Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Zwei Seelen

Sie Werden uns bald haben. Das Lied ist aus, Brüderchen, nur diesen Abend
haben wir noch für uns. Morgen ist kein Tag mehr. Las; uns in die Stadt
gehn, ich werde dich führen. Ich weiß hier Bescheid, ich kenne alles. Du sollst
dich einmal gründlich amüsieren, wir werden einen Hauptspaß haben. Morgen
ists doch vorüber.

Siehst du das endlich ein? erwiderte ich in bitterm Zorn und in verzweiflungs¬
voller Angst, da ich hinter uns Schritte hörte. Komm doch, Andres.

Nein nein, rief er störrisch. Ich gehe nicht mit dir. Keinen Schritt. Laß
uns umkehren, es ist doch alles aus.

Komm doch, bat ich wieder. Es ist noch nicht alles aus. Es kommt uoch etwas.

Was kommt noch? fragte er begierig und in plötzlicher Hoffnung.

Du wirst es ja sehen.

Ja, ich werde es sehen. Ich werde noch viel erleben. Er griff nach meinem
Arm und ließ sich weiter ziehen. Du bist ein guter Mensch, Heinrich, und du hast
Verstand, Verstand für uns beide. Ich habe immer große Stücke auf dich ge¬
halten. Ich verlasse mich ganz auf dich. Dn wirst mir einen guten Rat geben.

Das werde ich tun, versetzte ich.

Was für einen Menschen schleppte ich da mit mir? Der alte Andres war
das nicht mehr, der war bei dem toten Manne zurück geblieben. Doch nein, der
ursprüngliche Mensch kam nun zum Vorschein. Da er seine Rache befriedigt und
nun nichts mehr hatte, was stärker und größer als er war, so sank er nun in
sich zusammen, und vou dem Manne, der mit unerschütterlicher Geduld seine Be¬
freiung vorbereitet, der so vielen Gefahren getrotzt und in so großer Bedrängnis
ohne Herzklopfen und ohne Klage ausgeharrt hatte, blieb nnn nichts mehr übrig
als ein armer, gebrochner Wicht, der sich ohne Sträuben ergab und nur noch be¬
gehrte, einige wenige schäumende Stunden vor der unvermeidlichen Abrechnung zu
verleben. Ich betrachtete ihn von der Seite; er merkte es, lächelte blöde und
faßte meinen Arm fester. Wie ein Ertrinkender klammerte er sich an. In, jetzt mußte
ich durch. Die Erde trug uus beide nicht mehr. Der eine war schon im Ver¬
sinken, und seine letzte Tat war, den andern mit sich zu reißen.

Wir waren endlich im freien Felde. Der Mond war inzwischen aufgegangen,
und der Strom floß durch seinen Glanz. Ich blieb stehn und sagte nun so kalt
und ruhig, wie ich es mit einem in allen Tiefen erbebenden Herzen vermochte:
Andres, du siehst, was du angerichtet hast. Noch begreifst du es nicht ganz, morgen
würdest du es aber ganz verstehn. Ja du bist verloren. Kein Engel im Himmel
rettet dich mehr. Ich habe dich gewarnt, und du bist von dir selber gewarnt
worden, aber du hast nicht hören wollen. Und mich hast dn nun in dein Ver¬
derben hineingezogen. Dn hast mich doch belogen. Hätte ich die Wahrheit ge¬
kannt, ich wäre nicht mit dir gegangen. Was liegt nun schon alles ans unserm
Wege? Und nnn schreit mich noch Blut hinter uns her. Was habe ich dir getan,
daß du mich deiner Rache opfern mußtest? War ich nicht schon unglücklich genug?
Du bist verloren, Andres. Du kannst dich nicht mehr retten, und ich kann es auch
nicht. Ich kann nur noch mich selber retten. Ich kann es versuchen und will es
versuchen. Denn ich will so nicht mit dir untergehn Für dich gibt es mir noch
einen Weg, den dn gehen mußt und sollst: da hinunter, ins Wasser. Das ist jetzt
dein Weg, einen andern hast du uicht mehr.

Das wnreu die Worte, die ich mir unterwegs unaufhörlich vorgesagt hatte,
als läse ich sie irgendwo ub und müßte sie auswendig lernen, und ich werde wohl
auch keins von ihnen vergessen haben, ich höre die fremde Stimme, die sie sprach,
noch immer, als hätte sie soeben gesprochen.

Roter hörte mich mit weit geöffneten Augen an und quälte sich, meine Worte
zu verstehn. Als ich nun den Stock über meinem Kopf hob und ihn in voller
Verzweiflung ansah, verstand er. Ein Schrei rang sich hervor, er reckte sich, über
ehe er an mich heran konnte, lag er schon ans der Erde. Ich beugte mich über


Zwei Seelen

Sie Werden uns bald haben. Das Lied ist aus, Brüderchen, nur diesen Abend
haben wir noch für uns. Morgen ist kein Tag mehr. Las; uns in die Stadt
gehn, ich werde dich führen. Ich weiß hier Bescheid, ich kenne alles. Du sollst
dich einmal gründlich amüsieren, wir werden einen Hauptspaß haben. Morgen
ists doch vorüber.

Siehst du das endlich ein? erwiderte ich in bitterm Zorn und in verzweiflungs¬
voller Angst, da ich hinter uns Schritte hörte. Komm doch, Andres.

Nein nein, rief er störrisch. Ich gehe nicht mit dir. Keinen Schritt. Laß
uns umkehren, es ist doch alles aus.

Komm doch, bat ich wieder. Es ist noch nicht alles aus. Es kommt uoch etwas.

Was kommt noch? fragte er begierig und in plötzlicher Hoffnung.

Du wirst es ja sehen.

Ja, ich werde es sehen. Ich werde noch viel erleben. Er griff nach meinem
Arm und ließ sich weiter ziehen. Du bist ein guter Mensch, Heinrich, und du hast
Verstand, Verstand für uns beide. Ich habe immer große Stücke auf dich ge¬
halten. Ich verlasse mich ganz auf dich. Dn wirst mir einen guten Rat geben.

Das werde ich tun, versetzte ich.

Was für einen Menschen schleppte ich da mit mir? Der alte Andres war
das nicht mehr, der war bei dem toten Manne zurück geblieben. Doch nein, der
ursprüngliche Mensch kam nun zum Vorschein. Da er seine Rache befriedigt und
nun nichts mehr hatte, was stärker und größer als er war, so sank er nun in
sich zusammen, und vou dem Manne, der mit unerschütterlicher Geduld seine Be¬
freiung vorbereitet, der so vielen Gefahren getrotzt und in so großer Bedrängnis
ohne Herzklopfen und ohne Klage ausgeharrt hatte, blieb nnn nichts mehr übrig
als ein armer, gebrochner Wicht, der sich ohne Sträuben ergab und nur noch be¬
gehrte, einige wenige schäumende Stunden vor der unvermeidlichen Abrechnung zu
verleben. Ich betrachtete ihn von der Seite; er merkte es, lächelte blöde und
faßte meinen Arm fester. Wie ein Ertrinkender klammerte er sich an. In, jetzt mußte
ich durch. Die Erde trug uus beide nicht mehr. Der eine war schon im Ver¬
sinken, und seine letzte Tat war, den andern mit sich zu reißen.

Wir waren endlich im freien Felde. Der Mond war inzwischen aufgegangen,
und der Strom floß durch seinen Glanz. Ich blieb stehn und sagte nun so kalt
und ruhig, wie ich es mit einem in allen Tiefen erbebenden Herzen vermochte:
Andres, du siehst, was du angerichtet hast. Noch begreifst du es nicht ganz, morgen
würdest du es aber ganz verstehn. Ja du bist verloren. Kein Engel im Himmel
rettet dich mehr. Ich habe dich gewarnt, und du bist von dir selber gewarnt
worden, aber du hast nicht hören wollen. Und mich hast dn nun in dein Ver¬
derben hineingezogen. Dn hast mich doch belogen. Hätte ich die Wahrheit ge¬
kannt, ich wäre nicht mit dir gegangen. Was liegt nun schon alles ans unserm
Wege? Und nnn schreit mich noch Blut hinter uns her. Was habe ich dir getan,
daß du mich deiner Rache opfern mußtest? War ich nicht schon unglücklich genug?
Du bist verloren, Andres. Du kannst dich nicht mehr retten, und ich kann es auch
nicht. Ich kann nur noch mich selber retten. Ich kann es versuchen und will es
versuchen. Denn ich will so nicht mit dir untergehn Für dich gibt es mir noch
einen Weg, den dn gehen mußt und sollst: da hinunter, ins Wasser. Das ist jetzt
dein Weg, einen andern hast du uicht mehr.

Das wnreu die Worte, die ich mir unterwegs unaufhörlich vorgesagt hatte,
als läse ich sie irgendwo ub und müßte sie auswendig lernen, und ich werde wohl
auch keins von ihnen vergessen haben, ich höre die fremde Stimme, die sie sprach,
noch immer, als hätte sie soeben gesprochen.

Roter hörte mich mit weit geöffneten Augen an und quälte sich, meine Worte
zu verstehn. Als ich nun den Stock über meinem Kopf hob und ihn in voller
Verzweiflung ansah, verstand er. Ein Schrei rang sich hervor, er reckte sich, über
ehe er an mich heran konnte, lag er schon ans der Erde. Ich beugte mich über


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0668" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/242738"/>
            <fw type="header" place="top"> Zwei Seelen</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_2454" prev="#ID_2453"> Sie Werden uns bald haben. Das Lied ist aus, Brüderchen, nur diesen Abend<lb/>
haben wir noch für uns. Morgen ist kein Tag mehr. Las; uns in die Stadt<lb/>
gehn, ich werde dich führen. Ich weiß hier Bescheid, ich kenne alles. Du sollst<lb/>
dich einmal gründlich amüsieren, wir werden einen Hauptspaß haben. Morgen<lb/>
ists doch vorüber.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2455"> Siehst du das endlich ein? erwiderte ich in bitterm Zorn und in verzweiflungs¬<lb/>
voller Angst, da ich hinter uns Schritte hörte.  Komm doch, Andres.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2456"> Nein nein, rief er störrisch. Ich gehe nicht mit dir. Keinen Schritt. Laß<lb/>
uns umkehren, es ist doch alles aus.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2457"> Komm doch, bat ich wieder. Es ist noch nicht alles aus. Es kommt uoch etwas.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2458"> Was kommt noch? fragte er begierig und in plötzlicher Hoffnung.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2459"> Du wirst es ja sehen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2460"> Ja, ich werde es sehen. Ich werde noch viel erleben. Er griff nach meinem<lb/>
Arm und ließ sich weiter ziehen. Du bist ein guter Mensch, Heinrich, und du hast<lb/>
Verstand, Verstand für uns beide. Ich habe immer große Stücke auf dich ge¬<lb/>
halten.  Ich verlasse mich ganz auf dich. Dn wirst mir einen guten Rat geben.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2461"> Das werde ich tun, versetzte ich.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2462"> Was für einen Menschen schleppte ich da mit mir? Der alte Andres war<lb/>
das nicht mehr, der war bei dem toten Manne zurück geblieben. Doch nein, der<lb/>
ursprüngliche Mensch kam nun zum Vorschein. Da er seine Rache befriedigt und<lb/>
nun nichts mehr hatte, was stärker und größer als er war, so sank er nun in<lb/>
sich zusammen, und vou dem Manne, der mit unerschütterlicher Geduld seine Be¬<lb/>
freiung vorbereitet, der so vielen Gefahren getrotzt und in so großer Bedrängnis<lb/>
ohne Herzklopfen und ohne Klage ausgeharrt hatte, blieb nnn nichts mehr übrig<lb/>
als ein armer, gebrochner Wicht, der sich ohne Sträuben ergab und nur noch be¬<lb/>
gehrte, einige wenige schäumende Stunden vor der unvermeidlichen Abrechnung zu<lb/>
verleben. Ich betrachtete ihn von der Seite; er merkte es, lächelte blöde und<lb/>
faßte meinen Arm fester. Wie ein Ertrinkender klammerte er sich an. In, jetzt mußte<lb/>
ich durch. Die Erde trug uus beide nicht mehr. Der eine war schon im Ver¬<lb/>
sinken, und seine letzte Tat war, den andern mit sich zu reißen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2463"> Wir waren endlich im freien Felde. Der Mond war inzwischen aufgegangen,<lb/>
und der Strom floß durch seinen Glanz. Ich blieb stehn und sagte nun so kalt<lb/>
und ruhig, wie ich es mit einem in allen Tiefen erbebenden Herzen vermochte:<lb/>
Andres, du siehst, was du angerichtet hast. Noch begreifst du es nicht ganz, morgen<lb/>
würdest du es aber ganz verstehn. Ja du bist verloren. Kein Engel im Himmel<lb/>
rettet dich mehr. Ich habe dich gewarnt, und du bist von dir selber gewarnt<lb/>
worden, aber du hast nicht hören wollen. Und mich hast dn nun in dein Ver¬<lb/>
derben hineingezogen. Dn hast mich doch belogen. Hätte ich die Wahrheit ge¬<lb/>
kannt, ich wäre nicht mit dir gegangen. Was liegt nun schon alles ans unserm<lb/>
Wege? Und nnn schreit mich noch Blut hinter uns her. Was habe ich dir getan,<lb/>
daß du mich deiner Rache opfern mußtest? War ich nicht schon unglücklich genug?<lb/>
Du bist verloren, Andres. Du kannst dich nicht mehr retten, und ich kann es auch<lb/>
nicht. Ich kann nur noch mich selber retten. Ich kann es versuchen und will es<lb/>
versuchen. Denn ich will so nicht mit dir untergehn Für dich gibt es mir noch<lb/>
einen Weg, den dn gehen mußt und sollst: da hinunter, ins Wasser. Das ist jetzt<lb/>
dein Weg, einen andern hast du uicht mehr.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2464"> Das wnreu die Worte, die ich mir unterwegs unaufhörlich vorgesagt hatte,<lb/>
als läse ich sie irgendwo ub und müßte sie auswendig lernen, und ich werde wohl<lb/>
auch keins von ihnen vergessen haben, ich höre die fremde Stimme, die sie sprach,<lb/>
noch immer, als hätte sie soeben gesprochen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2465" next="#ID_2466"> Roter hörte mich mit weit geöffneten Augen an und quälte sich, meine Worte<lb/>
zu verstehn. Als ich nun den Stock über meinem Kopf hob und ihn in voller<lb/>
Verzweiflung ansah, verstand er. Ein Schrei rang sich hervor, er reckte sich, über<lb/>
ehe er an mich heran konnte, lag er schon ans der Erde.  Ich beugte mich über</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0668] Zwei Seelen Sie Werden uns bald haben. Das Lied ist aus, Brüderchen, nur diesen Abend haben wir noch für uns. Morgen ist kein Tag mehr. Las; uns in die Stadt gehn, ich werde dich führen. Ich weiß hier Bescheid, ich kenne alles. Du sollst dich einmal gründlich amüsieren, wir werden einen Hauptspaß haben. Morgen ists doch vorüber. Siehst du das endlich ein? erwiderte ich in bitterm Zorn und in verzweiflungs¬ voller Angst, da ich hinter uns Schritte hörte. Komm doch, Andres. Nein nein, rief er störrisch. Ich gehe nicht mit dir. Keinen Schritt. Laß uns umkehren, es ist doch alles aus. Komm doch, bat ich wieder. Es ist noch nicht alles aus. Es kommt uoch etwas. Was kommt noch? fragte er begierig und in plötzlicher Hoffnung. Du wirst es ja sehen. Ja, ich werde es sehen. Ich werde noch viel erleben. Er griff nach meinem Arm und ließ sich weiter ziehen. Du bist ein guter Mensch, Heinrich, und du hast Verstand, Verstand für uns beide. Ich habe immer große Stücke auf dich ge¬ halten. Ich verlasse mich ganz auf dich. Dn wirst mir einen guten Rat geben. Das werde ich tun, versetzte ich. Was für einen Menschen schleppte ich da mit mir? Der alte Andres war das nicht mehr, der war bei dem toten Manne zurück geblieben. Doch nein, der ursprüngliche Mensch kam nun zum Vorschein. Da er seine Rache befriedigt und nun nichts mehr hatte, was stärker und größer als er war, so sank er nun in sich zusammen, und vou dem Manne, der mit unerschütterlicher Geduld seine Be¬ freiung vorbereitet, der so vielen Gefahren getrotzt und in so großer Bedrängnis ohne Herzklopfen und ohne Klage ausgeharrt hatte, blieb nnn nichts mehr übrig als ein armer, gebrochner Wicht, der sich ohne Sträuben ergab und nur noch be¬ gehrte, einige wenige schäumende Stunden vor der unvermeidlichen Abrechnung zu verleben. Ich betrachtete ihn von der Seite; er merkte es, lächelte blöde und faßte meinen Arm fester. Wie ein Ertrinkender klammerte er sich an. In, jetzt mußte ich durch. Die Erde trug uus beide nicht mehr. Der eine war schon im Ver¬ sinken, und seine letzte Tat war, den andern mit sich zu reißen. Wir waren endlich im freien Felde. Der Mond war inzwischen aufgegangen, und der Strom floß durch seinen Glanz. Ich blieb stehn und sagte nun so kalt und ruhig, wie ich es mit einem in allen Tiefen erbebenden Herzen vermochte: Andres, du siehst, was du angerichtet hast. Noch begreifst du es nicht ganz, morgen würdest du es aber ganz verstehn. Ja du bist verloren. Kein Engel im Himmel rettet dich mehr. Ich habe dich gewarnt, und du bist von dir selber gewarnt worden, aber du hast nicht hören wollen. Und mich hast dn nun in dein Ver¬ derben hineingezogen. Dn hast mich doch belogen. Hätte ich die Wahrheit ge¬ kannt, ich wäre nicht mit dir gegangen. Was liegt nun schon alles ans unserm Wege? Und nnn schreit mich noch Blut hinter uns her. Was habe ich dir getan, daß du mich deiner Rache opfern mußtest? War ich nicht schon unglücklich genug? Du bist verloren, Andres. Du kannst dich nicht mehr retten, und ich kann es auch nicht. Ich kann nur noch mich selber retten. Ich kann es versuchen und will es versuchen. Denn ich will so nicht mit dir untergehn Für dich gibt es mir noch einen Weg, den dn gehen mußt und sollst: da hinunter, ins Wasser. Das ist jetzt dein Weg, einen andern hast du uicht mehr. Das wnreu die Worte, die ich mir unterwegs unaufhörlich vorgesagt hatte, als läse ich sie irgendwo ub und müßte sie auswendig lernen, und ich werde wohl auch keins von ihnen vergessen haben, ich höre die fremde Stimme, die sie sprach, noch immer, als hätte sie soeben gesprochen. Roter hörte mich mit weit geöffneten Augen an und quälte sich, meine Worte zu verstehn. Als ich nun den Stock über meinem Kopf hob und ihn in voller Verzweiflung ansah, verstand er. Ein Schrei rang sich hervor, er reckte sich, über ehe er an mich heran konnte, lag er schon ans der Erde. Ich beugte mich über

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/668
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/668>, abgerufen am 03.07.2024.