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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr.

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Leipziger Theaterplauderei

mit uns ohne Änderung zufrieden sein. Wer weiß, welche Kämpfe und welche
Herkulesarbeiten unsrer verhältnismäßig jungen Nation bevorstehn: es ist deshalb
gut, daß die Schale der Kastanie die'von der Natur zum Schutze der inwendigen
glatten Frucht bestimmt scheint, noch da ist. und man muß auf der deutscheu Bühne
die Don Juans und die Grafen Almaviva, wenn sie etwas klobig ausfallen ohne
Makeln in den Kauf nehmen und dabei dankbar der strammen Pommern, Bayer"
und Schwaben gedenken, deren gesunden Fäusten und inri" wciWea, lrur durchGottes und Bismarcks Hilfe das zu danken haben, was vom einigen Deutschen
Reich schon da ist und sich, wenn alles gut geht, noch zu einem rechten, ganzen
Baum auswachsen soll.

Man wird nach dieser tröstlich klingenden Einleitung eitel Honig über die
Leistungen der Darsteller im Leipziger Tell erwarten, und ich werde auch außer
dem Melchthal. der es mir nie recht machen kann, an den Darstellern wenig zu
bemängeln haben. Um so mehr dagegen um der Inszenierung, die schon um des¬
willen nicht gut sein kann, weil man falschen Grundsätzen huldigt, indem maiisur
unfruchtbare Nebendinge ins Zeug geht und Hauptsachen darüber unbeachtet laßt.

Wilhelm Tell macht an die Juszeuierung dieselben Ansprüche wie eine Oper^und man sollte ihn überall da. wo man mit dein Eintrittsgeld einen Unterschied
zwischen Opern und Schauspielen zu machen gewohnt ist, nicht anders als zu i-->peru-
preisen geben. Tell ohne Orchester verliert sehr. Schiller hatte, als er ihn scyriev.
Bühnen im Auge, die für Vorstellungen aller Art über ein Orchester verfügten
und daß er für die volle Wirkung seines sehen.Spiels auf die Mitwirkung der Mustk
rechnete, bemerkt man recht, wenn man Vorstellungen gewohnt gewesen ist wovei
die Kapelle tätig war. und wenn man sich mit einemmal ohne diese hebe feu
soll. Wenn am Schlich des Rütlischwnres die Verbündeten zu drei verschied.ieu Seiten
abgehn und die leere Szene noch eine Zeit laug offen bleibt, um das Schauspiel
der über den Eisbergen aufgehenden Sowie zu zeigen, so hat das nur halbe Ortung
da, wo der "prachtvolle Schwung." womit das Orchester einsetzen soll, fehlt.

Mit den, Wegfall der Zwischeuaktsmnsik ist das überhaupt eine eigne Sache^Man glaubt damit wunder was geleistet zu haben, weil es eine Ersparnis ist uno
man hat damit doch nur den Theaterabend, der vor Jahren ein seiner, erfreulicher,
eleganter Genuß war. abermals eines seiner Reize beraubt. Gegen die längere,
sogenannte Eßpause sage ich nichts. obwohl der Anblick der sich am Bufett wie am
Schalter vor dem Abgang eines Ferienzugs auf Tod und Leben bekämpfenden,
angeblich hungrigen und durstigen Scharen nicht erfreulich ist. Aber die .'col-
weudigkeit oder doch Ersprießlichkeit einer solchen längern Pause zugegeben. Yt
nicht Zwischenaktsmusik für die. die es vorziehn. auf ihrem Platze zu bleiben, doch
"me große, und wo man sie entbehrt, ungern vermißte Annehmlichkeit? Ä-as
hätte ich bei der letzten Vorstellung des Tell, der ich beiwohnte darum gegeben.
wem, sich etwas Zwischenaktsmusik wie ein anmutiger Schleier über den nie ver¬
siegenden Redefluß einer meiner beiden Nachbarinnen gebreitet hätte. Denn ein
unglücklicher Zufall hatte mich zum rechten Nachbarn einer Dame gemacht, die nicht
bloß das Pulver erfunden, sondern auch die Welt geschaffen zu haben glaubte und
sich von einer ihr freiwillig oder notgedrungen Gesellschaft leistenden Begleiterin
hofieren ließ. Das Selbstbewußtsein von Ur. Z und die ohne Anerkennung ver¬
bleibende Selbstverleugnung Von Ur. 2 hätte man zur Not noch ertragen, aver
Ur. 1 hatte die schreckliche Gewohnheit, die ihr von Ur. 2 mit leiser, wohlklingender
Stimme zugeflüsterten Äußerungen wie ein obligates Fagott in,t fortlaufende"
Placets wie: ich verstehe, ganz recht, natürlich, nun ja zu begleiten, die in ^ect-
messerschem Tone ge prochen, ehr nach den. "Ge.merk" schmeckten. Was hatte ich
Kur Übertänbung oder auch nnr als Akkompagnement dieses weiblichen Sprech¬
automaten für ein Adagio oder eine Tirolienne gegeben!

Aber das ist jn nebensächlich, während etwas Onvertürenartiges und gu c
Zwischeimktsmnsiken bei der Ausführung des Schillerschen Teils Haupterfordernisse


Leipziger Theaterplauderei

mit uns ohne Änderung zufrieden sein. Wer weiß, welche Kämpfe und welche
Herkulesarbeiten unsrer verhältnismäßig jungen Nation bevorstehn: es ist deshalb
gut, daß die Schale der Kastanie die'von der Natur zum Schutze der inwendigen
glatten Frucht bestimmt scheint, noch da ist. und man muß auf der deutscheu Bühne
die Don Juans und die Grafen Almaviva, wenn sie etwas klobig ausfallen ohne
Makeln in den Kauf nehmen und dabei dankbar der strammen Pommern, Bayer»
und Schwaben gedenken, deren gesunden Fäusten und inri» wciWea, lrur durchGottes und Bismarcks Hilfe das zu danken haben, was vom einigen Deutschen
Reich schon da ist und sich, wenn alles gut geht, noch zu einem rechten, ganzen
Baum auswachsen soll.

Man wird nach dieser tröstlich klingenden Einleitung eitel Honig über die
Leistungen der Darsteller im Leipziger Tell erwarten, und ich werde auch außer
dem Melchthal. der es mir nie recht machen kann, an den Darstellern wenig zu
bemängeln haben. Um so mehr dagegen um der Inszenierung, die schon um des¬
willen nicht gut sein kann, weil man falschen Grundsätzen huldigt, indem maiisur
unfruchtbare Nebendinge ins Zeug geht und Hauptsachen darüber unbeachtet laßt.

Wilhelm Tell macht an die Juszeuierung dieselben Ansprüche wie eine Oper^und man sollte ihn überall da. wo man mit dein Eintrittsgeld einen Unterschied
zwischen Opern und Schauspielen zu machen gewohnt ist, nicht anders als zu i-->peru-
preisen geben. Tell ohne Orchester verliert sehr. Schiller hatte, als er ihn scyriev.
Bühnen im Auge, die für Vorstellungen aller Art über ein Orchester verfügten
und daß er für die volle Wirkung seines sehen.Spiels auf die Mitwirkung der Mustk
rechnete, bemerkt man recht, wenn man Vorstellungen gewohnt gewesen ist wovei
die Kapelle tätig war. und wenn man sich mit einemmal ohne diese hebe feu
soll. Wenn am Schlich des Rütlischwnres die Verbündeten zu drei verschied.ieu Seiten
abgehn und die leere Szene noch eine Zeit laug offen bleibt, um das Schauspiel
der über den Eisbergen aufgehenden Sowie zu zeigen, so hat das nur halbe Ortung
da, wo der „prachtvolle Schwung." womit das Orchester einsetzen soll, fehlt.

Mit den, Wegfall der Zwischeuaktsmnsik ist das überhaupt eine eigne Sache^Man glaubt damit wunder was geleistet zu haben, weil es eine Ersparnis ist uno
man hat damit doch nur den Theaterabend, der vor Jahren ein seiner, erfreulicher,
eleganter Genuß war. abermals eines seiner Reize beraubt. Gegen die längere,
sogenannte Eßpause sage ich nichts. obwohl der Anblick der sich am Bufett wie am
Schalter vor dem Abgang eines Ferienzugs auf Tod und Leben bekämpfenden,
angeblich hungrigen und durstigen Scharen nicht erfreulich ist. Aber die .'col-
weudigkeit oder doch Ersprießlichkeit einer solchen längern Pause zugegeben. Yt
nicht Zwischenaktsmusik für die. die es vorziehn. auf ihrem Platze zu bleiben, doch
«me große, und wo man sie entbehrt, ungern vermißte Annehmlichkeit? Ä-as
hätte ich bei der letzten Vorstellung des Tell, der ich beiwohnte darum gegeben.
wem, sich etwas Zwischenaktsmusik wie ein anmutiger Schleier über den nie ver¬
siegenden Redefluß einer meiner beiden Nachbarinnen gebreitet hätte. Denn ein
unglücklicher Zufall hatte mich zum rechten Nachbarn einer Dame gemacht, die nicht
bloß das Pulver erfunden, sondern auch die Welt geschaffen zu haben glaubte und
sich von einer ihr freiwillig oder notgedrungen Gesellschaft leistenden Begleiterin
hofieren ließ. Das Selbstbewußtsein von Ur. Z und die ohne Anerkennung ver¬
bleibende Selbstverleugnung Von Ur. 2 hätte man zur Not noch ertragen, aver
Ur. 1 hatte die schreckliche Gewohnheit, die ihr von Ur. 2 mit leiser, wohlklingender
Stimme zugeflüsterten Äußerungen wie ein obligates Fagott in,t fortlaufende»
Placets wie: ich verstehe, ganz recht, natürlich, nun ja zu begleiten, die in ^ect-
messerschem Tone ge prochen, ehr nach den. „Ge.merk" schmeckten. Was hatte ich
Kur Übertänbung oder auch nnr als Akkompagnement dieses weiblichen Sprech¬
automaten für ein Adagio oder eine Tirolienne gegeben!

Aber das ist jn nebensächlich, während etwas Onvertürenartiges und gu c
Zwischeimktsmnsiken bei der Ausführung des Schillerschen Teils Haupterfordernisse


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[0043] Leipziger Theaterplauderei mit uns ohne Änderung zufrieden sein. Wer weiß, welche Kämpfe und welche Herkulesarbeiten unsrer verhältnismäßig jungen Nation bevorstehn: es ist deshalb gut, daß die Schale der Kastanie die'von der Natur zum Schutze der inwendigen glatten Frucht bestimmt scheint, noch da ist. und man muß auf der deutscheu Bühne die Don Juans und die Grafen Almaviva, wenn sie etwas klobig ausfallen ohne Makeln in den Kauf nehmen und dabei dankbar der strammen Pommern, Bayer» und Schwaben gedenken, deren gesunden Fäusten und inri» wciWea, lrur durchGottes und Bismarcks Hilfe das zu danken haben, was vom einigen Deutschen Reich schon da ist und sich, wenn alles gut geht, noch zu einem rechten, ganzen Baum auswachsen soll. Man wird nach dieser tröstlich klingenden Einleitung eitel Honig über die Leistungen der Darsteller im Leipziger Tell erwarten, und ich werde auch außer dem Melchthal. der es mir nie recht machen kann, an den Darstellern wenig zu bemängeln haben. Um so mehr dagegen um der Inszenierung, die schon um des¬ willen nicht gut sein kann, weil man falschen Grundsätzen huldigt, indem maiisur unfruchtbare Nebendinge ins Zeug geht und Hauptsachen darüber unbeachtet laßt. Wilhelm Tell macht an die Juszeuierung dieselben Ansprüche wie eine Oper^und man sollte ihn überall da. wo man mit dein Eintrittsgeld einen Unterschied zwischen Opern und Schauspielen zu machen gewohnt ist, nicht anders als zu i-->peru- preisen geben. Tell ohne Orchester verliert sehr. Schiller hatte, als er ihn scyriev. Bühnen im Auge, die für Vorstellungen aller Art über ein Orchester verfügten und daß er für die volle Wirkung seines sehen.Spiels auf die Mitwirkung der Mustk rechnete, bemerkt man recht, wenn man Vorstellungen gewohnt gewesen ist wovei die Kapelle tätig war. und wenn man sich mit einemmal ohne diese hebe feu soll. Wenn am Schlich des Rütlischwnres die Verbündeten zu drei verschied.ieu Seiten abgehn und die leere Szene noch eine Zeit laug offen bleibt, um das Schauspiel der über den Eisbergen aufgehenden Sowie zu zeigen, so hat das nur halbe Ortung da, wo der „prachtvolle Schwung." womit das Orchester einsetzen soll, fehlt. Mit den, Wegfall der Zwischeuaktsmnsik ist das überhaupt eine eigne Sache^Man glaubt damit wunder was geleistet zu haben, weil es eine Ersparnis ist uno man hat damit doch nur den Theaterabend, der vor Jahren ein seiner, erfreulicher, eleganter Genuß war. abermals eines seiner Reize beraubt. Gegen die längere, sogenannte Eßpause sage ich nichts. obwohl der Anblick der sich am Bufett wie am Schalter vor dem Abgang eines Ferienzugs auf Tod und Leben bekämpfenden, angeblich hungrigen und durstigen Scharen nicht erfreulich ist. Aber die .'col- weudigkeit oder doch Ersprießlichkeit einer solchen längern Pause zugegeben. Yt nicht Zwischenaktsmusik für die. die es vorziehn. auf ihrem Platze zu bleiben, doch «me große, und wo man sie entbehrt, ungern vermißte Annehmlichkeit? Ä-as hätte ich bei der letzten Vorstellung des Tell, der ich beiwohnte darum gegeben. wem, sich etwas Zwischenaktsmusik wie ein anmutiger Schleier über den nie ver¬ siegenden Redefluß einer meiner beiden Nachbarinnen gebreitet hätte. Denn ein unglücklicher Zufall hatte mich zum rechten Nachbarn einer Dame gemacht, die nicht bloß das Pulver erfunden, sondern auch die Welt geschaffen zu haben glaubte und sich von einer ihr freiwillig oder notgedrungen Gesellschaft leistenden Begleiterin hofieren ließ. Das Selbstbewußtsein von Ur. Z und die ohne Anerkennung ver¬ bleibende Selbstverleugnung Von Ur. 2 hätte man zur Not noch ertragen, aver Ur. 1 hatte die schreckliche Gewohnheit, die ihr von Ur. 2 mit leiser, wohlklingender Stimme zugeflüsterten Äußerungen wie ein obligates Fagott in,t fortlaufende» Placets wie: ich verstehe, ganz recht, natürlich, nun ja zu begleiten, die in ^ect- messerschem Tone ge prochen, ehr nach den. „Ge.merk" schmeckten. Was hatte ich Kur Übertänbung oder auch nnr als Akkompagnement dieses weiblichen Sprech¬ automaten für ein Adagio oder eine Tirolienne gegeben! Aber das ist jn nebensächlich, während etwas Onvertürenartiges und gu c Zwischeimktsmnsiken bei der Ausführung des Schillerschen Teils Haupterfordernisse

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_241213/43>, abgerufen am 27.07.2024.