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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Haftpflichtversicherung

Man beschloß jedoch den Gedanken einer solchen demonstrativen Übungs¬
fahrt nach Enropa aufzugeben, weil man befürchtete, daß der größte Teil der
Schiffe des Geschwaders einer solchen Probe nicht gewachsen wäre. Die "Maine"
soll nicht das einzige der neuen amerikanischen Panzerschiffe sein, bei denen die
Konstrukteure den starken Rückstoß der großen Geschütze bei der Deckkonstrnktion
außer acht gelassen haben. Unter diesen Umstünden ist es nicht überraschend,
wenn Präsident Roosevelt in seinen Reden immer wieder ans die Notwendigkeit
einer stärkern Marine hinweist, womit er Wohl seinen Landsleuten nahe legen
will, daß vorläufig die amerikanische Marine nicht nur quantitativ, sondern auch
qualitativ sehr viel zu wünschen übrig läßt. Das Ausspielen der Monroedoktrin
und der Aspirationen der amerikanischen Herrschaft über den Stillen Ozean er¬
scheinen dabei vielleicht nur als Mittel zum Zweck. Wollte der Präsident den
Amerikanern einfach die Tatsache vorhalten, daß ihre Marine ungenügend sei,
so würde das einen Sturm der Entrüstung hervorrufen. Offenbar liegt aber
für die Amerikaner eine Lehre darin, daß jetzt gerade ein mächtiges deutsches
Panzergeschwader seine Übungsfahrten bis nach Lissabon ausgedehnt hat, während
das amerikanische Heimatgeschwader trotz der Dewchschen Rcnommistereien nach
seiner letzten Übung im Karciibischen Meere eine Übungsfahrt nach Enropa nicht
Rogalla von Biedersten, mehr wagen kann.




Haftpflichtversicherung

in folgenden ist von einer Versicherungsart die Rede, die alle
Verhältnisse des Lebens berührt und in fortwährendem Auf¬
schwung begriffen ist. Annähernd soll eine Million Personen
in Deutschland gegen Haftpflicht versichert sein, und die Prämien
sollen die stattliche Summe von zehn Millionen Mark erreichen,
weshalb allein ungefähr 20000 Agenten in der Haftpflichtbranche tätig sind.")
Trotzdem werden Wert und Bedeutung der Haftpflichtversicherung häufig ver¬
kannt, und die Wissenschaft hat sich bis in die neuste Zeit nur wenig mit
ihr beschäftigt. Die erste bedeutendere Monographie auf diesem Gebiet ist
das Buch von Hicstaud: Grundzüge der privaten Unfallversicherung mit Berück¬
sichtigung der Haftpflichtversicherung (Stuttgart, Eule, 1900. VIII u. 162 Seiten),
das einen sehr guten Überblick über diese beiden Versicherungsarten bietet.
Es ist, wie es in dem Vorwort heißt, "eine Orientierung für den Laien, eine
Einführung für den Anfänger und eine systematische Übersicht für den Fach¬
mann und Juristen." Dagegen beschäftigt sich das Buch von Meines mit
ihr ausschließlich. Bietet auch die Versicherungstechuik kein weiteres Inter¬
esse für ein größeres Publikum, so liegt die Sache doch wesentlich anders,
wenn es sich um die Geschichte, die wirtschaftliche Bedeutung und die wichtigsten
Geschäftsgrnndsätze dieses Zweiges handelt.



*) Entnommen dein Buche von Manes.- Die Haftpflichtversicherung, ihre Geschichte, wirt¬
schaftliche Bedeutung und Technik, insbesondre in Deutschland. Leipzig, Hirschfeld, 1W2.
Haftpflichtversicherung

Man beschloß jedoch den Gedanken einer solchen demonstrativen Übungs¬
fahrt nach Enropa aufzugeben, weil man befürchtete, daß der größte Teil der
Schiffe des Geschwaders einer solchen Probe nicht gewachsen wäre. Die „Maine"
soll nicht das einzige der neuen amerikanischen Panzerschiffe sein, bei denen die
Konstrukteure den starken Rückstoß der großen Geschütze bei der Deckkonstrnktion
außer acht gelassen haben. Unter diesen Umstünden ist es nicht überraschend,
wenn Präsident Roosevelt in seinen Reden immer wieder ans die Notwendigkeit
einer stärkern Marine hinweist, womit er Wohl seinen Landsleuten nahe legen
will, daß vorläufig die amerikanische Marine nicht nur quantitativ, sondern auch
qualitativ sehr viel zu wünschen übrig läßt. Das Ausspielen der Monroedoktrin
und der Aspirationen der amerikanischen Herrschaft über den Stillen Ozean er¬
scheinen dabei vielleicht nur als Mittel zum Zweck. Wollte der Präsident den
Amerikanern einfach die Tatsache vorhalten, daß ihre Marine ungenügend sei,
so würde das einen Sturm der Entrüstung hervorrufen. Offenbar liegt aber
für die Amerikaner eine Lehre darin, daß jetzt gerade ein mächtiges deutsches
Panzergeschwader seine Übungsfahrten bis nach Lissabon ausgedehnt hat, während
das amerikanische Heimatgeschwader trotz der Dewchschen Rcnommistereien nach
seiner letzten Übung im Karciibischen Meere eine Übungsfahrt nach Enropa nicht
Rogalla von Biedersten, mehr wagen kann.




Haftpflichtversicherung

in folgenden ist von einer Versicherungsart die Rede, die alle
Verhältnisse des Lebens berührt und in fortwährendem Auf¬
schwung begriffen ist. Annähernd soll eine Million Personen
in Deutschland gegen Haftpflicht versichert sein, und die Prämien
sollen die stattliche Summe von zehn Millionen Mark erreichen,
weshalb allein ungefähr 20000 Agenten in der Haftpflichtbranche tätig sind.")
Trotzdem werden Wert und Bedeutung der Haftpflichtversicherung häufig ver¬
kannt, und die Wissenschaft hat sich bis in die neuste Zeit nur wenig mit
ihr beschäftigt. Die erste bedeutendere Monographie auf diesem Gebiet ist
das Buch von Hicstaud: Grundzüge der privaten Unfallversicherung mit Berück¬
sichtigung der Haftpflichtversicherung (Stuttgart, Eule, 1900. VIII u. 162 Seiten),
das einen sehr guten Überblick über diese beiden Versicherungsarten bietet.
Es ist, wie es in dem Vorwort heißt, „eine Orientierung für den Laien, eine
Einführung für den Anfänger und eine systematische Übersicht für den Fach¬
mann und Juristen." Dagegen beschäftigt sich das Buch von Meines mit
ihr ausschließlich. Bietet auch die Versicherungstechuik kein weiteres Inter¬
esse für ein größeres Publikum, so liegt die Sache doch wesentlich anders,
wenn es sich um die Geschichte, die wirtschaftliche Bedeutung und die wichtigsten
Geschäftsgrnndsätze dieses Zweiges handelt.



*) Entnommen dein Buche von Manes.- Die Haftpflichtversicherung, ihre Geschichte, wirt¬
schaftliche Bedeutung und Technik, insbesondre in Deutschland. Leipzig, Hirschfeld, 1W2.
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[0768] Haftpflichtversicherung Man beschloß jedoch den Gedanken einer solchen demonstrativen Übungs¬ fahrt nach Enropa aufzugeben, weil man befürchtete, daß der größte Teil der Schiffe des Geschwaders einer solchen Probe nicht gewachsen wäre. Die „Maine" soll nicht das einzige der neuen amerikanischen Panzerschiffe sein, bei denen die Konstrukteure den starken Rückstoß der großen Geschütze bei der Deckkonstrnktion außer acht gelassen haben. Unter diesen Umstünden ist es nicht überraschend, wenn Präsident Roosevelt in seinen Reden immer wieder ans die Notwendigkeit einer stärkern Marine hinweist, womit er Wohl seinen Landsleuten nahe legen will, daß vorläufig die amerikanische Marine nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ sehr viel zu wünschen übrig läßt. Das Ausspielen der Monroedoktrin und der Aspirationen der amerikanischen Herrschaft über den Stillen Ozean er¬ scheinen dabei vielleicht nur als Mittel zum Zweck. Wollte der Präsident den Amerikanern einfach die Tatsache vorhalten, daß ihre Marine ungenügend sei, so würde das einen Sturm der Entrüstung hervorrufen. Offenbar liegt aber für die Amerikaner eine Lehre darin, daß jetzt gerade ein mächtiges deutsches Panzergeschwader seine Übungsfahrten bis nach Lissabon ausgedehnt hat, während das amerikanische Heimatgeschwader trotz der Dewchschen Rcnommistereien nach seiner letzten Übung im Karciibischen Meere eine Übungsfahrt nach Enropa nicht Rogalla von Biedersten, mehr wagen kann. Haftpflichtversicherung in folgenden ist von einer Versicherungsart die Rede, die alle Verhältnisse des Lebens berührt und in fortwährendem Auf¬ schwung begriffen ist. Annähernd soll eine Million Personen in Deutschland gegen Haftpflicht versichert sein, und die Prämien sollen die stattliche Summe von zehn Millionen Mark erreichen, weshalb allein ungefähr 20000 Agenten in der Haftpflichtbranche tätig sind.") Trotzdem werden Wert und Bedeutung der Haftpflichtversicherung häufig ver¬ kannt, und die Wissenschaft hat sich bis in die neuste Zeit nur wenig mit ihr beschäftigt. Die erste bedeutendere Monographie auf diesem Gebiet ist das Buch von Hicstaud: Grundzüge der privaten Unfallversicherung mit Berück¬ sichtigung der Haftpflichtversicherung (Stuttgart, Eule, 1900. VIII u. 162 Seiten), das einen sehr guten Überblick über diese beiden Versicherungsarten bietet. Es ist, wie es in dem Vorwort heißt, „eine Orientierung für den Laien, eine Einführung für den Anfänger und eine systematische Übersicht für den Fach¬ mann und Juristen." Dagegen beschäftigt sich das Buch von Meines mit ihr ausschließlich. Bietet auch die Versicherungstechuik kein weiteres Inter¬ esse für ein größeres Publikum, so liegt die Sache doch wesentlich anders, wenn es sich um die Geschichte, die wirtschaftliche Bedeutung und die wichtigsten Geschäftsgrnndsätze dieses Zweiges handelt. *) Entnommen dein Buche von Manes.- Die Haftpflichtversicherung, ihre Geschichte, wirt¬ schaftliche Bedeutung und Technik, insbesondre in Deutschland. Leipzig, Hirschfeld, 1W2.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/768>, abgerufen am 25.08.2024.