Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.Villa Glori und stieg in der Regina d'Jnghilterra ab. Ans ähnlichen Gründen folgten ihnen Das schöne Hochtal von Temi, auf dessen reiche Ackerflnren und prangende ^"ÄI'LMO g, Roms, Muts,, äispsrto Asi (Nach der heiligen Roma ziehn wir, Zum Trotze den Franzosen!) Ein Geheimnis aus der Bestimmung der Freiwilligen zu machen, war Villa Glori und stieg in der Regina d'Jnghilterra ab. Ans ähnlichen Gründen folgten ihnen Das schöne Hochtal von Temi, auf dessen reiche Ackerflnren und prangende ^»ÄI'LMO g, Roms, Muts,, äispsrto Asi (Nach der heiligen Roma ziehn wir, Zum Trotze den Franzosen!) Ein Geheimnis aus der Bestimmung der Freiwilligen zu machen, war <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0712" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/241094"/> <fw type="header" place="top"> Villa Glori</fw><lb/> <p xml:id="ID_3340" prev="#ID_3339"> und stieg in der Regina d'Jnghilterra ab. Ans ähnlichen Gründen folgten ihnen<lb/> die beiden Brüder Cairoli wenig Tage später.</p><lb/> <p xml:id="ID_3341"> Das schöne Hochtal von Temi, auf dessen reiche Ackerflnren und prangende<lb/> Obstplantagen über das Rund meist bewaldeter Berge die Schneeketten des Gran<lb/> Sasso herniederschauen, und das jetzt ein Hauptsitz der italienischen Eisenindustrie<lb/> geworden ist, dank der gewaltigen Wasserkraft des Velino, der in weiß schäu¬<lb/> menden Kaskaden von der Höhe des Gebirges herabstürzt, wimmelte im Oktober<lb/> 1867 von Rothemdeu aller Altersstufen, Grade und Lebensstellungen. „Aber<lb/> alle waren einig, alle strebten einmütig nach einem Ziele. Jeden Tag kamen<lb/> neue in Haufen an (durchschnittlich etwa Tausend), mit der Eisenbahn, zu<lb/> Wagen, zu Fuß, zu Pferde. Von der Negierung waren Befehle und Gegen¬<lb/> befehle ausgegangen, eine babylonische Verwirrung." „Die (königlichen) Offiziere<lb/> betrachteten uns mit Neid. Die armen Jungen! Sie Hütten uns aufhalten<lb/> sollen, und hatten den närrischen Wunsch, mit uns zusammen auszuziehn."<lb/> Abends beim Zapfenstreich begleiteten die jungen Leute aus der Stadt die<lb/> Soldaten und saugen aus vollem Halse:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_20" type="poem"> <l> ^»ÄI'LMO g, Roms, Muts,,<lb/> äispsrto Asi<lb/> (Nach der heiligen Roma ziehn wir,<lb/> Zum Trotze den Franzosen!)<lb/></l> </lg><lb/> <p xml:id="ID_3342" next="#ID_3343"> Ein Geheimnis aus der Bestimmung der Freiwilligen zu machen, war<lb/> eben weder möglich noch beabsichtigt. „Hier in Temi, so meldete der Ge¬<lb/> neral Nicotti am 21. Oktober dem Kriegsminister amtlich, arbeitet offen ein<lb/> Komitee oder vielmehr eine Art von Ministerium unter dem Vorsitze des Ge¬<lb/> nerals Fabrizi, das die Banden organisiert, mit Waffen versieht und über die<lb/> Grenze schickt." Die Werbeoffiziere saßen in Kneipen und Cafes. Die Aus¬<lb/> rüstung war freilich sehr mannigfaltig und im ganzen dürftig. „Die Gewehre<lb/> konnten sich Zwillingskinder der Flinten der Bürgergarde von 1848 nennen,<lb/> vielleicht waren es dieselben, und wenn es gelang, sie abzufeuern, so konnte<lb/> das ein wahres Wunder heißen. Die Stiefel klafften nach allen Seiten. Manches<lb/> rote Hemde sah man da, und mich manchen Gold- und Silberstreifen, aber im<lb/> ganzen war doch alles ein seltsames Gemisch von Überziehern und Jacken, von<lb/> Joppen und Jagdanzügen, von Mützen, hohen Hüten und Kalabresern. Stefano<lb/> Ccmzio machte den ganzen Feldzug im Zylinder mit, und bei Mendana, im<lb/> rasenden Kugelregen, erschien er noch schöner als in Wirklichkeit unter dieser so<lb/> aristokratischen Kopfbedeckung. Ein harmonisch gestimmter Kopf kaufte von einem<lb/> Stellenlosen Geistlichen dessen langen Rock und schlug sich bis zum letzten in<lb/> diesem priesterlichen Gewände." Auch Ordnung und Disziplin ließen begreiflicher¬<lb/> weise viel zu wünschen übrig. Wer schon irgend einen militärischen Grad erlangt<lb/> hatte, stieg natürlich höher. „Wer Leutnant war, wurde ixso K>,ot,o Hauptmann,<lb/> der Hauptmann machte sich zum Major, die Majore machten sich zu Obersten,<lb/> und da, wer Hemd und Abzeichen hatte, sie eben hatte, und wer sie nicht hatte,<lb/> es ohne das tat, so lief die Geschichte fast in eine Posse aus, und es fehlte<lb/> an dem Respekt, der auch den Freiwilligen in Unterordnung zu seinem Vorge¬<lb/> setzten hält und halten muß. Doch gab es dabei auch wackere Ausnahmen."</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0712]
Villa Glori
und stieg in der Regina d'Jnghilterra ab. Ans ähnlichen Gründen folgten ihnen
die beiden Brüder Cairoli wenig Tage später.
Das schöne Hochtal von Temi, auf dessen reiche Ackerflnren und prangende
Obstplantagen über das Rund meist bewaldeter Berge die Schneeketten des Gran
Sasso herniederschauen, und das jetzt ein Hauptsitz der italienischen Eisenindustrie
geworden ist, dank der gewaltigen Wasserkraft des Velino, der in weiß schäu¬
menden Kaskaden von der Höhe des Gebirges herabstürzt, wimmelte im Oktober
1867 von Rothemdeu aller Altersstufen, Grade und Lebensstellungen. „Aber
alle waren einig, alle strebten einmütig nach einem Ziele. Jeden Tag kamen
neue in Haufen an (durchschnittlich etwa Tausend), mit der Eisenbahn, zu
Wagen, zu Fuß, zu Pferde. Von der Negierung waren Befehle und Gegen¬
befehle ausgegangen, eine babylonische Verwirrung." „Die (königlichen) Offiziere
betrachteten uns mit Neid. Die armen Jungen! Sie Hütten uns aufhalten
sollen, und hatten den närrischen Wunsch, mit uns zusammen auszuziehn."
Abends beim Zapfenstreich begleiteten die jungen Leute aus der Stadt die
Soldaten und saugen aus vollem Halse:
^ȀI'LMO g, Roms, Muts,,
äispsrto Asi
(Nach der heiligen Roma ziehn wir,
Zum Trotze den Franzosen!)
Ein Geheimnis aus der Bestimmung der Freiwilligen zu machen, war
eben weder möglich noch beabsichtigt. „Hier in Temi, so meldete der Ge¬
neral Nicotti am 21. Oktober dem Kriegsminister amtlich, arbeitet offen ein
Komitee oder vielmehr eine Art von Ministerium unter dem Vorsitze des Ge¬
nerals Fabrizi, das die Banden organisiert, mit Waffen versieht und über die
Grenze schickt." Die Werbeoffiziere saßen in Kneipen und Cafes. Die Aus¬
rüstung war freilich sehr mannigfaltig und im ganzen dürftig. „Die Gewehre
konnten sich Zwillingskinder der Flinten der Bürgergarde von 1848 nennen,
vielleicht waren es dieselben, und wenn es gelang, sie abzufeuern, so konnte
das ein wahres Wunder heißen. Die Stiefel klafften nach allen Seiten. Manches
rote Hemde sah man da, und mich manchen Gold- und Silberstreifen, aber im
ganzen war doch alles ein seltsames Gemisch von Überziehern und Jacken, von
Joppen und Jagdanzügen, von Mützen, hohen Hüten und Kalabresern. Stefano
Ccmzio machte den ganzen Feldzug im Zylinder mit, und bei Mendana, im
rasenden Kugelregen, erschien er noch schöner als in Wirklichkeit unter dieser so
aristokratischen Kopfbedeckung. Ein harmonisch gestimmter Kopf kaufte von einem
Stellenlosen Geistlichen dessen langen Rock und schlug sich bis zum letzten in
diesem priesterlichen Gewände." Auch Ordnung und Disziplin ließen begreiflicher¬
weise viel zu wünschen übrig. Wer schon irgend einen militärischen Grad erlangt
hatte, stieg natürlich höher. „Wer Leutnant war, wurde ixso K>,ot,o Hauptmann,
der Hauptmann machte sich zum Major, die Majore machten sich zu Obersten,
und da, wer Hemd und Abzeichen hatte, sie eben hatte, und wer sie nicht hatte,
es ohne das tat, so lief die Geschichte fast in eine Posse aus, und es fehlte
an dem Respekt, der auch den Freiwilligen in Unterordnung zu seinem Vorge¬
setzten hält und halten muß. Doch gab es dabei auch wackere Ausnahmen."
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