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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Die Bürste ist also gleichsam ein künstliches Borstentier, ein wunderbares Holz,
auf dem Haare wachsen, wie es einmal ein Negerkvuig aufzufassen beliebte. Graf
Brazzn, der bekannte Afrikareiscnde, wurde eines Tages von zwei schwarzen
Majestäten, Bruder und Schwester, beehrt, die seine europäische Reiseausrüstung
einer eingehenden Prüfung unterwarfen. Besonders fiel ihnen eine kleine Kleider¬
bürste auf; die konnten sie nicht genug bewundern. Als die Leutchen fort waren,
sah Brazzu nach, ob er noch alles habe; siehe da, es fehlte die Kleiderbürste. Der
Graf beschwerte sich beim König, der lächelnd erwiderte: Es tut mir leid; wie
kann mau aber auch so unvorsichtig sein, so etwas herumliegen zu lassen, ein Stück
Holz, aus dem Haare Heranswachsen! Selber schuld, mein Teurer!

Daraus folgt, daß es eine Bürste ohne Borsten eigentlich nicht gibt, sowenig
wie einen Besen ohne Ruten. Haare möchten meinetwegen noch hingehn, zwischen
Haaren und Borsten ist ja kein großer Unterschied; wart, ich nehm dich bei der
Bürsten nud schüttle dir die Zeitige"! --- sagt der Bayer, wenn er es mit einem
gut meint; beim Friseur kann man sich den Bart en Wo8Sö schneiden lassen, wie
der ältere Brutus im kapitolinischen Museum. Und so kann ich mir allenfalls auch
eine Dnchshaarbürste, eine Ziegenhaarbürste denken. Aber vegetabilische Fasern, Draht!
Welch ein Unding, ein Borstentier, auf dem Gras wächst!

Unter deu vegetabilischen Bürsten steht die Affengrasbürste obenan. Das Assen-
gras ist die grobe, schwarze Piassavnfaser, die von den Blattstielen einer brasilia¬
nischen Palme gewonnen wird. Vor ein paar Jahrzehnten entdeckte die Piasscwa
ein Bürstenfabrikant in Liverpool, und zwar an einem brasilianischen Schiffe, das
zum Schutze gegen die Reibung an den Ufermauern einen Gürtel von Piassavci-
gras erhalten hatte. Der Gürtel war ans Ufer geworfen worden. In Italien
benutzt man die Rispen der Mohrenhirse, die man hier S^Mus, nennt, zur Her¬
stellung von Bürsten und Besen; zu Scheuerbürsten wird Reisstroh und selbst ge¬
meines Stroh genommen. Sogar Zahnbürsten wachsen auf dem Felde; in Ost¬
indien haben sie den sogenannten Zahnbürstenbaum, aus der Familie der Lonicercn,
dessen Wurzeln allgemein als Zahnbürsten gebraucht werden. Die Italiener be¬
nutzen zu demselben Zweck die Altheewurzel. Alles Bürsten, die keine richtigen
Bürsten sind.

Umgekehrt gibt es aber auch Besen, die keine richtigen Besen sind. Der Besen
muß im Gegensatz zur Bürste vegetabilisch sein; bei uns nimmt man gewöhnlich
Birkenreiser, im Süden hat man bestimmte Besenkräuter, Besensträucher und Besen¬
ginster. Es werden aber auch Besen ans Schweinsborsten hergestellt. Man nennt
sie dann Borstbesen oder Borstwische und setzt sie den Reisbesen entgegen. Die
Kehreulen in Rom liefert der Mäusedorn, die Schrubber das Schwein.

Beide Gerätschaften kann man so wie so nicht recht auseinanderhalten, weil
sie zum Teil ganz dieselbe Verrichtung haben: denn man braucht auch Bürsten, um
die Straßen und das Parkett zu reinigen, und Besehen, um die Kleider abzu¬
stäuben. Nun werden sie außerdem noch aus demselben Stoss gebunden. Nur der
Kenner sieht in Bürste den Plural, der zum Singular geworden ist; in Besen den
Singular, der einen Plural vorstellt. Und dabei kommt ihm die äußere Form zu
Hilfe, die ebenfalls beidemal charakteristisch ist: den Besen kennzeichnet der Stiel;
die Bürste das Bürsteuholz. Der Stiel ist eine Einheit, die der Bürste abgeht;
sowie man an der Bürste einen langen Stiel befestigt, wird ein Borstbesen daraus.
Verlangst du uicht nach einem Besenstiele? -- sagte der Geist ans dem Feldberg
zur Bürste. Goethe hat diese Worte dem Mephistopheles in den Mund gelegt.


Rudolf Rleinpaul


Grenzboten lit 190:!
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Die Bürste ist also gleichsam ein künstliches Borstentier, ein wunderbares Holz,
auf dem Haare wachsen, wie es einmal ein Negerkvuig aufzufassen beliebte. Graf
Brazzn, der bekannte Afrikareiscnde, wurde eines Tages von zwei schwarzen
Majestäten, Bruder und Schwester, beehrt, die seine europäische Reiseausrüstung
einer eingehenden Prüfung unterwarfen. Besonders fiel ihnen eine kleine Kleider¬
bürste auf; die konnten sie nicht genug bewundern. Als die Leutchen fort waren,
sah Brazzu nach, ob er noch alles habe; siehe da, es fehlte die Kleiderbürste. Der
Graf beschwerte sich beim König, der lächelnd erwiderte: Es tut mir leid; wie
kann mau aber auch so unvorsichtig sein, so etwas herumliegen zu lassen, ein Stück
Holz, aus dem Haare Heranswachsen! Selber schuld, mein Teurer!

Daraus folgt, daß es eine Bürste ohne Borsten eigentlich nicht gibt, sowenig
wie einen Besen ohne Ruten. Haare möchten meinetwegen noch hingehn, zwischen
Haaren und Borsten ist ja kein großer Unterschied; wart, ich nehm dich bei der
Bürsten nud schüttle dir die Zeitige»! —- sagt der Bayer, wenn er es mit einem
gut meint; beim Friseur kann man sich den Bart en Wo8Sö schneiden lassen, wie
der ältere Brutus im kapitolinischen Museum. Und so kann ich mir allenfalls auch
eine Dnchshaarbürste, eine Ziegenhaarbürste denken. Aber vegetabilische Fasern, Draht!
Welch ein Unding, ein Borstentier, auf dem Gras wächst!

Unter deu vegetabilischen Bürsten steht die Affengrasbürste obenan. Das Assen-
gras ist die grobe, schwarze Piassavnfaser, die von den Blattstielen einer brasilia¬
nischen Palme gewonnen wird. Vor ein paar Jahrzehnten entdeckte die Piasscwa
ein Bürstenfabrikant in Liverpool, und zwar an einem brasilianischen Schiffe, das
zum Schutze gegen die Reibung an den Ufermauern einen Gürtel von Piassavci-
gras erhalten hatte. Der Gürtel war ans Ufer geworfen worden. In Italien
benutzt man die Rispen der Mohrenhirse, die man hier S^Mus, nennt, zur Her¬
stellung von Bürsten und Besen; zu Scheuerbürsten wird Reisstroh und selbst ge¬
meines Stroh genommen. Sogar Zahnbürsten wachsen auf dem Felde; in Ost¬
indien haben sie den sogenannten Zahnbürstenbaum, aus der Familie der Lonicercn,
dessen Wurzeln allgemein als Zahnbürsten gebraucht werden. Die Italiener be¬
nutzen zu demselben Zweck die Altheewurzel. Alles Bürsten, die keine richtigen
Bürsten sind.

Umgekehrt gibt es aber auch Besen, die keine richtigen Besen sind. Der Besen
muß im Gegensatz zur Bürste vegetabilisch sein; bei uns nimmt man gewöhnlich
Birkenreiser, im Süden hat man bestimmte Besenkräuter, Besensträucher und Besen¬
ginster. Es werden aber auch Besen ans Schweinsborsten hergestellt. Man nennt
sie dann Borstbesen oder Borstwische und setzt sie den Reisbesen entgegen. Die
Kehreulen in Rom liefert der Mäusedorn, die Schrubber das Schwein.

Beide Gerätschaften kann man so wie so nicht recht auseinanderhalten, weil
sie zum Teil ganz dieselbe Verrichtung haben: denn man braucht auch Bürsten, um
die Straßen und das Parkett zu reinigen, und Besehen, um die Kleider abzu¬
stäuben. Nun werden sie außerdem noch aus demselben Stoss gebunden. Nur der
Kenner sieht in Bürste den Plural, der zum Singular geworden ist; in Besen den
Singular, der einen Plural vorstellt. Und dabei kommt ihm die äußere Form zu
Hilfe, die ebenfalls beidemal charakteristisch ist: den Besen kennzeichnet der Stiel;
die Bürste das Bürsteuholz. Der Stiel ist eine Einheit, die der Bürste abgeht;
sowie man an der Bürste einen langen Stiel befestigt, wird ein Borstbesen daraus.
Verlangst du uicht nach einem Besenstiele? — sagte der Geist ans dem Feldberg
zur Bürste. Goethe hat diese Worte dem Mephistopheles in den Mund gelegt.


Rudolf Rleinpaul


Grenzboten lit 190:!
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[0065] Maßgebliches und Unmaßgebliches Die Bürste ist also gleichsam ein künstliches Borstentier, ein wunderbares Holz, auf dem Haare wachsen, wie es einmal ein Negerkvuig aufzufassen beliebte. Graf Brazzn, der bekannte Afrikareiscnde, wurde eines Tages von zwei schwarzen Majestäten, Bruder und Schwester, beehrt, die seine europäische Reiseausrüstung einer eingehenden Prüfung unterwarfen. Besonders fiel ihnen eine kleine Kleider¬ bürste auf; die konnten sie nicht genug bewundern. Als die Leutchen fort waren, sah Brazzu nach, ob er noch alles habe; siehe da, es fehlte die Kleiderbürste. Der Graf beschwerte sich beim König, der lächelnd erwiderte: Es tut mir leid; wie kann mau aber auch so unvorsichtig sein, so etwas herumliegen zu lassen, ein Stück Holz, aus dem Haare Heranswachsen! Selber schuld, mein Teurer! Daraus folgt, daß es eine Bürste ohne Borsten eigentlich nicht gibt, sowenig wie einen Besen ohne Ruten. Haare möchten meinetwegen noch hingehn, zwischen Haaren und Borsten ist ja kein großer Unterschied; wart, ich nehm dich bei der Bürsten nud schüttle dir die Zeitige»! —- sagt der Bayer, wenn er es mit einem gut meint; beim Friseur kann man sich den Bart en Wo8Sö schneiden lassen, wie der ältere Brutus im kapitolinischen Museum. Und so kann ich mir allenfalls auch eine Dnchshaarbürste, eine Ziegenhaarbürste denken. Aber vegetabilische Fasern, Draht! Welch ein Unding, ein Borstentier, auf dem Gras wächst! Unter deu vegetabilischen Bürsten steht die Affengrasbürste obenan. Das Assen- gras ist die grobe, schwarze Piassavnfaser, die von den Blattstielen einer brasilia¬ nischen Palme gewonnen wird. Vor ein paar Jahrzehnten entdeckte die Piasscwa ein Bürstenfabrikant in Liverpool, und zwar an einem brasilianischen Schiffe, das zum Schutze gegen die Reibung an den Ufermauern einen Gürtel von Piassavci- gras erhalten hatte. Der Gürtel war ans Ufer geworfen worden. In Italien benutzt man die Rispen der Mohrenhirse, die man hier S^Mus, nennt, zur Her¬ stellung von Bürsten und Besen; zu Scheuerbürsten wird Reisstroh und selbst ge¬ meines Stroh genommen. Sogar Zahnbürsten wachsen auf dem Felde; in Ost¬ indien haben sie den sogenannten Zahnbürstenbaum, aus der Familie der Lonicercn, dessen Wurzeln allgemein als Zahnbürsten gebraucht werden. Die Italiener be¬ nutzen zu demselben Zweck die Altheewurzel. Alles Bürsten, die keine richtigen Bürsten sind. Umgekehrt gibt es aber auch Besen, die keine richtigen Besen sind. Der Besen muß im Gegensatz zur Bürste vegetabilisch sein; bei uns nimmt man gewöhnlich Birkenreiser, im Süden hat man bestimmte Besenkräuter, Besensträucher und Besen¬ ginster. Es werden aber auch Besen ans Schweinsborsten hergestellt. Man nennt sie dann Borstbesen oder Borstwische und setzt sie den Reisbesen entgegen. Die Kehreulen in Rom liefert der Mäusedorn, die Schrubber das Schwein. Beide Gerätschaften kann man so wie so nicht recht auseinanderhalten, weil sie zum Teil ganz dieselbe Verrichtung haben: denn man braucht auch Bürsten, um die Straßen und das Parkett zu reinigen, und Besehen, um die Kleider abzu¬ stäuben. Nun werden sie außerdem noch aus demselben Stoss gebunden. Nur der Kenner sieht in Bürste den Plural, der zum Singular geworden ist; in Besen den Singular, der einen Plural vorstellt. Und dabei kommt ihm die äußere Form zu Hilfe, die ebenfalls beidemal charakteristisch ist: den Besen kennzeichnet der Stiel; die Bürste das Bürsteuholz. Der Stiel ist eine Einheit, die der Bürste abgeht; sowie man an der Bürste einen langen Stiel befestigt, wird ein Borstbesen daraus. Verlangst du uicht nach einem Besenstiele? — sagte der Geist ans dem Feldberg zur Bürste. Goethe hat diese Worte dem Mephistopheles in den Mund gelegt. Rudolf Rleinpaul Grenzboten lit 190:!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_241213/65>, abgerufen am 24.11.2024.