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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

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sicher fühlen, soll die Abwanderung recht stark sein, während sich in den
Städten noch überall ein fester Kern mohammedanischer Einwohner behauptet.

Kanea hatte ich nur von der Reede aus gesehen; nun sollte ich die
zweite Hauptstadt des Landes betreten, das ehemalige Kandia, das jetzt wieder
offiziell seinen altgriechischen Namen Herakleion (sprich: Jrallion, Stadt des
Herakles) erhalten hat. Es war ein trüber Morgen, als wir vorder schmalen
Hafeneinfahrt Anker warfen. Ein starker Chamsin trieb hohe Wogen aus
Süden gegen die Molen und das festgemauerte Hafenkastell zur Rechten, an
dessen Front ein großer, schöngemeißelter Relieflöwe den Ankommenden kund
tat, daß Venetianer es gewesen sind, die diese Meeresburg erbauten. Der
Hafen von Herakleion ist so klein, daß unser Dampfer neben den Barken und
den Segelschiffen, die schon darin lagen, keinen Platz mehr gefunden Hütte. Er
blieb darum auf der Reede liegen; wir mußten auf starkschaukelnden Booten
unter dem Markuslöwen hindurch an Land fahren. Gleich hinter den Hafen¬
kneipen fingen die Spuren der jüngsten verheerenden Kämpfe an. Wir ge¬
langten rechtsherum durch ein zerschossenes Tor in eine Straße, deren Häuser
fast alle noch in Trümmern lagen und ihre angekohlten Dachsparren melancholisch
gen Himmel streckten, während in den öden Fensterhöhlen das Grauen
wohnte. An einem dieser Häuser hing noch ein halb losgerissenes Schild mit
der verlockenden Inschrift: Lirra all, Visnna (Wiener Bier). "Ja, Wenns das
hier noch gäbe, seufzte mein österreichischer Freund neben mir, oder auch
an G'spritzten."

Dieses ganze Hafenquartier, das fast ausschließlich von Christen bewohnt
war, war von den Türken -- so hörten wir -- angegriffen und zerstört, die
Einwohner, meistens Frauen und Kinder, an Zahl etwa fünfhundert, waren
abgeschlachtet worden. Zuletzt konnten die im Hafen liegenden Engländer das
Gemetzel nicht mehr mit ansehen, schössen das gesperrte Tor ein und retteten
den Rest, etwa hundert Personen.

Dann kamen wir in die belebte Hauptstraße und auf die Platia und er¬
hielten hier zum erstenmal den Eindruck einer wenigstens zur Hülste orien¬
talischen Stadt. Zahlreiche Fenster waren mit schmalen Holzlatten dicht ver¬
gittert, damit kein Männerauge in diese Harems hineinschauen könne, die
Holzbilder der Händler und der Handwerker klebten an den Häusern und ver¬
engten die Straßen, auf den Plätzen rauschten Brunnen, die durch breitblüttrige
Platanen geschützt waren. Und nun tum auch eine Moschee, ein graues, schmuck¬
loses Gebäude. Ich näherte mich dem Eingang. Ein Türwüchter öffnete mir
mit einem gravitätischen "oriZts" (bitte) die Pforte; drinnen war kein Schmuck,
kein Zierat, graue Teppiche ans Stroh bedeckten den Boden, grau waren
auch die Wände gelallt, während das Dach mit dunkeln Holze getäfelt war.
In der Apsis links hing an einem langen Stricke die ewige Lampe herunter.
Ich wagte mich nicht recht hinein in diesen kalten, unheimlichen Raum, da ich
wußte, daß es als ein Verbrechen gilt, eine Moschee mit Schuhwerk zu be¬
treten. Es schien mir, als mustere der einzige Gläubige, der auf einem mit¬
gebrachten Teppich knieend sein Gebet verrichtete, mich schon mit fanatischen
Blicken. Ich zog mich also leise wieder zurück und folgte den Genossen, die
schon in dem Gewühl des Basars untergetaucht waren.

Hier waren Decken quer über die Straße gespannt, unter denen köstliches Obst,
besonders reife Kirschen, Gemüse. Salat, aber auch abgehäutete Arualis (Schafe),
Fische, Pantoffeln, Stoffe und Geräte aller Art verkauft wurden. Reihen von
Eseln mit Körben oder Reitern brachen sich mühsam dnrch die lungernde und
schwatzende Menge Bahn. Neben den europäischen Kopfbedeckungen und den
niedrigen Kappen der Griechen erschien auch der Turban und noch mehr der
rote Fes. Für die Feste standen auf den Straßen Messingzylinder, die durch
glühende Holzkohlen in ihrem Innern warm gehalten werden. Über sie werden
die Fesse gezogen und dann aufgebügelt. Ich machte mir das kindliche Ver-


sicher fühlen, soll die Abwanderung recht stark sein, während sich in den
Städten noch überall ein fester Kern mohammedanischer Einwohner behauptet.

Kanea hatte ich nur von der Reede aus gesehen; nun sollte ich die
zweite Hauptstadt des Landes betreten, das ehemalige Kandia, das jetzt wieder
offiziell seinen altgriechischen Namen Herakleion (sprich: Jrallion, Stadt des
Herakles) erhalten hat. Es war ein trüber Morgen, als wir vorder schmalen
Hafeneinfahrt Anker warfen. Ein starker Chamsin trieb hohe Wogen aus
Süden gegen die Molen und das festgemauerte Hafenkastell zur Rechten, an
dessen Front ein großer, schöngemeißelter Relieflöwe den Ankommenden kund
tat, daß Venetianer es gewesen sind, die diese Meeresburg erbauten. Der
Hafen von Herakleion ist so klein, daß unser Dampfer neben den Barken und
den Segelschiffen, die schon darin lagen, keinen Platz mehr gefunden Hütte. Er
blieb darum auf der Reede liegen; wir mußten auf starkschaukelnden Booten
unter dem Markuslöwen hindurch an Land fahren. Gleich hinter den Hafen¬
kneipen fingen die Spuren der jüngsten verheerenden Kämpfe an. Wir ge¬
langten rechtsherum durch ein zerschossenes Tor in eine Straße, deren Häuser
fast alle noch in Trümmern lagen und ihre angekohlten Dachsparren melancholisch
gen Himmel streckten, während in den öden Fensterhöhlen das Grauen
wohnte. An einem dieser Häuser hing noch ein halb losgerissenes Schild mit
der verlockenden Inschrift: Lirra all, Visnna (Wiener Bier). „Ja, Wenns das
hier noch gäbe, seufzte mein österreichischer Freund neben mir, oder auch
an G'spritzten."

Dieses ganze Hafenquartier, das fast ausschließlich von Christen bewohnt
war, war von den Türken — so hörten wir — angegriffen und zerstört, die
Einwohner, meistens Frauen und Kinder, an Zahl etwa fünfhundert, waren
abgeschlachtet worden. Zuletzt konnten die im Hafen liegenden Engländer das
Gemetzel nicht mehr mit ansehen, schössen das gesperrte Tor ein und retteten
den Rest, etwa hundert Personen.

Dann kamen wir in die belebte Hauptstraße und auf die Platia und er¬
hielten hier zum erstenmal den Eindruck einer wenigstens zur Hülste orien¬
talischen Stadt. Zahlreiche Fenster waren mit schmalen Holzlatten dicht ver¬
gittert, damit kein Männerauge in diese Harems hineinschauen könne, die
Holzbilder der Händler und der Handwerker klebten an den Häusern und ver¬
engten die Straßen, auf den Plätzen rauschten Brunnen, die durch breitblüttrige
Platanen geschützt waren. Und nun tum auch eine Moschee, ein graues, schmuck¬
loses Gebäude. Ich näherte mich dem Eingang. Ein Türwüchter öffnete mir
mit einem gravitätischen „oriZts" (bitte) die Pforte; drinnen war kein Schmuck,
kein Zierat, graue Teppiche ans Stroh bedeckten den Boden, grau waren
auch die Wände gelallt, während das Dach mit dunkeln Holze getäfelt war.
In der Apsis links hing an einem langen Stricke die ewige Lampe herunter.
Ich wagte mich nicht recht hinein in diesen kalten, unheimlichen Raum, da ich
wußte, daß es als ein Verbrechen gilt, eine Moschee mit Schuhwerk zu be¬
treten. Es schien mir, als mustere der einzige Gläubige, der auf einem mit¬
gebrachten Teppich knieend sein Gebet verrichtete, mich schon mit fanatischen
Blicken. Ich zog mich also leise wieder zurück und folgte den Genossen, die
schon in dem Gewühl des Basars untergetaucht waren.

Hier waren Decken quer über die Straße gespannt, unter denen köstliches Obst,
besonders reife Kirschen, Gemüse. Salat, aber auch abgehäutete Arualis (Schafe),
Fische, Pantoffeln, Stoffe und Geräte aller Art verkauft wurden. Reihen von
Eseln mit Körben oder Reitern brachen sich mühsam dnrch die lungernde und
schwatzende Menge Bahn. Neben den europäischen Kopfbedeckungen und den
niedrigen Kappen der Griechen erschien auch der Turban und noch mehr der
rote Fes. Für die Feste standen auf den Straßen Messingzylinder, die durch
glühende Holzkohlen in ihrem Innern warm gehalten werden. Über sie werden
die Fesse gezogen und dann aufgebügelt. Ich machte mir das kindliche Ver-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/782>, abgerufen am 23.07.2024.