Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.Feuer! In ihm steckte doch mehr, als ich geglaubt hatte. Furcht kannte er nicht. Ich wollte für den Fall, daß wir fortfahren, uns freundschaftlich zu unter¬ Ich erwiderte nichts. Ich war noch immer nicht imstande, ruhig zu sprechen. Wissen Sie, Alexander Andrejewitsch, sagte Guido von neuem, Sie müssen sich Peter Arkadijewitsch, brachte ich mit Anstrengung hervor, es ist nicht einerlei, Hören Sie, Alexander Andrejewitsch, fragte er, indem er die Brauen in die Marja Jwnnowna Ssawinski, wenn es beliebt, warf ich drohend ein. Also Marja Jwanowna! Wie kommen Sie darauf, Marja Jwanowna mit Sie haben kein Recht zu dieser Frage. So? Habe ich nicht? Aber Sie haben das Recht zu fragen, ob ich ihr Peter Arkadijewitsch, Sie kommen wieder auf das Thema zurück! Jetzt tragt aber die Heiligen hinaus! rief er zornig. Haben Sie denn nicht Gewiß, in Guido steckte viel mehr, als ich je geahnt hatte. Was für einen Ich kann es nicht leugnen, sagte ich aufrichtig, ich möchte gern wissen, was Da nimm meinen Finger, aber rühre ihn nicht an! sagte Guido mit höhnischem Ach, lassen Sie die Dummheiten, sagte ich beschämt und schob den Beschwerer So! Sie hoffen, für sich bürgen zu können! sagte Guido und lächelte. Gut, Feuer! In ihm steckte doch mehr, als ich geglaubt hatte. Furcht kannte er nicht. Ich wollte für den Fall, daß wir fortfahren, uns freundschaftlich zu unter¬ Ich erwiderte nichts. Ich war noch immer nicht imstande, ruhig zu sprechen. Wissen Sie, Alexander Andrejewitsch, sagte Guido von neuem, Sie müssen sich Peter Arkadijewitsch, brachte ich mit Anstrengung hervor, es ist nicht einerlei, Hören Sie, Alexander Andrejewitsch, fragte er, indem er die Brauen in die Marja Jwnnowna Ssawinski, wenn es beliebt, warf ich drohend ein. Also Marja Jwanowna! Wie kommen Sie darauf, Marja Jwanowna mit Sie haben kein Recht zu dieser Frage. So? Habe ich nicht? Aber Sie haben das Recht zu fragen, ob ich ihr Peter Arkadijewitsch, Sie kommen wieder auf das Thema zurück! Jetzt tragt aber die Heiligen hinaus! rief er zornig. Haben Sie denn nicht Gewiß, in Guido steckte viel mehr, als ich je geahnt hatte. Was für einen Ich kann es nicht leugnen, sagte ich aufrichtig, ich möchte gern wissen, was Da nimm meinen Finger, aber rühre ihn nicht an! sagte Guido mit höhnischem Ach, lassen Sie die Dummheiten, sagte ich beschämt und schob den Beschwerer So! Sie hoffen, für sich bürgen zu können! sagte Guido und lächelte. Gut, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0056" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/240438"/> <fw type="header" place="top"> Feuer!</fw><lb/> <p xml:id="ID_335"> In ihm steckte doch mehr, als ich geglaubt hatte. Furcht kannte er nicht.<lb/> Wenige hätten sich einem solchen Wutausbruche gegenüber, der noch dazu von einem<lb/> so gewichtigen Mordstück unterstützt war, wie es ein schimmerte ist, so kaltblütig<lb/> benommen. Nicht mit der Wimper hatte er gezuckt.</p><lb/> <p xml:id="ID_336"> Ich wollte für den Fall, daß wir fortfahren, uns freundschaftlich zu unter¬<lb/> halten, begann Guido nach einer Pause und verzog spöttisch die Lippen, den Revolver<lb/> neben mich auf den Tisch legen. Aber der Esel, der Iwan bringt ihn nicht, und<lb/> ich bin zu faul, ihn zu holen. Da weiß ich denn nicht, ob wir unser Gespräch<lb/> fortsetzen sollen oder nicht.</p><lb/> <p xml:id="ID_337"> Ich erwiderte nichts. Ich war noch immer nicht imstande, ruhig zu sprechen.</p><lb/> <p xml:id="ID_338"> Wissen Sie, Alexander Andrejewitsch, sagte Guido von neuem, Sie müssen sich<lb/> gewöhnen, mehr an sich zu halten. So ist die Sache zu ungemütlich. Man spricht<lb/> von diesem, von jenem — Gottl wovon spricht man nicht, wenn man mit einem<lb/> Kollegen zusammensitzt und gerade nichts Besseres zu tun hat! Und nun gleich<lb/> Schädel zerschmettern! Ich danke verbindlichst.</p><lb/> <p xml:id="ID_339"> Peter Arkadijewitsch, brachte ich mit Anstrengung hervor, es ist nicht einerlei,<lb/> wie man spricht. Es gibt für alles gewisse Schranken.</p><lb/> <p xml:id="ID_340"> Hören Sie, Alexander Andrejewitsch, fragte er, indem er die Brauen in die<lb/> Höhe zog, mit welchem Rechte denken Sie sich befugt, sich zum Verteidiger der —<lb/> Mahada Ssawinski auszuwerfen?</p><lb/> <p xml:id="ID_341"> Marja Jwnnowna Ssawinski, wenn es beliebt, warf ich drohend ein.</p><lb/> <p xml:id="ID_342"> Also Marja Jwanowna! Wie kommen Sie darauf, Marja Jwanowna mit<lb/> Eisenbahnschienen zu verteidigen? Sind Sie mit ihr verlobt? Sind Sie ihr<lb/> Bräutigam?</p><lb/> <p xml:id="ID_343"> Sie haben kein Recht zu dieser Frage.</p><lb/> <p xml:id="ID_344"> So? Habe ich nicht? Aber Sie haben das Recht zu fragen, ob ich ihr<lb/> einen Heiratsantrag gemacht habe? Jüngling, Jüngling! möchte ich sagen wie<lb/> der Brandmeister zu Prvrwin. Nehmen Sie sich in acht, Jüngling, die Liebe macht<lb/> Sie blind. Und Blindheit ist eine unvorteilhafte Eigenschaft. Wenn man blind ist,<lb/> liebt man leicht etwas, was nicht verdient, geliebt zu werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_345"> Peter Arkadijewitsch, Sie kommen wieder auf das Thema zurück!</p><lb/> <p xml:id="ID_346"> Jetzt tragt aber die Heiligen hinaus! rief er zornig. Haben Sie denn nicht<lb/> angefangen, von Marja Jwnnowna zu sprechen? Haben Sie nicht zuerst gefragt?<lb/> Sie haben doch die ganze Unterhaltung nur deshalb begonnen, um zu erfahren,<lb/> wie ich zu ihr gestanden habe. Glauben Sie wirklich, ich sei so dumm, das nicht<lb/> zu begreifen?</p><lb/> <p xml:id="ID_347"> Gewiß, in Guido steckte viel mehr, als ich je geahnt hatte. 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Feuer!
In ihm steckte doch mehr, als ich geglaubt hatte. Furcht kannte er nicht.
Wenige hätten sich einem solchen Wutausbruche gegenüber, der noch dazu von einem
so gewichtigen Mordstück unterstützt war, wie es ein schimmerte ist, so kaltblütig
benommen. Nicht mit der Wimper hatte er gezuckt.
Ich wollte für den Fall, daß wir fortfahren, uns freundschaftlich zu unter¬
halten, begann Guido nach einer Pause und verzog spöttisch die Lippen, den Revolver
neben mich auf den Tisch legen. Aber der Esel, der Iwan bringt ihn nicht, und
ich bin zu faul, ihn zu holen. Da weiß ich denn nicht, ob wir unser Gespräch
fortsetzen sollen oder nicht.
Ich erwiderte nichts. Ich war noch immer nicht imstande, ruhig zu sprechen.
Wissen Sie, Alexander Andrejewitsch, sagte Guido von neuem, Sie müssen sich
gewöhnen, mehr an sich zu halten. So ist die Sache zu ungemütlich. Man spricht
von diesem, von jenem — Gottl wovon spricht man nicht, wenn man mit einem
Kollegen zusammensitzt und gerade nichts Besseres zu tun hat! Und nun gleich
Schädel zerschmettern! Ich danke verbindlichst.
Peter Arkadijewitsch, brachte ich mit Anstrengung hervor, es ist nicht einerlei,
wie man spricht. Es gibt für alles gewisse Schranken.
Hören Sie, Alexander Andrejewitsch, fragte er, indem er die Brauen in die
Höhe zog, mit welchem Rechte denken Sie sich befugt, sich zum Verteidiger der —
Mahada Ssawinski auszuwerfen?
Marja Jwnnowna Ssawinski, wenn es beliebt, warf ich drohend ein.
Also Marja Jwanowna! Wie kommen Sie darauf, Marja Jwanowna mit
Eisenbahnschienen zu verteidigen? Sind Sie mit ihr verlobt? Sind Sie ihr
Bräutigam?
Sie haben kein Recht zu dieser Frage.
So? Habe ich nicht? Aber Sie haben das Recht zu fragen, ob ich ihr
einen Heiratsantrag gemacht habe? Jüngling, Jüngling! möchte ich sagen wie
der Brandmeister zu Prvrwin. Nehmen Sie sich in acht, Jüngling, die Liebe macht
Sie blind. Und Blindheit ist eine unvorteilhafte Eigenschaft. Wenn man blind ist,
liebt man leicht etwas, was nicht verdient, geliebt zu werden.
Peter Arkadijewitsch, Sie kommen wieder auf das Thema zurück!
Jetzt tragt aber die Heiligen hinaus! rief er zornig. Haben Sie denn nicht
angefangen, von Marja Jwnnowna zu sprechen? Haben Sie nicht zuerst gefragt?
Sie haben doch die ganze Unterhaltung nur deshalb begonnen, um zu erfahren,
wie ich zu ihr gestanden habe. Glauben Sie wirklich, ich sei so dumm, das nicht
zu begreifen?
Gewiß, in Guido steckte viel mehr, als ich je geahnt hatte. Was für einen
tüchtigen Polizeibccnnten hätte dieser langbeinige, schlottrige Geselle mit seiner Un-
erschrockenheit und seinem schnellen Fassungsvermögen abgeben können, wenn er ge¬
wollt hätte!
Ich kann es nicht leugnen, sagte ich aufrichtig, ich möchte gern wissen, was
zwischen Ihnen und Marja Jwanowna vorgefallen ist, jedoch nicht anders als
unter Wahrung des Anstands.
Da nimm meinen Finger, aber rühre ihn nicht an! sagte Guido mit höhnischem
Lächeln. Gut, ich will Ihnen erzählen. Aber denken Sie nur nicht, daß ich Sie
warnen will. So menschenfreundliche Gefühle erwecken Sie nicht in mir. Im
Gegenteil, ich werde mich freuen, wenn Sie sich gründlich verbrennen. Ich will
Ihnen die Wahrheit mitteilen, damit Sie den Sachverhalt kennen, falls man
Ihnen von andrer Seite etwas aufbürden will. Tragen Sie aber erst das
Schienenstück auf den Schreibertisch. So lange das Ding neben Ihnen liegt, rede
ich keine Silbe.
Ach, lassen Sie die Dummheiten, sagte ich beschämt und schob den Beschwerer
weiter weg.
So! Sie hoffen, für sich bürgen zu können! sagte Guido und lächelte. Gut,
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