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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

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Zwei Seelen

gegangen und wandelte nnn die Stiege hinab auf die Straße, schliefe ich wieder
ein. so würde er wieder herauf kommen und mich von neuem bedrücken, ^es
durfte nicht mehr schlafen, ich mußte die Augen offen halten, denn nnr wenn ich klar
sah und scharf dachte, konnten die Schatten nicht über mich kommen. Ich stand dann
gewöhnlich auf und legte mich ins Fenster, Unten gingen noch Menscheii. sie
Plauderten zusammen und lachten. Und über ihnen zogen die Sterne ihre -habn,
alles wie gestern, und so würde es auch morgen sein. Wie töricht war doch die
Angst, daß es morgen anders wäre als heute. Wovor fürchtete ich mich eigent¬
lich? Ich machte mir die Lage meiner Verhältnisse Punkt für Punkt klar Die
Zeitungen hatten zwar von unserm Treiben berichtet, sie hatten aber auch mit¬
geteilt, daß alle Nachforschungen fruchtlos verlaufen wären, und nach und nach
waren die Dinge, an denen ich beteiligt gewesen war, über Dingen, die mich nichts
angingen, vergessen worden. Torheit! Die Sonne bringt es nicht um den ^ag.
mich der Mond und die Sterne nicht. Wenn überhaupt alles, was im Finstern
geschehn ist. durchaus ans Licht treten müßte, die Welt würde sich wundern. Tor¬
heit, sagte ich. und sagte es so oft. bis ich es glaubte, und wenn ich meiner Sache
sicher geworden war. fing ich wieder an zu zweifeln. So stand ich in mancher
Nacht am offnen Fenster, bis mich der Frost wieder uns mein Lager trieb, over
der anbrechende Tag dem Spuk ein Ende machte. Und draußen fing co mehr
und mehr an Frühling zu werden. Zuerst ein stürmisches Manschen und dann
sein stilles sanftes starkes Wehn. Die Kastanien bedeckten sich n.it schwellenden
Knospen schon sangen die Drosseln, bald mußte auch die Nachtigall schlagen. Auf
allen Zweigen war ein kräftiges Regen und Bewegen, ein Abschütteln der dürren
Blätter, ein Fertigwerden mit der Vergangenheit, allenthalben ein Hinemtaucheu
w das neue Leben, Warum kann nicht auch der Mensch, der doch auch em Stuck
der Natur ist, mit hineintanchen, mit hineinversinken und verjüngt auferstehn?

Ich erkannte nnn. daß ich krank war und immer kränker werden würde, wenn
"h nicht bald deu Wanderstab ergriffe und mich von dem Platze meiner traurigen
Erinnerungen soweit wie möglich entfernte. So weit, daß dem Gespenst, das
meine Gedanken vergiftete, die Lust verging, mich noch länger zu verfolgen. Ichbegann meine Reisepläne weiter zu entwickeln.

Unter mir wohnte ein Journalist, mit dem ich hin und wieder em stört ge¬
wechselt hatte, ein armer dürftiger Mensch mit einem blassen Hnngergcpcht das
von fortwährendem Mißerfolg redete. Von Beruf Schriftsetzer hatte er einstmals
die Leitung eiues Parteiblättchens übernehmen müssen und in dieser verantwort¬
lichen Stellung um der Sünden andrer willen das Leben in den Gefängnissen
gründlich kennen gelernt bis ihm endlich seine Würde, die ihm anfangs wie Cham¬
pagnerwein eingegangen war, lästig wurde. Jetzt schrieb er Aufsätze und lieferte
""es Mitteilungen' über das. was auf der Straße geschah. Genau angesehen trieb
er ungefähr dasselbe Geschäft wie Heinemann und Genossen, indem er jedes neue
Buch, das ihm durch einen Zufall uuter die Hände geriet, mit der Brechstange
""griff und das. was für ihn und die Leser, auf die er rechnete, brauchbar erschien,
herausspreugte. Auf diese Art fiel es ihm nicht schwer, über die nklerverschiedensten
Gegenstände mit derselben Sachkenntnis zu berichten, und seine Arbeit bestand nur°"um. die grob heransgebrochuen Stücke ein wenig anzuschleifen und sie dann innner billigen und gangbaren Fassung eigner Erfindung unter die Leute zu bringen,
Sucher waren noch die einzige Welt, in der ich mich für eine Weile wohl befand.
^Ulen guten stillen Buche zu folgen auf deu verschlungnen Pfaden, die es fuhrt, da
Mavzublicken in einen sonnenbeschienenen Winkel und dort in eine dunkle Tiefe, und
W langsam emporzusteigen bis zu dem Punkte, wo sich die mannigfaltigen und um er
1 so verschiednen Teile zu einem Ganzen fügen und in ein einziges großes Bild
L'""""enfließen. ^es brachte noch immer am meisten Ruhe über die finstern Gefühle,deren Gewalt ich gekommen war. Und so empfand ich anch vor dem Manne,Grenzbote


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Zwei Seelen

gegangen und wandelte nnn die Stiege hinab auf die Straße, schliefe ich wieder
ein. so würde er wieder herauf kommen und mich von neuem bedrücken, ^es
durfte nicht mehr schlafen, ich mußte die Augen offen halten, denn nnr wenn ich klar
sah und scharf dachte, konnten die Schatten nicht über mich kommen. Ich stand dann
gewöhnlich auf und legte mich ins Fenster, Unten gingen noch Menscheii. sie
Plauderten zusammen und lachten. Und über ihnen zogen die Sterne ihre -habn,
alles wie gestern, und so würde es auch morgen sein. Wie töricht war doch die
Angst, daß es morgen anders wäre als heute. Wovor fürchtete ich mich eigent¬
lich? Ich machte mir die Lage meiner Verhältnisse Punkt für Punkt klar Die
Zeitungen hatten zwar von unserm Treiben berichtet, sie hatten aber auch mit¬
geteilt, daß alle Nachforschungen fruchtlos verlaufen wären, und nach und nach
waren die Dinge, an denen ich beteiligt gewesen war, über Dingen, die mich nichts
angingen, vergessen worden. Torheit! Die Sonne bringt es nicht um den ^ag.
mich der Mond und die Sterne nicht. Wenn überhaupt alles, was im Finstern
geschehn ist. durchaus ans Licht treten müßte, die Welt würde sich wundern. Tor¬
heit, sagte ich. und sagte es so oft. bis ich es glaubte, und wenn ich meiner Sache
sicher geworden war. fing ich wieder an zu zweifeln. So stand ich in mancher
Nacht am offnen Fenster, bis mich der Frost wieder uns mein Lager trieb, over
der anbrechende Tag dem Spuk ein Ende machte. Und draußen fing co mehr
und mehr an Frühling zu werden. Zuerst ein stürmisches Manschen und dann
sein stilles sanftes starkes Wehn. Die Kastanien bedeckten sich n.it schwellenden
Knospen schon sangen die Drosseln, bald mußte auch die Nachtigall schlagen. Auf
allen Zweigen war ein kräftiges Regen und Bewegen, ein Abschütteln der dürren
Blätter, ein Fertigwerden mit der Vergangenheit, allenthalben ein Hinemtaucheu
w das neue Leben, Warum kann nicht auch der Mensch, der doch auch em Stuck
der Natur ist, mit hineintanchen, mit hineinversinken und verjüngt auferstehn?

Ich erkannte nnn. daß ich krank war und immer kränker werden würde, wenn
"h nicht bald deu Wanderstab ergriffe und mich von dem Platze meiner traurigen
Erinnerungen soweit wie möglich entfernte. So weit, daß dem Gespenst, das
meine Gedanken vergiftete, die Lust verging, mich noch länger zu verfolgen. Ichbegann meine Reisepläne weiter zu entwickeln.

Unter mir wohnte ein Journalist, mit dem ich hin und wieder em stört ge¬
wechselt hatte, ein armer dürftiger Mensch mit einem blassen Hnngergcpcht das
von fortwährendem Mißerfolg redete. Von Beruf Schriftsetzer hatte er einstmals
die Leitung eiues Parteiblättchens übernehmen müssen und in dieser verantwort¬
lichen Stellung um der Sünden andrer willen das Leben in den Gefängnissen
gründlich kennen gelernt bis ihm endlich seine Würde, die ihm anfangs wie Cham¬
pagnerwein eingegangen war, lästig wurde. Jetzt schrieb er Aufsätze und lieferte
""es Mitteilungen' über das. was auf der Straße geschah. Genau angesehen trieb
er ungefähr dasselbe Geschäft wie Heinemann und Genossen, indem er jedes neue
Buch, das ihm durch einen Zufall uuter die Hände geriet, mit der Brechstange
""griff und das. was für ihn und die Leser, auf die er rechnete, brauchbar erschien,
herausspreugte. Auf diese Art fiel es ihm nicht schwer, über die nklerverschiedensten
Gegenstände mit derselben Sachkenntnis zu berichten, und seine Arbeit bestand nur°"um. die grob heransgebrochuen Stücke ein wenig anzuschleifen und sie dann innner billigen und gangbaren Fassung eigner Erfindung unter die Leute zu bringen,
Sucher waren noch die einzige Welt, in der ich mich für eine Weile wohl befand.
^Ulen guten stillen Buche zu folgen auf deu verschlungnen Pfaden, die es fuhrt, da
Mavzublicken in einen sonnenbeschienenen Winkel und dort in eine dunkle Tiefe, und
W langsam emporzusteigen bis zu dem Punkte, wo sich die mannigfaltigen und um er
1 so verschiednen Teile zu einem Ganzen fügen und in ein einziges großes Bild
L'""""enfließen. ^es brachte noch immer am meisten Ruhe über die finstern Gefühle,deren Gewalt ich gekommen war. Und so empfand ich anch vor dem Manne,Grenzbote


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[0465] Zwei Seelen gegangen und wandelte nnn die Stiege hinab auf die Straße, schliefe ich wieder ein. so würde er wieder herauf kommen und mich von neuem bedrücken, ^es durfte nicht mehr schlafen, ich mußte die Augen offen halten, denn nnr wenn ich klar sah und scharf dachte, konnten die Schatten nicht über mich kommen. Ich stand dann gewöhnlich auf und legte mich ins Fenster, Unten gingen noch Menscheii. sie Plauderten zusammen und lachten. Und über ihnen zogen die Sterne ihre -habn, alles wie gestern, und so würde es auch morgen sein. Wie töricht war doch die Angst, daß es morgen anders wäre als heute. Wovor fürchtete ich mich eigent¬ lich? Ich machte mir die Lage meiner Verhältnisse Punkt für Punkt klar Die Zeitungen hatten zwar von unserm Treiben berichtet, sie hatten aber auch mit¬ geteilt, daß alle Nachforschungen fruchtlos verlaufen wären, und nach und nach waren die Dinge, an denen ich beteiligt gewesen war, über Dingen, die mich nichts angingen, vergessen worden. Torheit! Die Sonne bringt es nicht um den ^ag. mich der Mond und die Sterne nicht. Wenn überhaupt alles, was im Finstern geschehn ist. durchaus ans Licht treten müßte, die Welt würde sich wundern. Tor¬ heit, sagte ich. und sagte es so oft. bis ich es glaubte, und wenn ich meiner Sache sicher geworden war. fing ich wieder an zu zweifeln. So stand ich in mancher Nacht am offnen Fenster, bis mich der Frost wieder uns mein Lager trieb, over der anbrechende Tag dem Spuk ein Ende machte. Und draußen fing co mehr und mehr an Frühling zu werden. Zuerst ein stürmisches Manschen und dann sein stilles sanftes starkes Wehn. Die Kastanien bedeckten sich n.it schwellenden Knospen schon sangen die Drosseln, bald mußte auch die Nachtigall schlagen. Auf allen Zweigen war ein kräftiges Regen und Bewegen, ein Abschütteln der dürren Blätter, ein Fertigwerden mit der Vergangenheit, allenthalben ein Hinemtaucheu w das neue Leben, Warum kann nicht auch der Mensch, der doch auch em Stuck der Natur ist, mit hineintanchen, mit hineinversinken und verjüngt auferstehn? Ich erkannte nnn. daß ich krank war und immer kränker werden würde, wenn "h nicht bald deu Wanderstab ergriffe und mich von dem Platze meiner traurigen Erinnerungen soweit wie möglich entfernte. So weit, daß dem Gespenst, das meine Gedanken vergiftete, die Lust verging, mich noch länger zu verfolgen. Ichbegann meine Reisepläne weiter zu entwickeln. Unter mir wohnte ein Journalist, mit dem ich hin und wieder em stört ge¬ wechselt hatte, ein armer dürftiger Mensch mit einem blassen Hnngergcpcht das von fortwährendem Mißerfolg redete. Von Beruf Schriftsetzer hatte er einstmals die Leitung eiues Parteiblättchens übernehmen müssen und in dieser verantwort¬ lichen Stellung um der Sünden andrer willen das Leben in den Gefängnissen gründlich kennen gelernt bis ihm endlich seine Würde, die ihm anfangs wie Cham¬ pagnerwein eingegangen war, lästig wurde. Jetzt schrieb er Aufsätze und lieferte ""es Mitteilungen' über das. was auf der Straße geschah. Genau angesehen trieb er ungefähr dasselbe Geschäft wie Heinemann und Genossen, indem er jedes neue Buch, das ihm durch einen Zufall uuter die Hände geriet, mit der Brechstange ""griff und das. was für ihn und die Leser, auf die er rechnete, brauchbar erschien, herausspreugte. Auf diese Art fiel es ihm nicht schwer, über die nklerverschiedensten Gegenstände mit derselben Sachkenntnis zu berichten, und seine Arbeit bestand nur°"um. die grob heransgebrochuen Stücke ein wenig anzuschleifen und sie dann innner billigen und gangbaren Fassung eigner Erfindung unter die Leute zu bringen, Sucher waren noch die einzige Welt, in der ich mich für eine Weile wohl befand. ^Ulen guten stillen Buche zu folgen auf deu verschlungnen Pfaden, die es fuhrt, da Mavzublicken in einen sonnenbeschienenen Winkel und dort in eine dunkle Tiefe, und W langsam emporzusteigen bis zu dem Punkte, wo sich die mannigfaltigen und um er 1 so verschiednen Teile zu einem Ganzen fügen und in ein einziges großes Bild L'""""enfließen. ^es brachte noch immer am meisten Ruhe über die finstern Gefühle,deren Gewalt ich gekommen war. Und so empfand ich anch vor dem Manne,Grenzbote nIV IWZ

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/465>, abgerufen am 26.06.2024.