Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr.Ehren und Nutzen für Deutschland gelöst worden. Mit einem andern In den inner" Fragen zeigen die Reden des Grafen Bülow, daß er die Nach einseitigen konfessionellen Gesichtspunkten werde ich Ihnen die Politik Ehren und Nutzen für Deutschland gelöst worden. Mit einem andern In den inner» Fragen zeigen die Reden des Grafen Bülow, daß er die Nach einseitigen konfessionellen Gesichtspunkten werde ich Ihnen die Politik <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0029" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/241243"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_74" prev="#ID_73"> Ehren und Nutzen für Deutschland gelöst worden. Mit einem andern<lb/> Reichstage wäre vielleicht noch manches mehr zu erreichen gewesen. Wenn<lb/> während des südafrikanischen Krieges ein Teil der öffentlichen Meinung mit<lb/> dem Gange der deutschen Politik nicht einverstanden war, so sind das Kreise,<lb/> die nicht einsehen konnten oder wollten, wem wir durch ein Zerwürfnis mit<lb/> England einen Gefallen getan Hütten. Wo deutsche Interessen unmittelbar<lb/> ins Spiel kamen, wie z. B. bei der Wegnahme des Dampfers „Bundesrat,"<lb/> hat Graf Bülow es nicht an Festigkeit fehlen lassen. Aber den Rächer und<lb/> Bergelter zu spielen, hatte Bismarck im Winter 1870 sogar Frankreich gegen¬<lb/> über abgelehnt. „Die Rache ist Gottes," wir haben nur unsre Interessen zu<lb/> Rate zu ziehn. Noch weniger konnte Deutschland daran denken, sich zum<lb/> Rächer der Buren aufzuwerfen. Graf Bülow hat dem Deutschen Reiche einen<lb/> großen Dienst dadurch geleistet, daß er das Staatsschiff uicht auf den irre¬<lb/> führender Wogen einer falschen Popularität treiben ließ, sondern das Steuer¬<lb/> räder in fester Hand behielt.</p><lb/> <p xml:id="ID_75"> In den inner» Fragen zeigen die Reden des Grafen Bülow, daß er die<lb/> Parteien mit Billigkeit und Gerechtigkeit behandelt, im übrigen aber ihre<lb/> Geltung uach dem bemißt, was sie für die Gesamtheit bedeuten. In der für<lb/> unsre innere Politik schwierigsten Frage, der Stellung gegenüber dem Zentrum,<lb/> hat Graf Bülow uoch in der Trierer Schuldebatte erklärt: „Wir müssen dem<lb/> konfessionellen Zwiespalt begegnen im Zeichen der Gerechtigkeit, von selten<lb/> des Staats durch eine objektive Geschäftsführung, von feiten der Konfessionen<lb/> durch gegenseitige Duldsamkeit und durch Achtung der Rechte wie der Würde<lb/> des Staates." ' Wiederholt hat er ferner darauf hingewiesen, daß kein Land<lb/> so wie Deutschland unter dem Streit der Konfessionen gelitten habe. Am<lb/> markantesten ist diese Auffassung in der Polenrede vom 13. Januar 1902<lb/> hervorgetreten, in der der Kanzler erklärte, daß er die Ostmarkenfrage nicht<lb/> nur für eine der wichtigsten Fragen unsrer Politik, sondern geradezu für die<lb/> Frage halte, von deren Entwicklung die nächste Zukunft unsers Vaterlandes<lb/> abhänge. Er sagte in dieser Rede, die eine Bedeutung weit über die Ostmarken-<lb/> frage hinaus hat:</p><lb/> <p xml:id="ID_76" next="#ID_77"> Nach einseitigen konfessionellen Gesichtspunkten werde ich Ihnen die Politik<lb/> dieses Landes niemals zurechtschneide». Ich werde Ihnen ebensowenig eme pro¬<lb/> testantisch-konfessionelle oder katholisch-konfessionelle Politik machen, wie ich ^sum<lb/> eine liberale oder konservative Parteipolitik machen kann und null. Für mich als<lb/> Ministerpräsidenten und Reichskanzler gibt es weder ein katholisches noch em Pro¬<lb/> testantisches, weder ein liberales noch ein konservatives Preußen und Dentschland,<lb/> sondern vor meinen Angen steht nnr die eine und unteilbare Nation unteilbar in<lb/> materieller und unteilbar in idealer Beziehung. Wenn es eine Lehre gibt Me<lb/> für ».ich resultiert ans der deutscheu Geschichte der letzten vier Jahrhunderte<lb/> s» ist es die. daß jeder Versuch der einen Konfession. die andre - ich will<lb/> nicht sagen z,i vernichten, denn das ist überhaupt unmöglich und deshalb von<lb/> vornherein ausgeschlossen - aber anch nnr zu >mterdrncken nie zu einem<lb/> praktischen und dauernden Resultat geführt, wohl aber jedesmal Schaden dem<lb/> gemeinsamen Vaterlande gebracht hat. Weder ist es de,i Äatholllen un ,ech-<lb/> zeh.neu und siebzehnten Jahrhundert gelungen, die neue Lehre zu hemme., uoch<lb/> habe.l spätere konfessionelle Streitigkeiten Nutzen gestiftet. Nach Kampf und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0029]
Ehren und Nutzen für Deutschland gelöst worden. Mit einem andern
Reichstage wäre vielleicht noch manches mehr zu erreichen gewesen. Wenn
während des südafrikanischen Krieges ein Teil der öffentlichen Meinung mit
dem Gange der deutschen Politik nicht einverstanden war, so sind das Kreise,
die nicht einsehen konnten oder wollten, wem wir durch ein Zerwürfnis mit
England einen Gefallen getan Hütten. Wo deutsche Interessen unmittelbar
ins Spiel kamen, wie z. B. bei der Wegnahme des Dampfers „Bundesrat,"
hat Graf Bülow es nicht an Festigkeit fehlen lassen. Aber den Rächer und
Bergelter zu spielen, hatte Bismarck im Winter 1870 sogar Frankreich gegen¬
über abgelehnt. „Die Rache ist Gottes," wir haben nur unsre Interessen zu
Rate zu ziehn. Noch weniger konnte Deutschland daran denken, sich zum
Rächer der Buren aufzuwerfen. Graf Bülow hat dem Deutschen Reiche einen
großen Dienst dadurch geleistet, daß er das Staatsschiff uicht auf den irre¬
führender Wogen einer falschen Popularität treiben ließ, sondern das Steuer¬
räder in fester Hand behielt.
In den inner» Fragen zeigen die Reden des Grafen Bülow, daß er die
Parteien mit Billigkeit und Gerechtigkeit behandelt, im übrigen aber ihre
Geltung uach dem bemißt, was sie für die Gesamtheit bedeuten. In der für
unsre innere Politik schwierigsten Frage, der Stellung gegenüber dem Zentrum,
hat Graf Bülow uoch in der Trierer Schuldebatte erklärt: „Wir müssen dem
konfessionellen Zwiespalt begegnen im Zeichen der Gerechtigkeit, von selten
des Staats durch eine objektive Geschäftsführung, von feiten der Konfessionen
durch gegenseitige Duldsamkeit und durch Achtung der Rechte wie der Würde
des Staates." ' Wiederholt hat er ferner darauf hingewiesen, daß kein Land
so wie Deutschland unter dem Streit der Konfessionen gelitten habe. Am
markantesten ist diese Auffassung in der Polenrede vom 13. Januar 1902
hervorgetreten, in der der Kanzler erklärte, daß er die Ostmarkenfrage nicht
nur für eine der wichtigsten Fragen unsrer Politik, sondern geradezu für die
Frage halte, von deren Entwicklung die nächste Zukunft unsers Vaterlandes
abhänge. Er sagte in dieser Rede, die eine Bedeutung weit über die Ostmarken-
frage hinaus hat:
Nach einseitigen konfessionellen Gesichtspunkten werde ich Ihnen die Politik
dieses Landes niemals zurechtschneide». Ich werde Ihnen ebensowenig eme pro¬
testantisch-konfessionelle oder katholisch-konfessionelle Politik machen, wie ich ^sum
eine liberale oder konservative Parteipolitik machen kann und null. Für mich als
Ministerpräsidenten und Reichskanzler gibt es weder ein katholisches noch em Pro¬
testantisches, weder ein liberales noch ein konservatives Preußen und Dentschland,
sondern vor meinen Angen steht nnr die eine und unteilbare Nation unteilbar in
materieller und unteilbar in idealer Beziehung. Wenn es eine Lehre gibt Me
für ».ich resultiert ans der deutscheu Geschichte der letzten vier Jahrhunderte
s» ist es die. daß jeder Versuch der einen Konfession. die andre - ich will
nicht sagen z,i vernichten, denn das ist überhaupt unmöglich und deshalb von
vornherein ausgeschlossen - aber anch nnr zu >mterdrncken nie zu einem
praktischen und dauernden Resultat geführt, wohl aber jedesmal Schaden dem
gemeinsamen Vaterlande gebracht hat. Weder ist es de,i Äatholllen un ,ech-
zeh.neu und siebzehnten Jahrhundert gelungen, die neue Lehre zu hemme., uoch
habe.l spätere konfessionelle Streitigkeiten Nutzen gestiftet. Nach Kampf und
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