Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Bilder von der Roter und der Pnlsnitz

reist er, Wohl unter dem Einflüsse seiner Gemahlin, der ihm am 9. Mai 1765
mvrganatisch angetrauten schönen Italienerin, der Gräfin Klara Spinucei (ge¬
boren 1741), nach Italien, Wir hören von Aufenthalten in Rom und in
Neapel, auch von Reisen mit wissenschaftlichen Interessen nach Pompeji,
Hereulnnum und Pästum -- Juni 1770 --, aber auch schon von dem Plan
eines Ankaufs in Frnukreich, den Martange schon im Mai 1770 eifrig betreibt.
Im Oktober 1771 geschieht der entscheidende Schritt: Xaver kauft uuter
Martcmges Vermittlung das Schloß Chaumont bei Villeneuve-sur-Aonne und
siedelt mit Weib und Kind dahin über. Im Jahre 1775 vertauscht er diesen
Wohnsitz mit Pont-sur-Seine bei Troyes. Was wollte er in Frankreich nach
dem Tode seiner Schwester? Ihm schwebte wohl unter den Vorspiegluugen
seines politischen Adepten das Beispiel seines Oheims vor, des berühmte"
Grafen Moritz, Marschalls von Sachsen, der es während des österreichischen
Erbfolgckrieges durch eine Reihe glänzender Waffentaten bis zum General¬
feldmarschall aller französischen Armeen gebracht und dann sein Leben auf dem
ihm von Ludwig dem Fünfzehnten geschenkten Schlosse Chambord in einem geist¬
vollen Kreise von Künstlern, Dichtern und Philosophen beschlossen hatte (1750).
Aber keine seiner Hoffnungen erfüllte sich. Trotzdem blieb er in Frankreich.
Wie Prinz Heinrich von Preußen weit mehr Franzose war als Friedrich
der Große, der trotz aller Voltaireschwnrmerei uns doch eine wohltuende,
heimatliche "churbrandenburgischc Derbheit" merken läßt, wie Prinz Heinrich
in seinem Rheinsberger Hofhalte zeitlebens eine Geschmacksrichtung verfolgte,
die durch Voltaires Henriade am besten gekennzeichnet wird, so war auch dem
sächsischen Xaver der französische Esprit und die französische Delikatesse Lebens¬
luft, die er zum atmen brauchte. Das schließt nicht aus, daß mit der zu¬
nehmenden Reife der Jahre auch bei ihm eine Läuterung nud Vertiefung seines
Wesens eintrat, namentlich als er sich etwa seit 1775 mehr und mehr von
Martcmges Einfluß befreite. Wenigstens bekundet ein an seinen im Lager
stehenden Sohn gerichteter Brief aus dem Jahre 1789 in seinen Ermahnungen
zu Sparsamkeit und Fleiß eine echte Vaterliebe und weltkluge Männlichkeit.
Nur gegen die tiefen wirtschaftlichen und sozialen Schäden, die in Frankreich
die Masse der nicht Privilegierten der Revolution in die Arme trieben, blieb
er völlig blind, und deshalb fuhr er fort, die Staatseinrichtungen Frankreichs
auch dann gutzuheißen, als sich neben ihm schon der alles verschlingende Ab¬
grund öffnete. So wurde er von den auch in seiner Umgebung mit elementarer
Wut allsbrechenden Banernunruhen derart überrascht, daß er Hals über Kopf
unter Zurücklassung seines kostbaren Mobiliars, seiner Bibliothek, ja sogar
seiner Briefschaften aus Pont-sur-Seine entfliehen mußte. Daher kommt es,
daß seine ganze für die Zeitgeschichte so wertvolle Korrespondenz heute zu
Trohes im Archiv des Departements Aube liegt.

Es ist interessant zu wissen, daß Prinz Heinrich von Preußen beinahe
einem ähnlichen Schicksal unterlegen wäre. Schon als er 1784 als Botschafter
seines Bruders in Paris gewesen war, rief er dem Herzog voll Nivernois zum
Abschied die Worte zu: Ich verlasse nun das Land, nach dem ich mich ein
halbes Leben lang gesehnt habe, und an das ich während der zweiten Hälfte
meines Lebens mit so viel Liebe zurückdenken werde, daß ich fast wünschen
möchte, ich hätte es nicht gesehen. Und im Juni 1788 war Prinz Heinrich
wieder in Frankreich und verhandelte, entschlossen, den Nest seiner Tage im
Lande seiner Sehnsucht zu verbringen, über den Ankauf einer in der Ruhe
von Paris liegenden Besitzung; aber ehe der Kauf zustande kam, zeigten sich
die Vorboten der großen Revolution so unzweideutig, daß es der Prinz vorzog,
nach Rheinsberg zurückzukehren.

Xaver faud zunächst in Italien eine Zuflucht, wo er auch durch seine
Gemahlin wertvolle Verbindungen hatte. Aber gerade diese seine eMarg. oben-


Bilder von der Roter und der Pnlsnitz

reist er, Wohl unter dem Einflüsse seiner Gemahlin, der ihm am 9. Mai 1765
mvrganatisch angetrauten schönen Italienerin, der Gräfin Klara Spinucei (ge¬
boren 1741), nach Italien, Wir hören von Aufenthalten in Rom und in
Neapel, auch von Reisen mit wissenschaftlichen Interessen nach Pompeji,
Hereulnnum und Pästum — Juni 1770 —, aber auch schon von dem Plan
eines Ankaufs in Frnukreich, den Martange schon im Mai 1770 eifrig betreibt.
Im Oktober 1771 geschieht der entscheidende Schritt: Xaver kauft uuter
Martcmges Vermittlung das Schloß Chaumont bei Villeneuve-sur-Aonne und
siedelt mit Weib und Kind dahin über. Im Jahre 1775 vertauscht er diesen
Wohnsitz mit Pont-sur-Seine bei Troyes. Was wollte er in Frankreich nach
dem Tode seiner Schwester? Ihm schwebte wohl unter den Vorspiegluugen
seines politischen Adepten das Beispiel seines Oheims vor, des berühmte»
Grafen Moritz, Marschalls von Sachsen, der es während des österreichischen
Erbfolgckrieges durch eine Reihe glänzender Waffentaten bis zum General¬
feldmarschall aller französischen Armeen gebracht und dann sein Leben auf dem
ihm von Ludwig dem Fünfzehnten geschenkten Schlosse Chambord in einem geist¬
vollen Kreise von Künstlern, Dichtern und Philosophen beschlossen hatte (1750).
Aber keine seiner Hoffnungen erfüllte sich. Trotzdem blieb er in Frankreich.
Wie Prinz Heinrich von Preußen weit mehr Franzose war als Friedrich
der Große, der trotz aller Voltaireschwnrmerei uns doch eine wohltuende,
heimatliche „churbrandenburgischc Derbheit" merken läßt, wie Prinz Heinrich
in seinem Rheinsberger Hofhalte zeitlebens eine Geschmacksrichtung verfolgte,
die durch Voltaires Henriade am besten gekennzeichnet wird, so war auch dem
sächsischen Xaver der französische Esprit und die französische Delikatesse Lebens¬
luft, die er zum atmen brauchte. Das schließt nicht aus, daß mit der zu¬
nehmenden Reife der Jahre auch bei ihm eine Läuterung nud Vertiefung seines
Wesens eintrat, namentlich als er sich etwa seit 1775 mehr und mehr von
Martcmges Einfluß befreite. Wenigstens bekundet ein an seinen im Lager
stehenden Sohn gerichteter Brief aus dem Jahre 1789 in seinen Ermahnungen
zu Sparsamkeit und Fleiß eine echte Vaterliebe und weltkluge Männlichkeit.
Nur gegen die tiefen wirtschaftlichen und sozialen Schäden, die in Frankreich
die Masse der nicht Privilegierten der Revolution in die Arme trieben, blieb
er völlig blind, und deshalb fuhr er fort, die Staatseinrichtungen Frankreichs
auch dann gutzuheißen, als sich neben ihm schon der alles verschlingende Ab¬
grund öffnete. So wurde er von den auch in seiner Umgebung mit elementarer
Wut allsbrechenden Banernunruhen derart überrascht, daß er Hals über Kopf
unter Zurücklassung seines kostbaren Mobiliars, seiner Bibliothek, ja sogar
seiner Briefschaften aus Pont-sur-Seine entfliehen mußte. Daher kommt es,
daß seine ganze für die Zeitgeschichte so wertvolle Korrespondenz heute zu
Trohes im Archiv des Departements Aube liegt.

Es ist interessant zu wissen, daß Prinz Heinrich von Preußen beinahe
einem ähnlichen Schicksal unterlegen wäre. Schon als er 1784 als Botschafter
seines Bruders in Paris gewesen war, rief er dem Herzog voll Nivernois zum
Abschied die Worte zu: Ich verlasse nun das Land, nach dem ich mich ein
halbes Leben lang gesehnt habe, und an das ich während der zweiten Hälfte
meines Lebens mit so viel Liebe zurückdenken werde, daß ich fast wünschen
möchte, ich hätte es nicht gesehen. Und im Juni 1788 war Prinz Heinrich
wieder in Frankreich und verhandelte, entschlossen, den Nest seiner Tage im
Lande seiner Sehnsucht zu verbringen, über den Ankauf einer in der Ruhe
von Paris liegenden Besitzung; aber ehe der Kauf zustande kam, zeigten sich
die Vorboten der großen Revolution so unzweideutig, daß es der Prinz vorzog,
nach Rheinsberg zurückzukehren.

Xaver faud zunächst in Italien eine Zuflucht, wo er auch durch seine
Gemahlin wertvolle Verbindungen hatte. Aber gerade diese seine eMarg. oben-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0802" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/241184"/>
          <fw type="header" place="top"> Bilder von der Roter und der Pnlsnitz</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_3655" prev="#ID_3654"> reist er, Wohl unter dem Einflüsse seiner Gemahlin, der ihm am 9. Mai 1765<lb/>
mvrganatisch angetrauten schönen Italienerin, der Gräfin Klara Spinucei (ge¬<lb/>
boren 1741), nach Italien, Wir hören von Aufenthalten in Rom und in<lb/>
Neapel, auch von Reisen mit wissenschaftlichen Interessen nach Pompeji,<lb/>
Hereulnnum und Pästum &#x2014; Juni 1770 &#x2014;, aber auch schon von dem Plan<lb/>
eines Ankaufs in Frnukreich, den Martange schon im Mai 1770 eifrig betreibt.<lb/>
Im Oktober 1771 geschieht der entscheidende Schritt: Xaver kauft uuter<lb/>
Martcmges Vermittlung das Schloß Chaumont bei Villeneuve-sur-Aonne und<lb/>
siedelt mit Weib und Kind dahin über. Im Jahre 1775 vertauscht er diesen<lb/>
Wohnsitz mit Pont-sur-Seine bei Troyes. Was wollte er in Frankreich nach<lb/>
dem Tode seiner Schwester? Ihm schwebte wohl unter den Vorspiegluugen<lb/>
seines politischen Adepten das Beispiel seines Oheims vor, des berühmte»<lb/>
Grafen Moritz, Marschalls von Sachsen, der es während des österreichischen<lb/>
Erbfolgckrieges durch eine Reihe glänzender Waffentaten bis zum General¬<lb/>
feldmarschall aller französischen Armeen gebracht und dann sein Leben auf dem<lb/>
ihm von Ludwig dem Fünfzehnten geschenkten Schlosse Chambord in einem geist¬<lb/>
vollen Kreise von Künstlern, Dichtern und Philosophen beschlossen hatte (1750).<lb/>
Aber keine seiner Hoffnungen erfüllte sich. Trotzdem blieb er in Frankreich.<lb/>
Wie Prinz Heinrich von Preußen weit mehr Franzose war als Friedrich<lb/>
der Große, der trotz aller Voltaireschwnrmerei uns doch eine wohltuende,<lb/>
heimatliche &#x201E;churbrandenburgischc Derbheit" merken läßt, wie Prinz Heinrich<lb/>
in seinem Rheinsberger Hofhalte zeitlebens eine Geschmacksrichtung verfolgte,<lb/>
die durch Voltaires Henriade am besten gekennzeichnet wird, so war auch dem<lb/>
sächsischen Xaver der französische Esprit und die französische Delikatesse Lebens¬<lb/>
luft, die er zum atmen brauchte. Das schließt nicht aus, daß mit der zu¬<lb/>
nehmenden Reife der Jahre auch bei ihm eine Läuterung nud Vertiefung seines<lb/>
Wesens eintrat, namentlich als er sich etwa seit 1775 mehr und mehr von<lb/>
Martcmges Einfluß befreite. Wenigstens bekundet ein an seinen im Lager<lb/>
stehenden Sohn gerichteter Brief aus dem Jahre 1789 in seinen Ermahnungen<lb/>
zu Sparsamkeit und Fleiß eine echte Vaterliebe und weltkluge Männlichkeit.<lb/>
Nur gegen die tiefen wirtschaftlichen und sozialen Schäden, die in Frankreich<lb/>
die Masse der nicht Privilegierten der Revolution in die Arme trieben, blieb<lb/>
er völlig blind, und deshalb fuhr er fort, die Staatseinrichtungen Frankreichs<lb/>
auch dann gutzuheißen, als sich neben ihm schon der alles verschlingende Ab¬<lb/>
grund öffnete. So wurde er von den auch in seiner Umgebung mit elementarer<lb/>
Wut allsbrechenden Banernunruhen derart überrascht, daß er Hals über Kopf<lb/>
unter Zurücklassung seines kostbaren Mobiliars, seiner Bibliothek, ja sogar<lb/>
seiner Briefschaften aus Pont-sur-Seine entfliehen mußte. Daher kommt es,<lb/>
daß seine ganze für die Zeitgeschichte so wertvolle Korrespondenz heute zu<lb/>
Trohes im Archiv des Departements Aube liegt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3656"> Es ist interessant zu wissen, daß Prinz Heinrich von Preußen beinahe<lb/>
einem ähnlichen Schicksal unterlegen wäre. Schon als er 1784 als Botschafter<lb/>
seines Bruders in Paris gewesen war, rief er dem Herzog voll Nivernois zum<lb/>
Abschied die Worte zu: Ich verlasse nun das Land, nach dem ich mich ein<lb/>
halbes Leben lang gesehnt habe, und an das ich während der zweiten Hälfte<lb/>
meines Lebens mit so viel Liebe zurückdenken werde, daß ich fast wünschen<lb/>
möchte, ich hätte es nicht gesehen. Und im Juni 1788 war Prinz Heinrich<lb/>
wieder in Frankreich und verhandelte, entschlossen, den Nest seiner Tage im<lb/>
Lande seiner Sehnsucht zu verbringen, über den Ankauf einer in der Ruhe<lb/>
von Paris liegenden Besitzung; aber ehe der Kauf zustande kam, zeigten sich<lb/>
die Vorboten der großen Revolution so unzweideutig, daß es der Prinz vorzog,<lb/>
nach Rheinsberg zurückzukehren.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3657" next="#ID_3658"> Xaver faud zunächst in Italien eine Zuflucht, wo er auch durch seine<lb/>
Gemahlin wertvolle Verbindungen hatte. Aber gerade diese seine eMarg. oben-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0802] Bilder von der Roter und der Pnlsnitz reist er, Wohl unter dem Einflüsse seiner Gemahlin, der ihm am 9. Mai 1765 mvrganatisch angetrauten schönen Italienerin, der Gräfin Klara Spinucei (ge¬ boren 1741), nach Italien, Wir hören von Aufenthalten in Rom und in Neapel, auch von Reisen mit wissenschaftlichen Interessen nach Pompeji, Hereulnnum und Pästum — Juni 1770 —, aber auch schon von dem Plan eines Ankaufs in Frnukreich, den Martange schon im Mai 1770 eifrig betreibt. Im Oktober 1771 geschieht der entscheidende Schritt: Xaver kauft uuter Martcmges Vermittlung das Schloß Chaumont bei Villeneuve-sur-Aonne und siedelt mit Weib und Kind dahin über. Im Jahre 1775 vertauscht er diesen Wohnsitz mit Pont-sur-Seine bei Troyes. Was wollte er in Frankreich nach dem Tode seiner Schwester? Ihm schwebte wohl unter den Vorspiegluugen seines politischen Adepten das Beispiel seines Oheims vor, des berühmte» Grafen Moritz, Marschalls von Sachsen, der es während des österreichischen Erbfolgckrieges durch eine Reihe glänzender Waffentaten bis zum General¬ feldmarschall aller französischen Armeen gebracht und dann sein Leben auf dem ihm von Ludwig dem Fünfzehnten geschenkten Schlosse Chambord in einem geist¬ vollen Kreise von Künstlern, Dichtern und Philosophen beschlossen hatte (1750). Aber keine seiner Hoffnungen erfüllte sich. Trotzdem blieb er in Frankreich. Wie Prinz Heinrich von Preußen weit mehr Franzose war als Friedrich der Große, der trotz aller Voltaireschwnrmerei uns doch eine wohltuende, heimatliche „churbrandenburgischc Derbheit" merken läßt, wie Prinz Heinrich in seinem Rheinsberger Hofhalte zeitlebens eine Geschmacksrichtung verfolgte, die durch Voltaires Henriade am besten gekennzeichnet wird, so war auch dem sächsischen Xaver der französische Esprit und die französische Delikatesse Lebens¬ luft, die er zum atmen brauchte. Das schließt nicht aus, daß mit der zu¬ nehmenden Reife der Jahre auch bei ihm eine Läuterung nud Vertiefung seines Wesens eintrat, namentlich als er sich etwa seit 1775 mehr und mehr von Martcmges Einfluß befreite. Wenigstens bekundet ein an seinen im Lager stehenden Sohn gerichteter Brief aus dem Jahre 1789 in seinen Ermahnungen zu Sparsamkeit und Fleiß eine echte Vaterliebe und weltkluge Männlichkeit. Nur gegen die tiefen wirtschaftlichen und sozialen Schäden, die in Frankreich die Masse der nicht Privilegierten der Revolution in die Arme trieben, blieb er völlig blind, und deshalb fuhr er fort, die Staatseinrichtungen Frankreichs auch dann gutzuheißen, als sich neben ihm schon der alles verschlingende Ab¬ grund öffnete. So wurde er von den auch in seiner Umgebung mit elementarer Wut allsbrechenden Banernunruhen derart überrascht, daß er Hals über Kopf unter Zurücklassung seines kostbaren Mobiliars, seiner Bibliothek, ja sogar seiner Briefschaften aus Pont-sur-Seine entfliehen mußte. Daher kommt es, daß seine ganze für die Zeitgeschichte so wertvolle Korrespondenz heute zu Trohes im Archiv des Departements Aube liegt. Es ist interessant zu wissen, daß Prinz Heinrich von Preußen beinahe einem ähnlichen Schicksal unterlegen wäre. Schon als er 1784 als Botschafter seines Bruders in Paris gewesen war, rief er dem Herzog voll Nivernois zum Abschied die Worte zu: Ich verlasse nun das Land, nach dem ich mich ein halbes Leben lang gesehnt habe, und an das ich während der zweiten Hälfte meines Lebens mit so viel Liebe zurückdenken werde, daß ich fast wünschen möchte, ich hätte es nicht gesehen. Und im Juni 1788 war Prinz Heinrich wieder in Frankreich und verhandelte, entschlossen, den Nest seiner Tage im Lande seiner Sehnsucht zu verbringen, über den Ankauf einer in der Ruhe von Paris liegenden Besitzung; aber ehe der Kauf zustande kam, zeigten sich die Vorboten der großen Revolution so unzweideutig, daß es der Prinz vorzog, nach Rheinsberg zurückzukehren. Xaver faud zunächst in Italien eine Zuflucht, wo er auch durch seine Gemahlin wertvolle Verbindungen hatte. Aber gerade diese seine eMarg. oben-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/802
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/802>, abgerufen am 22.07.2024.