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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches
Anerkennung des ses.of ez^no (für Frankreich unannehmbar),
b) Rückgabe an Frankreich (für Deutschland unannehmbar),
v) Neutralisierung (für Deutschland ein Verlust, für Frankreich kein Gewinn),
et) Teilung nach der Sprachgrenze (d. h. dentschsprechendes Gebiet an Deutsch¬
land, frauzösischsprechendes Gebiet an Frankreich) und Entschädigung Deutschlands
durch Abtretung einer französischen Kolonie, Insel oder Inselgruppe.

Die letztgenannte Losung (ä) hätte viel für sich, doch steht hierüber jedem Mit¬
glied der Liga freie Meinungsäußerung zu."

In einem dritten Rundschreiben desselben Sekretariats heißt es schließlich:
"Was uns trennt, ist nur das "Wie?" Diese heikle Frage nun will die deutsch¬
französische Liga lösen helfen, zunächst durch eine offene und freundschaftliche Aus¬
sprache über diejenigen Punkte, welche vor allem das gute Einvernehmen der beiden
großen Nachbarvölker stören. Es wäre jedoch höchst unbillig, hiebei Frankreich
alle, Deutschland gar keine Konzessionen zuzumuten. Wie groß auch immer die
Schädignttgen gewesen sein mögen, die sich die beiden Völker (bezw. deren Re¬
gierungen) in früheren Zeiten gegenseitig zugefügt haben -- einer muß einmal die
Hand zum Friede" reichen, und selbst wenn uns eine vorurteilsfreie Geschichts¬
betrachtung zu der Ansicht führen müßte, daß Frankreich dem Deutschen Reiche in
früheren Jahrhunderten ungleich mehr Leid zugefügt hat, als wir den Franzosen,
so bleibt doch die Tatsache bestehen, daß wir den letzten schweren Hieb geführt
haben; und jeder weiß, daß leichtere aber noch blutende Wunden mehr schmerzen
als schwerere, die bereits vernarbt sind. Deshalb ist es an uus, dem ritterlich
unterlegenen Gegner znerst entgegenzukommen. Als Schwäche kann ein solcher Schritt
dem Sieger nie, wohl aber dem Besiegte" ausgelegt werden. Daher wurde von
dem ursprünglichen Plan, die deutsch-französische Liga gleich von vornherein auch
auf Frankreich auszudehnen, abgesehen, obwohl dem deutsch-französischen
Einvernehmen in Frankreich die Wege vielleicht besser geebnet siud als
in Deutschland. Es unterliegt nicht dem geringsten Zweifel (und wir sind von
autoritativer Seite zu dieser Erklärung ermächtigt), daß, wenn der Gedanke
der deutsch-französischen Liga in Deutschland günstige Aufnahme findet, man ihm
in Frankreich freudig zustimmen und jedenfalls eine ähnliche Organisation ins Leben
rufen wird. Es sei aber ausdrücklich betont (und die Beweise hiefür können jederzeit
erbracht werde"), daß diese Idee einer deutsch-französischen Liga von deutscher
Seite ausgegangen ist."

Dieser letztern Versicherung bedürfte es nicht; denn jeder halbwegs gebildete
Franzose würde sich gescheut haben, ernsthaften deutscheu Männern die Beleidigung
zuzufügen, ihnen die Gründung eines Bundes mit Zielen, wie das oben unter II ä
empfohlene, anzutragen! Er wüßte doch, daß nach französischen, Empfinden es
undenkbar gewesen wäre, daß zum Beispiel ein Franzose in früherer Zeit einen
Bund nnter seinen Landsleuten hätte gründen wollen mit dem Ziele, das geraubte
Straßburg an Deutschland zurückzugeben nur um der lieben Freundschaft willen.
Der Franzose, der solches seine", Volke angesonnen hätte, würde als Vaterlands-
feind von jedermann mit gebührender Verachtung bestraft worden sein! -- Es ist
aber auch tief traurig, daß sich in deutscheu Lehrerkreisen -- und als "Kollege"
bezeichnet sich ja Herr Dr. H. Molenaar -- einer findet (hoffentlich ist es nur der
eine!), der den Gedanken denkt und ausspricht, daß wir die Schuld tragen, wenn
Frankreich uns noch immer grollt, der es wagt, die treue Behütung des Erbes
jeuer großen Zeit, das Vermächtnis eines Vismarck, als "die bisherige Kirchturm-
und Zipfelmützenpolitik" zu bezeichnen, der alles Ernstes der Rückgabe eines Teils
des in ehrlichem Kampf Errungnen das Wort redet! Geradezu ungeheuerlich wirkt
es aber, wenn in dem letzterwähnten Rundschreiben in diesen, Gedaiikenkreise
gesagt wird: "Der Kaiser hat seinen guten Willen, ein freundschaftliches Verhältnis
mit Frankreich wiederherzustellen, schon des öftern bekundet, das deutsche Volk als
solches noch nicht. Jetzt ist Gelegenheit dazu geboten." Gott sei Dank, der Schreiber


Maßgebliches und Unmaßgebliches
Anerkennung des ses.of ez^no (für Frankreich unannehmbar),
b) Rückgabe an Frankreich (für Deutschland unannehmbar),
v) Neutralisierung (für Deutschland ein Verlust, für Frankreich kein Gewinn),
et) Teilung nach der Sprachgrenze (d. h. dentschsprechendes Gebiet an Deutsch¬
land, frauzösischsprechendes Gebiet an Frankreich) und Entschädigung Deutschlands
durch Abtretung einer französischen Kolonie, Insel oder Inselgruppe.

Die letztgenannte Losung (ä) hätte viel für sich, doch steht hierüber jedem Mit¬
glied der Liga freie Meinungsäußerung zu."

In einem dritten Rundschreiben desselben Sekretariats heißt es schließlich:
„Was uns trennt, ist nur das »Wie?« Diese heikle Frage nun will die deutsch¬
französische Liga lösen helfen, zunächst durch eine offene und freundschaftliche Aus¬
sprache über diejenigen Punkte, welche vor allem das gute Einvernehmen der beiden
großen Nachbarvölker stören. Es wäre jedoch höchst unbillig, hiebei Frankreich
alle, Deutschland gar keine Konzessionen zuzumuten. Wie groß auch immer die
Schädignttgen gewesen sein mögen, die sich die beiden Völker (bezw. deren Re¬
gierungen) in früheren Zeiten gegenseitig zugefügt haben — einer muß einmal die
Hand zum Friede» reichen, und selbst wenn uns eine vorurteilsfreie Geschichts¬
betrachtung zu der Ansicht führen müßte, daß Frankreich dem Deutschen Reiche in
früheren Jahrhunderten ungleich mehr Leid zugefügt hat, als wir den Franzosen,
so bleibt doch die Tatsache bestehen, daß wir den letzten schweren Hieb geführt
haben; und jeder weiß, daß leichtere aber noch blutende Wunden mehr schmerzen
als schwerere, die bereits vernarbt sind. Deshalb ist es an uus, dem ritterlich
unterlegenen Gegner znerst entgegenzukommen. Als Schwäche kann ein solcher Schritt
dem Sieger nie, wohl aber dem Besiegte» ausgelegt werden. Daher wurde von
dem ursprünglichen Plan, die deutsch-französische Liga gleich von vornherein auch
auf Frankreich auszudehnen, abgesehen, obwohl dem deutsch-französischen
Einvernehmen in Frankreich die Wege vielleicht besser geebnet siud als
in Deutschland. Es unterliegt nicht dem geringsten Zweifel (und wir sind von
autoritativer Seite zu dieser Erklärung ermächtigt), daß, wenn der Gedanke
der deutsch-französischen Liga in Deutschland günstige Aufnahme findet, man ihm
in Frankreich freudig zustimmen und jedenfalls eine ähnliche Organisation ins Leben
rufen wird. Es sei aber ausdrücklich betont (und die Beweise hiefür können jederzeit
erbracht werde»), daß diese Idee einer deutsch-französischen Liga von deutscher
Seite ausgegangen ist."

Dieser letztern Versicherung bedürfte es nicht; denn jeder halbwegs gebildete
Franzose würde sich gescheut haben, ernsthaften deutscheu Männern die Beleidigung
zuzufügen, ihnen die Gründung eines Bundes mit Zielen, wie das oben unter II ä
empfohlene, anzutragen! Er wüßte doch, daß nach französischen, Empfinden es
undenkbar gewesen wäre, daß zum Beispiel ein Franzose in früherer Zeit einen
Bund nnter seinen Landsleuten hätte gründen wollen mit dem Ziele, das geraubte
Straßburg an Deutschland zurückzugeben nur um der lieben Freundschaft willen.
Der Franzose, der solches seine», Volke angesonnen hätte, würde als Vaterlands-
feind von jedermann mit gebührender Verachtung bestraft worden sein! — Es ist
aber auch tief traurig, daß sich in deutscheu Lehrerkreisen — und als „Kollege"
bezeichnet sich ja Herr Dr. H. Molenaar — einer findet (hoffentlich ist es nur der
eine!), der den Gedanken denkt und ausspricht, daß wir die Schuld tragen, wenn
Frankreich uns noch immer grollt, der es wagt, die treue Behütung des Erbes
jeuer großen Zeit, das Vermächtnis eines Vismarck, als „die bisherige Kirchturm-
und Zipfelmützenpolitik" zu bezeichnen, der alles Ernstes der Rückgabe eines Teils
des in ehrlichem Kampf Errungnen das Wort redet! Geradezu ungeheuerlich wirkt
es aber, wenn in dem letzterwähnten Rundschreiben in diesen, Gedaiikenkreise
gesagt wird: „Der Kaiser hat seinen guten Willen, ein freundschaftliches Verhältnis
mit Frankreich wiederherzustellen, schon des öftern bekundet, das deutsche Volk als
solches noch nicht. Jetzt ist Gelegenheit dazu geboten." Gott sei Dank, der Schreiber


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_241213/570>, abgerufen am 09.11.2024.