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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Der Marquis von Marigny

mochte, Erkundigungen darüber einzuziehn, welcher Tischler die solidesten Särge
anfertige, und welche Formalitäten zur Erlangung einer Begräbnisstätte zu er¬
füllen seien.

Dann begab er sich zur Ruhe, fest überzeugt, er werde am kommenden
Morgen den Gang zum Sargtischler und zum Totengräber unternehmen müssen.
Als er wieder erwachte, fuhr er aus den Kissen und eilte an das Bett der Tochter.
Und siehe da! -- sie war nicht nur nicht tot, sondern offenbar wohler als all die
Tage vorher. Sie hätte köstlich geschlafen, sagte sie lächelnd, und wenn sie nicht
bald eine Tasse Milch und zwei -- nein drei Zwiebäcke bekäme, so würde sie auf¬
stehn und sich ihr Frühstück selbst holen.

Marigny traute anfangs seinen Augen und seinen Ohren nicht, dann geriet
er vor Freude nußer sich. Mit dem Ankleiden gings ihm nicht schnell genug;
immer fand sichs, daß er das Stück, das er gerade brauchte, verlegt hatte. Er,
der sich sonst vor keinem menschlichen Auge ungepudert sehen ließ, der lieber ohne
Kopf als ohne Haarbeutel seine Wohnung verlassen hätte, eilte heute unfrisiert weg,
um für Marguerite das Gewünschte zu beschaffen. Auf dem Vorsaal wäre er bei¬
nahe über Madame Haßlacher gestolpert. Die gute Frau hatte allem Anschein nach
auf eine Begegnung mit ihm gewartet. Sie sah aus wie jemand, der eine Nacht
statt im Bett auf der Folterbank verbracht hat.

Lebt sie? fragte sie hastig.

Sie lebt! antwortete der Marquis, dem das Verstörte in Haltung, Mienen
und Stimme seiner Hauswirtin nicht entgangen war.

Gott sei gelobt und gepriesen! rief die Wittib, und nicht viel hätte gefehlt,
so wäre der französische Edelmann an ein deutsches Herz gedrückt worden.

Nun kann ichs ja gesteh", fuhr die Alte fort; ich habe das Fräulein gestern
Abend Wasser trinken lassen. Aus Mitleid, wahrhaftig nur aus Puren Mitleid --
ich glaubte, ich könnte dem armen, armen Fräulein zu einem schnellen, schmerzlosen
Tode verhelfen. Ach Herr Marquis, wenn Sie wüßten, was ich die Nacht habe
nusstehu müssen! Und wenn ich tausend Jahre alt werden sollt -- ich morde nie
wieder! Die Angst und die Gewissensbisse!

Wasser trinken lassen? sagte Marigny, bemüht, seinem Antlitz einen ernsten
und strengen Ausdruck zu geben, Wasser trinken lassen -- gegen den Willen des
Arztes?

Und als die Wittib in Tränen auszubrechen drohte, setzte er milder hinzu:
Wasser heißt gar nichts, aber ich -- ich habe ihr zwei Taubenbrüste zu essen ge¬
geben, weil es ja doch mit ihr zu Ende ging. Sehen Sie, und mir scheint, gerade
diese beiden Tcinbeubrüste haben ihr wieder aufgeholfen.

Wenns nicht das Wasser war, das ich ihr gegeben habe, entgegnete Madame
Haßlacher, die jetzt, da sie einen Mitschuldigen vor sich sah, wieder Mut bekam
und die glückliche Wendung der Dinge für sich selbst ausbeuten wollte.

Und beinahe wäre zwischen den beiden vor Freude halb närrisch gewordnen
Menschen ein ernstlicher Streit darüber entbrannt, welcher von ihnen dnrch seine
leichtsinnige Handlungsweise einen so günstigen Einfluß auf deu Zustand des
Mädchens ausgeübt habe. Aber das Erscheinen des alten Doktors machte dem
Zwist ein Ende. Man empfing ihn mit einiger Zurückhaltung, da weder Marigny
noch die Wittib sich den Mut zutraute, ein offnes Bekenntnis abzulegen. Der kur¬
fürstliche Leibmedtkus stand nicht umsonst in dem Rufe, mit seiner Grobheit allein
schon die gefährlichsten Krankheiten bannen zu können.

Wie stehts? Alles aus? fragte er den Vater.

Weit besser als je, entgegnete dieser.

Was -- besser? Das fehlte noch gerade! Also eine neue Komplikation!

Wollen Sie meine Tochter sehen?

Natürlich! Schöne Bescherung -- "besser"! Ich fürchte, die Patientin hat
trotz ihres znrteu Aussehens eine zu gesunde Konstitution.


Der Marquis von Marigny

mochte, Erkundigungen darüber einzuziehn, welcher Tischler die solidesten Särge
anfertige, und welche Formalitäten zur Erlangung einer Begräbnisstätte zu er¬
füllen seien.

Dann begab er sich zur Ruhe, fest überzeugt, er werde am kommenden
Morgen den Gang zum Sargtischler und zum Totengräber unternehmen müssen.
Als er wieder erwachte, fuhr er aus den Kissen und eilte an das Bett der Tochter.
Und siehe da! — sie war nicht nur nicht tot, sondern offenbar wohler als all die
Tage vorher. Sie hätte köstlich geschlafen, sagte sie lächelnd, und wenn sie nicht
bald eine Tasse Milch und zwei — nein drei Zwiebäcke bekäme, so würde sie auf¬
stehn und sich ihr Frühstück selbst holen.

Marigny traute anfangs seinen Augen und seinen Ohren nicht, dann geriet
er vor Freude nußer sich. Mit dem Ankleiden gings ihm nicht schnell genug;
immer fand sichs, daß er das Stück, das er gerade brauchte, verlegt hatte. Er,
der sich sonst vor keinem menschlichen Auge ungepudert sehen ließ, der lieber ohne
Kopf als ohne Haarbeutel seine Wohnung verlassen hätte, eilte heute unfrisiert weg,
um für Marguerite das Gewünschte zu beschaffen. Auf dem Vorsaal wäre er bei¬
nahe über Madame Haßlacher gestolpert. Die gute Frau hatte allem Anschein nach
auf eine Begegnung mit ihm gewartet. Sie sah aus wie jemand, der eine Nacht
statt im Bett auf der Folterbank verbracht hat.

Lebt sie? fragte sie hastig.

Sie lebt! antwortete der Marquis, dem das Verstörte in Haltung, Mienen
und Stimme seiner Hauswirtin nicht entgangen war.

Gott sei gelobt und gepriesen! rief die Wittib, und nicht viel hätte gefehlt,
so wäre der französische Edelmann an ein deutsches Herz gedrückt worden.

Nun kann ichs ja gesteh«, fuhr die Alte fort; ich habe das Fräulein gestern
Abend Wasser trinken lassen. Aus Mitleid, wahrhaftig nur aus Puren Mitleid —
ich glaubte, ich könnte dem armen, armen Fräulein zu einem schnellen, schmerzlosen
Tode verhelfen. Ach Herr Marquis, wenn Sie wüßten, was ich die Nacht habe
nusstehu müssen! Und wenn ich tausend Jahre alt werden sollt — ich morde nie
wieder! Die Angst und die Gewissensbisse!

Wasser trinken lassen? sagte Marigny, bemüht, seinem Antlitz einen ernsten
und strengen Ausdruck zu geben, Wasser trinken lassen — gegen den Willen des
Arztes?

Und als die Wittib in Tränen auszubrechen drohte, setzte er milder hinzu:
Wasser heißt gar nichts, aber ich — ich habe ihr zwei Taubenbrüste zu essen ge¬
geben, weil es ja doch mit ihr zu Ende ging. Sehen Sie, und mir scheint, gerade
diese beiden Tcinbeubrüste haben ihr wieder aufgeholfen.

Wenns nicht das Wasser war, das ich ihr gegeben habe, entgegnete Madame
Haßlacher, die jetzt, da sie einen Mitschuldigen vor sich sah, wieder Mut bekam
und die glückliche Wendung der Dinge für sich selbst ausbeuten wollte.

Und beinahe wäre zwischen den beiden vor Freude halb närrisch gewordnen
Menschen ein ernstlicher Streit darüber entbrannt, welcher von ihnen dnrch seine
leichtsinnige Handlungsweise einen so günstigen Einfluß auf deu Zustand des
Mädchens ausgeübt habe. Aber das Erscheinen des alten Doktors machte dem
Zwist ein Ende. Man empfing ihn mit einiger Zurückhaltung, da weder Marigny
noch die Wittib sich den Mut zutraute, ein offnes Bekenntnis abzulegen. Der kur¬
fürstliche Leibmedtkus stand nicht umsonst in dem Rufe, mit seiner Grobheit allein
schon die gefährlichsten Krankheiten bannen zu können.

Wie stehts? Alles aus? fragte er den Vater.

Weit besser als je, entgegnete dieser.

Was — besser? Das fehlte noch gerade! Also eine neue Komplikation!

Wollen Sie meine Tochter sehen?

Natürlich! Schöne Bescherung — „besser"! Ich fürchte, die Patientin hat
trotz ihres znrteu Aussehens eine zu gesunde Konstitution.


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[0684] Der Marquis von Marigny mochte, Erkundigungen darüber einzuziehn, welcher Tischler die solidesten Särge anfertige, und welche Formalitäten zur Erlangung einer Begräbnisstätte zu er¬ füllen seien. Dann begab er sich zur Ruhe, fest überzeugt, er werde am kommenden Morgen den Gang zum Sargtischler und zum Totengräber unternehmen müssen. Als er wieder erwachte, fuhr er aus den Kissen und eilte an das Bett der Tochter. Und siehe da! — sie war nicht nur nicht tot, sondern offenbar wohler als all die Tage vorher. Sie hätte köstlich geschlafen, sagte sie lächelnd, und wenn sie nicht bald eine Tasse Milch und zwei — nein drei Zwiebäcke bekäme, so würde sie auf¬ stehn und sich ihr Frühstück selbst holen. Marigny traute anfangs seinen Augen und seinen Ohren nicht, dann geriet er vor Freude nußer sich. Mit dem Ankleiden gings ihm nicht schnell genug; immer fand sichs, daß er das Stück, das er gerade brauchte, verlegt hatte. Er, der sich sonst vor keinem menschlichen Auge ungepudert sehen ließ, der lieber ohne Kopf als ohne Haarbeutel seine Wohnung verlassen hätte, eilte heute unfrisiert weg, um für Marguerite das Gewünschte zu beschaffen. Auf dem Vorsaal wäre er bei¬ nahe über Madame Haßlacher gestolpert. Die gute Frau hatte allem Anschein nach auf eine Begegnung mit ihm gewartet. Sie sah aus wie jemand, der eine Nacht statt im Bett auf der Folterbank verbracht hat. Lebt sie? fragte sie hastig. Sie lebt! antwortete der Marquis, dem das Verstörte in Haltung, Mienen und Stimme seiner Hauswirtin nicht entgangen war. Gott sei gelobt und gepriesen! rief die Wittib, und nicht viel hätte gefehlt, so wäre der französische Edelmann an ein deutsches Herz gedrückt worden. Nun kann ichs ja gesteh«, fuhr die Alte fort; ich habe das Fräulein gestern Abend Wasser trinken lassen. Aus Mitleid, wahrhaftig nur aus Puren Mitleid — ich glaubte, ich könnte dem armen, armen Fräulein zu einem schnellen, schmerzlosen Tode verhelfen. Ach Herr Marquis, wenn Sie wüßten, was ich die Nacht habe nusstehu müssen! Und wenn ich tausend Jahre alt werden sollt — ich morde nie wieder! Die Angst und die Gewissensbisse! Wasser trinken lassen? sagte Marigny, bemüht, seinem Antlitz einen ernsten und strengen Ausdruck zu geben, Wasser trinken lassen — gegen den Willen des Arztes? Und als die Wittib in Tränen auszubrechen drohte, setzte er milder hinzu: Wasser heißt gar nichts, aber ich — ich habe ihr zwei Taubenbrüste zu essen ge¬ geben, weil es ja doch mit ihr zu Ende ging. Sehen Sie, und mir scheint, gerade diese beiden Tcinbeubrüste haben ihr wieder aufgeholfen. Wenns nicht das Wasser war, das ich ihr gegeben habe, entgegnete Madame Haßlacher, die jetzt, da sie einen Mitschuldigen vor sich sah, wieder Mut bekam und die glückliche Wendung der Dinge für sich selbst ausbeuten wollte. Und beinahe wäre zwischen den beiden vor Freude halb närrisch gewordnen Menschen ein ernstlicher Streit darüber entbrannt, welcher von ihnen dnrch seine leichtsinnige Handlungsweise einen so günstigen Einfluß auf deu Zustand des Mädchens ausgeübt habe. Aber das Erscheinen des alten Doktors machte dem Zwist ein Ende. Man empfing ihn mit einiger Zurückhaltung, da weder Marigny noch die Wittib sich den Mut zutraute, ein offnes Bekenntnis abzulegen. Der kur¬ fürstliche Leibmedtkus stand nicht umsonst in dem Rufe, mit seiner Grobheit allein schon die gefährlichsten Krankheiten bannen zu können. Wie stehts? Alles aus? fragte er den Vater. Weit besser als je, entgegnete dieser. Was — besser? Das fehlte noch gerade! Also eine neue Komplikation! Wollen Sie meine Tochter sehen? Natürlich! Schöne Bescherung — „besser"! Ich fürchte, die Patientin hat trotz ihres znrteu Aussehens eine zu gesunde Konstitution.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/684>, abgerufen am 05.07.2024.