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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr.

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von unsrer Flotte

Wirren nicht von zu unterschätzender Bedeutung, da das chinesische Reich da¬
durch an seiner verwundbarsten Stelle berührt und in Furcht erhalten wurde.

Die Marine hat mithin uicht nur während des ersten Teiles des Feldzugs
durch die glänzende Betätigung des "Iltis" bei Tatu und durch die über
jedes Lob erhabne Haltung der Gesandtschaftsschutzwache in Peking sowie der
Landuugsdetachemeuts bei der Expedition Seymour, bei den Kämpfen in und um
Tientsin und dem Entsatz von Peking die wertvollsten Dienste geleistet, sondern
anch während des zweiten Teils, nachdem die Landtruppen die innere Pazi-
fikation übernommen hatten, zum Gelingen des Ganzen durch umsichtige und
entschloßne Verwendung der einzelnen Teile des Geschwaders wesentlich bei¬
getragen, ganz abgesehen von dem Nutzen, den sie den Transporten erwies.
Sie hat darüber hinaus unter deu Flotten aller Nationen durch ihre" Geist
des Mutes, der Tatkraft, der entschlossenen Offensive den deutschen Namen zu
hohen Ehren gebracht; Admiral Seymours Ruf auf dem nächtlichen Rückzüge
von Peking am 22, Juni, wo er der neuen drohenden Gefahr gegenüber die
deutschen Kompagnien an die Spitze rief mit dein historisch gewordnen Befehl:
KsririM" to t'Kg krönt! wird der deutschen Flotte als ein leuchtendes Ehren¬
denkmal verbleiben: ^>

Die Deutschen an die spitze!




Auch der "Nauticns," das "Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen,"")
wächst mit seinen größer" Zwecken, Sein jüngst erschienener fünfter Band
umfaßt schon 530 Seiten, er ist mit 19 Tafeln und 25 Abbildungen im Text
ausgestattet. Einzelner Teile des Inhalts hat sich die Tagespresse bemächtigt,
sich aber dabei freilich meist auf den Abdruck des sorgfältig zusammengestellten
Materials beschränkt. So haben namentlich Abschnitte aus dem Artikel "Die
deutsche Kriegsmarine im Jahre 1902/03" die Runde durch die Zeitungen
gemacht, leider ohne die naheliegenden Schlußfolgerungen zu ziehen. Inzwischen
sind diese von der Praxis der Dinge gezogen worden. Der Abschnitt über
den Marineetat 1902/03 klagt mit Recht über die Streichungen von 1 Million
Mark für Reparaturzwecke, ferner eines Flußkauonenboots und eines Ver¬
messungsschiffs. Im Reichstage hat man das verhältnismäßig leicht genommen:
die praktische Folgerung aber war die Entlassung einer größern Anzahl Werft¬
arbeiter und ein Erlaß an die Werftdivisionen und sonstigen Kommandoabtei¬
lungen der Flotte, daß die zum Herbst zur Entlassung kommenden Mann¬
schaften auf Beschäftigung auf den Kaiserlichen Werften nicht zu rechnen hatten.
Das ist ein höchst bedauerlicher Zustand, sowohl für die Entlaßnen wie für
die, die keine Beschäftigung auf deu Werften erlangen können, nicht am wenigsten
aber für die Werften selbst, denen an der Erhaltung und sachgemäßen Er¬
gänzung ihres Arbeitermaterials sehr viel liegen muß. Denn wenn je eine
Arbeitsstätte so bedarf eine Kriegswerft eines Personals von der besten Schulung
und der größten Zuverlässigkeit. Die Sinn- und zwecklosen Streichungen aber



*) Nauticus 1903. Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen. Fünfter Jahrgang,
Berlin, E. S. Mittler K Sohn.
von unsrer Flotte

Wirren nicht von zu unterschätzender Bedeutung, da das chinesische Reich da¬
durch an seiner verwundbarsten Stelle berührt und in Furcht erhalten wurde.

Die Marine hat mithin uicht nur während des ersten Teiles des Feldzugs
durch die glänzende Betätigung des „Iltis" bei Tatu und durch die über
jedes Lob erhabne Haltung der Gesandtschaftsschutzwache in Peking sowie der
Landuugsdetachemeuts bei der Expedition Seymour, bei den Kämpfen in und um
Tientsin und dem Entsatz von Peking die wertvollsten Dienste geleistet, sondern
anch während des zweiten Teils, nachdem die Landtruppen die innere Pazi-
fikation übernommen hatten, zum Gelingen des Ganzen durch umsichtige und
entschloßne Verwendung der einzelnen Teile des Geschwaders wesentlich bei¬
getragen, ganz abgesehen von dem Nutzen, den sie den Transporten erwies.
Sie hat darüber hinaus unter deu Flotten aller Nationen durch ihre» Geist
des Mutes, der Tatkraft, der entschlossenen Offensive den deutschen Namen zu
hohen Ehren gebracht; Admiral Seymours Ruf auf dem nächtlichen Rückzüge
von Peking am 22, Juni, wo er der neuen drohenden Gefahr gegenüber die
deutschen Kompagnien an die Spitze rief mit dein historisch gewordnen Befehl:
KsririM» to t'Kg krönt! wird der deutschen Flotte als ein leuchtendes Ehren¬
denkmal verbleiben: ^>

Die Deutschen an die spitze!




Auch der „Nauticns," das „Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen,"")
wächst mit seinen größer« Zwecken, Sein jüngst erschienener fünfter Band
umfaßt schon 530 Seiten, er ist mit 19 Tafeln und 25 Abbildungen im Text
ausgestattet. Einzelner Teile des Inhalts hat sich die Tagespresse bemächtigt,
sich aber dabei freilich meist auf den Abdruck des sorgfältig zusammengestellten
Materials beschränkt. So haben namentlich Abschnitte aus dem Artikel „Die
deutsche Kriegsmarine im Jahre 1902/03" die Runde durch die Zeitungen
gemacht, leider ohne die naheliegenden Schlußfolgerungen zu ziehen. Inzwischen
sind diese von der Praxis der Dinge gezogen worden. Der Abschnitt über
den Marineetat 1902/03 klagt mit Recht über die Streichungen von 1 Million
Mark für Reparaturzwecke, ferner eines Flußkauonenboots und eines Ver¬
messungsschiffs. Im Reichstage hat man das verhältnismäßig leicht genommen:
die praktische Folgerung aber war die Entlassung einer größern Anzahl Werft¬
arbeiter und ein Erlaß an die Werftdivisionen und sonstigen Kommandoabtei¬
lungen der Flotte, daß die zum Herbst zur Entlassung kommenden Mann¬
schaften auf Beschäftigung auf den Kaiserlichen Werften nicht zu rechnen hatten.
Das ist ein höchst bedauerlicher Zustand, sowohl für die Entlaßnen wie für
die, die keine Beschäftigung auf deu Werften erlangen können, nicht am wenigsten
aber für die Werften selbst, denen an der Erhaltung und sachgemäßen Er¬
gänzung ihres Arbeitermaterials sehr viel liegen muß. Denn wenn je eine
Arbeitsstätte so bedarf eine Kriegswerft eines Personals von der besten Schulung
und der größten Zuverlässigkeit. Die Sinn- und zwecklosen Streichungen aber



*) Nauticus 1903. Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen. Fünfter Jahrgang,
Berlin, E. S. Mittler K Sohn.
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[0464] von unsrer Flotte Wirren nicht von zu unterschätzender Bedeutung, da das chinesische Reich da¬ durch an seiner verwundbarsten Stelle berührt und in Furcht erhalten wurde. Die Marine hat mithin uicht nur während des ersten Teiles des Feldzugs durch die glänzende Betätigung des „Iltis" bei Tatu und durch die über jedes Lob erhabne Haltung der Gesandtschaftsschutzwache in Peking sowie der Landuugsdetachemeuts bei der Expedition Seymour, bei den Kämpfen in und um Tientsin und dem Entsatz von Peking die wertvollsten Dienste geleistet, sondern anch während des zweiten Teils, nachdem die Landtruppen die innere Pazi- fikation übernommen hatten, zum Gelingen des Ganzen durch umsichtige und entschloßne Verwendung der einzelnen Teile des Geschwaders wesentlich bei¬ getragen, ganz abgesehen von dem Nutzen, den sie den Transporten erwies. Sie hat darüber hinaus unter deu Flotten aller Nationen durch ihre» Geist des Mutes, der Tatkraft, der entschlossenen Offensive den deutschen Namen zu hohen Ehren gebracht; Admiral Seymours Ruf auf dem nächtlichen Rückzüge von Peking am 22, Juni, wo er der neuen drohenden Gefahr gegenüber die deutschen Kompagnien an die Spitze rief mit dein historisch gewordnen Befehl: KsririM» to t'Kg krönt! wird der deutschen Flotte als ein leuchtendes Ehren¬ denkmal verbleiben: ^> Die Deutschen an die spitze! Auch der „Nauticns," das „Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen,"") wächst mit seinen größer« Zwecken, Sein jüngst erschienener fünfter Band umfaßt schon 530 Seiten, er ist mit 19 Tafeln und 25 Abbildungen im Text ausgestattet. Einzelner Teile des Inhalts hat sich die Tagespresse bemächtigt, sich aber dabei freilich meist auf den Abdruck des sorgfältig zusammengestellten Materials beschränkt. So haben namentlich Abschnitte aus dem Artikel „Die deutsche Kriegsmarine im Jahre 1902/03" die Runde durch die Zeitungen gemacht, leider ohne die naheliegenden Schlußfolgerungen zu ziehen. Inzwischen sind diese von der Praxis der Dinge gezogen worden. Der Abschnitt über den Marineetat 1902/03 klagt mit Recht über die Streichungen von 1 Million Mark für Reparaturzwecke, ferner eines Flußkauonenboots und eines Ver¬ messungsschiffs. Im Reichstage hat man das verhältnismäßig leicht genommen: die praktische Folgerung aber war die Entlassung einer größern Anzahl Werft¬ arbeiter und ein Erlaß an die Werftdivisionen und sonstigen Kommandoabtei¬ lungen der Flotte, daß die zum Herbst zur Entlassung kommenden Mann¬ schaften auf Beschäftigung auf den Kaiserlichen Werften nicht zu rechnen hatten. Das ist ein höchst bedauerlicher Zustand, sowohl für die Entlaßnen wie für die, die keine Beschäftigung auf deu Werften erlangen können, nicht am wenigsten aber für die Werften selbst, denen an der Erhaltung und sachgemäßen Er¬ gänzung ihres Arbeitermaterials sehr viel liegen muß. Denn wenn je eine Arbeitsstätte so bedarf eine Kriegswerft eines Personals von der besten Schulung und der größten Zuverlässigkeit. Die Sinn- und zwecklosen Streichungen aber *) Nauticus 1903. Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen. Fünfter Jahrgang, Berlin, E. S. Mittler K Sohn.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_241213/464>, abgerufen am 27.07.2024.