Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr.liegt in allen Kulturländern tatsächlich vor und muß von Jahr zu Jahr größer Anstatt aber darauf bedacht zu sein, die Berbrauchskraft der großen Zwar wird durch jede Kapitalverwendnng, die der Produktion dient, auch liegt in allen Kulturländern tatsächlich vor und muß von Jahr zu Jahr größer Anstatt aber darauf bedacht zu sein, die Berbrauchskraft der großen Zwar wird durch jede Kapitalverwendnng, die der Produktion dient, auch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0483" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/241697"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1935" prev="#ID_1934"> liegt in allen Kulturländern tatsächlich vor und muß von Jahr zu Jahr größer<lb/> werden, wenn immer zahlreichere, immer leistungsfähigere grvßiudustrielle An¬<lb/> lagen errichtet werden und nicht zugleich dafür gesorgt wird, daß die Mensch¬<lb/> heit mehr zu verzehren vermag.</p><lb/> <p xml:id="ID_1936"> Anstatt aber darauf bedacht zu sein, die Berbrauchskraft der großen<lb/> Menge der Volksgenossen zu steigern, glaubt man, sich dadurch helfen zu<lb/> können, daß nur die Naturvölker fremder Länder aufsucht, um ihnen unsre<lb/> Knltnrbedürfnisse anzugewöhnen. Das ist aber ein Weg, auf dem das ange¬<lb/> strebte Ziel, mehr Absatz für den Überschuß an hergestellten Gütern zu finden,<lb/> nicht erreichbar ist. Was die Bevölkerung solcher Länder uns an Judustrie-<lb/> urtikeln abnehmen kann, ist sehr geringfügig im Verhältnis zu der durch eine<lb/> Ausschließung der neuen Ländergebiete eintretenden weitern Vergrößerung der<lb/> Produktion. Sowohl dnrch die Benutzung des Bodens wie auch durch die<lb/> Arbeit der Bewohner dieser Länder muß die Menge der zum Verbrauch be¬<lb/> stimmten Guter immer noch mehr anwachsen. Die uuzivilisiertcu Völker können<lb/> die Gegenstände, für die wir bei ihnen Absatz zu finden beabsichtigen, nicht anders<lb/> kaufen, als wenn sie sich vorher das Geld dazu durch ihre uns geleistete<lb/> Arbeit erworben haben. Jede nutzbringende Arbeit besteht darin oder hat zur<lb/> Folge, daß Gebrauchs- und Verbrauchsgütcr geschaffen werden. Auch muß<lb/> jede Arbeit von wirtschaftlicher Nützlichkeit mehr Güter hervorbringen, oder<lb/> mehr zu deren Hervorbringung beitragen, als die Arbeitenden für ihre Leistungen<lb/> erhalten; nur unter dieser Voraussetzung wird die Arbeitskraft andrer in An¬<lb/> spruch genommen. Es wird immer mehr erzeugt, als den Tätigen nebst ihren<lb/> Familien zu verbrauchen erlaubt sein kann. Das Mehrerzengte dient dazu,<lb/> den Bedarf für die nicht arbeitenden Rentner, Pensionäre usw. sowie den<lb/> Luxusbcdarf der Reichen zu liefern. Jeder bezahlt seinen Anteil am Ver¬<lb/> brauch aus seinem Einkommen. Was, nachdem der Gesamtverbrauch aller<lb/> bestritten worden ist, noch an Erwerbgewinn verfügbar ist, fließt der Pro¬<lb/> duktion zu, damit diese mit .Hilfe des Geldes fortschreiten und sich weiter¬<lb/> entwickeln kaun. Sobald aber der nicht verzehrte Erwerbgewinn zu groß ist,<lb/> findet eine zu rasche und zu starke Vergrößerung der Produktion statt, und<lb/> die Erzeugnisse können nicht sämtlich abgesetzt werden. Wenn wir Kolonien<lb/> in Besitz nehmen, wird dort nicht nur mehr erzeugt, als die Gütermenge be¬<lb/> trägt, die die dortige Bevölkerung uns abnehme» kann, sondern es tragen<lb/> z. B. auch die Schiffe nud die Eisenbahnen, die erbaut werde,?, um den<lb/> Gütertransport zu besorgen, in größerm Maße dazu bei, die Produktion als<lb/> den Konsum zu erhöhen. Auch die Schiffe und die Eisenbahnen müssen, daß<lb/> sie sich rentieren, mehr einbringen, als die Gesamtselbstkvsten für die Trcms-<lb/> Portleistuugeu betragen. Und mit den, Geschüftsgewiun, der durch die Fracht¬<lb/> einnahmen entsteht, läßt sich, wenn die Erwerber diese Einkommen nicht ver¬<lb/> brauchen, nichts andres machen, als das Geld entweder direkt (in den eignen<lb/> Unternehmungen oder dnrch Beteiligung an andern) oder indirekt (durch Erwer¬<lb/> bung von Aulagepapiereu) aufs neue zu produktiven Zwecken zu benutzen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1937" next="#ID_1938"> Zwar wird durch jede Kapitalverwendnng, die der Produktion dient, auch<lb/> die Erwerbgelegenheit vermehrt. Wenn Produktionsmittel hergestellt werde»,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0483]
liegt in allen Kulturländern tatsächlich vor und muß von Jahr zu Jahr größer
werden, wenn immer zahlreichere, immer leistungsfähigere grvßiudustrielle An¬
lagen errichtet werden und nicht zugleich dafür gesorgt wird, daß die Mensch¬
heit mehr zu verzehren vermag.
Anstatt aber darauf bedacht zu sein, die Berbrauchskraft der großen
Menge der Volksgenossen zu steigern, glaubt man, sich dadurch helfen zu
können, daß nur die Naturvölker fremder Länder aufsucht, um ihnen unsre
Knltnrbedürfnisse anzugewöhnen. Das ist aber ein Weg, auf dem das ange¬
strebte Ziel, mehr Absatz für den Überschuß an hergestellten Gütern zu finden,
nicht erreichbar ist. Was die Bevölkerung solcher Länder uns an Judustrie-
urtikeln abnehmen kann, ist sehr geringfügig im Verhältnis zu der durch eine
Ausschließung der neuen Ländergebiete eintretenden weitern Vergrößerung der
Produktion. Sowohl dnrch die Benutzung des Bodens wie auch durch die
Arbeit der Bewohner dieser Länder muß die Menge der zum Verbrauch be¬
stimmten Guter immer noch mehr anwachsen. Die uuzivilisiertcu Völker können
die Gegenstände, für die wir bei ihnen Absatz zu finden beabsichtigen, nicht anders
kaufen, als wenn sie sich vorher das Geld dazu durch ihre uns geleistete
Arbeit erworben haben. Jede nutzbringende Arbeit besteht darin oder hat zur
Folge, daß Gebrauchs- und Verbrauchsgütcr geschaffen werden. Auch muß
jede Arbeit von wirtschaftlicher Nützlichkeit mehr Güter hervorbringen, oder
mehr zu deren Hervorbringung beitragen, als die Arbeitenden für ihre Leistungen
erhalten; nur unter dieser Voraussetzung wird die Arbeitskraft andrer in An¬
spruch genommen. Es wird immer mehr erzeugt, als den Tätigen nebst ihren
Familien zu verbrauchen erlaubt sein kann. Das Mehrerzengte dient dazu,
den Bedarf für die nicht arbeitenden Rentner, Pensionäre usw. sowie den
Luxusbcdarf der Reichen zu liefern. Jeder bezahlt seinen Anteil am Ver¬
brauch aus seinem Einkommen. Was, nachdem der Gesamtverbrauch aller
bestritten worden ist, noch an Erwerbgewinn verfügbar ist, fließt der Pro¬
duktion zu, damit diese mit .Hilfe des Geldes fortschreiten und sich weiter¬
entwickeln kaun. Sobald aber der nicht verzehrte Erwerbgewinn zu groß ist,
findet eine zu rasche und zu starke Vergrößerung der Produktion statt, und
die Erzeugnisse können nicht sämtlich abgesetzt werden. Wenn wir Kolonien
in Besitz nehmen, wird dort nicht nur mehr erzeugt, als die Gütermenge be¬
trägt, die die dortige Bevölkerung uns abnehme» kann, sondern es tragen
z. B. auch die Schiffe nud die Eisenbahnen, die erbaut werde,?, um den
Gütertransport zu besorgen, in größerm Maße dazu bei, die Produktion als
den Konsum zu erhöhen. Auch die Schiffe und die Eisenbahnen müssen, daß
sie sich rentieren, mehr einbringen, als die Gesamtselbstkvsten für die Trcms-
Portleistuugeu betragen. Und mit den, Geschüftsgewiun, der durch die Fracht¬
einnahmen entsteht, läßt sich, wenn die Erwerber diese Einkommen nicht ver¬
brauchen, nichts andres machen, als das Geld entweder direkt (in den eignen
Unternehmungen oder dnrch Beteiligung an andern) oder indirekt (durch Erwer¬
bung von Aulagepapiereu) aufs neue zu produktiven Zwecken zu benutzen.
Zwar wird durch jede Kapitalverwendnng, die der Produktion dient, auch
die Erwerbgelegenheit vermehrt. Wenn Produktionsmittel hergestellt werde»,
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