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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

eines Ausländers" beschwerte, erwiderte ihm Bismarck, er würde sich nie bedacht
haben, den Beistand eines Ausländers da zu acceptieren, zu erbitten, wo er glaube,
daß er für unsre deutschen Interessen nützlich sei. "Das ist ja gerade das Wesen
der Diplomatie, an deren Spitze ich bei uns stehe, daß mau sich Freunde im Aus¬
land verschafft . . . Wenn dieser Ausländer unser Freund ist, so ist seine Unter¬
stützung mir jedenfalls willkommen, und ich würde glauben, die Interessen meines
Landes aus rein nationalem Hochmut ... zu schädigen, wenn ich die Unterstützung
eines ehrlichen und mächtigen Herrn, wie es der Papst ist, deshalb ablehnte, weil
er eben in Rom wohnt." Die Gesetze zur Beilegung des Kulturkampfes wurden
vor ihrer parlamentarischen Verhandlung bis ius einzelne mit der Kurie durch¬
gesprochen. "Ich habe, so begründete Fürst Bismarck sein Verfahren, diesem Wege
den Borzug gegeben, weil ich den Eindruck habe, daß ich bei dem Papste Leo dem
Dreizehnter mehr Wohlwollen und mehr Interesse für die Befestigung des Deutsche"
Reichs und für das Wohlergehn des preußischen Staats finden würde, als ich zu¬
zeiten in der Majorität des deutschen Reichstags gefunden habe." Fügen wir
uoch hinzu, daß Fürst Bismarck in der Karolinenfrnge den Schiedsspruch des
Papstes angerufen hat, so haben wir eine Reihe von Tatsachen beieinander, die
für den Hartköpfigen laut genug sprechen. Sie lehren mit eindringlicher Deut¬
lichkeit, daß Bismarck sein Verhältnis zur Kurie gar nicht eng genug gestalten zu
können meinte und es Politisch mit einer durch konfessionelle Beklemmungen nicht
beeinträchtigten Seelenruhe nutzbar machte.

Nun wird Leo der Dreizehnte von unsern protestantischen Stürmern mit
Namen bedacht, die der Gründlichkeit ihres Hasses alle Ehre machen. Wie aber
sprach Bismarck von der Persönlichkeit dieses Papstes? Nur ein Paar Äußerungen:
er erwartet "von der Weisheit und Friedensliebe Leos des Dreizehnter mehr Erfolg
für den innern Frieden Deutschlands, wie von den Verhandlungen im Reichstage."
"Ich habe Vertrauen zu dem jetzt regierenden Papste." "Der Papst ist eben ein
weiser, gemäßigter, friedliebender Herr." Deutschland und Spanien haben sich "an
die Weisheit und Friedensliebe Seiner Heiligkeit des Papstes gewandt, und der
vertragen und auseinandergesetzt." Das mag genügen. Wenn Fürst
-bismarck in so hohen Tönen den Papst lobte, so brauchen die Splitterrichter von
heute wirklich nicht über eine herzliche Äußerung unsers Kaisers die Fassung zu
verlieren. Ihnen gilt, was Bismarck einmal dein Abgeordneten Richter erwiderte:
"^'r hat mir vorgeworfen, daß ich dem Papste schmeichle. Er scheint gewünscht
Und erwartet zu haben, daß ich den Papst meinerseits brüskierte, ärgerte, krankte
^>d mit einer gewissen kultnrkämpferischen Grobheit dem Haupte der katholischen
Kirche gegenüberträte. Nun, daß er sich darüber wundert, daß ich mit einem
fremden Souverän, mit dem wir in Freundschaft leben wollen, mit dem wir Freund¬
schaft anstreben, in höflichen Ausdrücken spreche, das überrascht mich." Den Schluß
der Rede, und was folgt, mögen die Interessenten für sich in der Stille lesen; das
Wird nicht ohne Gewinn für sie sein, schon mit Rücksicht ans den Ton, den ihnen
ä^en den Grafen Bülow anzuschlagen beliebt hat.

Beseitigung augenblicklicher Verlegenheiten durch Zugeständnisse an Rom, fort¬
fahrende Nachgiebigkeit gegen den Romnnismns, und wie die Litanei weiter geht,
^nie diese Sprüchlein erhalten keine innere Wahrheit dadurch, daß mau sich an das
"Prinzip hält: Du mußt es dreimal sagen. Man mag doch endlich mit den be¬
weisenden Tntsachen herausrücken! Welche Zugeständnisse an Rom hat Graf Bülow
gemacht? Wir möchten wirklich einmal darauf eine phrasenlosc Autwort haben.
"6 ewige Herumzerren an dem Paragraphen 2 des Jesnitengesetzes genügt nicht
'ehr; hat doch in diesen Tagen wieder der Führer der nationalliberalen Partei,
0err Bassermann, erklärt, daß er eine Revision seines Standpunkts -- für die
Aushebung des Paragraphen ^ -- ablehne, dieses Standpunkts, den die Mehr-
Mt verschiedner Reichstage, die Führer aller großen Parteien, Männer von der
^^estantischen Gesinnung eines Bennigsen eingenommen haben. Also heraus
Mit den fortwährenden Zugeständnissen des Grafen Bülow!


Maßgebliches und Unmaßgebliches

eines Ausländers" beschwerte, erwiderte ihm Bismarck, er würde sich nie bedacht
haben, den Beistand eines Ausländers da zu acceptieren, zu erbitten, wo er glaube,
daß er für unsre deutschen Interessen nützlich sei. „Das ist ja gerade das Wesen
der Diplomatie, an deren Spitze ich bei uns stehe, daß mau sich Freunde im Aus¬
land verschafft . . . Wenn dieser Ausländer unser Freund ist, so ist seine Unter¬
stützung mir jedenfalls willkommen, und ich würde glauben, die Interessen meines
Landes aus rein nationalem Hochmut ... zu schädigen, wenn ich die Unterstützung
eines ehrlichen und mächtigen Herrn, wie es der Papst ist, deshalb ablehnte, weil
er eben in Rom wohnt." Die Gesetze zur Beilegung des Kulturkampfes wurden
vor ihrer parlamentarischen Verhandlung bis ius einzelne mit der Kurie durch¬
gesprochen. „Ich habe, so begründete Fürst Bismarck sein Verfahren, diesem Wege
den Borzug gegeben, weil ich den Eindruck habe, daß ich bei dem Papste Leo dem
Dreizehnter mehr Wohlwollen und mehr Interesse für die Befestigung des Deutsche»
Reichs und für das Wohlergehn des preußischen Staats finden würde, als ich zu¬
zeiten in der Majorität des deutschen Reichstags gefunden habe." Fügen wir
uoch hinzu, daß Fürst Bismarck in der Karolinenfrnge den Schiedsspruch des
Papstes angerufen hat, so haben wir eine Reihe von Tatsachen beieinander, die
für den Hartköpfigen laut genug sprechen. Sie lehren mit eindringlicher Deut¬
lichkeit, daß Bismarck sein Verhältnis zur Kurie gar nicht eng genug gestalten zu
können meinte und es Politisch mit einer durch konfessionelle Beklemmungen nicht
beeinträchtigten Seelenruhe nutzbar machte.

Nun wird Leo der Dreizehnte von unsern protestantischen Stürmern mit
Namen bedacht, die der Gründlichkeit ihres Hasses alle Ehre machen. Wie aber
sprach Bismarck von der Persönlichkeit dieses Papstes? Nur ein Paar Äußerungen:
er erwartet „von der Weisheit und Friedensliebe Leos des Dreizehnter mehr Erfolg
für den innern Frieden Deutschlands, wie von den Verhandlungen im Reichstage."
"Ich habe Vertrauen zu dem jetzt regierenden Papste." „Der Papst ist eben ein
weiser, gemäßigter, friedliebender Herr." Deutschland und Spanien haben sich „an
die Weisheit und Friedensliebe Seiner Heiligkeit des Papstes gewandt, und der
vertragen und auseinandergesetzt." Das mag genügen. Wenn Fürst
-bismarck in so hohen Tönen den Papst lobte, so brauchen die Splitterrichter von
heute wirklich nicht über eine herzliche Äußerung unsers Kaisers die Fassung zu
verlieren. Ihnen gilt, was Bismarck einmal dein Abgeordneten Richter erwiderte:
"^'r hat mir vorgeworfen, daß ich dem Papste schmeichle. Er scheint gewünscht
Und erwartet zu haben, daß ich den Papst meinerseits brüskierte, ärgerte, krankte
^>d mit einer gewissen kultnrkämpferischen Grobheit dem Haupte der katholischen
Kirche gegenüberträte. Nun, daß er sich darüber wundert, daß ich mit einem
fremden Souverän, mit dem wir in Freundschaft leben wollen, mit dem wir Freund¬
schaft anstreben, in höflichen Ausdrücken spreche, das überrascht mich." Den Schluß
der Rede, und was folgt, mögen die Interessenten für sich in der Stille lesen; das
Wird nicht ohne Gewinn für sie sein, schon mit Rücksicht ans den Ton, den ihnen
ä^en den Grafen Bülow anzuschlagen beliebt hat.

Beseitigung augenblicklicher Verlegenheiten durch Zugeständnisse an Rom, fort¬
fahrende Nachgiebigkeit gegen den Romnnismns, und wie die Litanei weiter geht,
^nie diese Sprüchlein erhalten keine innere Wahrheit dadurch, daß mau sich an das
"Prinzip hält: Du mußt es dreimal sagen. Man mag doch endlich mit den be¬
weisenden Tntsachen herausrücken! Welche Zugeständnisse an Rom hat Graf Bülow
gemacht? Wir möchten wirklich einmal darauf eine phrasenlosc Autwort haben.
"6 ewige Herumzerren an dem Paragraphen 2 des Jesnitengesetzes genügt nicht
'ehr; hat doch in diesen Tagen wieder der Führer der nationalliberalen Partei,
0err Bassermann, erklärt, daß er eine Revision seines Standpunkts — für die
Aushebung des Paragraphen ^ — ablehne, dieses Standpunkts, den die Mehr-
Mt verschiedner Reichstage, die Führer aller großen Parteien, Männer von der
^^estantischen Gesinnung eines Bennigsen eingenommen haben. Also heraus
Mit den fortwährenden Zugeständnissen des Grafen Bülow!


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[0559] Maßgebliches und Unmaßgebliches eines Ausländers" beschwerte, erwiderte ihm Bismarck, er würde sich nie bedacht haben, den Beistand eines Ausländers da zu acceptieren, zu erbitten, wo er glaube, daß er für unsre deutschen Interessen nützlich sei. „Das ist ja gerade das Wesen der Diplomatie, an deren Spitze ich bei uns stehe, daß mau sich Freunde im Aus¬ land verschafft . . . Wenn dieser Ausländer unser Freund ist, so ist seine Unter¬ stützung mir jedenfalls willkommen, und ich würde glauben, die Interessen meines Landes aus rein nationalem Hochmut ... zu schädigen, wenn ich die Unterstützung eines ehrlichen und mächtigen Herrn, wie es der Papst ist, deshalb ablehnte, weil er eben in Rom wohnt." Die Gesetze zur Beilegung des Kulturkampfes wurden vor ihrer parlamentarischen Verhandlung bis ius einzelne mit der Kurie durch¬ gesprochen. „Ich habe, so begründete Fürst Bismarck sein Verfahren, diesem Wege den Borzug gegeben, weil ich den Eindruck habe, daß ich bei dem Papste Leo dem Dreizehnter mehr Wohlwollen und mehr Interesse für die Befestigung des Deutsche» Reichs und für das Wohlergehn des preußischen Staats finden würde, als ich zu¬ zeiten in der Majorität des deutschen Reichstags gefunden habe." Fügen wir uoch hinzu, daß Fürst Bismarck in der Karolinenfrnge den Schiedsspruch des Papstes angerufen hat, so haben wir eine Reihe von Tatsachen beieinander, die für den Hartköpfigen laut genug sprechen. Sie lehren mit eindringlicher Deut¬ lichkeit, daß Bismarck sein Verhältnis zur Kurie gar nicht eng genug gestalten zu können meinte und es Politisch mit einer durch konfessionelle Beklemmungen nicht beeinträchtigten Seelenruhe nutzbar machte. Nun wird Leo der Dreizehnte von unsern protestantischen Stürmern mit Namen bedacht, die der Gründlichkeit ihres Hasses alle Ehre machen. Wie aber sprach Bismarck von der Persönlichkeit dieses Papstes? Nur ein Paar Äußerungen: er erwartet „von der Weisheit und Friedensliebe Leos des Dreizehnter mehr Erfolg für den innern Frieden Deutschlands, wie von den Verhandlungen im Reichstage." "Ich habe Vertrauen zu dem jetzt regierenden Papste." „Der Papst ist eben ein weiser, gemäßigter, friedliebender Herr." Deutschland und Spanien haben sich „an die Weisheit und Friedensliebe Seiner Heiligkeit des Papstes gewandt, und der vertragen und auseinandergesetzt." Das mag genügen. Wenn Fürst -bismarck in so hohen Tönen den Papst lobte, so brauchen die Splitterrichter von heute wirklich nicht über eine herzliche Äußerung unsers Kaisers die Fassung zu verlieren. Ihnen gilt, was Bismarck einmal dein Abgeordneten Richter erwiderte: "^'r hat mir vorgeworfen, daß ich dem Papste schmeichle. Er scheint gewünscht Und erwartet zu haben, daß ich den Papst meinerseits brüskierte, ärgerte, krankte ^>d mit einer gewissen kultnrkämpferischen Grobheit dem Haupte der katholischen Kirche gegenüberträte. Nun, daß er sich darüber wundert, daß ich mit einem fremden Souverän, mit dem wir in Freundschaft leben wollen, mit dem wir Freund¬ schaft anstreben, in höflichen Ausdrücken spreche, das überrascht mich." Den Schluß der Rede, und was folgt, mögen die Interessenten für sich in der Stille lesen; das Wird nicht ohne Gewinn für sie sein, schon mit Rücksicht ans den Ton, den ihnen ä^en den Grafen Bülow anzuschlagen beliebt hat. Beseitigung augenblicklicher Verlegenheiten durch Zugeständnisse an Rom, fort¬ fahrende Nachgiebigkeit gegen den Romnnismns, und wie die Litanei weiter geht, ^nie diese Sprüchlein erhalten keine innere Wahrheit dadurch, daß mau sich an das "Prinzip hält: Du mußt es dreimal sagen. Man mag doch endlich mit den be¬ weisenden Tntsachen herausrücken! Welche Zugeständnisse an Rom hat Graf Bülow gemacht? Wir möchten wirklich einmal darauf eine phrasenlosc Autwort haben. "6 ewige Herumzerren an dem Paragraphen 2 des Jesnitengesetzes genügt nicht 'ehr; hat doch in diesen Tagen wieder der Führer der nationalliberalen Partei, 0err Bassermann, erklärt, daß er eine Revision seines Standpunkts — für die Aushebung des Paragraphen ^ — ablehne, dieses Standpunkts, den die Mehr- Mt verschiedner Reichstage, die Führer aller großen Parteien, Männer von der ^^estantischen Gesinnung eines Bennigsen eingenommen haben. Also heraus Mit den fortwährenden Zugeständnissen des Grafen Bülow!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/559>, abgerufen am 23.07.2024.