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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Die maritime Entwicklung der Vereinigten Staaten

da gewisse Unternehmungen der auswärtigen Politik den Besitz einer Flotte ersten
Ranges forderten. Die Monroedoktrin solle als ein Grundsatz der amerikanischen
auswärtigen Politik gelten, die Durchführung dieses Grundsatzes sei aber nur
bei dem Besitz einer durchaus guten Flotte möglich. Der Weg, die Fortdauer
des Friedenszustandes zu sichern, sei eine schlagfertige Flotte, und schon früher
hatte der Präsident darauf hingewiesen, die Flotte der Union dürfe keiner Flotte
der Welt, mit Ausnahme der englischen, nachstehn.

Bei der gewaltigen Küstenausdehnung der Vereinigten Staaten, die im
Osten und im Westen an die beiden wichtigsten großen Weltmeere, den Atlantischen
und den Stillen Ozean, im Süden an den Golf von Mexiko grenzen, und in
Anbetracht der erweiterten maritimen Aufgabe", die ihnen mit der Besetzung der
Philippinen und der, wenn auch nicht durch Verträge ausdrücklich festgesetzten, so
doch tatsächlichen Herrschaft über die Großen Antillen erwachsen, kann die Union
allerdings nicht bei dem bisherigen Umfang ihrer Flotte verharren, da sie dieser
nicht in den Stand setzt, einen etwaigen aus internationalen Verwicklungen
hervorgehenden Angriff einer Flotte ersten oder zweiten Ranges der Alten Welt
abzuweisen. Daß sie dazu jetzt und auch nach der beschlossenen Vermehrung
noch nicht in der Lage ist, geht aus einer Gegenüberstellung der Zahl, der
Klassen und des Tonnengehalts ihrer Schiffe und der der am meisten in Be¬
tracht kommenden Seemächte deutlich hervor.

Linienschiffe Tonnen Küstenpcmzerschifse Tonnen gr. Kreuzer Tonnen
Union....... 19 217970 10 37100 Is 156430
Frankreich..... 41 426270 2 9 600 31 263080
1 W"? 18 214990 3 12600 16 122710
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Deutschland .... 23 242S00 8 31710 14 107070
Japan....... 7 93S50 3 8480 6 58900
kleine Kreuzer Tonnen Pnnzertnnonenboote Tonnen Kanonenboote
Union....... 39 92300 12 25800 17
Frankreich..... 45 128460 8 11500 21
1 16 35850 4 6 000 17
Rußland1 mcerflott.' ' 1U^00 5
Deutschland .... 34 75955 12 1270 9
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Japan....... 25 69 820 6 mit ö
ohne "efrchwwert
Torpedoboot-Zerstörer Torpedoboote Unterseeboote
Union....... 20 10 9
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^ni,^>>i^ ^4 14 "" Bau m B-in 2 im Veni
Framreccy..... ..4 ,^ -^u ^ 1" bewilligt
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Rußland1 mccrflottc " ^'
Deutschland .... 41 83
Japan....... 19 81 --

Die gewaltige Überlegenheit der englischen Flotte bedarf keiner zahlen¬
mäßigen Darlegung; die wesentlich auf das Mittelmeer angewiesene italienische
Flotte kann außer Betracht bleiben.

Die Union dürfte jedoch neben der Vergrößerung ihrer Flotte auch dazu
veranlaßt sein, fortan nicht uur in Westindien ein Geschwader zu stationieren,
sondern auch die Anzahl ihrer in fremden Weltmeeren stationierten Schiffe


Die maritime Entwicklung der Vereinigten Staaten

da gewisse Unternehmungen der auswärtigen Politik den Besitz einer Flotte ersten
Ranges forderten. Die Monroedoktrin solle als ein Grundsatz der amerikanischen
auswärtigen Politik gelten, die Durchführung dieses Grundsatzes sei aber nur
bei dem Besitz einer durchaus guten Flotte möglich. Der Weg, die Fortdauer
des Friedenszustandes zu sichern, sei eine schlagfertige Flotte, und schon früher
hatte der Präsident darauf hingewiesen, die Flotte der Union dürfe keiner Flotte
der Welt, mit Ausnahme der englischen, nachstehn.

Bei der gewaltigen Küstenausdehnung der Vereinigten Staaten, die im
Osten und im Westen an die beiden wichtigsten großen Weltmeere, den Atlantischen
und den Stillen Ozean, im Süden an den Golf von Mexiko grenzen, und in
Anbetracht der erweiterten maritimen Aufgabe», die ihnen mit der Besetzung der
Philippinen und der, wenn auch nicht durch Verträge ausdrücklich festgesetzten, so
doch tatsächlichen Herrschaft über die Großen Antillen erwachsen, kann die Union
allerdings nicht bei dem bisherigen Umfang ihrer Flotte verharren, da sie dieser
nicht in den Stand setzt, einen etwaigen aus internationalen Verwicklungen
hervorgehenden Angriff einer Flotte ersten oder zweiten Ranges der Alten Welt
abzuweisen. Daß sie dazu jetzt und auch nach der beschlossenen Vermehrung
noch nicht in der Lage ist, geht aus einer Gegenüberstellung der Zahl, der
Klassen und des Tonnengehalts ihrer Schiffe und der der am meisten in Be¬
tracht kommenden Seemächte deutlich hervor.

Linienschiffe Tonnen Küstenpcmzerschifse Tonnen gr. Kreuzer Tonnen
Union....... 19 217970 10 37100 Is 156430
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Deutschland .... 41 83
Japan....... 19 81 —

Die gewaltige Überlegenheit der englischen Flotte bedarf keiner zahlen¬
mäßigen Darlegung; die wesentlich auf das Mittelmeer angewiesene italienische
Flotte kann außer Betracht bleiben.

Die Union dürfte jedoch neben der Vergrößerung ihrer Flotte auch dazu
veranlaßt sein, fortan nicht uur in Westindien ein Geschwader zu stationieren,
sondern auch die Anzahl ihrer in fremden Weltmeeren stationierten Schiffe


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[0762] Die maritime Entwicklung der Vereinigten Staaten da gewisse Unternehmungen der auswärtigen Politik den Besitz einer Flotte ersten Ranges forderten. Die Monroedoktrin solle als ein Grundsatz der amerikanischen auswärtigen Politik gelten, die Durchführung dieses Grundsatzes sei aber nur bei dem Besitz einer durchaus guten Flotte möglich. Der Weg, die Fortdauer des Friedenszustandes zu sichern, sei eine schlagfertige Flotte, und schon früher hatte der Präsident darauf hingewiesen, die Flotte der Union dürfe keiner Flotte der Welt, mit Ausnahme der englischen, nachstehn. Bei der gewaltigen Küstenausdehnung der Vereinigten Staaten, die im Osten und im Westen an die beiden wichtigsten großen Weltmeere, den Atlantischen und den Stillen Ozean, im Süden an den Golf von Mexiko grenzen, und in Anbetracht der erweiterten maritimen Aufgabe», die ihnen mit der Besetzung der Philippinen und der, wenn auch nicht durch Verträge ausdrücklich festgesetzten, so doch tatsächlichen Herrschaft über die Großen Antillen erwachsen, kann die Union allerdings nicht bei dem bisherigen Umfang ihrer Flotte verharren, da sie dieser nicht in den Stand setzt, einen etwaigen aus internationalen Verwicklungen hervorgehenden Angriff einer Flotte ersten oder zweiten Ranges der Alten Welt abzuweisen. Daß sie dazu jetzt und auch nach der beschlossenen Vermehrung noch nicht in der Lage ist, geht aus einer Gegenüberstellung der Zahl, der Klassen und des Tonnengehalts ihrer Schiffe und der der am meisten in Be¬ tracht kommenden Seemächte deutlich hervor. Linienschiffe Tonnen Küstenpcmzerschifse Tonnen gr. Kreuzer Tonnen Union....... 19 217970 10 37100 Is 156430 Frankreich..... 41 426270 2 9 600 31 263080 1 W»? 18 214990 3 12600 16 122710 NnKland ^ - /^"^ '^"""j^hwaU- ^ ggggg 2 6100 2 13600 Deutschland .... 23 242S00 8 31710 14 107070 Japan....... 7 93S50 3 8480 6 58900 kleine Kreuzer Tonnen Pnnzertnnonenboote Tonnen Kanonenboote Union....... 39 92300 12 25800 17 Frankreich..... 45 128460 8 11500 21 1 16 35850 4 6 000 17 Rußland1 mcerflott.' ' 1U^00 5 Deutschland .... 34 75955 12 1270 9 — Japan....... 25 69 820 6 mit ö ohne «efrchwwert Torpedoboot-Zerstörer Torpedoboote Unterseeboote Union....... 20 10 9 12i2 ^ni,^>>i^ ^4 14 "» Bau m B-in 2 im Veni Framreccy..... ..4 ,^ -^u ^ 1» bewilligt 1 g2 163 - Rußland1 mccrflottc " ^' Deutschland .... 41 83 Japan....... 19 81 — Die gewaltige Überlegenheit der englischen Flotte bedarf keiner zahlen¬ mäßigen Darlegung; die wesentlich auf das Mittelmeer angewiesene italienische Flotte kann außer Betracht bleiben. Die Union dürfte jedoch neben der Vergrößerung ihrer Flotte auch dazu veranlaßt sein, fortan nicht uur in Westindien ein Geschwader zu stationieren, sondern auch die Anzahl ihrer in fremden Weltmeeren stationierten Schiffe

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/762>, abgerufen am 25.08.2024.