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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

des Weltmarkts vertragen es aber wegen ihres auf die billigste Basis gesunknen
Einstandspreises überhaupt nicht, daß der Zwischenhandel sie verteuert. Alle Produkte
des Maschinenbaues werden mehr und mehr darauf angewiesen sein, ihren Weg
direkt vom Fabrikanten zum Konsumenten zu finden, dnrch Vermittlung sachverständiger
Reisender oder im Lande domizilierter SpezialVertreter. Es gibt zwar anch in
Deutschland einige Fabrikanten, die direkt mit ihren Konsumenten arbeiten, aber lange
nicht in dem Umfange wie in den Vereinigten Staaten, wo das die Negel ist.

Sehr gute Erfolge hat auch die amerikanische Art gezeitigt, Länder, die man
wirtschaftlich erobern will, durch große Gesellschaften mit bedeutendem Kapital zu
bearbeiten. Oft werden in dem fremden Lande selbst bedeutende amerikanische
Sozietäten gegründet, ganz als ob es sich um eine Gründung im eignen Lande
handelte, und nur die untergeordneten Stellen werden durch Eingeborne mit billigen
Löhnen besetzt. Die deutschen Unternehmer treten dagegen noch immer, von einigen
wenigen Ausnahmen abgesehen, vereinzelt und persönlich in überseeischen Ländern
ans und können deshalb schon jetzt an vielen Orten nicht mehr erfolgreich gegen
den Wettbewerb des übermächtigen amerikanischen Kapitals ankämpfen. Der deutsche
Kaufmann wagt sich niemals an Unternehmungen heran, die nicht von vornherein
eine gewisse Sicherheit bieten, während sich die Amerikaner oft an Sachen beteiligen,
deren Erfolg unsicher ist oder doch erst nach jahrelangem ruhigem Warten eintritt.
Alles irgendwie in Deutschland entbehrliche Kapital sollte aber mit echtem Hanseatischeu
Wagemut in überseeischen Ländern angelegt werden, denn es gilt jetzt, in diesen
nicht nnr unsre politische, sondern vor allem unsre wirtschaftliche Stellung mit allen
Mitteln zu verteidigen. Der deutsche Geschäftsmann beschränkt sich auf rein kauf¬
männische Operationen und steckt nur selten sein Geld in überseeische industrielle
Betriebe, Minenunteruchinnngen oder Landwirtschaftsgesellschaften. Deshalb können
wir täglich die traurige Erscheinung beobachten, daß sich deutsche Männer sogar
dort, wo es thuen nach hartem Kampf gelungen ist, Fuß zu fassen, auf die Dauer
nicht behaupten können, weil keine deutschen Kapitalien hinter ihnen stehn, mit deren
Hilfe sie ihren Besitz bewahren könnten.

Andre Mängel, die uns gegenüber den Amerikanern schaden, bestehn in einer
ungeeigneten und häufig zu gewöhnlichen Aufmachung und Verpackung der Waren,
in dem prinzipiellen Verkauf an Großhändler und in der Unterstützung, die der
amerikanische Kaufmann bei seinen industriellen Landsleuten findet. Insbesondre hat
es die Maschinenindustrie verstanden, Waren herzustellen, die bei gleicher Qualität
billiger im Preise sind als die Produkte der Konknrrenzländer. Anstatt nach alter
Methode Hunderte von Modellen zu schaffen, und jedes Kunden Wunsch, auch wenn
er unberechtigt ist, zu befriedige", find von der amerikanischen Maschinenindnstrie
ganz bestimmte Modelle geschaffen worden, von denen nicht abgewichen wird, und
die infolgedessen bedeutend billiger hergestellt werden können, als Maschinen, die nach
einem speziell nugefertigten Modell gebaut werden. Nach der Lieferung der Maschinen
kommt dann der weitere Vorteil hinzu, daß die Fabrikanten und deren Filialen
jedes Ersatzstück bei Angabe der Nummer des Modells sofort nachliefern können,
während für die deutschen Maschinen wegen ihrer Spezialisierung Ersatzstücke oft
überhaupt nicht oder doch erst mit großem Zeitverlust gesandt werden können.

Ans diesem Gebiete also, wie auf allen andern, können wir nichts besseres tun,
als die amerikanischen Arbeitsmethoden so schnell wie möglich anzunehmen und
womöglich noch mit deutscher Gründlichkeit zu verbessern. Der erste Schritt zum
Erfolg ist immer der, daß man seine Unterlassungssünden einsieht und sein zukünftiges
Verhalten danach einrichtet. Ist erst unser Handel im guten Sinne "amerikanisiert,"
dann brauchen wir wirklich nicht zu verzagen, denn in vielen andern Dingen, die
auch wichtig für den Welthandel sind, sind wir den Amerikanern überlegen. I"
absehbarer Zeit werden unsre deutschen Reedereien unerreicht von den Amerikanern
dastehn und fortfahren, ein gutes und billiges Bindeglied zwischen Deutschland und
überseeischen Ländern zu sein. Die natürlichen Chancen sind also für uns, wenn


Maßgebliches und Unmaßgebliches

des Weltmarkts vertragen es aber wegen ihres auf die billigste Basis gesunknen
Einstandspreises überhaupt nicht, daß der Zwischenhandel sie verteuert. Alle Produkte
des Maschinenbaues werden mehr und mehr darauf angewiesen sein, ihren Weg
direkt vom Fabrikanten zum Konsumenten zu finden, dnrch Vermittlung sachverständiger
Reisender oder im Lande domizilierter SpezialVertreter. Es gibt zwar anch in
Deutschland einige Fabrikanten, die direkt mit ihren Konsumenten arbeiten, aber lange
nicht in dem Umfange wie in den Vereinigten Staaten, wo das die Negel ist.

Sehr gute Erfolge hat auch die amerikanische Art gezeitigt, Länder, die man
wirtschaftlich erobern will, durch große Gesellschaften mit bedeutendem Kapital zu
bearbeiten. Oft werden in dem fremden Lande selbst bedeutende amerikanische
Sozietäten gegründet, ganz als ob es sich um eine Gründung im eignen Lande
handelte, und nur die untergeordneten Stellen werden durch Eingeborne mit billigen
Löhnen besetzt. Die deutschen Unternehmer treten dagegen noch immer, von einigen
wenigen Ausnahmen abgesehen, vereinzelt und persönlich in überseeischen Ländern
ans und können deshalb schon jetzt an vielen Orten nicht mehr erfolgreich gegen
den Wettbewerb des übermächtigen amerikanischen Kapitals ankämpfen. Der deutsche
Kaufmann wagt sich niemals an Unternehmungen heran, die nicht von vornherein
eine gewisse Sicherheit bieten, während sich die Amerikaner oft an Sachen beteiligen,
deren Erfolg unsicher ist oder doch erst nach jahrelangem ruhigem Warten eintritt.
Alles irgendwie in Deutschland entbehrliche Kapital sollte aber mit echtem Hanseatischeu
Wagemut in überseeischen Ländern angelegt werden, denn es gilt jetzt, in diesen
nicht nnr unsre politische, sondern vor allem unsre wirtschaftliche Stellung mit allen
Mitteln zu verteidigen. Der deutsche Geschäftsmann beschränkt sich auf rein kauf¬
männische Operationen und steckt nur selten sein Geld in überseeische industrielle
Betriebe, Minenunteruchinnngen oder Landwirtschaftsgesellschaften. Deshalb können
wir täglich die traurige Erscheinung beobachten, daß sich deutsche Männer sogar
dort, wo es thuen nach hartem Kampf gelungen ist, Fuß zu fassen, auf die Dauer
nicht behaupten können, weil keine deutschen Kapitalien hinter ihnen stehn, mit deren
Hilfe sie ihren Besitz bewahren könnten.

Andre Mängel, die uns gegenüber den Amerikanern schaden, bestehn in einer
ungeeigneten und häufig zu gewöhnlichen Aufmachung und Verpackung der Waren,
in dem prinzipiellen Verkauf an Großhändler und in der Unterstützung, die der
amerikanische Kaufmann bei seinen industriellen Landsleuten findet. Insbesondre hat
es die Maschinenindustrie verstanden, Waren herzustellen, die bei gleicher Qualität
billiger im Preise sind als die Produkte der Konknrrenzländer. Anstatt nach alter
Methode Hunderte von Modellen zu schaffen, und jedes Kunden Wunsch, auch wenn
er unberechtigt ist, zu befriedige«, find von der amerikanischen Maschinenindnstrie
ganz bestimmte Modelle geschaffen worden, von denen nicht abgewichen wird, und
die infolgedessen bedeutend billiger hergestellt werden können, als Maschinen, die nach
einem speziell nugefertigten Modell gebaut werden. Nach der Lieferung der Maschinen
kommt dann der weitere Vorteil hinzu, daß die Fabrikanten und deren Filialen
jedes Ersatzstück bei Angabe der Nummer des Modells sofort nachliefern können,
während für die deutschen Maschinen wegen ihrer Spezialisierung Ersatzstücke oft
überhaupt nicht oder doch erst mit großem Zeitverlust gesandt werden können.

Ans diesem Gebiete also, wie auf allen andern, können wir nichts besseres tun,
als die amerikanischen Arbeitsmethoden so schnell wie möglich anzunehmen und
womöglich noch mit deutscher Gründlichkeit zu verbessern. Der erste Schritt zum
Erfolg ist immer der, daß man seine Unterlassungssünden einsieht und sein zukünftiges
Verhalten danach einrichtet. Ist erst unser Handel im guten Sinne „amerikanisiert,"
dann brauchen wir wirklich nicht zu verzagen, denn in vielen andern Dingen, die
auch wichtig für den Welthandel sind, sind wir den Amerikanern überlegen. I»
absehbarer Zeit werden unsre deutschen Reedereien unerreicht von den Amerikanern
dastehn und fortfahren, ein gutes und billiges Bindeglied zwischen Deutschland und
überseeischen Ländern zu sein. Die natürlichen Chancen sind also für uns, wenn


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[0704] Maßgebliches und Unmaßgebliches des Weltmarkts vertragen es aber wegen ihres auf die billigste Basis gesunknen Einstandspreises überhaupt nicht, daß der Zwischenhandel sie verteuert. Alle Produkte des Maschinenbaues werden mehr und mehr darauf angewiesen sein, ihren Weg direkt vom Fabrikanten zum Konsumenten zu finden, dnrch Vermittlung sachverständiger Reisender oder im Lande domizilierter SpezialVertreter. Es gibt zwar anch in Deutschland einige Fabrikanten, die direkt mit ihren Konsumenten arbeiten, aber lange nicht in dem Umfange wie in den Vereinigten Staaten, wo das die Negel ist. Sehr gute Erfolge hat auch die amerikanische Art gezeitigt, Länder, die man wirtschaftlich erobern will, durch große Gesellschaften mit bedeutendem Kapital zu bearbeiten. Oft werden in dem fremden Lande selbst bedeutende amerikanische Sozietäten gegründet, ganz als ob es sich um eine Gründung im eignen Lande handelte, und nur die untergeordneten Stellen werden durch Eingeborne mit billigen Löhnen besetzt. Die deutschen Unternehmer treten dagegen noch immer, von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, vereinzelt und persönlich in überseeischen Ländern ans und können deshalb schon jetzt an vielen Orten nicht mehr erfolgreich gegen den Wettbewerb des übermächtigen amerikanischen Kapitals ankämpfen. Der deutsche Kaufmann wagt sich niemals an Unternehmungen heran, die nicht von vornherein eine gewisse Sicherheit bieten, während sich die Amerikaner oft an Sachen beteiligen, deren Erfolg unsicher ist oder doch erst nach jahrelangem ruhigem Warten eintritt. Alles irgendwie in Deutschland entbehrliche Kapital sollte aber mit echtem Hanseatischeu Wagemut in überseeischen Ländern angelegt werden, denn es gilt jetzt, in diesen nicht nnr unsre politische, sondern vor allem unsre wirtschaftliche Stellung mit allen Mitteln zu verteidigen. Der deutsche Geschäftsmann beschränkt sich auf rein kauf¬ männische Operationen und steckt nur selten sein Geld in überseeische industrielle Betriebe, Minenunteruchinnngen oder Landwirtschaftsgesellschaften. Deshalb können wir täglich die traurige Erscheinung beobachten, daß sich deutsche Männer sogar dort, wo es thuen nach hartem Kampf gelungen ist, Fuß zu fassen, auf die Dauer nicht behaupten können, weil keine deutschen Kapitalien hinter ihnen stehn, mit deren Hilfe sie ihren Besitz bewahren könnten. Andre Mängel, die uns gegenüber den Amerikanern schaden, bestehn in einer ungeeigneten und häufig zu gewöhnlichen Aufmachung und Verpackung der Waren, in dem prinzipiellen Verkauf an Großhändler und in der Unterstützung, die der amerikanische Kaufmann bei seinen industriellen Landsleuten findet. Insbesondre hat es die Maschinenindustrie verstanden, Waren herzustellen, die bei gleicher Qualität billiger im Preise sind als die Produkte der Konknrrenzländer. Anstatt nach alter Methode Hunderte von Modellen zu schaffen, und jedes Kunden Wunsch, auch wenn er unberechtigt ist, zu befriedige«, find von der amerikanischen Maschinenindnstrie ganz bestimmte Modelle geschaffen worden, von denen nicht abgewichen wird, und die infolgedessen bedeutend billiger hergestellt werden können, als Maschinen, die nach einem speziell nugefertigten Modell gebaut werden. Nach der Lieferung der Maschinen kommt dann der weitere Vorteil hinzu, daß die Fabrikanten und deren Filialen jedes Ersatzstück bei Angabe der Nummer des Modells sofort nachliefern können, während für die deutschen Maschinen wegen ihrer Spezialisierung Ersatzstücke oft überhaupt nicht oder doch erst mit großem Zeitverlust gesandt werden können. Ans diesem Gebiete also, wie auf allen andern, können wir nichts besseres tun, als die amerikanischen Arbeitsmethoden so schnell wie möglich anzunehmen und womöglich noch mit deutscher Gründlichkeit zu verbessern. Der erste Schritt zum Erfolg ist immer der, daß man seine Unterlassungssünden einsieht und sein zukünftiges Verhalten danach einrichtet. Ist erst unser Handel im guten Sinne „amerikanisiert," dann brauchen wir wirklich nicht zu verzagen, denn in vielen andern Dingen, die auch wichtig für den Welthandel sind, sind wir den Amerikanern überlegen. I» absehbarer Zeit werden unsre deutschen Reedereien unerreicht von den Amerikanern dastehn und fortfahren, ein gutes und billiges Bindeglied zwischen Deutschland und überseeischen Ländern zu sein. Die natürlichen Chancen sind also für uns, wenn

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_241213/704>, abgerufen am 01.09.2024.