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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

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Line Inselreihe durch das griechische Meer

Am Morgen ging man selbstverständlich zunächst wieder ins Museum, das
nun freilich allmählich aufhörte, kurzweilig zu sein. Denn wenn die Gegen¬
stände, die es enthält, auch kulturhistorisch sehr interessant sind, so kann man
sich doch als ästhetisch Genießender nicht stundenlang in sie versenken. Die
Freskvgemülde in der sixtinischen Kapelle vermögen einen etwas langer zu
fesseln als die aus dem Palaste zu Knossos. Dazu ist denn doch acht genug
Seele und individuelles Leben in ihnen, was man ja in jenen grauen Zeiten
auch noch gar nicht erwarten kann.

Wahrend ich noch so im Saale herumschlenderte, setzte sich eine unsrer Damen
an eine leere Tafel, und ein Museumswächter stellte einen Kasten mit Gemmen
und ein Glas Wasser vor sie hin. Sie selbst holte einen Beutel und pu ven-
siertem Gips heraus und begann alsbald in einer kleinen Porzellanschale
eine Art Paste zurechtzukneten. Sie war nämlich zur Teilnahme an dieser
Reise durch das Studium der geschnittenen Steine veranlaßt worden und hatte
schon in Athen eine ganze Menge der schönsten und seltensten für ihre Samm¬
lung abgeformt. Jetzt hatte sie sich auch hier von dem Vorstande des Museum"
die Erlaubnis dazu erteilen lassen. Natürlich verfolgten wir ihre Manipula¬
tionen mit dem Interesse, das man einer Arbeit, die man noch nicht ge¬
sehen hat. entgegenzubringen pflegt. Aber die Kyria Dörpfeld bat uns und
leiser Stimme.'der Dame lieber nicht auf die Finger zu sehen; sie werde da¬
durch nervös, und dann mißrate der Teig. So wandten wir uns denn diskret
von der fleißigen Gemmenformerin wieder den toten Schätzen des Museums zu.

Lauge aber hielt ich es in diesen Räumen nicht mehr aus, sondern ich ging
hinaus auf die Straße, um in der Stadt Anregung und Zerstreuung zu
suchen. Mein Eselreitgeuosse von Thera schloß sich mir an, und "wir beiden
bummelten nun zusammen zick- und zwecklos umher. Um einen Überblick zu
gewinnen, erstiegen wir den Befestigungswall und kamen auf eine hochgemauerte
Bastion. Der Himmel hatte sich aufgeklärt, und in einiger Entfernung glänzte
der blaue Spiegel des Meeres heiter und verlockend zu uns herüber. Das
brachte uns auf die Idee, ein Bad im mari; eistioum zu nehmen. Einige hun¬
dert Schritte seitwärts, ziemlich tief unter uns, sahen wir ein schwarzes Tor
w der Mauer, durch das ein Weg in sanftgeneigter Talmulde zum Strande
führte. Diesen Weg wollten wir einschlagen. Aber -- es ist kaum zu glauben -
dieses Tor erwies sich schlechterdings als unauffindbar. Wir gerieten, als wir
von der Bastion hinabstiegen, in' ein Gewirr enger, krummer, bergauf und
"ergab gehender, holpriger'Gassen. in denen wir umherirrten, ohne den An"-
gang zu finden. Es schien ein hauptsächlich von Mohammedanern bewohntes
Stadtviertel zu sein. Die kleinen Häuser waren mit Haremsgittern ver¬
sehen, und Menschen schien es hier so gut wie gar nicht zu geben. Ein
verschleiertes Weib, das wir trafen und ansprachen, schlüpfte scheu in die
nächste Tür, und ein halbwüchsiger Bengel. den wir nach der xM fragte",
Mühle uns an. Wir gingen also nicht ohne Schwierigkeit zu unserm Aus¬
gangspunkt zurück, bestiegen nochmals die Bastion, um uns zu überzeugen.
°aß das Tor nicht Augentüuschnng gewesen sei. Schwarz und ruhig gähnte
^ zu uus herauf, gerade wie das erstemal. .

Es ist doch da, und es muß sich also finden lassen, sagte mein Gefährte,
und wieder warfen wir uns mit trotziger Hartnäckigkeit in das Gewirr ver
öden Gassen, nicht minder vergeblich als das erstemal. Schließlich kamen wir
Maus auf eine breitere Straße, die uns quer durch die Stadt nach der ent¬
gegengesetzten Seite führte. " .

,,
" Sehen Sie, sagte ich zu meinem Begleiter. Kreta ist nun einmal da"
Land der Labyrinthe. Ein Glück übrigens, daß uns in diesem hier kein
Minotaurus begegnet ist. Denn eine Ariadne Hütte uns hier ^werlich ge¬
rettet. Die Ariadnen sind hier scheu, verschleiert und ohne Mitgefühl mit
verirrten Fremdlingen.


Line Inselreihe durch das griechische Meer

Am Morgen ging man selbstverständlich zunächst wieder ins Museum, das
nun freilich allmählich aufhörte, kurzweilig zu sein. Denn wenn die Gegen¬
stände, die es enthält, auch kulturhistorisch sehr interessant sind, so kann man
sich doch als ästhetisch Genießender nicht stundenlang in sie versenken. Die
Freskvgemülde in der sixtinischen Kapelle vermögen einen etwas langer zu
fesseln als die aus dem Palaste zu Knossos. Dazu ist denn doch acht genug
Seele und individuelles Leben in ihnen, was man ja in jenen grauen Zeiten
auch noch gar nicht erwarten kann.

Wahrend ich noch so im Saale herumschlenderte, setzte sich eine unsrer Damen
an eine leere Tafel, und ein Museumswächter stellte einen Kasten mit Gemmen
und ein Glas Wasser vor sie hin. Sie selbst holte einen Beutel und pu ven-
siertem Gips heraus und begann alsbald in einer kleinen Porzellanschale
eine Art Paste zurechtzukneten. Sie war nämlich zur Teilnahme an dieser
Reise durch das Studium der geschnittenen Steine veranlaßt worden und hatte
schon in Athen eine ganze Menge der schönsten und seltensten für ihre Samm¬
lung abgeformt. Jetzt hatte sie sich auch hier von dem Vorstande des Museum»
die Erlaubnis dazu erteilen lassen. Natürlich verfolgten wir ihre Manipula¬
tionen mit dem Interesse, das man einer Arbeit, die man noch nicht ge¬
sehen hat. entgegenzubringen pflegt. Aber die Kyria Dörpfeld bat uns und
leiser Stimme.'der Dame lieber nicht auf die Finger zu sehen; sie werde da¬
durch nervös, und dann mißrate der Teig. So wandten wir uns denn diskret
von der fleißigen Gemmenformerin wieder den toten Schätzen des Museums zu.

Lauge aber hielt ich es in diesen Räumen nicht mehr aus, sondern ich ging
hinaus auf die Straße, um in der Stadt Anregung und Zerstreuung zu
suchen. Mein Eselreitgeuosse von Thera schloß sich mir an, und „wir beiden
bummelten nun zusammen zick- und zwecklos umher. Um einen Überblick zu
gewinnen, erstiegen wir den Befestigungswall und kamen auf eine hochgemauerte
Bastion. Der Himmel hatte sich aufgeklärt, und in einiger Entfernung glänzte
der blaue Spiegel des Meeres heiter und verlockend zu uns herüber. Das
brachte uns auf die Idee, ein Bad im mari; eistioum zu nehmen. Einige hun¬
dert Schritte seitwärts, ziemlich tief unter uns, sahen wir ein schwarzes Tor
w der Mauer, durch das ein Weg in sanftgeneigter Talmulde zum Strande
führte. Diesen Weg wollten wir einschlagen. Aber — es ist kaum zu glauben -
dieses Tor erwies sich schlechterdings als unauffindbar. Wir gerieten, als wir
von der Bastion hinabstiegen, in' ein Gewirr enger, krummer, bergauf und
»ergab gehender, holpriger'Gassen. in denen wir umherirrten, ohne den An»-
gang zu finden. Es schien ein hauptsächlich von Mohammedanern bewohntes
Stadtviertel zu sein. Die kleinen Häuser waren mit Haremsgittern ver¬
sehen, und Menschen schien es hier so gut wie gar nicht zu geben. Ein
verschleiertes Weib, das wir trafen und ansprachen, schlüpfte scheu in die
nächste Tür, und ein halbwüchsiger Bengel. den wir nach der xM fragte»,
Mühle uns an. Wir gingen also nicht ohne Schwierigkeit zu unserm Aus¬
gangspunkt zurück, bestiegen nochmals die Bastion, um uns zu überzeugen.
°aß das Tor nicht Augentüuschnng gewesen sei. Schwarz und ruhig gähnte
^ zu uus herauf, gerade wie das erstemal. .

Es ist doch da, und es muß sich also finden lassen, sagte mein Gefährte,
und wieder warfen wir uns mit trotziger Hartnäckigkeit in das Gewirr ver
öden Gassen, nicht minder vergeblich als das erstemal. Schließlich kamen wir
Maus auf eine breitere Straße, die uns quer durch die Stadt nach der ent¬
gegengesetzten Seite führte. „ .

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„ Sehen Sie, sagte ich zu meinem Begleiter. Kreta ist nun einmal da»
Land der Labyrinthe. Ein Glück übrigens, daß uns in diesem hier kein
Minotaurus begegnet ist. Denn eine Ariadne Hütte uns hier ^werlich ge¬
rettet. Die Ariadnen sind hier scheu, verschleiert und ohne Mitgefühl mit
verirrten Fremdlingen.


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[0857] Line Inselreihe durch das griechische Meer Am Morgen ging man selbstverständlich zunächst wieder ins Museum, das nun freilich allmählich aufhörte, kurzweilig zu sein. Denn wenn die Gegen¬ stände, die es enthält, auch kulturhistorisch sehr interessant sind, so kann man sich doch als ästhetisch Genießender nicht stundenlang in sie versenken. Die Freskvgemülde in der sixtinischen Kapelle vermögen einen etwas langer zu fesseln als die aus dem Palaste zu Knossos. Dazu ist denn doch acht genug Seele und individuelles Leben in ihnen, was man ja in jenen grauen Zeiten auch noch gar nicht erwarten kann. Wahrend ich noch so im Saale herumschlenderte, setzte sich eine unsrer Damen an eine leere Tafel, und ein Museumswächter stellte einen Kasten mit Gemmen und ein Glas Wasser vor sie hin. Sie selbst holte einen Beutel und pu ven- siertem Gips heraus und begann alsbald in einer kleinen Porzellanschale eine Art Paste zurechtzukneten. Sie war nämlich zur Teilnahme an dieser Reise durch das Studium der geschnittenen Steine veranlaßt worden und hatte schon in Athen eine ganze Menge der schönsten und seltensten für ihre Samm¬ lung abgeformt. Jetzt hatte sie sich auch hier von dem Vorstande des Museum» die Erlaubnis dazu erteilen lassen. Natürlich verfolgten wir ihre Manipula¬ tionen mit dem Interesse, das man einer Arbeit, die man noch nicht ge¬ sehen hat. entgegenzubringen pflegt. Aber die Kyria Dörpfeld bat uns und leiser Stimme.'der Dame lieber nicht auf die Finger zu sehen; sie werde da¬ durch nervös, und dann mißrate der Teig. So wandten wir uns denn diskret von der fleißigen Gemmenformerin wieder den toten Schätzen des Museums zu. Lauge aber hielt ich es in diesen Räumen nicht mehr aus, sondern ich ging hinaus auf die Straße, um in der Stadt Anregung und Zerstreuung zu suchen. Mein Eselreitgeuosse von Thera schloß sich mir an, und „wir beiden bummelten nun zusammen zick- und zwecklos umher. Um einen Überblick zu gewinnen, erstiegen wir den Befestigungswall und kamen auf eine hochgemauerte Bastion. Der Himmel hatte sich aufgeklärt, und in einiger Entfernung glänzte der blaue Spiegel des Meeres heiter und verlockend zu uns herüber. Das brachte uns auf die Idee, ein Bad im mari; eistioum zu nehmen. Einige hun¬ dert Schritte seitwärts, ziemlich tief unter uns, sahen wir ein schwarzes Tor w der Mauer, durch das ein Weg in sanftgeneigter Talmulde zum Strande führte. Diesen Weg wollten wir einschlagen. Aber — es ist kaum zu glauben - dieses Tor erwies sich schlechterdings als unauffindbar. Wir gerieten, als wir von der Bastion hinabstiegen, in' ein Gewirr enger, krummer, bergauf und »ergab gehender, holpriger'Gassen. in denen wir umherirrten, ohne den An»- gang zu finden. Es schien ein hauptsächlich von Mohammedanern bewohntes Stadtviertel zu sein. Die kleinen Häuser waren mit Haremsgittern ver¬ sehen, und Menschen schien es hier so gut wie gar nicht zu geben. Ein verschleiertes Weib, das wir trafen und ansprachen, schlüpfte scheu in die nächste Tür, und ein halbwüchsiger Bengel. den wir nach der xM fragte», Mühle uns an. Wir gingen also nicht ohne Schwierigkeit zu unserm Aus¬ gangspunkt zurück, bestiegen nochmals die Bastion, um uns zu überzeugen. °aß das Tor nicht Augentüuschnng gewesen sei. Schwarz und ruhig gähnte ^ zu uus herauf, gerade wie das erstemal. . Es ist doch da, und es muß sich also finden lassen, sagte mein Gefährte, und wieder warfen wir uns mit trotziger Hartnäckigkeit in das Gewirr ver öden Gassen, nicht minder vergeblich als das erstemal. Schließlich kamen wir Maus auf eine breitere Straße, die uns quer durch die Stadt nach der ent¬ gegengesetzten Seite führte. „ . ,, „ Sehen Sie, sagte ich zu meinem Begleiter. Kreta ist nun einmal da» Land der Labyrinthe. Ein Glück übrigens, daß uns in diesem hier kein Minotaurus begegnet ist. Denn eine Ariadne Hütte uns hier ^werlich ge¬ rettet. Die Ariadnen sind hier scheu, verschleiert und ohne Mitgefühl mit verirrten Fremdlingen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/857>, abgerufen am 01.07.2024.