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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Leipziger Dramaturgie

ganze Szene zwischen Kent und Davison iveg und läßt den Akt willkürlich mit
einer rein äußerlichen Schaustellung beginnen, von der Sorte, die man als Tableau
zu bezeichnen pflegt. Elisabeth sitzt zur Rechten des Beschauers auf dem Thron,
und die Grafen Anbespine und Bellievrc, mit Fanfaren begrüßt und von jungen
Damen in Pagenkostüm geführt, finden sich zur Abschicdsaudieuz ein. Warum man
diese Änderung vorgenommen hat, ist unklar: sie bringt mehrere für das Gesamt¬
bild sehr bezeichnende Züge in Wegfall, und "das Arrangement des Tableaus" ist
so mangelhaft und unglücklich, wie nur irgend möglich. Daß die seinerzeit ge¬
schickt entworfne, einen Saal im Palast von Westminster darstellende Dekoration
in ihrem obern Teil stark verkrümpelt ist, nimmt man in den Kauf, aber daß der
Aufbau des Throns ganz ungeschlachte Verhältnisse angenommen hat, und daß
dessen Stufen durch ihre unverhnltnismäßige Hohe und Ausdehnung die Wirkung
der Szene und die freie Bewegung der Darstellenden auch während der spätern
Auftritte stark beeinträchtigen, hätte der Regisseur leicht selbst finden können, wenn
er sich das Bild mit kritischem Blick vom Zuschauerraum ans angesehen hätte. Wenn
man, wie es der Plan des Dichters war, die Königin, von Leicester geführt, von
den französischen und den englischen Kavalieren gefolgt, vom Nitterspiel zurückkehren
läßt, so ist nichts weiter nötig als zur Linken des Beschauers, also auf der rechten
Seite der Bühne -- wenn kein zwingender Grund vorliegt, wählt man hierzu
ungern die linke -- ein vergoldeter Armsessel auf einem nicht umfänglichen, nur
um zehn Zentimeter über dem Fußboden erhöhten, mit rotem Tuch bedeckten so¬
genannten denne-ps-s, über dem der übliche Himmel angebracht wird, und unter dem,
wenn man die Sache sehr schön machen will, noch ein größeres Stück roten Tnchs
ausgebreitet werde" kann. Der Hof folgt der Königin in mehr oder minder langem
Zuge und stellt sich ihr gegenüber hinter den französischen Abgesandten auf. Leicester,
der die Königin geführt hat, Burleigh und Shrewsbury bleiben neben ihr stehn,
und wenn die Franzosen weg sind, ergibt sich die Placierung für den Stantsrat
gleichsam von selbst. Die Königin, die stehn geblieben ist, um die Frnuzoseu zu
verabschieden, setzt sich, und die drei Mitglieder des Geheimen Rath stellen sich um sie
herum. Wenn die Regie wünscht, daß für sie "Taburets gesetzt" werden, so können
das die jungen Damen im Pagenkostüm tun; es ist zwar an sich unbedenklich, aber
den Lords ist die Benutzung dieser Sitzgelegenheiten nicht anzuraten, denn sitzend
mit dem Souverän zu sprechen war bekanntlich uicht Sitte, und wenn, wie dies in
Leipzig geschieht, die drei Herren einer nach dem andern vor der Abgabe ihres Gnt-
achteus nufstehu, so macht sich das nicht besonders gut. Daß Elisabeth vom im
Rate sitzen spricht, während sie allein sitzt und die Lords stehn, hat nichts auf sich. Im
Rate sitzen ist ein hergebrachter Ausdruck, der nur soviel heißt wie zur Beratung ver¬
sammelt sein. Die Königin sitzt, das genügt ihr, und sie bedient sich, ohne darauf Wert
zu legen, der bekannten rhetorischen Figur, die man als piirs xiu t"to bezeichnet.

Man sieht, daß sich der Vorgang auf diese Weise von selbst entwickelt und
in allen seinen Einzelheiten ein gefälliges, zwangloses, dem Hvfzcremouiell ent¬
sprechendes Bild gibt. Wie ganz anders gestalten sich die Sachen, wenn man sich,
abgesehen von der Verballhornung der Idee, das Leipziger Tciblean und dessen
Folgen vergegenwärtigt. Der Ban des Thronpodinms und seiner Stufen ist s"
unverhältnismäßig umfangreich, daß er die eine Hälfte der vorder" Bühne blockiert;
der Wink, deu Schiller dem Zuschauer gibt, und der darin besteht, daß Lei-
cester die Königin führt, was unter normalen Verhältnissen dem Untertan nicht
zukommt, sobald ein fremder Botschafter anwesend ist, geht verloren, ebenso das auf
den Weihranchhunger der Königin geworfne Streiflicht, da sie mit den schönen
Ph G^,, Ich beklage diese edeln Herrn,
Die ihr galanter Eifer über Meer
Hierher geführt, das; sie die Herrlichkeit
Des HofS von Se. Germain bei mir vermissen.
Ich kann so prächtge Göttcrfeste nicht
Erfinde" als die königliche Mutter
Von Frankreich usw.
rasen:


Leipziger Dramaturgie

ganze Szene zwischen Kent und Davison iveg und läßt den Akt willkürlich mit
einer rein äußerlichen Schaustellung beginnen, von der Sorte, die man als Tableau
zu bezeichnen pflegt. Elisabeth sitzt zur Rechten des Beschauers auf dem Thron,
und die Grafen Anbespine und Bellievrc, mit Fanfaren begrüßt und von jungen
Damen in Pagenkostüm geführt, finden sich zur Abschicdsaudieuz ein. Warum man
diese Änderung vorgenommen hat, ist unklar: sie bringt mehrere für das Gesamt¬
bild sehr bezeichnende Züge in Wegfall, und „das Arrangement des Tableaus" ist
so mangelhaft und unglücklich, wie nur irgend möglich. Daß die seinerzeit ge¬
schickt entworfne, einen Saal im Palast von Westminster darstellende Dekoration
in ihrem obern Teil stark verkrümpelt ist, nimmt man in den Kauf, aber daß der
Aufbau des Throns ganz ungeschlachte Verhältnisse angenommen hat, und daß
dessen Stufen durch ihre unverhnltnismäßige Hohe und Ausdehnung die Wirkung
der Szene und die freie Bewegung der Darstellenden auch während der spätern
Auftritte stark beeinträchtigen, hätte der Regisseur leicht selbst finden können, wenn
er sich das Bild mit kritischem Blick vom Zuschauerraum ans angesehen hätte. Wenn
man, wie es der Plan des Dichters war, die Königin, von Leicester geführt, von
den französischen und den englischen Kavalieren gefolgt, vom Nitterspiel zurückkehren
läßt, so ist nichts weiter nötig als zur Linken des Beschauers, also auf der rechten
Seite der Bühne — wenn kein zwingender Grund vorliegt, wählt man hierzu
ungern die linke — ein vergoldeter Armsessel auf einem nicht umfänglichen, nur
um zehn Zentimeter über dem Fußboden erhöhten, mit rotem Tuch bedeckten so¬
genannten denne-ps-s, über dem der übliche Himmel angebracht wird, und unter dem,
wenn man die Sache sehr schön machen will, noch ein größeres Stück roten Tnchs
ausgebreitet werde» kann. Der Hof folgt der Königin in mehr oder minder langem
Zuge und stellt sich ihr gegenüber hinter den französischen Abgesandten auf. Leicester,
der die Königin geführt hat, Burleigh und Shrewsbury bleiben neben ihr stehn,
und wenn die Franzosen weg sind, ergibt sich die Placierung für den Stantsrat
gleichsam von selbst. Die Königin, die stehn geblieben ist, um die Frnuzoseu zu
verabschieden, setzt sich, und die drei Mitglieder des Geheimen Rath stellen sich um sie
herum. Wenn die Regie wünscht, daß für sie „Taburets gesetzt" werden, so können
das die jungen Damen im Pagenkostüm tun; es ist zwar an sich unbedenklich, aber
den Lords ist die Benutzung dieser Sitzgelegenheiten nicht anzuraten, denn sitzend
mit dem Souverän zu sprechen war bekanntlich uicht Sitte, und wenn, wie dies in
Leipzig geschieht, die drei Herren einer nach dem andern vor der Abgabe ihres Gnt-
achteus nufstehu, so macht sich das nicht besonders gut. Daß Elisabeth vom im
Rate sitzen spricht, während sie allein sitzt und die Lords stehn, hat nichts auf sich. Im
Rate sitzen ist ein hergebrachter Ausdruck, der nur soviel heißt wie zur Beratung ver¬
sammelt sein. Die Königin sitzt, das genügt ihr, und sie bedient sich, ohne darauf Wert
zu legen, der bekannten rhetorischen Figur, die man als piirs xiu t»to bezeichnet.

Man sieht, daß sich der Vorgang auf diese Weise von selbst entwickelt und
in allen seinen Einzelheiten ein gefälliges, zwangloses, dem Hvfzcremouiell ent¬
sprechendes Bild gibt. Wie ganz anders gestalten sich die Sachen, wenn man sich,
abgesehen von der Verballhornung der Idee, das Leipziger Tciblean und dessen
Folgen vergegenwärtigt. Der Ban des Thronpodinms und seiner Stufen ist s»
unverhältnismäßig umfangreich, daß er die eine Hälfte der vorder» Bühne blockiert;
der Wink, deu Schiller dem Zuschauer gibt, und der darin besteht, daß Lei-
cester die Königin führt, was unter normalen Verhältnissen dem Untertan nicht
zukommt, sobald ein fremder Botschafter anwesend ist, geht verloren, ebenso das auf
den Weihranchhunger der Königin geworfne Streiflicht, da sie mit den schönen
Ph G^,, Ich beklage diese edeln Herrn,
Die ihr galanter Eifer über Meer
Hierher geführt, das; sie die Herrlichkeit
Des HofS von Se. Germain bei mir vermissen.
Ich kann so prächtge Göttcrfeste nicht
Erfinde» als die königliche Mutter
Von Frankreich usw.
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[0542] Leipziger Dramaturgie ganze Szene zwischen Kent und Davison iveg und läßt den Akt willkürlich mit einer rein äußerlichen Schaustellung beginnen, von der Sorte, die man als Tableau zu bezeichnen pflegt. Elisabeth sitzt zur Rechten des Beschauers auf dem Thron, und die Grafen Anbespine und Bellievrc, mit Fanfaren begrüßt und von jungen Damen in Pagenkostüm geführt, finden sich zur Abschicdsaudieuz ein. Warum man diese Änderung vorgenommen hat, ist unklar: sie bringt mehrere für das Gesamt¬ bild sehr bezeichnende Züge in Wegfall, und „das Arrangement des Tableaus" ist so mangelhaft und unglücklich, wie nur irgend möglich. Daß die seinerzeit ge¬ schickt entworfne, einen Saal im Palast von Westminster darstellende Dekoration in ihrem obern Teil stark verkrümpelt ist, nimmt man in den Kauf, aber daß der Aufbau des Throns ganz ungeschlachte Verhältnisse angenommen hat, und daß dessen Stufen durch ihre unverhnltnismäßige Hohe und Ausdehnung die Wirkung der Szene und die freie Bewegung der Darstellenden auch während der spätern Auftritte stark beeinträchtigen, hätte der Regisseur leicht selbst finden können, wenn er sich das Bild mit kritischem Blick vom Zuschauerraum ans angesehen hätte. Wenn man, wie es der Plan des Dichters war, die Königin, von Leicester geführt, von den französischen und den englischen Kavalieren gefolgt, vom Nitterspiel zurückkehren läßt, so ist nichts weiter nötig als zur Linken des Beschauers, also auf der rechten Seite der Bühne — wenn kein zwingender Grund vorliegt, wählt man hierzu ungern die linke — ein vergoldeter Armsessel auf einem nicht umfänglichen, nur um zehn Zentimeter über dem Fußboden erhöhten, mit rotem Tuch bedeckten so¬ genannten denne-ps-s, über dem der übliche Himmel angebracht wird, und unter dem, wenn man die Sache sehr schön machen will, noch ein größeres Stück roten Tnchs ausgebreitet werde» kann. Der Hof folgt der Königin in mehr oder minder langem Zuge und stellt sich ihr gegenüber hinter den französischen Abgesandten auf. Leicester, der die Königin geführt hat, Burleigh und Shrewsbury bleiben neben ihr stehn, und wenn die Franzosen weg sind, ergibt sich die Placierung für den Stantsrat gleichsam von selbst. Die Königin, die stehn geblieben ist, um die Frnuzoseu zu verabschieden, setzt sich, und die drei Mitglieder des Geheimen Rath stellen sich um sie herum. Wenn die Regie wünscht, daß für sie „Taburets gesetzt" werden, so können das die jungen Damen im Pagenkostüm tun; es ist zwar an sich unbedenklich, aber den Lords ist die Benutzung dieser Sitzgelegenheiten nicht anzuraten, denn sitzend mit dem Souverän zu sprechen war bekanntlich uicht Sitte, und wenn, wie dies in Leipzig geschieht, die drei Herren einer nach dem andern vor der Abgabe ihres Gnt- achteus nufstehu, so macht sich das nicht besonders gut. Daß Elisabeth vom im Rate sitzen spricht, während sie allein sitzt und die Lords stehn, hat nichts auf sich. Im Rate sitzen ist ein hergebrachter Ausdruck, der nur soviel heißt wie zur Beratung ver¬ sammelt sein. Die Königin sitzt, das genügt ihr, und sie bedient sich, ohne darauf Wert zu legen, der bekannten rhetorischen Figur, die man als piirs xiu t»to bezeichnet. Man sieht, daß sich der Vorgang auf diese Weise von selbst entwickelt und in allen seinen Einzelheiten ein gefälliges, zwangloses, dem Hvfzcremouiell ent¬ sprechendes Bild gibt. Wie ganz anders gestalten sich die Sachen, wenn man sich, abgesehen von der Verballhornung der Idee, das Leipziger Tciblean und dessen Folgen vergegenwärtigt. Der Ban des Thronpodinms und seiner Stufen ist s» unverhältnismäßig umfangreich, daß er die eine Hälfte der vorder» Bühne blockiert; der Wink, deu Schiller dem Zuschauer gibt, und der darin besteht, daß Lei- cester die Königin führt, was unter normalen Verhältnissen dem Untertan nicht zukommt, sobald ein fremder Botschafter anwesend ist, geht verloren, ebenso das auf den Weihranchhunger der Königin geworfne Streiflicht, da sie mit den schönen Ph G^,, Ich beklage diese edeln Herrn, Die ihr galanter Eifer über Meer Hierher geführt, das; sie die Herrlichkeit Des HofS von Se. Germain bei mir vermissen. Ich kann so prächtge Göttcrfeste nicht Erfinde» als die königliche Mutter Von Frankreich usw. rasen:

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/542>, abgerufen am 24.07.2024.