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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Homer bis Shakespeare und Goethe, die ja alle nnr alte Volkssngeu und Novellen
aufgewärmt haben, und der Philosophen von Plato bis Kant. "Bedenkt mau ferner,
daß das wichtige Wort "und", das Plato so oft anwendet, bereits Jahrhunderte,
jn Jahrtausende vor ihm von den Vabylonier" und andern Völkerschaften gebraucht
worden war, so wird man eingestehn müssen, daß der als genial gepriesene Plato
eigentlich ein recht unselbständiger Geist ist." Der Verfasser zieht dann eine Reihe
von Schriftsteller zum Zeugnis dafür heran, daß der Geist des Alten Testaments
grundverschieden sei vom babylonischen, und weist dem Berliner Assyriologen unwissen¬
schaftliches und illoyales Verfahren nach, indem er bei Vergleichungen der babylonischen
Schriftwerke mit Stücken des Alten Testaments gerade die entscheidenden Stellen weg¬
läßt, z. B. die Entstehung der Götter im Keilschriftentext, und den hebräische" Bibeltext
falsch zitiert, ferner aus einem abgerissenen Jesajavers das Bild eines blutgierigen
Gottes der Rache konstruiert, das freilich nur solche tauschen kann, die das Buch
des größten der Propheten niemals gelesen haben. Gerade an diesem Buche zerschellt
auch, wie der Verfasser nachweist, der Vorwurf des hochmütigen und engherzigen
Pnrtikularismus und Nationalismus, deu man dem Alten Testament macht. Am
Schluß beteuert Münz: "Ich weiß mich als Jude, als Sprößling jenes Stammes,
der für die religiösen Ideale lebt und stirbt, frei von jedem partiknlaristischen
Monotheismus sein bißchen ungeschickt ausgedrückt; frei von Monotheismus will er
doch nicht sciuj, frei vou Stolz, Eigendünkel und Überhebung meinen andern
Menscheubrüderu gegenüber. Es ist vielmehr mein sehnlichster Wunsch, daß der Geist
Gottes uns Menschen allesamt beglückend und beseligend durchdringe und erleuchte,
und daß wir alle, die wir gottesebenbildliche Geschöpfe siud, in tiefinniger, wahrer
Frömmigkeit, in Gottesfurcht und Nächstenliebe miteinander vereinigt sein mögen/'

Unwissenschaftliche und unehrliche Beweisführung wird Herrn Delitzsch auch
nachgewiesen im 212. Heft der Zeitfragen des christlichen Volkslebens, die E. Frei¬
herr von Ungern-Sternberg und Pfarrer Th. Wahl bei Chr. Belfer in Stuttgart
herausgebe": Was lehrt uns der Babel- und Bibelstreit? Ein Beitrag von
Theodor Wahl. Der Streit, lautet eines der Ergebnisse, werde unter andern? das
Gute haben, daß sich auch recht radikal gerichtete Bibelforscher auf deu Offenbaruugs-
charakter des Alten. Testaments und auf seinen Wert als Geschichtsquelle besinnen.
Und der durch deu Streit veranlaßte Brief des Kaisers an deu Admiral Hollmann
habe sogar einen Harnack gezwungen, dem Offenbarungsglauben einige Zugeständnisse
zu machen. -- Der Verfasser erzählt auch in einer laugen Anmerkung den Streit
der Berliner Assyriologen, die ihren Kollegen heraufbauen wollten (was ja an sich
ganz löblich aber nichts weniger als voraiissetzuugslos ist), mit Hilprecht, wobei sich
jene Herren "eine böse Blcunc geholt" hätten. Mittlerweile hat H. V. Hilprecht
seinen Vortrag: Die Ausgrnbuugeu der Universität von Pennsylvanien im
Beltempel zu Nippur (bei I. C. Hinrichs in Leipzig, 1903) mit 56 Abbildungen
und einer Karte herausgegeben. Er erzählt: "Die Feldarbeiten des große" wissen¬
schaftlichen Unter"ebene"s haben bisher nahezu eine halbe Million Mark gekostet
und sind Von einer kleinen Anzahl angesehener Bürger Philadelphias bestritten
worden. In den erste" beide" kurze" Kampagne" war der damalige Professor des
Hebräischen, jetzige Episkopal geistliche Dr. John Peters Direktor. Auf dessen Ver¬
anlassung wurde im Jahre 1893 unser langjähriges treues Faktotum I. H. Hayues
allem uach Babylonier gesandt. Da aber die Kraft eines Mannes nicht ausreichte,
trat im Winter 1894 bis 1895 der Verfasser in die wissenschaftliche Leitung des
Unternehmens ein und bildete und Hayues zusammen den innern Exekntivausschuß-
Für die wissenschaftliche Oberleitung und den wissenschaftlichen Ertrag der vierten
und erfolgreichsten Expedition ist der Vortragende verantwortlich. Die Feldarbeiten
leitete wieder Hayues mit Ausnahme der letzten drei Monate, wahrend deren der
wissenschaftliche Direktor sich genötigt sah, unterstützt vo" zwei Architekten auch die
Leitung im Felde zu übernehmen. Fast sämtliche wissenschaftliche Mitglieder der vier
Expeditionen haben ihren Dienst demi Unternehme" unentgeltlich zur Verfügung


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Homer bis Shakespeare und Goethe, die ja alle nnr alte Volkssngeu und Novellen
aufgewärmt haben, und der Philosophen von Plato bis Kant. „Bedenkt mau ferner,
daß das wichtige Wort »und«, das Plato so oft anwendet, bereits Jahrhunderte,
jn Jahrtausende vor ihm von den Vabylonier» und andern Völkerschaften gebraucht
worden war, so wird man eingestehn müssen, daß der als genial gepriesene Plato
eigentlich ein recht unselbständiger Geist ist." Der Verfasser zieht dann eine Reihe
von Schriftsteller zum Zeugnis dafür heran, daß der Geist des Alten Testaments
grundverschieden sei vom babylonischen, und weist dem Berliner Assyriologen unwissen¬
schaftliches und illoyales Verfahren nach, indem er bei Vergleichungen der babylonischen
Schriftwerke mit Stücken des Alten Testaments gerade die entscheidenden Stellen weg¬
läßt, z. B. die Entstehung der Götter im Keilschriftentext, und den hebräische» Bibeltext
falsch zitiert, ferner aus einem abgerissenen Jesajavers das Bild eines blutgierigen
Gottes der Rache konstruiert, das freilich nur solche tauschen kann, die das Buch
des größten der Propheten niemals gelesen haben. Gerade an diesem Buche zerschellt
auch, wie der Verfasser nachweist, der Vorwurf des hochmütigen und engherzigen
Pnrtikularismus und Nationalismus, deu man dem Alten Testament macht. Am
Schluß beteuert Münz: „Ich weiß mich als Jude, als Sprößling jenes Stammes,
der für die religiösen Ideale lebt und stirbt, frei von jedem partiknlaristischen
Monotheismus sein bißchen ungeschickt ausgedrückt; frei von Monotheismus will er
doch nicht sciuj, frei vou Stolz, Eigendünkel und Überhebung meinen andern
Menscheubrüderu gegenüber. Es ist vielmehr mein sehnlichster Wunsch, daß der Geist
Gottes uns Menschen allesamt beglückend und beseligend durchdringe und erleuchte,
und daß wir alle, die wir gottesebenbildliche Geschöpfe siud, in tiefinniger, wahrer
Frömmigkeit, in Gottesfurcht und Nächstenliebe miteinander vereinigt sein mögen/'

Unwissenschaftliche und unehrliche Beweisführung wird Herrn Delitzsch auch
nachgewiesen im 212. Heft der Zeitfragen des christlichen Volkslebens, die E. Frei¬
herr von Ungern-Sternberg und Pfarrer Th. Wahl bei Chr. Belfer in Stuttgart
herausgebe»: Was lehrt uns der Babel- und Bibelstreit? Ein Beitrag von
Theodor Wahl. Der Streit, lautet eines der Ergebnisse, werde unter andern? das
Gute haben, daß sich auch recht radikal gerichtete Bibelforscher auf deu Offenbaruugs-
charakter des Alten. Testaments und auf seinen Wert als Geschichtsquelle besinnen.
Und der durch deu Streit veranlaßte Brief des Kaisers an deu Admiral Hollmann
habe sogar einen Harnack gezwungen, dem Offenbarungsglauben einige Zugeständnisse
zu machen. — Der Verfasser erzählt auch in einer laugen Anmerkung den Streit
der Berliner Assyriologen, die ihren Kollegen heraufbauen wollten (was ja an sich
ganz löblich aber nichts weniger als voraiissetzuugslos ist), mit Hilprecht, wobei sich
jene Herren „eine böse Blcunc geholt" hätten. Mittlerweile hat H. V. Hilprecht
seinen Vortrag: Die Ausgrnbuugeu der Universität von Pennsylvanien im
Beltempel zu Nippur (bei I. C. Hinrichs in Leipzig, 1903) mit 56 Abbildungen
und einer Karte herausgegeben. Er erzählt: „Die Feldarbeiten des große» wissen¬
schaftlichen Unter»ebene»s haben bisher nahezu eine halbe Million Mark gekostet
und sind Von einer kleinen Anzahl angesehener Bürger Philadelphias bestritten
worden. In den erste» beide» kurze» Kampagne» war der damalige Professor des
Hebräischen, jetzige Episkopal geistliche Dr. John Peters Direktor. Auf dessen Ver¬
anlassung wurde im Jahre 1893 unser langjähriges treues Faktotum I. H. Hayues
allem uach Babylonier gesandt. Da aber die Kraft eines Mannes nicht ausreichte,
trat im Winter 1894 bis 1895 der Verfasser in die wissenschaftliche Leitung des
Unternehmens ein und bildete und Hayues zusammen den innern Exekntivausschuß-
Für die wissenschaftliche Oberleitung und den wissenschaftlichen Ertrag der vierten
und erfolgreichsten Expedition ist der Vortragende verantwortlich. Die Feldarbeiten
leitete wieder Hayues mit Ausnahme der letzten drei Monate, wahrend deren der
wissenschaftliche Direktor sich genötigt sah, unterstützt vo« zwei Architekten auch die
Leitung im Felde zu übernehmen. Fast sämtliche wissenschaftliche Mitglieder der vier
Expeditionen haben ihren Dienst demi Unternehme» unentgeltlich zur Verfügung


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[0574] Maßgebliches und Unmaßgebliches Homer bis Shakespeare und Goethe, die ja alle nnr alte Volkssngeu und Novellen aufgewärmt haben, und der Philosophen von Plato bis Kant. „Bedenkt mau ferner, daß das wichtige Wort »und«, das Plato so oft anwendet, bereits Jahrhunderte, jn Jahrtausende vor ihm von den Vabylonier» und andern Völkerschaften gebraucht worden war, so wird man eingestehn müssen, daß der als genial gepriesene Plato eigentlich ein recht unselbständiger Geist ist." Der Verfasser zieht dann eine Reihe von Schriftsteller zum Zeugnis dafür heran, daß der Geist des Alten Testaments grundverschieden sei vom babylonischen, und weist dem Berliner Assyriologen unwissen¬ schaftliches und illoyales Verfahren nach, indem er bei Vergleichungen der babylonischen Schriftwerke mit Stücken des Alten Testaments gerade die entscheidenden Stellen weg¬ läßt, z. B. die Entstehung der Götter im Keilschriftentext, und den hebräische» Bibeltext falsch zitiert, ferner aus einem abgerissenen Jesajavers das Bild eines blutgierigen Gottes der Rache konstruiert, das freilich nur solche tauschen kann, die das Buch des größten der Propheten niemals gelesen haben. Gerade an diesem Buche zerschellt auch, wie der Verfasser nachweist, der Vorwurf des hochmütigen und engherzigen Pnrtikularismus und Nationalismus, deu man dem Alten Testament macht. Am Schluß beteuert Münz: „Ich weiß mich als Jude, als Sprößling jenes Stammes, der für die religiösen Ideale lebt und stirbt, frei von jedem partiknlaristischen Monotheismus sein bißchen ungeschickt ausgedrückt; frei von Monotheismus will er doch nicht sciuj, frei vou Stolz, Eigendünkel und Überhebung meinen andern Menscheubrüderu gegenüber. Es ist vielmehr mein sehnlichster Wunsch, daß der Geist Gottes uns Menschen allesamt beglückend und beseligend durchdringe und erleuchte, und daß wir alle, die wir gottesebenbildliche Geschöpfe siud, in tiefinniger, wahrer Frömmigkeit, in Gottesfurcht und Nächstenliebe miteinander vereinigt sein mögen/' Unwissenschaftliche und unehrliche Beweisführung wird Herrn Delitzsch auch nachgewiesen im 212. Heft der Zeitfragen des christlichen Volkslebens, die E. Frei¬ herr von Ungern-Sternberg und Pfarrer Th. Wahl bei Chr. Belfer in Stuttgart herausgebe»: Was lehrt uns der Babel- und Bibelstreit? Ein Beitrag von Theodor Wahl. Der Streit, lautet eines der Ergebnisse, werde unter andern? das Gute haben, daß sich auch recht radikal gerichtete Bibelforscher auf deu Offenbaruugs- charakter des Alten. Testaments und auf seinen Wert als Geschichtsquelle besinnen. Und der durch deu Streit veranlaßte Brief des Kaisers an deu Admiral Hollmann habe sogar einen Harnack gezwungen, dem Offenbarungsglauben einige Zugeständnisse zu machen. — Der Verfasser erzählt auch in einer laugen Anmerkung den Streit der Berliner Assyriologen, die ihren Kollegen heraufbauen wollten (was ja an sich ganz löblich aber nichts weniger als voraiissetzuugslos ist), mit Hilprecht, wobei sich jene Herren „eine böse Blcunc geholt" hätten. Mittlerweile hat H. V. Hilprecht seinen Vortrag: Die Ausgrnbuugeu der Universität von Pennsylvanien im Beltempel zu Nippur (bei I. C. Hinrichs in Leipzig, 1903) mit 56 Abbildungen und einer Karte herausgegeben. Er erzählt: „Die Feldarbeiten des große» wissen¬ schaftlichen Unter»ebene»s haben bisher nahezu eine halbe Million Mark gekostet und sind Von einer kleinen Anzahl angesehener Bürger Philadelphias bestritten worden. In den erste» beide» kurze» Kampagne» war der damalige Professor des Hebräischen, jetzige Episkopal geistliche Dr. John Peters Direktor. Auf dessen Ver¬ anlassung wurde im Jahre 1893 unser langjähriges treues Faktotum I. H. Hayues allem uach Babylonier gesandt. Da aber die Kraft eines Mannes nicht ausreichte, trat im Winter 1894 bis 1895 der Verfasser in die wissenschaftliche Leitung des Unternehmens ein und bildete und Hayues zusammen den innern Exekntivausschuß- Für die wissenschaftliche Oberleitung und den wissenschaftlichen Ertrag der vierten und erfolgreichsten Expedition ist der Vortragende verantwortlich. Die Feldarbeiten leitete wieder Hayues mit Ausnahme der letzten drei Monate, wahrend deren der wissenschaftliche Direktor sich genötigt sah, unterstützt vo« zwei Architekten auch die Leitung im Felde zu übernehmen. Fast sämtliche wissenschaftliche Mitglieder der vier Expeditionen haben ihren Dienst demi Unternehme» unentgeltlich zur Verfügung

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_241213/574>, abgerufen am 01.09.2024.