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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr.

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von unsrer Flotte

Bucht von Tschiugwangtcm und endlich Schau Hai koan, wo die große Chinesische
Mauer nud die geuaimte Eisenbahn am Strande endigen, mit seinen starken
Befestigungen dieTore für den Zugang nach Peking, Auch die dort stehenden
chinesische" Truppenmassen kamen in Betracht; man hatte sie während des
Julis und des Augusts durch eine uach Schau Hai loca entsandte Kreuzer-
divisivu in Schach gehalten. Nachdem Peking genommen worden war, und
während der zweiten Hälfte des Augusts sowie im Anfang September auf
Tatu-Reede fortgesetzt große Truppennachschübe eintrafen, konnte der Eroberung
vou Schau Hai koan und der Peitaug-Forts näher getreten werden, Admiral
Bendemann telegraphierte am 10. September dein in Singapore eingetroffnen
Grafen Wnldersee: "Ich sehe nächstes Angriffsziel in den Peitcmg-Forts sowie
den Befestigungen bei Pei ta ho und Schau hui loca, um den Rücken frei zu
machen und den Zugang von der See nach Peking während der Frostzcit,
wo der Peiho uuzugünglich ist, in Besitz zu bekommen." Graf Waldersee
antwortete, daß er mit den Plänen einverstanden sei, aber bäte, wenn keine
ander" Befehle aus Berlin vorlagen, mit der Ausführung der Operationen
bis zu seiner Ankunft zu warten. Schon am 23. August hatte Vizeadmiral
Bendemann dem Kaiser eine denselben Gegenstand behandelnde Denkschrift
"versandt, worin er ausführte, die Operation dürfe nicht über Anfang November
hinaus verschoben werden, falls politische Rücksichten eine Hinausschiebnng
verlangten; es sei von ihm mit den Admiralen der Verbündeten, nament¬
lich Admiral Alexejeff, des öfter" erörtert worden. Eine Abschrift dieser
Denkschrift ließ Admiral Bendemann dem Feldmarschall bei seiner Ankunft in
Hongkong am 17. September überreichen. Die Unternehmung gegen die
Pcitang-Forts durfte nicht länger verzögert werden; sie wurden von deu
inzwischen in Tongln ausgeschiffte" Truppen des deutschen Expeditionskorps
am 20, September unter Mitwirkung vou Russen und Österreichern in längerm
Artillcrieknmpf erobert u"d dauernd besetzt, Graf Waldcrsce traf fünf Tage
später Bord S M. S. Hertha auf Tatu-Reede el" und erteilte dem
Admiral Bendemann den Auftrag, die Beteiligung der übrigen Geschwader ein
dem weitern Unternehmen herbeizuführen. Deutscherseits sollte dabei weniger
die Notwendigkeit der Besitzergreifung von Seba" Hai loca als vielmehr die
der zum Ausschiffungsplatz geeignete". Bucht von Tsching wcmg lau betont
werde". Nussischcrseits wurde aber gerade die Besetzung der Forts von Schan
Hai loca verlangt, die den Stützpunkt des linken Flügels der in der Mand¬
schurei operierenden russischen Armee bilden sollten. Russisch-englische Gegensätze
traten bei dieser Operation, die in den Tagen vom 1. bis 3. Oktober geschah,
in bemerkenswerter Weise zutage; sie machte" bekanntlich auch später noch die
Intervention des Oberbefehlshabers nötig. Als bemerkenswert mag auch noch
notiert werden, daß der russische General Linewitsch nach dem Entsatz von
Peking dem Befehlshaber des deutschen Besntzungsdetachements, Kapitän zur
See Pohl, die Einquartierung in den Tsungli Damen, das Pekinger Auswärtige
Amt, abschlug, weil dort ein wichtiges Archiv sei, für das die Russen die Verant¬
wortlichkeit über"omne" hätten. Es sollte das Archiv wohl, vorausgesetzt, daß
es dort noch vorhanden war, "ur vo" russische" Augen eingesehen werde".


von unsrer Flotte

Bucht von Tschiugwangtcm und endlich Schau Hai koan, wo die große Chinesische
Mauer nud die geuaimte Eisenbahn am Strande endigen, mit seinen starken
Befestigungen dieTore für den Zugang nach Peking, Auch die dort stehenden
chinesische« Truppenmassen kamen in Betracht; man hatte sie während des
Julis und des Augusts durch eine uach Schau Hai loca entsandte Kreuzer-
divisivu in Schach gehalten. Nachdem Peking genommen worden war, und
während der zweiten Hälfte des Augusts sowie im Anfang September auf
Tatu-Reede fortgesetzt große Truppennachschübe eintrafen, konnte der Eroberung
vou Schau Hai koan und der Peitaug-Forts näher getreten werden, Admiral
Bendemann telegraphierte am 10. September dein in Singapore eingetroffnen
Grafen Wnldersee: „Ich sehe nächstes Angriffsziel in den Peitcmg-Forts sowie
den Befestigungen bei Pei ta ho und Schau hui loca, um den Rücken frei zu
machen und den Zugang von der See nach Peking während der Frostzcit,
wo der Peiho uuzugünglich ist, in Besitz zu bekommen." Graf Waldersee
antwortete, daß er mit den Plänen einverstanden sei, aber bäte, wenn keine
ander» Befehle aus Berlin vorlagen, mit der Ausführung der Operationen
bis zu seiner Ankunft zu warten. Schon am 23. August hatte Vizeadmiral
Bendemann dem Kaiser eine denselben Gegenstand behandelnde Denkschrift
»versandt, worin er ausführte, die Operation dürfe nicht über Anfang November
hinaus verschoben werden, falls politische Rücksichten eine Hinausschiebnng
verlangten; es sei von ihm mit den Admiralen der Verbündeten, nament¬
lich Admiral Alexejeff, des öfter» erörtert worden. Eine Abschrift dieser
Denkschrift ließ Admiral Bendemann dem Feldmarschall bei seiner Ankunft in
Hongkong am 17. September überreichen. Die Unternehmung gegen die
Pcitang-Forts durfte nicht länger verzögert werden; sie wurden von deu
inzwischen in Tongln ausgeschiffte» Truppen des deutschen Expeditionskorps
am 20, September unter Mitwirkung vou Russen und Österreichern in längerm
Artillcrieknmpf erobert u»d dauernd besetzt, Graf Waldcrsce traf fünf Tage
später Bord S M. S. Hertha auf Tatu-Reede el» und erteilte dem
Admiral Bendemann den Auftrag, die Beteiligung der übrigen Geschwader ein
dem weitern Unternehmen herbeizuführen. Deutscherseits sollte dabei weniger
die Notwendigkeit der Besitzergreifung von Seba» Hai loca als vielmehr die
der zum Ausschiffungsplatz geeignete». Bucht von Tsching wcmg lau betont
werde». Nussischcrseits wurde aber gerade die Besetzung der Forts von Schan
Hai loca verlangt, die den Stützpunkt des linken Flügels der in der Mand¬
schurei operierenden russischen Armee bilden sollten. Russisch-englische Gegensätze
traten bei dieser Operation, die in den Tagen vom 1. bis 3. Oktober geschah,
in bemerkenswerter Weise zutage; sie machte» bekanntlich auch später noch die
Intervention des Oberbefehlshabers nötig. Als bemerkenswert mag auch noch
notiert werden, daß der russische General Linewitsch nach dem Entsatz von
Peking dem Befehlshaber des deutschen Besntzungsdetachements, Kapitän zur
See Pohl, die Einquartierung in den Tsungli Damen, das Pekinger Auswärtige
Amt, abschlug, weil dort ein wichtiges Archiv sei, für das die Russen die Verant¬
wortlichkeit über»omne» hätten. Es sollte das Archiv wohl, vorausgesetzt, daß
es dort noch vorhanden war, »ur vo» russische» Augen eingesehen werde».


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_241213/461>, abgerufen am 01.09.2024.