Goldberger hat Recht, wenn er darin den Fleiß, die Regsamkeit hervorhebt, und wenn er dem Geschwätz von Überhastnng entgegentritt, das bei uns und auch drüben in deutschamerikanischen Kreisen von solchen verführt wird, deren Lebensideal der Korpsstudent, der bequeme Bureaukrat, der seine Zeit "absitzt/' der Kaffeehausbummler und ähnliche mitteleuropäische Blüten sind. Aber das; die Überanstrengung eine ernste Gefahr gerade für die führende Schicht in den Vereinigten Staaten ist. wird man vielleicht erst zu einer Zeit wahrnehmen, wo das geistig so hoch begabte germmwkeltische Element Zeichen des be¬ schleunigten Verbrauchs zeigen wird, und in seine Lücke die Kinder der süditalie- nischen und der slawischen Einwanderung rücken werden. Die Verbreitung der Geisteskrankheiten, wie sie der letzte Zensus (1900) ausgewiesen hat. ist doch eine sehr beachtenswerte, traurige Tatsache. Der berühmte Jrrenarzt or. Whrte, der darüber jüngst eine Studie veröffentlicht hat, führt ihr gewaltiges An¬ wachsen in den großen Städten und überhaupt im industriellen Nordosten hauptsächlich auf die Überanstrengungen und Enttäuschungen des Daseins¬ kampfes zurück.
Lesen wir Bücher, wie die hier besprochnen, so sagen wir uns : Was wir ^wu Amerika lernen können und müssen, ist keine einzelne Methode der Be¬ handlung der Geschäfte, auch kein neuer "Gesichtspunkt" und auch kein Bündel der einen oder der andern, sondern einmal die Notwendigkeit, möglichst w'el tüchtige Menschen auszubilden, die mindestens ebensogut, hoffentlich aber "och bester als vorcmgegangne Geschlechter den Kampf der Charaktere um das Beste, was sie haben, und um die Ziele, die sie als richtig erkannt haben, durchführen, und zweitens die kaum minder dringende Notwendigkeit, unsre Kultur mit 'siegender Kraft zur Geltung bringen. Potenz faßt das in die beherzigenswerten Worte: Die einzige Hoffnung für den. der in regen geistigen Beziehungen das beste Verständigungsmittel zwischen zwei großen Nationen ^blickt, ist, daß die deutsche Sprache, die leider als Gcbrauchssprache dem Untergänge geweiht scheint. (drüben) als Kultnrsprache wieder erstehn möge. ^ muß für den gebildeten Amerikaner, einerlei welcher Abkunft, Bedürfnis werden, sie zu erlernen. Das kann erst dann geschehn, wenn die deutsche L'tcratur. nicht bloß die längst hoch gewürdigte wissenschaftliche, sondern unser Schrifttum überhaupt, das man in Amerika bis jetzt nur sehr wenig würdigte, ^dlich z" dem seiner Bedeutung gebührenden Ehrenplätze neben die englische '"'d die amerikanische aufgerückt sein wird.
Grenzboten IV 190g,et>7
Neue Literatur Wer Amerika
Goldberger hat Recht, wenn er darin den Fleiß, die Regsamkeit hervorhebt, und wenn er dem Geschwätz von Überhastnng entgegentritt, das bei uns und auch drüben in deutschamerikanischen Kreisen von solchen verführt wird, deren Lebensideal der Korpsstudent, der bequeme Bureaukrat, der seine Zeit „absitzt/' der Kaffeehausbummler und ähnliche mitteleuropäische Blüten sind. Aber das; die Überanstrengung eine ernste Gefahr gerade für die führende Schicht in den Vereinigten Staaten ist. wird man vielleicht erst zu einer Zeit wahrnehmen, wo das geistig so hoch begabte germmwkeltische Element Zeichen des be¬ schleunigten Verbrauchs zeigen wird, und in seine Lücke die Kinder der süditalie- nischen und der slawischen Einwanderung rücken werden. Die Verbreitung der Geisteskrankheiten, wie sie der letzte Zensus (1900) ausgewiesen hat. ist doch eine sehr beachtenswerte, traurige Tatsache. Der berühmte Jrrenarzt or. Whrte, der darüber jüngst eine Studie veröffentlicht hat, führt ihr gewaltiges An¬ wachsen in den großen Städten und überhaupt im industriellen Nordosten hauptsächlich auf die Überanstrengungen und Enttäuschungen des Daseins¬ kampfes zurück.
Lesen wir Bücher, wie die hier besprochnen, so sagen wir uns : Was wir ^wu Amerika lernen können und müssen, ist keine einzelne Methode der Be¬ handlung der Geschäfte, auch kein neuer „Gesichtspunkt" und auch kein Bündel der einen oder der andern, sondern einmal die Notwendigkeit, möglichst w'el tüchtige Menschen auszubilden, die mindestens ebensogut, hoffentlich aber "och bester als vorcmgegangne Geschlechter den Kampf der Charaktere um das Beste, was sie haben, und um die Ziele, die sie als richtig erkannt haben, durchführen, und zweitens die kaum minder dringende Notwendigkeit, unsre Kultur mit 'siegender Kraft zur Geltung bringen. Potenz faßt das in die beherzigenswerten Worte: Die einzige Hoffnung für den. der in regen geistigen Beziehungen das beste Verständigungsmittel zwischen zwei großen Nationen ^blickt, ist, daß die deutsche Sprache, die leider als Gcbrauchssprache dem Untergänge geweiht scheint. (drüben) als Kultnrsprache wieder erstehn möge. ^ muß für den gebildeten Amerikaner, einerlei welcher Abkunft, Bedürfnis werden, sie zu erlernen. Das kann erst dann geschehn, wenn die deutsche L'tcratur. nicht bloß die längst hoch gewürdigte wissenschaftliche, sondern unser Schrifttum überhaupt, das man in Amerika bis jetzt nur sehr wenig würdigte, ^dlich z„ dem seiner Bedeutung gebührenden Ehrenplätze neben die englische '"'d die amerikanische aufgerückt sein wird.
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[0855]
Neue Literatur Wer Amerika
Goldberger hat Recht, wenn er darin den Fleiß, die Regsamkeit hervorhebt,
und wenn er dem Geschwätz von Überhastnng entgegentritt, das bei uns und
auch drüben in deutschamerikanischen Kreisen von solchen verführt wird, deren
Lebensideal der Korpsstudent, der bequeme Bureaukrat, der seine Zeit „absitzt/'
der Kaffeehausbummler und ähnliche mitteleuropäische Blüten sind. Aber das;
die Überanstrengung eine ernste Gefahr gerade für die führende Schicht in den
Vereinigten Staaten ist. wird man vielleicht erst zu einer Zeit wahrnehmen,
wo das geistig so hoch begabte germmwkeltische Element Zeichen des be¬
schleunigten Verbrauchs zeigen wird, und in seine Lücke die Kinder der süditalie-
nischen und der slawischen Einwanderung rücken werden. Die Verbreitung der
Geisteskrankheiten, wie sie der letzte Zensus (1900) ausgewiesen hat. ist doch
eine sehr beachtenswerte, traurige Tatsache. Der berühmte Jrrenarzt or. Whrte,
der darüber jüngst eine Studie veröffentlicht hat, führt ihr gewaltiges An¬
wachsen in den großen Städten und überhaupt im industriellen Nordosten
hauptsächlich auf die Überanstrengungen und Enttäuschungen des Daseins¬
kampfes zurück.
Lesen wir Bücher, wie die hier besprochnen, so sagen wir uns : Was wir
^wu Amerika lernen können und müssen, ist keine einzelne Methode der Be¬
handlung der Geschäfte, auch kein neuer „Gesichtspunkt" und auch kein
Bündel der einen oder der andern, sondern einmal die Notwendigkeit, möglichst
w'el tüchtige Menschen auszubilden, die mindestens ebensogut, hoffentlich aber
"och bester als vorcmgegangne Geschlechter den Kampf der Charaktere um das
Beste, was sie haben, und um die Ziele, die sie als richtig erkannt haben,
durchführen, und zweitens die kaum minder dringende Notwendigkeit, unsre
Kultur mit 'siegender Kraft zur Geltung bringen. Potenz faßt das in die
beherzigenswerten Worte: Die einzige Hoffnung für den. der in regen geistigen
Beziehungen das beste Verständigungsmittel zwischen zwei großen Nationen
^blickt, ist, daß die deutsche Sprache, die leider als Gcbrauchssprache dem
Untergänge geweiht scheint. (drüben) als Kultnrsprache wieder erstehn möge.
^ muß für den gebildeten Amerikaner, einerlei welcher Abkunft, Bedürfnis
werden, sie zu erlernen. Das kann erst dann geschehn, wenn die deutsche
L'tcratur. nicht bloß die längst hoch gewürdigte wissenschaftliche, sondern unser
Schrifttum überhaupt, das man in Amerika bis jetzt nur sehr wenig würdigte,
^dlich z„ dem seiner Bedeutung gebührenden Ehrenplätze neben die englische
'"'d die amerikanische aufgerückt sein wird.
Grenzboten IV 190g,et>7
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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/855>, abgerufen am 01.07.2024.
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