. Nun bekam Tante Betty doch ihren Willen nicht gleich, und das
war ihr die Hauptsache.

Sie setzte ihre Besuchsrunde fort. Da war die älteste Dame des Klosters,
Fräulein Amalie von Werkentin, der sie ihre Ehrfurcht bezeigte, und bei der sie
sich immer langweilte. Eine alte vertrocknete Dame, deren Gedächtnis nicht immer
ganz klar war, und die meist von alten Zeiten sprach. Wer sich länger mit ihr
einließ, der konnte die Beobachtung macheu, daß ihr Geist eigentlich nur im Halb¬
schlummer lag, und daß er durch freundliche Teilnahme wieder erweckt werden
konnte. Zu solchen Versuchen hatte Melitta weder Lust noch Zeit. Sie zeigte sich
hier nur. besuchte noch einige jüngere Damen und traf gerade bei Asta Wolffeuradt
ein, als diese wieder mit ihrem Bruder beim Nachmittagskaffee saß.

Asta und Wolf hatten eine Unterhaltung beendet, die für beide nicht erquicklich
gewesen war. Asta hatte wieder von der reichen Frau von Manska, von Ehescheidung
und vom Dovenhof gesprochen, und Wolf hatte sich über alle drei angeschlagnen
Themata geärgert. Und doch war er es gewesen, der zuerst nach Frau von Manska
und dann nach dem Dovenhof gefragt hatte. Jetzt aber, als er wieder hören
mußte, daß der Dovenhof verkauft werden solle, und daß Frau von Manska sehr
viel Geld hätte, jetzt saß er mürrisch auf dem sonst so bequemen Lehnstuhl und
zog an seinem Schnurrbnrt. Auch Asta fühlte sich unbehaglich. Sie hielt es für
ehre Pflicht, den Bruder wieder in ein standesgemäßes und geordnetes Leben zu
bringen; aber ihr Gewissen schlug sie dennoch.

Deshalb freute sie sich, als Fräulein von Hagenau gemeldet wurde, des
fremden Elements, das eine angenehme Abwechslung versprach, und sie begrüßte
das junge Mädchen mit Herzlichkeit. Vor zwei Jahren, als Melitta zuletzt das
Kloster besucht hatte, war Asta noch nicht in Wittekind gewesen, und heute erst
lernte sie Georg Hagenaus Tochter kennen. Aber sie hatte sich schon vorgenommen,
besonders freundlich gegen die junge Waise zu sein; schon ans Trotz gegen Betty.
"ut auch Wolf sah wohlgefällig in Melittas hübsches Gesicht und in ihre flimmerten
Augen. Herr von Wolffenradt war immer ein Freund der Damen gewesen. Seit
seiner Heirat waren ihm keine andern Frauen als die seine entgegengetreten und
jetzt verkehrte er mit ernsten und ehrbaren Klosterdamen, und denen er meist gut
auskam. Ein junges Gesicht machte ihm aber doch einen andern Eindruck. Lebhaft


Die Alalmnkerstraße

Sollte? Die Äbtissin wiederholte das Wort mit einigem Erstaunen. ^

Tante Betty mag ihn ja nicht leiden. Hochwürden. Ich bin nämlich gestern
mit Herrn Fuchsins hierher gereist, und ich faud ihn ganz nett. Aber als ich
Tante Betty von ihm erzählte und zufällig sagte, daß er Verse mache wurde sie
sehr böse und sagte, er solle das Kloster wieder verlassen. Er es wohl auch sehr
undankbar gewesen.

Die Äbtissin saß plötzlich sehr gerade. .

Ich wüßte nicht, daß Gräfin Eberstein über diese Angelegenheiten zu be¬
stimmen hätte.

Nein? Melittas Stimme klang unschuldig.

Tante Betty sagte, sie wollte ihn hier nicht dulden. Weil er doch dichtet
und undankbar ist.

Frau von Borkenhagen rückte unruhig aus ihrem Platz hin und her.

Jeder Mensch neigt zur Undankbarkeit; und wenn einer Verse macht, ist er
darum doch noch nicht schlecht. Gellert und Paul Gerhardt haben mich Lieder ge¬
dichtet, nicht zum Schaden der Menschheit, und andre Dichter ebenso. Ich habe
Klaus Fuchsins kommen lassen, weil er eben ein alter Bekannter von uns ist, und
ich für eine Anstellung für ihn sorgen konnte. Seine Mutter ist eine vortreffliche
Frau; Gräfin Eberstein weiß es ebensogut wie ich, und sie wird sich an Klaus
Fuchsins Gegenwart gewöhnen müssen.

Als sich Melitta mit einem ehrerbietigen Handkuß von der Äbtissin verab¬
schiedet hatte und wieder unter den Bäumen des Klostergartens ging, lächelte sie
vor sich hin. Nun bekam Tante Betty doch ihren Willen nicht gleich, und das
war ihr die Hauptsache.

Sie setzte ihre Besuchsrunde fort. Da war die älteste Dame des Klosters,
Fräulein Amalie von Werkentin, der sie ihre Ehrfurcht bezeigte, und bei der sie
sich immer langweilte. Eine alte vertrocknete Dame, deren Gedächtnis nicht immer
ganz klar war, und die meist von alten Zeiten sprach. Wer sich länger mit ihr
einließ, der konnte die Beobachtung macheu, daß ihr Geist eigentlich nur im Halb¬
schlummer lag, und daß er durch freundliche Teilnahme wieder erweckt werden
konnte. Zu solchen Versuchen hatte Melitta weder Lust noch Zeit. Sie zeigte sich
hier nur. besuchte noch einige jüngere Damen und traf gerade bei Asta Wolffeuradt
ein, als diese wieder mit ihrem Bruder beim Nachmittagskaffee saß.

Asta und Wolf hatten eine Unterhaltung beendet, die für beide nicht erquicklich
gewesen war. Asta hatte wieder von der reichen Frau von Manska, von Ehescheidung
und vom Dovenhof gesprochen, und Wolf hatte sich über alle drei angeschlagnen
Themata geärgert. Und doch war er es gewesen, der zuerst nach Frau von Manska
und dann nach dem Dovenhof gefragt hatte. Jetzt aber, als er wieder hören
mußte, daß der Dovenhof verkauft werden solle, und daß Frau von Manska sehr
viel Geld hätte, jetzt saß er mürrisch auf dem sonst so bequemen Lehnstuhl und
zog an seinem Schnurrbnrt. Auch Asta fühlte sich unbehaglich. Sie hielt es für
ehre Pflicht, den Bruder wieder in ein standesgemäßes und geordnetes Leben zu
bringen; aber ihr Gewissen schlug sie dennoch.

Deshalb freute sie sich, als Fräulein von Hagenau gemeldet wurde, des
fremden Elements, das eine angenehme Abwechslung versprach, und sie begrüßte
das junge Mädchen mit Herzlichkeit. Vor zwei Jahren, als Melitta zuletzt das
Kloster besucht hatte, war Asta noch nicht in Wittekind gewesen, und heute erst
lernte sie Georg Hagenaus Tochter kennen. Aber sie hatte sich schon vorgenommen,
besonders freundlich gegen die junge Waise zu sein; schon ans Trotz gegen Betty.
»ut auch Wolf sah wohlgefällig in Melittas hübsches Gesicht und in ihre flimmerten
Augen. Herr von Wolffenradt war immer ein Freund der Damen gewesen. Seit
seiner Heirat waren ihm keine andern Frauen als die seine entgegengetreten und
jetzt verkehrte er mit ernsten und ehrbaren Klosterdamen, und denen er meist gut
auskam. Ein junges Gesicht machte ihm aber doch einen andern Eindruck. Lebhaft


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[0179] Die Alalmnkerstraße Sollte? Die Äbtissin wiederholte das Wort mit einigem Erstaunen. ^ Tante Betty mag ihn ja nicht leiden. Hochwürden. Ich bin nämlich gestern mit Herrn Fuchsins hierher gereist, und ich faud ihn ganz nett. Aber als ich Tante Betty von ihm erzählte und zufällig sagte, daß er Verse mache wurde sie sehr böse und sagte, er solle das Kloster wieder verlassen. Er es wohl auch sehr undankbar gewesen. Die Äbtissin saß plötzlich sehr gerade. . Ich wüßte nicht, daß Gräfin Eberstein über diese Angelegenheiten zu be¬ stimmen hätte. Nein? Melittas Stimme klang unschuldig. Tante Betty sagte, sie wollte ihn hier nicht dulden. Weil er doch dichtet und undankbar ist. Frau von Borkenhagen rückte unruhig aus ihrem Platz hin und her. Jeder Mensch neigt zur Undankbarkeit; und wenn einer Verse macht, ist er darum doch noch nicht schlecht. Gellert und Paul Gerhardt haben mich Lieder ge¬ dichtet, nicht zum Schaden der Menschheit, und andre Dichter ebenso. Ich habe Klaus Fuchsins kommen lassen, weil er eben ein alter Bekannter von uns ist, und ich für eine Anstellung für ihn sorgen konnte. Seine Mutter ist eine vortreffliche Frau; Gräfin Eberstein weiß es ebensogut wie ich, und sie wird sich an Klaus Fuchsins Gegenwart gewöhnen müssen. Als sich Melitta mit einem ehrerbietigen Handkuß von der Äbtissin verab¬ schiedet hatte und wieder unter den Bäumen des Klostergartens ging, lächelte sie vor sich hin. Nun bekam Tante Betty doch ihren Willen nicht gleich, und das war ihr die Hauptsache. Sie setzte ihre Besuchsrunde fort. Da war die älteste Dame des Klosters, Fräulein Amalie von Werkentin, der sie ihre Ehrfurcht bezeigte, und bei der sie sich immer langweilte. Eine alte vertrocknete Dame, deren Gedächtnis nicht immer ganz klar war, und die meist von alten Zeiten sprach. Wer sich länger mit ihr einließ, der konnte die Beobachtung macheu, daß ihr Geist eigentlich nur im Halb¬ schlummer lag, und daß er durch freundliche Teilnahme wieder erweckt werden konnte. Zu solchen Versuchen hatte Melitta weder Lust noch Zeit. Sie zeigte sich hier nur. besuchte noch einige jüngere Damen und traf gerade bei Asta Wolffeuradt ein, als diese wieder mit ihrem Bruder beim Nachmittagskaffee saß. Asta und Wolf hatten eine Unterhaltung beendet, die für beide nicht erquicklich gewesen war. Asta hatte wieder von der reichen Frau von Manska, von Ehescheidung und vom Dovenhof gesprochen, und Wolf hatte sich über alle drei angeschlagnen Themata geärgert. Und doch war er es gewesen, der zuerst nach Frau von Manska und dann nach dem Dovenhof gefragt hatte. Jetzt aber, als er wieder hören mußte, daß der Dovenhof verkauft werden solle, und daß Frau von Manska sehr viel Geld hätte, jetzt saß er mürrisch auf dem sonst so bequemen Lehnstuhl und zog an seinem Schnurrbnrt. Auch Asta fühlte sich unbehaglich. Sie hielt es für ehre Pflicht, den Bruder wieder in ein standesgemäßes und geordnetes Leben zu bringen; aber ihr Gewissen schlug sie dennoch. Deshalb freute sie sich, als Fräulein von Hagenau gemeldet wurde, des fremden Elements, das eine angenehme Abwechslung versprach, und sie begrüßte das junge Mädchen mit Herzlichkeit. Vor zwei Jahren, als Melitta zuletzt das Kloster besucht hatte, war Asta noch nicht in Wittekind gewesen, und heute erst lernte sie Georg Hagenaus Tochter kennen. Aber sie hatte sich schon vorgenommen, besonders freundlich gegen die junge Waise zu sein; schon ans Trotz gegen Betty. »ut auch Wolf sah wohlgefällig in Melittas hübsches Gesicht und in ihre flimmerten Augen. Herr von Wolffenradt war immer ein Freund der Damen gewesen. Seit seiner Heirat waren ihm keine andern Frauen als die seine entgegengetreten und jetzt verkehrte er mit ernsten und ehrbaren Klosterdamen, und denen er meist gut auskam. Ein junges Gesicht machte ihm aber doch einen andern Eindruck. Lebhaft

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/179>, abgerufen am 01.07.2024.