Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr.vom Gelderwerb, von dessen !vesen und dessen Unwesen Hand in den Mund leben. Es ist ein bestündiger Vorrat der Produkte nötig, Das Gold oder das Silber, woraus die Münzen hergestellt werden, hat vom Gelderwerb, von dessen !vesen und dessen Unwesen Hand in den Mund leben. Es ist ein bestündiger Vorrat der Produkte nötig, Das Gold oder das Silber, woraus die Münzen hergestellt werden, hat <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0408" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/241622"/> <fw type="header" place="top"> vom Gelderwerb, von dessen !vesen und dessen Unwesen</fw><lb/> <p xml:id="ID_1637" prev="#ID_1636"> Hand in den Mund leben. Es ist ein bestündiger Vorrat der Produkte nötig,<lb/> der für einige Zeit den voraussichtlichen Bedarf bestreiten muß. Auch müssen<lb/> die der Produktion dienenden Einrichtungen und Vorkehrungen, dem wachsenden<lb/> Bedarf vorausschreitend, rechtzeitig vergrößert und vermehrt werden. Diese<lb/> Aufgabe zu erfüllen, ist Sache des Geldes, dem ein feststehender Wert beige¬<lb/> legt worden ist, und das dadurch eine allgemein giltige Kaufkraft zur Erlangung<lb/> jeglicher Nutzgüter und zur Ausnutzung aller sonstigen wirtschaftlichen Leistungen<lb/> hat. Das Geld ist zugleich die Form, in der die Menschen ihre Ersparnisse nieder¬<lb/> legen, die sie erübrigen, wenn sie durch Fleiß, Tüchtigkeit und Genügsamkeit<lb/> mehr erwerben, als sie verbrauchen. Dieses ersparte Geld ist dann das Mittel,<lb/> womit alles zur Steigerung der Produktion Nötige angeschafft werden kann, sodaß,<lb/> wenn der vorauszusehende, sich mit der Zunahme der Bevölkerung einstellende<lb/> und zugleich durch die stärkere Produktion angeregte vermehrte Bedarf eintritt,<lb/> es nicht an den nötigen Konsumgütern mangelt. Das Geld kann ausgeliehen,<lb/> oder es kann zusammengeschossen werden, sodaß es zu größern Unternehmen<lb/> die gemeinsamen Mittel schasst; dabei ist ihm, seiner nutzbringenden Verwendung<lb/> wegen, ein Recht auf Zins eingeräumt, wodurch es sich fortgesetzt vermehrt,<lb/> oder wodurch es seinem Besitzer eine zum Lebensunterhalt verwendbare Rente<lb/> eintrügt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1638" next="#ID_1639"> Das Gold oder das Silber, woraus die Münzen hergestellt werden, hat<lb/> den Wert, zu dem es als Geld von Hand zu Hand geht, nnr durch das Über¬<lb/> einkommen der Kulturvölker. Wäre diesen sogenannten Edelmetallen kein<lb/> solcher allgemein anerkannter Wert beigelegt, so würde sich ihr Preis — wie<lb/> bei jeder andern Ware — nach Angebot und Nachfrage, nach der davon ge¬<lb/> wonnenen Menge, nach den Erzeugungskosten und nach der Absatzgelegmheit<lb/> richten. Würden diese Metalle nicht zu Münzen benutzt, so wäre ihre Ver¬<lb/> wendbarkeit und dadurch auch ihr Tauschwert sehr viel geringer. Die Kauf¬<lb/> kraft des zur Münze gewordnen Metalls beruht also nicht auf einem Wert,<lb/> wie sich dieser bei andern Gütern durch alle ansprechenden Umstände ausbildet,<lb/> sondern auf dem ihm verliehenen bevorrechtigten höhern Wert. Es ist eine<lb/> Anweisung auf das für den Nennwert der Münzen zu kaufende Quantum<lb/> Güter. Nur wenn diese Güter vorhanden sind, und indem sie gegen die<lb/> Münzen ausgetauscht werden, kommt die Eigenschaft des Geldes tatsächlich zur<lb/> Geltung. In dieser Eigenschaft, als Umlaufs- und Tauschmittel und zugleich<lb/> als Maßstab für die Bewertung aller wirtschaftlichen Güter und Leistungen<lb/> zu dienen, liegt der hauptsächliche Zweck der Geldmünzen. Daß sich diese<lb/> auch — durch nicht völligen Verbrauch des Einkommens der Erwerbenden —<lb/> ansammeln lassen, damit sie erst später konsumiert werden oder weiter zu pro¬<lb/> duktiven Zwecken Verwendung finden, kommt für das Metallgeld weniger in<lb/> Betracht, gehört vielmehr zu den Aufgaben des gesamten, nicht nur des in<lb/> baren Münzen bestehenden Geldbesitzes. Das Metallgeld eignet sich nicht<lb/> dazu, zurückgelegt zu werden; es hat durch seinen Metallgehalt einen Sach¬<lb/> wert, und eine Sache, die der wirtschaftlichen Benutzung entzogen wird, bringt<lb/> keinen Ertrag. Nur wenn man sein erworbnes Geld weder in bar noch in<lb/> unverzinslichen Geldsurrogaten besitzt, sondern es andern zum Gebrauch an-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0408]
vom Gelderwerb, von dessen !vesen und dessen Unwesen
Hand in den Mund leben. Es ist ein bestündiger Vorrat der Produkte nötig,
der für einige Zeit den voraussichtlichen Bedarf bestreiten muß. Auch müssen
die der Produktion dienenden Einrichtungen und Vorkehrungen, dem wachsenden
Bedarf vorausschreitend, rechtzeitig vergrößert und vermehrt werden. Diese
Aufgabe zu erfüllen, ist Sache des Geldes, dem ein feststehender Wert beige¬
legt worden ist, und das dadurch eine allgemein giltige Kaufkraft zur Erlangung
jeglicher Nutzgüter und zur Ausnutzung aller sonstigen wirtschaftlichen Leistungen
hat. Das Geld ist zugleich die Form, in der die Menschen ihre Ersparnisse nieder¬
legen, die sie erübrigen, wenn sie durch Fleiß, Tüchtigkeit und Genügsamkeit
mehr erwerben, als sie verbrauchen. Dieses ersparte Geld ist dann das Mittel,
womit alles zur Steigerung der Produktion Nötige angeschafft werden kann, sodaß,
wenn der vorauszusehende, sich mit der Zunahme der Bevölkerung einstellende
und zugleich durch die stärkere Produktion angeregte vermehrte Bedarf eintritt,
es nicht an den nötigen Konsumgütern mangelt. Das Geld kann ausgeliehen,
oder es kann zusammengeschossen werden, sodaß es zu größern Unternehmen
die gemeinsamen Mittel schasst; dabei ist ihm, seiner nutzbringenden Verwendung
wegen, ein Recht auf Zins eingeräumt, wodurch es sich fortgesetzt vermehrt,
oder wodurch es seinem Besitzer eine zum Lebensunterhalt verwendbare Rente
eintrügt.
Das Gold oder das Silber, woraus die Münzen hergestellt werden, hat
den Wert, zu dem es als Geld von Hand zu Hand geht, nnr durch das Über¬
einkommen der Kulturvölker. Wäre diesen sogenannten Edelmetallen kein
solcher allgemein anerkannter Wert beigelegt, so würde sich ihr Preis — wie
bei jeder andern Ware — nach Angebot und Nachfrage, nach der davon ge¬
wonnenen Menge, nach den Erzeugungskosten und nach der Absatzgelegmheit
richten. Würden diese Metalle nicht zu Münzen benutzt, so wäre ihre Ver¬
wendbarkeit und dadurch auch ihr Tauschwert sehr viel geringer. Die Kauf¬
kraft des zur Münze gewordnen Metalls beruht also nicht auf einem Wert,
wie sich dieser bei andern Gütern durch alle ansprechenden Umstände ausbildet,
sondern auf dem ihm verliehenen bevorrechtigten höhern Wert. Es ist eine
Anweisung auf das für den Nennwert der Münzen zu kaufende Quantum
Güter. Nur wenn diese Güter vorhanden sind, und indem sie gegen die
Münzen ausgetauscht werden, kommt die Eigenschaft des Geldes tatsächlich zur
Geltung. In dieser Eigenschaft, als Umlaufs- und Tauschmittel und zugleich
als Maßstab für die Bewertung aller wirtschaftlichen Güter und Leistungen
zu dienen, liegt der hauptsächliche Zweck der Geldmünzen. Daß sich diese
auch — durch nicht völligen Verbrauch des Einkommens der Erwerbenden —
ansammeln lassen, damit sie erst später konsumiert werden oder weiter zu pro¬
duktiven Zwecken Verwendung finden, kommt für das Metallgeld weniger in
Betracht, gehört vielmehr zu den Aufgaben des gesamten, nicht nur des in
baren Münzen bestehenden Geldbesitzes. Das Metallgeld eignet sich nicht
dazu, zurückgelegt zu werden; es hat durch seinen Metallgehalt einen Sach¬
wert, und eine Sache, die der wirtschaftlichen Benutzung entzogen wird, bringt
keinen Ertrag. Nur wenn man sein erworbnes Geld weder in bar noch in
unverzinslichen Geldsurrogaten besitzt, sondern es andern zum Gebrauch an-
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