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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

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Zwei Lmigranteiigeschichten

Jahren um ihre Gunst beworben hatte, in der steten Angst lebt, sie werde, da
sie Spotte, ihn nach ihrem Tode aufsuchen und ihm wegen seiner Wortbrüchig¬
keit Vorwürfe machen. Des Gastwirts Töchterlein, die liebliche Juliane, ist
zwar mit Claus Clausen, dein Sohn eines reichen Fuhrherrn in Itzehoe, ver¬
lobt, aber das hält sie nicht ab, mit jedem jungen Fremden, der sich im Hause
sehen laßt und nach ihrem Geschmack ist, anzubandeln, weil sie gern Schmeiche
leim und zärtliche Versicherungen hört.

Außerordentlich starken Ankratz hat der junge Marquis von Blavard, deun
es empfinden nicht bloß Juliane Pflock und Ludmilla Diederichs zärtliche Neigung
für ihn, sondern er steht auch dem Herzen der Frau von Genlis, die als De-
moiselle Clcirke im Pflockscheu Gasthof inkognito lebt, ganz besonders nahe,
obwohl er viel jünger ist als diese erfahrene Dame, der man allerhand Liebes¬
und andre Abenteuer nachsagte, und die ihn mon vrkund, nennt, aber von mehr
als mütterlicher Zärtlichkeit sür den jungen Landsmann erfüllt ist. Er hat bei
seinem Erscheinen in der Altonaer Gegend sogleich damit begonnen, dem Bäcker¬
meister Witzig, der in die Elbe gefallen ist, das Leben zu retten, und Fite Ruck,
aus dessen Boot der Bückermeister ins Wasser gefallen war, hat auf eigne Ver¬
antwortung den ganz durchnäßten und unbemittelten jungen Franzosen mit in
das mütterliche Häuschen genommen: eine Eigenmächtigkeit, die nicht im Sinne
der Mutter Ruck gewesen war, und der junge Samariter war nur, dank der
Menschenfreundlichkeit einer Nachbarin, der Mutter Braasch, vor einem völligen
Fiasko bewahrt wordeu. Die brave Frau, "die immer im Bett lag, und wenn
sie aufstand, nur Nachtjacke und Unterrock brauchte," hatte dem jungen Fran¬
zosen ihren ältesten Veiderwcmdrock und ein Umschlagetuch für -- zwei Stunden
geliehen. Der Franzose würde aber, wie uns versichert wird, vielleicht auch heute
noch nicht trocken sein, wenn der aufopfernde Fite "den klammen Kerl," seinen
Franschen, wie er ihn von nun an nennt, nicht aus den nassen Sachen aus¬
geschält und in sein eignes Federbett gepackt hätte.

Der Gräfin Genlis ist der junge Marquis, den seine drei Gönnerinnen
nach Kräften mit Geld und Lebensmitteln zu unterstützen bemüht sind, ein für
allemal durch einen schlechten Streich dieser Dame gründlich entfremdet worden-
Er sucht allerorten nach seiner Mutter, der Herzogin von Blnvard, die sich
gleichfalls nach Deutschland geflüchtet haben soll, nachdem ihr Schloß auf An¬
stiften der Frau von Genlis geplündert und angesteckt wordeu ist. Nachdem
der Sohn lange Zeit vergeblich nach der alten Dame gesucht hat, und von der
Gräfin Genlis in unverantwortlicher Weise ans falsche Führten gesetzt worden
ist, da diese, von ihrem schlechten Gewissen gewarnt, ein Wiedersehen von Mutter
und Sohn unter allen Umständen verhindern zu müssen glaubt, wird uus von
einer geisteskranken alten Frau erzählt, die von Fite Ruck, dein echten zwei¬
beinigen Bernhardiner, ans der Straße gefunden und vorläufig bei einem alten
Drachen, der Mutter Martens, untergebracht wird, wo der gute Magister
Pappelius, der auf der Suche nach seinem durchgebrannten Igel ist, ihrer an¬
sichtig wird und sie, da sich Mutter Mnrtens weigert, die mittellose Fremde
länger zu behalten, mit sich nach Hanse nimmt und in einem Dachstübchen seines
kleinen Häuschens ans der Papagojenstraße ehrbar unterbringt. Natürlich ist
die arme Frau niemand anders als die Herzogin von Blavard, 'Gastons Mutter.
Sie erlangt ihr rechtes Bewußtsein, das sie bei dem Brand ihres Schlosses vor
Schreck verloren hatte, erst wieder infolge eines Sturzes und der .Kopfwunde,
die sie sich dabei zugezogen hatte, und stirbt in den Armen ihres Sohnes-
Diese Emigrantenepisode ist sehr geschickt mit andern und mit der Haupt-
Handlung, den Schicksalen der Birkenfeldschen Familie, durch viele die Wahr¬
scheinlichkeit des Ganzen erhöhende Fäden verknüpft, und der Leser wird
namentlich an dein kobvldartigen, wenn auch freilich niemals recht einwand¬
freien Treiben der Gräfin Genlis, an den wiederholt mißglückenden, schließlich


Zwei Lmigranteiigeschichten

Jahren um ihre Gunst beworben hatte, in der steten Angst lebt, sie werde, da
sie Spotte, ihn nach ihrem Tode aufsuchen und ihm wegen seiner Wortbrüchig¬
keit Vorwürfe machen. Des Gastwirts Töchterlein, die liebliche Juliane, ist
zwar mit Claus Clausen, dein Sohn eines reichen Fuhrherrn in Itzehoe, ver¬
lobt, aber das hält sie nicht ab, mit jedem jungen Fremden, der sich im Hause
sehen laßt und nach ihrem Geschmack ist, anzubandeln, weil sie gern Schmeiche
leim und zärtliche Versicherungen hört.

Außerordentlich starken Ankratz hat der junge Marquis von Blavard, deun
es empfinden nicht bloß Juliane Pflock und Ludmilla Diederichs zärtliche Neigung
für ihn, sondern er steht auch dem Herzen der Frau von Genlis, die als De-
moiselle Clcirke im Pflockscheu Gasthof inkognito lebt, ganz besonders nahe,
obwohl er viel jünger ist als diese erfahrene Dame, der man allerhand Liebes¬
und andre Abenteuer nachsagte, und die ihn mon vrkund, nennt, aber von mehr
als mütterlicher Zärtlichkeit sür den jungen Landsmann erfüllt ist. Er hat bei
seinem Erscheinen in der Altonaer Gegend sogleich damit begonnen, dem Bäcker¬
meister Witzig, der in die Elbe gefallen ist, das Leben zu retten, und Fite Ruck,
aus dessen Boot der Bückermeister ins Wasser gefallen war, hat auf eigne Ver¬
antwortung den ganz durchnäßten und unbemittelten jungen Franzosen mit in
das mütterliche Häuschen genommen: eine Eigenmächtigkeit, die nicht im Sinne
der Mutter Ruck gewesen war, und der junge Samariter war nur, dank der
Menschenfreundlichkeit einer Nachbarin, der Mutter Braasch, vor einem völligen
Fiasko bewahrt wordeu. Die brave Frau, „die immer im Bett lag, und wenn
sie aufstand, nur Nachtjacke und Unterrock brauchte," hatte dem jungen Fran¬
zosen ihren ältesten Veiderwcmdrock und ein Umschlagetuch für — zwei Stunden
geliehen. Der Franzose würde aber, wie uns versichert wird, vielleicht auch heute
noch nicht trocken sein, wenn der aufopfernde Fite „den klammen Kerl," seinen
Franschen, wie er ihn von nun an nennt, nicht aus den nassen Sachen aus¬
geschält und in sein eignes Federbett gepackt hätte.

Der Gräfin Genlis ist der junge Marquis, den seine drei Gönnerinnen
nach Kräften mit Geld und Lebensmitteln zu unterstützen bemüht sind, ein für
allemal durch einen schlechten Streich dieser Dame gründlich entfremdet worden-
Er sucht allerorten nach seiner Mutter, der Herzogin von Blnvard, die sich
gleichfalls nach Deutschland geflüchtet haben soll, nachdem ihr Schloß auf An¬
stiften der Frau von Genlis geplündert und angesteckt wordeu ist. Nachdem
der Sohn lange Zeit vergeblich nach der alten Dame gesucht hat, und von der
Gräfin Genlis in unverantwortlicher Weise ans falsche Führten gesetzt worden
ist, da diese, von ihrem schlechten Gewissen gewarnt, ein Wiedersehen von Mutter
und Sohn unter allen Umständen verhindern zu müssen glaubt, wird uus von
einer geisteskranken alten Frau erzählt, die von Fite Ruck, dein echten zwei¬
beinigen Bernhardiner, ans der Straße gefunden und vorläufig bei einem alten
Drachen, der Mutter Martens, untergebracht wird, wo der gute Magister
Pappelius, der auf der Suche nach seinem durchgebrannten Igel ist, ihrer an¬
sichtig wird und sie, da sich Mutter Mnrtens weigert, die mittellose Fremde
länger zu behalten, mit sich nach Hanse nimmt und in einem Dachstübchen seines
kleinen Häuschens ans der Papagojenstraße ehrbar unterbringt. Natürlich ist
die arme Frau niemand anders als die Herzogin von Blavard, 'Gastons Mutter.
Sie erlangt ihr rechtes Bewußtsein, das sie bei dem Brand ihres Schlosses vor
Schreck verloren hatte, erst wieder infolge eines Sturzes und der .Kopfwunde,
die sie sich dabei zugezogen hatte, und stirbt in den Armen ihres Sohnes-
Diese Emigrantenepisode ist sehr geschickt mit andern und mit der Haupt-
Handlung, den Schicksalen der Birkenfeldschen Familie, durch viele die Wahr¬
scheinlichkeit des Ganzen erhöhende Fäden verknüpft, und der Leser wird
namentlich an dein kobvldartigen, wenn auch freilich niemals recht einwand¬
freien Treiben der Gräfin Genlis, an den wiederholt mißglückenden, schließlich


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[0716] Zwei Lmigranteiigeschichten Jahren um ihre Gunst beworben hatte, in der steten Angst lebt, sie werde, da sie Spotte, ihn nach ihrem Tode aufsuchen und ihm wegen seiner Wortbrüchig¬ keit Vorwürfe machen. Des Gastwirts Töchterlein, die liebliche Juliane, ist zwar mit Claus Clausen, dein Sohn eines reichen Fuhrherrn in Itzehoe, ver¬ lobt, aber das hält sie nicht ab, mit jedem jungen Fremden, der sich im Hause sehen laßt und nach ihrem Geschmack ist, anzubandeln, weil sie gern Schmeiche leim und zärtliche Versicherungen hört. Außerordentlich starken Ankratz hat der junge Marquis von Blavard, deun es empfinden nicht bloß Juliane Pflock und Ludmilla Diederichs zärtliche Neigung für ihn, sondern er steht auch dem Herzen der Frau von Genlis, die als De- moiselle Clcirke im Pflockscheu Gasthof inkognito lebt, ganz besonders nahe, obwohl er viel jünger ist als diese erfahrene Dame, der man allerhand Liebes¬ und andre Abenteuer nachsagte, und die ihn mon vrkund, nennt, aber von mehr als mütterlicher Zärtlichkeit sür den jungen Landsmann erfüllt ist. Er hat bei seinem Erscheinen in der Altonaer Gegend sogleich damit begonnen, dem Bäcker¬ meister Witzig, der in die Elbe gefallen ist, das Leben zu retten, und Fite Ruck, aus dessen Boot der Bückermeister ins Wasser gefallen war, hat auf eigne Ver¬ antwortung den ganz durchnäßten und unbemittelten jungen Franzosen mit in das mütterliche Häuschen genommen: eine Eigenmächtigkeit, die nicht im Sinne der Mutter Ruck gewesen war, und der junge Samariter war nur, dank der Menschenfreundlichkeit einer Nachbarin, der Mutter Braasch, vor einem völligen Fiasko bewahrt wordeu. Die brave Frau, „die immer im Bett lag, und wenn sie aufstand, nur Nachtjacke und Unterrock brauchte," hatte dem jungen Fran¬ zosen ihren ältesten Veiderwcmdrock und ein Umschlagetuch für — zwei Stunden geliehen. Der Franzose würde aber, wie uns versichert wird, vielleicht auch heute noch nicht trocken sein, wenn der aufopfernde Fite „den klammen Kerl," seinen Franschen, wie er ihn von nun an nennt, nicht aus den nassen Sachen aus¬ geschält und in sein eignes Federbett gepackt hätte. Der Gräfin Genlis ist der junge Marquis, den seine drei Gönnerinnen nach Kräften mit Geld und Lebensmitteln zu unterstützen bemüht sind, ein für allemal durch einen schlechten Streich dieser Dame gründlich entfremdet worden- Er sucht allerorten nach seiner Mutter, der Herzogin von Blnvard, die sich gleichfalls nach Deutschland geflüchtet haben soll, nachdem ihr Schloß auf An¬ stiften der Frau von Genlis geplündert und angesteckt wordeu ist. Nachdem der Sohn lange Zeit vergeblich nach der alten Dame gesucht hat, und von der Gräfin Genlis in unverantwortlicher Weise ans falsche Führten gesetzt worden ist, da diese, von ihrem schlechten Gewissen gewarnt, ein Wiedersehen von Mutter und Sohn unter allen Umständen verhindern zu müssen glaubt, wird uus von einer geisteskranken alten Frau erzählt, die von Fite Ruck, dein echten zwei¬ beinigen Bernhardiner, ans der Straße gefunden und vorläufig bei einem alten Drachen, der Mutter Martens, untergebracht wird, wo der gute Magister Pappelius, der auf der Suche nach seinem durchgebrannten Igel ist, ihrer an¬ sichtig wird und sie, da sich Mutter Mnrtens weigert, die mittellose Fremde länger zu behalten, mit sich nach Hanse nimmt und in einem Dachstübchen seines kleinen Häuschens ans der Papagojenstraße ehrbar unterbringt. Natürlich ist die arme Frau niemand anders als die Herzogin von Blavard, 'Gastons Mutter. Sie erlangt ihr rechtes Bewußtsein, das sie bei dem Brand ihres Schlosses vor Schreck verloren hatte, erst wieder infolge eines Sturzes und der .Kopfwunde, die sie sich dabei zugezogen hatte, und stirbt in den Armen ihres Sohnes- Diese Emigrantenepisode ist sehr geschickt mit andern und mit der Haupt- Handlung, den Schicksalen der Birkenfeldschen Familie, durch viele die Wahr¬ scheinlichkeit des Ganzen erhöhende Fäden verknüpft, und der Leser wird namentlich an dein kobvldartigen, wenn auch freilich niemals recht einwand¬ freien Treiben der Gräfin Genlis, an den wiederholt mißglückenden, schließlich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/716>, abgerufen am 22.07.2024.